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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vor- und Nachteile bzw. Perspektiven Allgemeinmedizin



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Hepar
16.06.2013, 19:22
Hallo,

ich überlege momentan, ob ich nach drei Jahren Innerer Medizin in die Allgemeinmedizin wechseln soll. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich vom Krankenhaus, den Diensten (vor allem den Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdiensten) die Nase voll habe. Genauso wie von den Hierarchien, der ewigen Stationsarbeit.. ich habe mir nie vorstellen können, später im Krankenhaus zu bleiben.
Allerdings weiß ich auch nicht so genau, ob die Allgemeinmedizin für mich das Richtige ist. Während meiner Famulatur bei meinem Hausarzt war ich z.T. etwas gelangweilt, da doch viele Patienten entweder mit Rückenschmerzen oder mit einer Erkältung kamen. Schön fand ich dagegen den recht innigen Patientenkontakt - mein Hausarzt hat teilweise ganze Familien betreut und viele Patienten kannte er schon über viele Jahre. Die Atmosphäre in der Praxis war echt toll.

Wie erlebt ihr das? Habt ihr auch viele Patienten mit Rückenschmerzen oder Erkältungen? Oder würdet ihr euren Alltag schon als recht abwechslungsreich betrachten, weil man ja doch ein breites Patientenspektrum hat? Wie erlebt ihr den Patientenkontakt?

Ich frage mich auch, wie man den Wechsel vom KH in die Praxis erlebt, was Diagnostik angeht. Im Krankenhaus kann man ja alle möglichen Laborwerten bestimmen lassen, das Röntgengerät und das Sonogerät stehen parat ebenso wie z.B. LZ-Messungen. Wie ist das in der Praxis? Wie kommt ihr damit zurecht, euch zu überlegen, was ihr an Diagnostik macht?

Ich weiß nicht so genau, ob ich mir dauerhaft vorstellen kann, in einer allg. Praxis zu arbeiten. Wie seht ihr die Chancen, z.B. als Allgemeinmediziner in einem MVZ zu arbeiten? Wie sind dort die Arbeitsbedingungen bzw. Verdienstmöglichkeiten? Und welche Möglichkeiten seht ihr für einen Allgemeinmediziner außerhalb der Praxis? Mir fallen hier spontan z.B. Arbeitsmedizin, Gesundheitsamt, Rentenversicherung oder MdK an - was würdet ihr dazu sagen?

Welche Vor- und Nachteile erlebt ihr sonst noch als WB-Assistent in der Praxis? Gibt es irgendwas, das euch vor eurem Wechsel nicht so bewusst war und das ihr jetzt als Vor- oder Nachteil erlebt?

Danke für Antworten und Meinungen!

Harvey
16.06.2013, 21:35
Wie du es beschreibst, in der Tat ist in der allgemeinmedizinischen Praxis Patientenkontakt und eben dessen Familie immer wieder im Vordergrund. Das ist teils sehr schön, teils auch anstrengend, weil eben die Psychosomatische Komponente so enorm ist und man eben über die Leute viel weiß. Es berreichert sehr, allein durch Gespräche viel zu erreichen, leider ist dafür die Zeit teils rechts knapp - als Arzt in Weiterbildung hat man zum Glück mehr Zeit dazu. Jedenfalls sind oft Rückenschmerzen dann in ihrer Genese rechts spannend. Allerdings kann man dann auch nicht mehr jeden Schnupfen nur Schnupfen sein lassen, weil doch oft mehr dahinter steckt oder eben nur der Wunsch nach einer AU-Bescheinigung.

Immer wieder habe ich Patienten, die Ärzte sind und im Bereich MDK, Gesundheitsämter usw. arbeiten und irgendwie vollkommen komische Ansichten vertreten über Diagnose und Behandlung ihrer eigenen Erkrankungen. Irgendwie fröhlich wirkte bisher noch keiner von denen auf mich - würde selbst diesen Weg nicht gehen.

Man sollte auch nicht in die Allgemeinmedizin gehen - wenn man aus dem Krankenhaus weg will. Du solltest dir schon überlegen, was du gerne machen möchtest.

Was mir am meisten in der Allgemeinmedizinischen Praxis fehlt, sind die Peers. Eben andere Ärzte in Weiterbildung, gibt zwar Netzwerke usw. Aber beispielsweise Gossip und über Oberärzt lästern im Arztzimmer am Nachmittag beim Papierkram gibt es dann nicht mehr, du hast zwar deine Allgemeinarztkollegen - aber jeder in seinem Zimmer. Kann recht einsam sein.

