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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Thread für gemischte herausragende (!) paper aus eurem jeweiligen Fachgebiet?!



par
25.07.2013, 12:34
Was haltet ihr eigentlich von einem Thread, in dem Jeder paper verlinken kann, die für das Fachgebiet eine überdurchschnittlich besondere (!; also nicht jedes einfach "coole" paper) Bedeutung haben?
Der Hintergrund des Vorschlags:
Man wird es selbst nie schaffen, alle journals selbst wöchentlich durchzugehen, evlt. nur die "wichtigsten" allgemeinen und ein paar eigene Fachspezifische.
Trotzdem fänd ich es sehr interessant, zumindest von den wichtigsten Änderungen aus anderen Fachgebieten etwas mitzubekommen (die Selektionskriterien der Zeitungen sind doch etwas anders gewichtet), sei es auch nur, um nicht irgendwann als Fachidiot zu enden, sondern kurz zum Auseinandersetzen "gezwungen" zu werden; und die aus dem jeweiligen Fachgebiet können natürlich am besten einschätzen, welchen impact eine Publikation hat.
Mir sind podcasts etc bekannt, die "highlights der Woche" diskutieren, meist muss man aber auch hier schon die Subspezialität ausgewählt haben. Auch journals greifen mal Publikationen aus anderen journals auf, aber diese sind selektiv.
Ich denke, wenn hier im Monat vllt. 2 -3 paper stehen, sind die Selektionskriterien streng genug (sonst liesst wieder niemand aus Zeitmangel und der ganze Effekt bleibt aus)
Schreibt doch, was ihr davon hält, oder vllt. kennt ihr Seiten, mit genau diesem Anspruch/Profil (jetzt keine social groups) - wenns gefällt, können wir ja die Fragezeichen aus dem Titel entfernen und den Thread oben anheften, falls nicht, versinkt er einfach :-)

Evil
25.07.2013, 13:59
Mir gefällt die Idee :-)

Schubbe
25.07.2013, 14:28
Darf man eigene Paper einreichen?

Ansonsten super Idee ;)

par
25.07.2013, 15:59
Darf man eigene Paper einreichen?
Die Frage ist jetzt nicht ernst gemeint, oder?

paper [...] die für das Fachgebiet eine überdurchschnittlich besondere (!; also nicht jedes einfach "coole" paper) Bedeutung haben [...] wenn hier im Monat vllt. 2 -3 paper stehen, sind die Selektionskriterien streng genug (sonst liesst wieder niemand aus Zeitmangel und der ganze Effekt bleibt aus)
wenn deine Publikationen ein Fachgebiet der Medizin wesentlich bereichtert haben/werden - her damit!
Alter, Nationalität, Geschlecht, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft, sozialer Status, Religion der Autoren sollte egal sein :-nix

EDIT: man könnte auch einen parallelen Diskussions-Thread eröffnen :-)

Schubbe
25.07.2013, 16:04
Ich wollte damit u.A. darauf anspielen, dass es irgendwie schon eine art Kontrollgremium braucht, wenn du am Ende nur 2-3 Paper sehen willst.

Wer bewertet den Impact Factor am Ende? Der Poster selber? Die Stammcommunity des Threads? Jeder ist doch von der Wichtigkeit seiner Forschung überzeugt. Insofern war es vielleicht nicht voll ernst gemeint, ich sehe nur ein paar kleine Schwierigkeiten ;)

Die Grundidee ist nur wie bereits gesagt sehr gut.

