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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : GGT, ALT, AST - Unklarheiten



DocEmmetBrown
24.06.2013, 14:44
GGT und ALT (plus etwas weniger spezifisch AST) sind, wenn ich das korrekt verstanden habe, die empfindlichsten Paramter, um eine Leberzellschädigung nachzuweisen. Bedeutet das, dass eine Erhöhung dieser Werte eine ablaufende Leberschädigung anzeigt, eine spätere Normalisierung aber nicht bedeutet, dass sich die Zellen regeneriert haben, sondern einfach, dass keine weitere Leberzellschädigung stattfindet? Bei einer Hepatitis sind die Leberwerte dann über eine längere Zeit erhöht, weil eine anhaltende Zellschädigung stattfindet? Kann man anhand GGT, ALT und AST irgendeine Funktionsaussage über die Leber machen? (wie z.B. die GFR bei der Niere)

Wird die Bestimmung von GGT, ALT und AST durch vorherigen Alkoholkonsum verfälscht oder sollte maßvoller Alkoholkonsum nicht zur Erhöhung der Leberwerte führen? (Bsp.: Routinelabor in Notaufnahme; junger, internistisch gesunder Patient gibt an, am Vortag feiern gewesen zu sein; hat erhöhte Leberwerte)

GLG

DocEmmetBrown

FUMANCHU
24.06.2013, 19:52
Zur Funktion: CHE und Quick/INR...

WackenDoc
24.06.2013, 20:36
Ja, wenn jemand am Vortag ordentlich gefeiert hat, kann die GGT schonmal etwas erhöht sein.
Meist hilft bewusstere Ernährung, Alkoholkarenz, Meiden von hepatotoxischen Medikamenten und Kontrolle in 2-4 Wochen.
Wenn die Werte dann noch erhöht sind, sollte man dem Ganzen nachgehen- auch bei geringer Erhöhung.

GOT und GPT können nach ausgiebigem Training mal mitreagieren. Wenn ich das richtig im Kopf hab, steigen dabei aber nicht die Enzyme an sich, sondern das ist irgendeine Kreuzreaktion im Labor mit der CK.

Über die Leberfunktion sagen die GOT,GPT,GGT nichts aus- grob gesagt nur über den Zellzuntergang.

DocEmmetBrown
24.06.2013, 21:10
@Fumanchu
Aber sagen die nicht eher etwas über die Synthese- und nicht die Entgiftungsleistung aus? Oder korrelieren die sehr deutlich miteinander?

@WackenDoc
Hält die von dir angesprochene GGT Erhöhung durch einmaliges "Feiern" dann auch diese 2-4 Wochen an, oder bezieht sich diese Frist schon auf längere toxische Einwirkung auf die Leber? (z.B. Absetzen länger eingenommene Medikamente, Karenz nach häufigem Alkoholkonsum,)

Nemesisthe2nd
24.06.2013, 23:48
wie schong gesagt, die transaminasen und gamma-gt korellieren mit akuter schädigung.. aber eine weit fortgeschrittene zirrhose kann unter umständen sehr wenig transaminasen aufweisen (weil schon alles kapputt ist)

aber eben deutlich eingeschränkte synthese-parameter (Quick, CHE)

die entgiftungskapazität kann man mit indocyanin-grün messen... ist aber mehr was für die intensiv in nem leberzentrum...

ein parameter für regeneration ist AFP... das steigt an wenn sich leberzellen teilen... deshalb ist es ja auch ein Tumormarker fürs HCC...

WackenDoc
25.06.2013, 17:17
Nach einer heftigen Feier normalisieren sich die Werte recht schnell, wenn sonst keine Erkrankung zugrunde liegt.
Es macht in meinen Augen aber keinen Sinn, zu früh zu kontrollieren- dann hat man wieder nen erhöhten Wert und ist immer noch nicht schlauer.

Ich hab´s bisher so gehandhabt (und die meisten meiner Kollegen auch- das Problem haben wir häufig z.B. bei Tauglichkeiten) und sind damit gut gefahren.
Durch eine einmalige Feier und auch durch einen -ähm ich nenne es mal suboptimalen Lebenswandel- bekommt man in der Regel auch keine Werte jenseits von Gut und Böse hin. In der Regel sind die gering erhöht. Aber dauerhaft erhöhte Leberwerte nach Ausschluss einer eindeutig nutritiv-toxischer Genese gehören abgeklärt- auch wenn sie gering sind.

Andi G. Schütze
28.06.2013, 19:56
Dem will ich ein bisschen widersprechen: Auch bei "eindeutig" nutritiv-toxischer Genese, sollte zumindest für die häufigen Lebererkrankungen gescreent werden (bei chronischer Erhöhung der gGT und Transaminasen): Sono, Immunglobuline (A, M und G) und Hepatitis B/C-Screening sind billig und schnell gemacht.
Weiterhin können auch alkoholkranke Patienten mal eine autoimmune Lebererkrankung, oder einen Wilson usw. haben.
Gerade bei chronischem Alkoholkonsum und Zirrhose ist das Risiko für HCC bei Infektion mit HCV deutlich erhöht und bei ca. 0,4% HCV-infizierten hierzulande fischt man da schon den ein oder anderen raus.
Insbesondere die NASH ist eine Ausschlussdiagnose und letztendlich nur bioptisch zu sichern, wenn sich die Leberwerte nach Gewichtsreduktion und Lebensstiländerung nicht nahezu normalisieren.

WackenDoc
28.06.2013, 20:13
Dann hab ich mich ungenau ausgedrückt.
Wenn die Werte nach Diät und Alkoholkarenz dann unauffällig sind, würde ich nicht weiter testen- zumindest nicht bei ansonsten unauffälligem Patienten.
Wenn die Werte von vorne herein hoch sind oder sich nicht normalisieren, dann würde ich natürlich auch testen.

dantheg
29.06.2013, 04:04
Auch sei erwähnt dass die gängigen oberen Grenzwerte für die ALT wahrscheinlich zu hoch liegen. Unser Labor sagt beispielsweise, 47 U/ml sei die obere Grenze. Jetzt kann man darüber streiten ob die "neueren" oberen Grenzwerte von 19 (Frauen) und 30 (Männer) zu niedrig sind aber ich überlege mir manchmal, nach Lebererkrankung zu suchen auch wenn die ALT noch "normal" ist.