Über Diagnostik macht dir nicht soviele Gedanken - natürlich läuft alles langsamer, Sono-Kiste sollte man schon in der Praxis haben. Labor bekommt man über EDV recht rasch mitgeteilt. Aber man macht auch nicht mehr soviel Diagnostik, weil viele Patienten nicht so schwer krank sind und/oder weil im Krankenhaus viel zu viel unnötige Diagnostik läuft. Daran gewöhnt man sich schnell, man muss nur aufpassen, dass man nicht die schlimmen Sachen verpasst.

Ein weiterer Nachteil der Allgemeinmedizin ist leider, dass es nicht so actionreich wie im Krankenhaus ist, dafür hast du ein unheimlich breites Spektrum - immer wieder was neues. Was mir aber am besten gefällt, du kannst entscheiden, welche Nebenbeinische du dir suchst, also irgendeine Zusatzbezeichnung, die deine Laune und/oder dem Geldbeutel hilft. Sei es nun actionreiches Notarztfahren, Naturheilverfahren, Akupunktur, Palliativmedizin, Psychotherapie. Sonographie, Tauchmedizin, Diabetologie, Sportarzt.

Ach und letzter Nachteil, vielleicht ist es auch nur so in der Praxis in der ich arbeite, aber die Patienten bringen irgendwie weniger Naturalien (Schokolade) mit, als ich gedacht hatte... : )

Hepar
17.06.2013, 08:13
Danke für die Antwort. Bei mir ist es so, dass ich mir einfach auf Dauer keine Tätigkeit im Krankenhaus vorstellen kann, am ehesten wäre für mich noch die Arbeit in einer Praxis oder in einem MVZ etwas. Und warum soll ich dann 5-6 Jahre im Krankenhaus arbeiten und z.B. den FA für Innere machen, wenn ich auch schon eher in eine Praxis kann? Nur die Vor- und Nachteile der Arbeit in einer Praxis müssen natürlich auch abgewogen werden, wobei für mich (zumindest bis jetzt) eigentlich noch die Vorteile überwiegen.. nur falls ich später doch was anderes machen möchte, hoffe ich, dass ich auch mit der Allgemeinmedizin noch genug Möglichkeiten habe.

Mag mir sonst noch jemand was zu seinen ganz persönlichen Vor- und Nachteilen der Allgemeinmedizin erzählen?

DrSkywalker
17.06.2013, 08:46
Ich beschränke mich mal auf die Nachteile:

- wirtschaftliches Risiko
- Kollegen sehen dich als Schmalspurmediziner
- medizinische Höhenflüge sind tatsächlich kaum möglich
- je nach Organisation ist man für jede kleine Zecke auch abends um 10 ansprechbar
- Verdienst tendenziell nach oben eher gedeckelt als bei operativen Kollegen (Ortho, Auge, HNO, da geht was...)
- möglicherweise sehr viel Arbeit, da die Kollegen im Umkreis in den nächsten Jahren ihre Praxis ohne Nachfolger dicht machen
- du bist der Politik unterworfen und musst mit den Rahmenbedinungenn zurecht kommen, die dir vorgegeben werden
- die Krankenkassen wollen dich zum Erfüllungsgehilfen machen, Vorschriften, überbordende Bürokratie, etc....

Narcotica
17.06.2013, 13:46
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, sehe das genau so. Ich habe zuvor ebenfalls in der Klinik gearbeitet, habe immer mal wieder mit der Allgemeinmedizin geliebäugelt, um aus den Krankenhausstrukturen raus zu kommen, habe aber auch immer gezweifelt, ob das wirklich was für mich ist. Ich bin dann doch in die Praxis gegangen, aber die Zweifel haben sich bestätigt, sodass ich jetzt nach einem knappen Jahr wieder in die Klinik wechseln werde.

