PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rechtsmedizinische Frage - Nachweis von Arrhythmien



Thomasp
24.07.2013, 09:01
Hallo, ich habe eine eher ungewöhnliche Frage an alle hier, die sich mit der Thematik auskennen. Es geht um folgendes:
Eine junge Bekannte ist vor 3 Wochen ganz plötzlich verstorben, war zuvor quietschfidel. Um die Todesursache zu klären, wurde sie in der hiesigen Rechtsmedizin obduziert.
Die Eltern berichteten, dass man von "Herzrhythmusstörungen" als Todesursache ausgehe, die jedoch zuvor nie (bewusst) in Erscheinung traten (also sie hat nie über Beschwerden geklagt). Es stehen jedoch noch "Proben" aus (weiß nicht, ob Blut oder Gewebe).
Ich habe nun eine eher nüchterne/fachliche Frage:
Lassen sich Arrhythmien tatsächlich rechtsmedizinisch einigermaßen einwandfrei diagnostizieren? Wie geht das? Was sind die Anhaltspunkte, die einen Rechtsmediziner zu diesem Entschluss "Todesursache: Herzrhythmusstörungen" kommen lassen? Danke Euch!

dantheg
24.07.2013, 14:55
Ich glaube 100% einwandfrei läßt sich eine solche Todesursache nicht nachweisen, allerdings kann man in der Obduktion Hinweise auf strukturelle Herzerkrankungen sehen und nach Todesursachen schließen. Wenn da eine Hypertrophie vorliegt oder signifikante Klappenveränderungen, dann wäre eine Arrhythmie nicht unwahrscheinlich. Oder wenn eine Ischämie vorlag, dann kann man diese eventuell sehen; die machen gerne ventrikuläre Arrhythmien. Theoretisch ließe sich auch nach dem Tode nach genetischen Veränderungen testen (etwa long-QT), allerdings ist die Aussagekraft auch nicht einwandfrei da nicht alle Mutationen eine 100%-ige Penetranz haben. Toxikologisch könnte man beispielsweise nach Trizyklika oder Kokain sehen, die können Arrhythmien machen. Alte EKGs könnten eventuell hilfreich sein. Aber alles in allem, falls da zum Todeszeitpunkt kein EKG gelaufen ist ... 100%-ig ist ja eh nichts in der Medizin. Man muss alles im Gesamtbild sehen und da sind Arrhythmien im jungen Alter nicht so selten als Todesursache, vor allem wenn jemand quasi aus heiterem Himmel stirbt.

Bin kein Rechtsmediziner, aber das sind so meine internistische Gedanken.

Thomasp
24.07.2013, 16:09
:) Danke für Deine Antwort