par
25.07.2013, 16:14
Verstehe. Also, erstmal: das hier ist ja kein peer-reviewed forum :-))
Was ich damit sagen will: die "Kontrolle" und "Verantwortung" bleibt dem poster selbst überlassen - einfach 3x überdenken, bevor man es postet: wenns nach der eigenen Erfahrung dann noch immer wesentlich und "bahnbrechend" erscheint (oder zB an einem Internen JC als hervorragend beschrieben wurde) kann mans posten.
Sicher hat jeder hier unterschiedliche Erfahrung, es soll aber v.a. Spass machen und zum "interdisziplinären Denken"/zur Diskussion ermutigen; wenn man noch ein Küken ist, ist doch nicht schlimm - einfach selbst kritisch posten reicht doch :)
Und 2-3 war ja nur ein Richtwert, einfach soviel, dass hier nicht am Ende alle 5min ein paper verlinkt wird und kein Mensch mehr hier reinschaut.
Man kann sehr wohl auch ehrlich/"objektiv" einschätzen, wie weitreichend die Konsequenzen des eigenen papers sind, unabhängig von der eigenen Wahrnehmung (man ist sicher auf Manches (zurecht) super-stolz aber darum gehts ja nicht). :-)

par
15.12.2013, 23:10
Also: ich fang dann mal an :-) Sex differences in the structural connectome of the human brain (http://www.pnas.org/content/early/2013/11/27/1316909110)
Dieses paper hat in letzter Zeit in einigen Umkreisen für hitzige Diskussionen gesorgt
topic: Neurology - Neuroscience
journal: PNAS
published December 2, 2013
... möchte sich hierzu jmd. kritisch äussern? :-)) (Validität angesichts "Ausgangslage", Aussagekraft der
Methode DTI (diffusion tensor imaging), medienwirksame Interpretation
... und so eine Provokation schafft es auch ins PNAS... Viel Spass! (werd auch meinen Senf hinzu geben :-top

par
11.08.2015, 21:43
Neurologie! Nicht unmittelbar klinisch und auch schon vom 06/15, aber gehört hier hin:
A dural lymphatic vascular system that drains brain interstitial fluid and macromolecules (http://jem.rupress.org/content/212/7/991.abstract)
Und bei Interesse kann ich diesen Artikel (http://www.neuroscientistnews.com/research-news/unraveling-link-between-brain-and-lymphatic-system) sehr empfehlen. Es ist schön zu lesen, wozu Neugierde, Aufmerksamkeit, stetiges Hinterfragen und Offenheit führen können!

So, jetzt ist aber mal ein anderer dran! :-)
Was gab es bei euch an groundbreaking news, die in eurem Hörsaal/eurer Klinik/Abteilung für Furore gesorgt haben (also das Beste aus NEJM, Pflege, Vorklinik sozusagen :-D)

(http://jem.rupress.org/content/212/7/991.abstract)

par
05.09.2015, 21:12
"Infektiologie" :-D:
Multiple System Atrophy is Described as First New Human Prion Disease identified in 50 Years (http://www.ucsf.edu/news/2015/08/131416/new-type-prion-may-cause-transmit-neurodegeneration?utm_source=ucsf_fb&utm_medium=fb&utm_campaign=2015_prion_neurodegeneration)

Damit der Kontext und die doch interessanten Implikationen, die sich aus den paper ergeben besser eingeordnet werden können, habe ich mal versucht, die Ergebnisse etwas "einzuordnen".

Es gibt ganz unterschiedliche Herangehensweisen an "Neurodegenerative Erkrankungen", zB:

-Klinische Beobachtung: eine Gruppe von denen hat ein "Parkinson-Syndrom" (Bradykinesie ist das Leitsymptom) gemeinsam. So aufgezogen kann man 3 Ätiologien unterscheiden (Anamnese und Verlauf!, Klinik, Bildgebung, ggf. Labor): das primäre auch idiopathische Parkinson-Syndrom, ferner sekundäre (metabolisch, inflammatorisch, vaskulär, etc), hereditäre und atypische Parkinson-Syndrome.
Bei den atypischen wirds interessant, denn darunter zählen: die Multisystematrophie (MSA), die progressive supranukleäre Blickparese (PSP) und die Demenz vom Lewy-Körper Typ (DLB)