Ich vermisse ebenfalls die ärztlichen Kollegen, meine Chefs sehe ich mal zwischendurch auf dem Gang in's nächste Patientenzimmer. Nicht zu unterschätzen: Du bist permanent im Patientengespräch, das heißt alle 10 Min. musst Du Dich auf einen komplett neuen Sachverhalt, eine neue Persönlichkeit einstellen, dann auch gleich eine Einschätzung, bzw. Beurteilung abgeben und Deine Gedanken, bzw. die nachfolgende Therapie auch für Laien verständlich erklären und darlegen (das kann im Winter bei vier Schnupfen-Patienten in der Stunde ganz schön nerven und ist sehr ermüdend), ich hätte vorher auch nie gedacht, dass ich mal im Arztzimmer sitzen und Briefschreiben vermissen würde. Wegen der Diagnostik mach Dir mal keine Gedanken, Laborabnahmen sind ja trotzdem möglich und ein Sono-Gerät ist auch meistens vorhanden.

Das wirtschaftliche Risiko, bzw. die Mehrarbeit bei Schließung von Nachbarpraxen habe ich auch in der kurzen Zeit schon selbst mitbekommen. MVZ hört sich zwar erstmal gut an, aber einige MVZs sind in privater Hand einer Investorgruppe, die KV-Sitze aufkaufen und angestellte Ärzte beschäftigt, Öffnungszeiten gehen oftmals bis 20 Uhr, am Samstag ist ebenfalls offen, da sehe ich zum Beispiel nicht wirklich den Vorteil zur Klinik (wenn man als angestellter Arzt arbeitet). Außerdem: mein Chef macht teilweise bis zu 4 KV Dienste im Monat, muss teilweise auch in der Nacht raus und durch die Gegend fahren, am nächsten Tag dann wieder ein ganz normaler Praxistag.

Kurzum: Wenn Dich neben der Inneren Medizin auch Psychosomatik, Orthopädie und Neurologie, evtl etwas Pädiatrie interessiert, Du sehr gerne mit Patienten arbeitest und Dir viele Patientengespräche Spaß machen, dann wäre Allgemeinmedizin eine gute Alternative, allerdings würde ich nicht nur aufgrund von Arbeitszeiten und Krankenhausflucht wechseln.

Narcotica
17.06.2013, 13:51
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, sehe das genau so. Ich habe zuvor ebenfalls in der Klinik gearbeitet, habe immer mal wieder mit der Allgemeinmedizin geliebäugelt, um aus den Krankenhausstrukturen raus zu kommen, habe aber auch immer gezweifelt, ob das wirklich was für mich ist. Ich bin dann doch in die Praxis gegangen, aber die Zweifel haben sich bestätigt, sodass ich jetzt nach einem knappen Jahr wieder in die Klinik wechseln werde.

Ich vermisse ebenfalls die ärztlichen Kollegen, meine Chefs sehe ich mal zwischendurch auf dem Gang in's nächste Patientenzimmer. Nicht zu unterschätzen: Du bist permanent im Patientengespräch, das heißt alle 10 Min. musst Du Dich auf einen komplett neuen Sachverhalt, eine neue Persönlichkeit einstellen, dann auch gleich eine Einschätzung, bzw. Beurteilung abgeben und Deine Gedanken, bzw. die nachfolgende Therapie auch für Laien verständlich erklären und darlegen (das kann im Winter bei vier Schnupfen-Patienten in der Stunde ganz schön nerven und ist sehr ermüdend, Visite gehen und dauernd unterbrochen werden ist zwar auch nervig, aber nicht so anstrengend wie ständig ein neuer Pat., der mir im Behandlungszimmer gegenüber sitzt), ich hätte vorher auch nie gedacht, dass ich mal im Arztzimmer sitzen und Briefschreiben vermissen würde. Wegen der Diagnostik mach Dir mal keine Gedanken, Laborabnahmen sind ja trotzdem möglich und ein Sono-Gerät ist auch meistens vorhanden.

Das wirtschaftliche Risiko, bzw. die Mehrarbeit bei Schließung von Nachbarpraxen habe ich auch in der kurzen Zeit schon selbst mitbekommen. MVZ hört sich zwar erstmal gut an, aber einige MVZs sind in privater Hand einer Investorgruppe, die KV-Sitze aufkaufen und angestellte Ärzte beschäftigt, Öffnungszeiten gehen oftmals bis 20 Uhr, am Samstag ist ebenfalls offen, da sehe ich zum Beispiel nicht wirklich den Vorteil zur Klinik (wenn man als angestellter Arzt arbeitet). Außerdem: mein Chef macht teilweise bis zu 4 KV Dienste im Monat, muss teilweise auch in der Nacht raus und durch die Gegend fahren, am nächsten Tag dann wieder ein ganz normaler Praxistag.

Kurzum: Wenn Dich neben der Inneren Medizin auch Psychosomatik, Orthopädie und Neurologie, evtl etwas Pädiatrie interessiert, Du sehr gerne mit Patienten arbeitest und Dir viele Patientengespräche Spaß machen, dann wäre Allgemeinmedizin eine gute Alternative, allerdings würde ich nicht nur aufgrund von Arbeitszeiten und Krankenhausflucht wechseln.

Peter_1
17.06.2013, 17:08
@bobby:
woher stammen Deine Weisheiten, aus dem Klischeebuch für medizinische Fachrichtungen? Hast Du selber irgendeinen Frust, oder eine Bauchlandung gemacht?

Eine Gegenrede von einem real praktiz. jungen Hausarzt:
-wirtschaftliches Risiko hat man überall, in der Hausarztmedizin ist es kalkulierbar (Augen auf beim Praxiskauf, Standort bedenken, Personalkosten ansehen, Scheinzahl ansehen, Umgebung anschauen).
-Verdienst: richtig bombastisch reich werden ist sicher schwer, ein komfortables Leben ist aber drin. Wobei die Ansichten was ein komfortables Leben als Mediziner ist, sicher sehr subjektiv sind, daher ausschliesslich meine Definition: genug Geld für ein gutes Familienleben, dabei auch Zeit die Familie zu sehen, genug Geld für ein Häuschen, zwei Autos und regelmäßige Urlaube.

-"Schmalspurmediziner": es mag Kollegen geben (Du vielleicht?) die das so sehen, diese Kollegen haben halt keine Ahnung von hausärztlicher Medizin. Vom eigentlichen Wortsinn her ist man als Spezialist viel eher ein "Schmalspurmediziner". Meist ist das Verhältnis zu den Kollegen sehr respektvoll und kollegial. Es gibt auch Kollegen die auf Dermatologen, Anästhesisten, Internisten Chirurgen, usw. herabblicken, so what? Narzisstische Kollegen sollten kein Argument gegen eine Fachrichtung sein (es sei denn man hat selber starke Minderwertigkeitskomplexe).

-medizinische Höhenflüge? Kommt darauf an was man subjektiv darunter versteht, wenn man Medizin nur rein technisch (Gerätemedizin und OP-techniken) betrachtet, so ist das komplett richtig. Wenn man Hausarztmedizin verstanden hat, dann erfährt man immer wieder Höhenflüge in denen man selber diagnostische Weichen gestellt hat und Patientenprobleme nachhaltig löst, die vorher als unlösbar gegolten haben.

-Politik und Krankenkassen: keine Ahnung auf welchem Planeten Du lebst, aber denen sind wir alle unterworfen, falls Du mal die Diskussionen zum Krankenhaussterben verfolgt hast.....

-zu Arbeitszeiten: seit ich niedergelassen bin habe ich so viel Freizeit wie nie zuvor während meiner Krankenhauszeiten, man sollte bei der Auswahl des Praxisstandortes halt hinschauen, ausserdem gibt es vielfältige Möglichkeiten der Kooperation/Gestaltung ausserhalb der klassischen Einzelpraxis (z.B. Gemeinschaftspraxis, oder auch MVZ), da ist deutlich mehr zeitliche Flexibilität gegeben wie in einem Krankenhausjob.

@ Bobby abschliessend: ich glaube Du hast mit Deinen Infos zwar so gut wie jedes Klischee wiedergegeben, aber mit der Realität hat das ungefähr so viel zu tun wie das Klischee, dass alle Chirurgen doof sind.

@ threadersteller, ich zähle mal die Vorteile aus meiner Sicht auf:

-spannende Medizin, da ein sehr breites Feld gibt es immer Abwechslung im Alltag.
-Diagnostik in der Hausarztpraxis ist nicht nur auf Stethoskop beschränkt: Ergometrie, LZ EKG, LZ RR, Sono Abdomen, Gefäße, sind in einer moderen Praxis in der Regel vorhanden.
-erfüllende Medizin, da man viel Wertschätzung und Anerkennung seitens der Patienten erfährt (deutlich mehr als im Krankenhaus).
-Möglichkeiten der eigenen Schwerpunktsetzung (Stichwort Zusatzbez. oder eben einfach eigene "Steckenpferde")
- stressfreiere Arbeit wie im Krankenhaus, so man sich gut organisiert