In der oben aufgeführten Gruppe gibts noch die

-Einordnung nach Pathologie: den Alpha-Synucleinopathien (Idiopathisches (!) Parkinson-Syndrom und DLB mit intrazellulärer Akkumulation von fehlgefaltetem alpha-synuclein v.a. in Neuronen und MSA mit Ansammlung v.a. in Oligodendrozyten)
und Tauopathien (zB gem. neuen Konsensuskriterien (Armstrong et al, 2013) subsumiert unter Kortikobasale Degeneration (CBD): die PSP, die verhaltensvariante der Frontotemporalen Demenz (FTD) und andere mit intrazellulärer Ablagerung von fehlgefaltetem Tau-Protein als neurofibrilläre Bündel in Neuronen und Gliazellen. Einige der FTLD gehen bei ähnlicher Klinik mit der Akkumulation von anderen Proteinen einher (zB TDP-43).
Dann gab es noch mit anderen klinisch dominierenden Symptomen die Trinukleotiderkrankungen (zB Chorea Huntington), Prionenerkrankungen (klassisch CJK)

-> Man spricht nun im Falle von PD und MSA von unterschiedlichen "alpha-synuclein prionen". Auch bei Tauopathien wird von einem Prionen-ähnliches Propagationsverhalten ausgegangen.
Insgesamt kursiert der Link Prionenerkr.-Neurodegenerative Erkrankungen seit ca 7-8? Jahren

-Einordnung nach Ätiologie: in der oben genannten Gruppe aber auch bei anderen Neurodegenerativen Erkrankungen werden Mutationen von die Proteine, unterschiedliche Ionenkanäle, etc codierender Gene beobachtet, natürlich auch sporadisches Vorkommen.

Ihr seht schon, klinische Einteilung und Einteilung nach Pathologie überschneiden sich eher, als dass sie deckungsgleich überlappen und gute diagnostische Kriterien (s.Anm.) hat man noch nicht gefunden.

Anm:
- in der Praxis wird bei den o.g. Diagnosen häufig im Krankheitsverlauf irgendwann auch eine dementielle Entwicklung beschrieben;
eine korrekte Zuordnung einer Krankheitsentität gelingt nicht immer: häufig werden Diagnosen im Verlauf revidiert, weil eben viele Symptome überlappen und es nicht immer einfach ist, zu unterscheiden zwischen:
welches Symptom ist am stärksten ausgeprägt (eine extrapyramidale ein-/beidseitige Bewegungsstörung, etwa eine Demenz, früh autonome Störungen)? und welches Symptom trat früh/spät im Krankheitsverlauf auf und tritt im Verlauf sogar in den Hintergrund
- wie/warum die Pathologie sich unterschiedlich ausbreitet ist (meines wissens) noch nicht bekannt. Die Ergebnisse sind auch in diesem Zusammenhang sehr interessant.
- Auch interessant: bei genetischen Formen der Amyotrophen Lateralklerose (ALS), als eine Motorneuronerkrankung auch zu den Neurodegenerativen Erkrankungen zählend, die gemeinsam mit der FTD auftreten kann, handelt es sich auch um eine
"Proteinfehlfaltungserkrankung".

Ich konnte euch das nicht vorenthalten! :-blush

Habt ihr interessantes aus euren Fachgebieten?
Wichtige Revisionen ärztlicher/pflegerischer Seite in der Pädiatrie, Inneren Medizin, Orthopädie, Urologie, Augenheilkunde, Gynäkologen unter uns, die unser altes Lehrbuchwissen um wesentliche Änderungen auffrischen möchten? Anästhesisten? Chirurgen? etc.

:-)

ninakatharina
06.09.2015, 12:23
<3 blood 2015:
How I treat hyperleukocytosis in acute myeloid leukemia

http://www.bloodjournal.org/content/125/21/3246.long?sso-checked=true

ehem-user-19-08-2021-1408
08.09.2015, 21:15
Anlässlich meines aktuellen Tertials:

http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1406761

Takotsubo Cardiomyopathie hat ähnliche Morbiditäts- und Mortalitätsraten wie ein Akutes Coronarsyndrom.
Emotionale Stressfaktoren sind häufiger eruierbar als physische Ursachen. Der Großteil der Betroffenen sind Frauen.
Neurologische und psychiatrische Comorbiditäten sind sehr häufig.
Die Krankheit ist nicht zu unterschätzen!