Nachteile:
es gibt Menschen die:
-es total nervig finden engere und wiederkehrende Kontakte zu Patienten zu haben.
-die sich sehr gerne in ein spezielles Fachgebiet vertiefen und die mit generalistischem Denekn nichts anfangen können.
-die eher technikbegeistert sind, oder die zB zusätzlich gerne handwerklich anspruchsvoll arbeiten.
- die keine Lust auf psychosomatische Zusammenhänge und Gespräche haben
-denen viel Geld sehr, sehr wichtig ist
-denen wissenschaftliche Betätigung sehr wichtig ist (wobei es natürlich auch allgemeinmed. Forschung gibt)
-die es persönlich wichtig finden Chefarzt, Professor, einziger Experte für... oder sonst eine "vermeintlich gesellschaftlich hohe" Funktion zu erreichen

Für die ist die Allgemeinmedizin eher nix.

Peter_1
17.06.2013, 17:15
allerdings würde ich nicht nur aufgrund von Arbeitszeiten und Krankenhausflucht wechseln.
Dem schliesse ich mich auch mal vollumfänglich an, in erster Linie sollte man Interesse am Fach haben und nicht einfach nur Stress oder Krankenhaus blöd finden.

Fr.Pelz
17.06.2013, 18:52
Hi, ohne jetzt etwas über Allgmed sagen zu können,würd ich an deine rStelle vor so einem Schritt auch gut die Alternativen bedenken: Wenn du erst den internistischen FA machst, kannst du dich immer noch niederlasen mit allen Vorteilen, die hier schon genannt werden, du kannst, je nach Bundesland und ggf Auflagen die hausärztliche Versorgung UND die fächärztlich-internistische Versorgung anbieten.
Vielleicht beisst du noch 3 Jahre die Zähne zusammen und machst dann den Schritt in die Praxis?

UweWoellner
17.06.2013, 20:18
Hi, ohne jetzt etwas über Allgmed sagen zu können,würd ich an deine rStelle vor so einem Schritt auch gut die Alternativen bedenken: Wenn du erst den internistischen FA machst, kannst du dich immer noch niederlasen mit allen Vorteilen, die hier schon genannt werden, du kannst, je nach Bundesland und ggf Auflagen die hausärztliche Versorgung UND die fächärztlich-internistische Versorgung anbieten.


Ist jetzt etwas Off-Topic, aber wie funktioniert das eigentlich, wenn man als FA für (allgemeine) Innere als Hausarzt arbeitet. Es kommen ja auch Patienten zB. mit Sportverletzungen in die Praxis. Die hat man in der FA-Ausbidlung zum Internisten eher seltener gesehen und behandelt ;-) Da macht der FA Allgemeinmedizin doch mehr Sinn. Worin liegt der Vorteil als Internist Hausarzt zu sein? Kann man dann Echos und Gatros abrechnen?

Hepar
17.06.2013, 21:24
Das frage ich mich auch - welchen Vorteil hat es, als Internist Hausarzt zu sein? Was bringt es mir, wenn ich im KH Intensivmedizin lerne, wenn ich Gastros und Kolos lerne, die später aber nie wieder machen möchte bzw. werde? Ist es dann nicht sinniger, doch nach 3 Jahren in die Allgemeinmedizin zu gehen und die breitere Ausbildung, was die hausärztliche Tätigkeit angeht, mitzunehmen?
Für mich persönlich ist nur eins sicher: ich will definitiv nicht im Krankenhaus bleiben. Ich weiß irgendwie nicht, welchen Vorteil der 5-Jahres-Internist für mich hätte. Aber ob nun die Allgemeinmedizin 100% das Richtige ist, weiß ich auch nicht..

LasseReinböng
18.06.2013, 00:09
Das frage ich mich auch - welchen Vorteil hat es, als Internist Hausarzt zu sein? Was bringt es mir, wenn ich im KH Intensivmedizin lerne, wenn ich Gastros und Kolos lerne, die später aber nie wieder machen möchte bzw. werde? Ist es dann nicht sinniger, doch nach 3 Jahren in die Allgemeinmedizin zu gehen und die breitere Ausbildung, was die hausärztliche Tätigkeit angeht, mitzunehmen?
Für mich persönlich ist nur eins sicher: ich will definitiv nicht im Krankenhaus bleiben. Ich weiß irgendwie nicht, welchen Vorteil der 5-Jahres-Internist für mich hätte. Aber ob nun die Allgemeinmedizin 100% das Richtige ist, weiß ich auch nicht..

Nach 5 Jahren Innere ist man eben "Internist". Zumindest von der Berufsbezeichnung her klingt es gut. ;-)

Mein Hausarzt hat sich auch als Internist bewusst hausärztlich niedergelassen, hat aber auch noch in der Orthopädie und Psychiatrie sein Unwesen getrieben. Er hat sich niedergelassen, weil er zum einen die Nase vom Kliniksalltag voll hatte, zum anderen aber auch im Bereich der Inneren kein Interesse an der hochspezialisierten bzw. interventionellen Medizin hatte...die Aussicht, Tag ein Tag aus entweder zu kathetern, zu dialysieren oder Colos und Gastros zu schrubben sei nichts für ihn gewesen.

Peter_1
18.06.2013, 06:36
Hi, ohne jetzt etwas über Allgmed sagen zu können,würd ich an deine rStelle vor so einem Schritt auch gut die Alternativen bedenken: Wenn du erst den internistischen FA machst, kannst du dich immer noch niederlasen mit allen Vorteilen, die hier schon genannt werden, du kannst, je nach Bundesland und ggf Auflagen die hausärztliche Versorgung UND die fächärztlich-internistische Versorgung anbieten.
Vielleicht beisst du noch 3 Jahre die Zähne zusammen und machst dann den Schritt in die Praxis?

Liebe Frau Pelz, bitte erst informieren bevor so ein Quatsch geschrieben wird. Man kann als Internist nur im absoluten Ausnahmefall hausärztlich und fachärztlich-internistisch abrechnen (nämlich wenn irgendwie Mangel am fachärztlich internistischen Sitzen besteht, das ist eigentlich so gut wie nirgendwo mehr der Fall). Als hausärztlicher Internist kann man eben nicht "mehr abrechnen" wie der Allgemeinmediziner auch, hat aber den Nachteil nicht allgemeinmedizinisch ausgebildet zu sein. KV Sitze für Hausärzte sollen bevorzugt an Allgemeinmediziner vergeben werden (macht ja auch Sinn), angesichts des Hausärztemangels ist es aber meist kein Problem einen HA-sitz auch als Internist zu bekommen.
P.S.:
Eine Bitte nochmals, bevor wieder irgendein Unsinn geschrieben wird von Menschen die irgendwas, irgendwo gehört haben: Leuts, recherchiert mal gründlich bevor ihr was schreibt!

Narcotica
18.06.2013, 08:19
Was hier vielleicht noch nicht wirklich klar geworden ist, was aber für eine Entscheidung pro/contra Allgemeinmedizin durchaus wichtig ist: Allgemeinmedizin ist nicht nur Innere Medizin. Ich hatte gestern beispielsweise kaum internistische Fragstellungen (und wenn, dann war es eher ein banaler Infekt und eine kurze Frage wegen RR-Einstellung). Mal so aus dem gestrigen Praxistag geplaudert: Versorgung bei z.n. Achillessehnenruptur, Lumbalgie (4x), Mutter fragt nach Logopädie-Behandlung, hochgradiger V.a. distale Radiusfraktur, Pat. fühlt sich seit geraumer Zeit schlapp, Pat. will AU wegen Tod der Mutter, Tendovaginitis, Kind mit Bauchschmerzen, Frage nach Physiotherapie Dauerverordnung, unklarer Ausschlag, allergische Rhinitis, Epicondylitis, Zystitis, Schwindel,...

Es handelt sich um eine gut laufende Allgemeinarztpraxis mit Zusatzbezeichnung Akupunktur und Naturheilverfahren.
Es ist also wirkliche eine "allgemeine" Medizin, das sollte man sich klar machen und das sollte einen auch interessieren, sonst macht es keinen Spaß.

herrdoktor0815
18.06.2013, 08:44
In Bayern z.B. ist eine Niederlassung als Hausarzt für einen Internisten neuer WBO grundsätzlich nicht möglich.

Kyutrexx
18.06.2013, 13:26
Das frage ich mich auch - welchen Vorteil hat es, als Internist Hausarzt zu sein? Was bringt es mir, wenn ich im KH Intensivmedizin lerne, wenn ich Gastros und Kolos lerne, die später aber nie wieder machen möchte bzw. werde?
Einen ganz entscheidenden: wenn man über viele Jahre die Gerätediagnostik selbst durchgeführt hat, kennt man ganz klar die Möglichkeiten, aber auch die GRENZEN dieser Maßnahmen.

Da man als Hausarzt nun mal nicht alles selbst machen kann bringt es einem sehr viel zu wissen, wo man die Leute hin überweisen kann - und wo es auf Grund der Verdachtsdiagnose überhaupt keinen Sinn ergibt (d.h. unnötig ist).


Ein paar Bemerkungen zu den anderen Posts ...
Zunächst mal sollte hier nicht übermäßig stark zwischen Allgemeinmediziner und Internisten ohne Gebietsbezeichnung getrennt werden.
Die 2-jährige Basisweiterbildung in der Allgemeininternistik haben beide zu absolvieren, jedenfalls nach aktueller Gesetzeslage.
Danach erst kommen dann die unterschiedlichen Vertiefungen.

Nach 2 Jahren dürfte man schon so einiges gesehen haben.


Ansonsten, @Hepar:
Als Internist hausätzlich tätig zu sein hat noch so einige weitere Vorteile: du kannst dir eine Reihe von Geräten in die Praxis stellen, die sich zwar durchaus auch der Allg.-Med. hinstellen kann ...
Aber im Zweifelsfalle hast du sie in 6 Jahre Weiterbildung auch schon häufiger und routinierter benutzt als der Allg.-Med. in den 2 Jahren.

Die Palette ist dabei ziemlich groß und erlaubt eine Vielzahl von Untersuchungen selbst zu machen und abzurechnen: Echo, Sono, Endo u.v.a.m.


Das bedeutet zwar Schulden, was aber wiederum letztlich egal ist: eine Arztpraxis geht in aller Regel nicht pleite, da Patienten immer da sind.
Wer jetzt was von verarmten Hausärzten und viiiel zu niedrigen Vergütungen erzählt, der möge bei den Leuten die davon sprechen aber auch mal ein Blick in die Bücher werfen.

Ich habe das bereits mehrfach gemacht und musste feststellen, dass da oft entweder völlig unnötige Ausgaben drin sind oder die Definition von "wenig verdienen" SEHR weit von dem weg ist, was man irgendwie noch als normal bezeichnen kann.

Nur mal so zum Vergleich: 2009 betrugen die durchschnittlichen Einnahmen (vor Kosten) eines Hausarztes rund 207.000 Euro jährlich. Der durchschnittliche Ertrag lag bei 106.000 Euro.
Das durchschnittliche Nettoeinkommen nach (!) Steuern lag bei etwa 4200 Euro.


Ansonsten ist noch zu sagen ...
Es stimmt: der Hausarzt behandelt zu 90% Routinefälle.
Die restlichen 10% sind allerdings die spannenden Sachen, die er oder sie dann als Koordinierungspunkt auch mit verfolgt.

Wem das nicht genug ist, für den ist dieser Bereich dann sicherlich auch nichts.

Der nicht hausärztliche Allgemeininternist ist da allerdings auch nicht übermäßig viel besser dran.
Da sind es nur andere Fälle, aber das mit den 90% Routine ist dennoch so.


Man muss ja aber auch nicht ausschließlich in der eigenen Praxis tätig sein.
Es gibt heutzutage soviele Dinge, die man nebenher machen kann, während man eine eigene Praxis hat, die sich sowohl fachlich als auch finanziell lohnen, sodass man so viel sieht und lernt wie man möchte - oder eben auch nich.

DrSkywalker
18.06.2013, 15:54
4200 netto? Und dafür soll ich einen kleinen mittelständischen Betrieb führen mit mehreren Angestellten und auch noch medizinische Verantwortung tragen? Kein Interesse.

@ Peter: Die Dige, die ich als Nachteile angeführt habe, treffen alle zu. Natürlich ist es immer eine Frage der Sichtweise, trotzdem sind sie nicht von der Hand zu weisen. Woher diese Infos stammen? Aus erster Hand. Ich habe mit > 5 niedergelassenen Hausärzten gesprochen, meine Liste trifft es ganz gut. Die Vorteile hast du ja zum großen teil schon schön aufgezählt.... :-)

Shizr
18.06.2013, 16:03
-"Schmalspurmediziner": es mag Kollegen geben (Du vielleicht?) die das so sehen, diese Kollegen haben halt keine Ahnung von hausärztlicher Medizin. Vom eigentlichen Wortsinn her ist man als Spezialist viel eher ein "Schmalspurmediziner". Meist ist das Verhältnis zu den Kollegen sehr respektvoll und kollegial. Es gibt auch Kollegen die auf Dermatologen, Anästhesisten, Internisten Chirurgen, usw. herabblicken, so what? Narzisstische Kollegen sollten kein Argument gegen eine Fachrichtung sein (es sei denn man hat selber starke Minderwertigkeitskomplexe).
Ich denke, hier muss man was richtigstellen.

Was ihr da beschreibt, sind Kollegoide, keine Kollegen.
Sehen zwar auf den ersten Blick aus wie Kollegen, verhalten sich aber nicht wie solche.


In der Sache sehe ich es aber ähnlich wie du:
Wer den Hausarzt als Schmalspurmediziner abtut, hat einfach das Fach nicht verstanden.
Und das sage ich, obwohl (oder vllt gerade weil?) ich mir eine Tätigkeit in der Allgemeinmedizin überhaupt nicht vorstellen kann, weil das Fachgebiet exakt nichts von dem mitbringt, was mich an der Medizin reizt.

Peter_1
18.06.2013, 16:03
@Kryutex,

auch das was du schreibst ist zumindest in Hessen nicht korrekt, der hausärztliche Internist kann keine Kolos oder Gastros abrechnen(als einzige Ausnahme: es gibt zu wenig fachärztlich internistische Sitze, früher ging das mal, heute nicht mehr!). Zum Thema der Routine in der Gerätemedizin: auch das ist Unsinn, der Allgemeinmediziner muss die selben Sono/LZ RR LZEKG/Ergometriezahlen nachweisen wie der Internist, Zugang zu Sonos etc. hat man nicht nur während der KH-zeit, sondern man hat ihn auch in den Praxen. Hinsichtlich der Routine in hausärztlichen Skills (und ausser Ergo/Sono/LZ RR/EKG/Lufu gibt es keine hausärztlich relevanten Geräteskills, dafür aber einen Haufen an wichtigen Skills ausserhalb der Inneren Medizin) sehe ich eher den Internisten im Nachteil, weil der evtl. nie ambulant gearbeitet hat und weil er nicht breit genug ausgebildet ist.
Der Hausarzt muss nicht gastroskopieren und koloskopieren, man kommt da auch gar nicht auf die Zahlen die notwendig wären um in "Übung" zu bleiben, selbst wenn man es könnte. Gastros und Kolos sind definitiv keine hausärztlich relevanten Skills.

Irgendwie scheint mir die Allgemeinmedizin ein Fach zu sein, wo jeder fachfremde Kollege meint zu wissen wie gut, oder wie schlecht die Weiterbildung ist...

Peter_1
18.06.2013, 16:49
4200 netto? Und dafür soll ich einen kleinen mittelständischen Betrieb führen mit mehreren Angestellten und auch noch medizinische Verantwortung tragen? Kein Interesse.

@ Peter: Die Dige, die ich als Nachteile angeführt habe, treffen alle zu. Natürlich ist es immer eine Frage der Sichtweise, trotzdem sind sie nicht von der Hand zu weisen. Woher diese Infos stammen? Aus erster Hand. Ich habe mit > 5 niedergelassenen Hausärzten gesprochen, meine Liste trifft es ganz gut. Die Vorteile hast du ja zum großen teil schon schön aufgezählt.... :-)

@Bobby:
1. sind auch deutlich mehr als 4200 netto drin und selbst wenn es "nur" 4200 netto sind, die Frage ob das viel oder wenig ist, ist wohl recht subjektiv (wie ja schon aufgeführt).
2. hast Du wohl die falschen Hausärzte befragt (im Jammern sind ja alle Niedergelassenen groß), ich kann Deine Klischees definitiv nicht bestätigen und ich bin wie gesagt Hausarzt!

@Narcotica:
danke dass Du es mal aufgezählt hast, die Innere Medizin ist zwar ein wichtiger, aber eben nur ein Teil der Allgemeinmedizin!

Meine Fälle heute waren auch geschätzt nur zu 20% primär internistisch (ansonsten Pädiatrie, Haut, Nierenstauung bei Harnverhalt, SPK Wechsel beim Hausbesuch, chirurgisch, orthopädisch, psychosomatisch im Mix, wie so oft).