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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Papas Praxis oder eigenes Ding



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lcp48
29.07.2013, 13:51
Kurz zu meiner Situation: Ich (PJ'ler) stehe kurz vor dem Abschluss und bin mir noch nicht zu 100% sicher welche Fachrichtung danach. "Kariere-technisch" finde ich Plastische Chirurgie interessanter, da ich operieren und eher praktisch (mit den Händen) arbeiten möchte (bei Allgemeinmedizin muss man ja doch mehr mehr erzählen - und erst die vielen psychosomatischen Fälle ...) aber auf der anderen Seite hat Freizeit und Sport bei mir einen hohen Stellenwert (Lebensqualität). Von der Allgemeinarztpraxis erwarte ich keine finanziellen Höhenflüge reich werden ist auch nicht mein Ziel. Meine Eltern versuchen mich natürlich in ihre Richtung zu lenken. Von ihnen wird daher der Klinikalltag immer sehr schlimm dargestellt (Arbeitszeiten, Hierarchien, ...) und andererseits herausgestellt, dass das finanziell doch besser sei, die schon vorhandene Praxis zu übernehmen und dass ich dann Familienplanung und Freizeit individueller gestalten könne. Schließlich sei ich nach 5 Jahren Weiterbildung mein eigener Chef und hätte keine Schulden (... und könne mir dann alle meine Wünsche erfüllen ...). Ich stelle es mir auch nicht unproblematisch vor das "Lebenswerk" des Vaters zu übernehmen - denn für die Eltern ist man ja doch immer der "Kleine".
Ohne das Angebot meiner Eltern, hätte ich mich für Plastische Chirurgie entschieden. Nun gibt es aber leider dieses Angebot ...

1) Spielt jemand von euch auch mit dem Gedanken in die Praxis der Eltern einzusteigen?
2) Würdet ihr eher den finanziellen Vorteil sehen, keine Schulden machen zu müssen (und ein etwas entspannteres Leben führen), oder würdet ihr euch anders entscheiden?
3) Ist oder wahr von euch jemand in einer ähnlichen Situation?

ehemaliger User_29072015
29.07.2013, 14:02
Ich würde das machen, was Dir liegt und Spaß macht und nicht das, was deine Eltern vielleicht gerne sehen würden, wenn du die Plastische toll findest würde ich auch genau das machen. Wechseln kann man, wenn es nicht gefällt, immer noch.

par
29.07.2013, 14:22
Solange noch die Freizeit geringer ist als die Arbeitszeit, würde ich die Freude während der Arbeitszeit stärker gewichten, als die besser gestaltbare Freizeit. (v.a. weil Allgemeinmedizin für dich nicht zumindest "auch interessant" sondern eher "uninteressant" zu sein scheint)

Lava
29.07.2013, 15:14
Solange noch die Freizeit geringer ist als die Arbeitszeit, würde ich die Freude während der Arbeitszeit stärker gewichten, als die besser gestaltbare Freizeit.

Eben diese Einstellung kann sich sehr wohl im Berufsleben ändern. Irgendwann lernt man auch die negativen Seiten seines Traumfachs kennen und plötzlich wird die Freizeit zum entscheidenden Faktor für die Zufriedenheit.

Schwierige Situation also. Ich würde aber auch erstmal mit meinem Wunschfach beginnen. Die Praxis der Eltern rennt ja wahrscheinlich nicht weg. Es kann höchstens sein, dass du etwas Zeit verlierst für die Weiterbildung Allgemeinmedizin.

Kackbratze
29.07.2013, 16:25
Nicht wirklich, wenn man sich geschickt anstellt. Ausserdem ist für den Allgemeinmediziner jede Art von medizinisch-klinischer Erfahrung wichtig und IMHO keine verlorene Zeit.

lcp48
29.07.2013, 17:49
Vielen Dank für die schnellen Antworten. Ich denke auch erstmal mit meinem Wunschfach anfangen. Nur leider ist dann die Option Allgemeinarztpraxis futsch (Vater will in Rente). Ich frage mich auch: warum den langen und schwereren weg, wenn es für mich auch einfacher ginge (aus finanzieller (keine schulden machen), karieretechnischer und freizeitlicher sicht). Mit dem Anrechnen lassen - das geht bestimmt, denn für Allgemeinmedizin gehören ja auch mind. 6 Monate Chirurgie dazu.

@Lava: So sehe ich es auch mit der Freizeit. Das Interesse am Fach ist schon sehr wichtig - aber häufig sind die Bedingungen nicht sehr gut (Arbeitszeiten im Krankenhaus, Dienste ... und es wird häufig vorausgesetzt, dass die Arbeit auch das Hobby ist). Da bleibt dann "manchmal" Freizeit auf der Strecke. Deshalb sehe ich schon Vorteile die Praxis zu übernehmen (ohne die Nachteile der Verschuldung).

lcp48
29.07.2013, 17:50
Vielen Dank für die schnellen Antworten. Ich denke auch erstmal mit meinem Wunschfach anfangen. Nur leider ist dann die Option Allgemeinarztpraxis futsch (Vater will in Rente). Ich frage mich auch: warum den langen und schwereren weg, wenn es für mich auch einfacher ginge (aus finanzieller (keine schulden machen), karieretechnischer und freizeitlicher sicht). Mit dem Anrechnen lassen - das geht bestimmt, denn für Allgemeinmedizin gehören ja auch mind. 6 Monate Chirurgie dazu.

@Lava: So sehe ich es auch mit der Freizeit. Das Interesse am Fach ist schon sehr wichtig - aber häufig sind die Bedingungen nicht sehr gut (Arbeitszeiten im Krankenhaus, Dienste ... und es wird häufig vorausgesetzt, dass die Arbeit auch das Hobby ist). Da bleibt dann "manchmal" Freizeit auf der Strecke. Deshalb sehe ich schon Vorteile die Praxis zu übernehmen (ohne die Nachteile der Verschuldung).

flopipop
29.07.2013, 19:01
und plötzlich wird die Freizeit zum entscheidenden Faktor für die Zufriedenheit.


selbst beim interessantesten fach der welt: freizeit ist immer besser, als arbeiten :-winky

par
29.07.2013, 19:10
Eben diese Einstellung kann sich sehr wohl im Berufsleben ändern. Irgendwann lernt man auch die negativen Seiten seines Traumfachs kennen und plötzlich wird die Freizeit zum entscheidenden Faktor für die Zufriedenheit.Die negativen Seiten auch der Allgemeinmed kann man kennenlernen, daher habe ich das nicht berücksichtigt und natürlich ist Freizeit wichtig, aber auch mit Bezug auf flopipop:

selbst beim interessantesten fach der welt: freizeit ist immer besser, als arbeitenändert das doch nichts daran, dass man mehr Zeit mit Arbeit verbringt, als mit Freizeit - dann sollte einem die Arbeit schon gefallen.
Mal sehen, wie ich damit umgehen werde :-)

Feuerblick
29.07.2013, 19:40
Vielen Dank für die schnellen Antworten. Ich denke auch erstmal mit meinem Wunschfach anfangen. Nur leider ist dann die Option Allgemeinarztpraxis futsch (Vater will in Rente). Er müsste doch in jedem Fall warten, bis du den Facharzt Allgemeinmedizin hast. Vorher dürftest du gar nicht alleine arbeiten. Und die notwendigen Zeiten im KH musst du doch auch noch machen. Insofern wären für ihn doch sowieso noch ein paar Jahre zu überbrücken... :-nix

Kyutrexx
30.07.2013, 14:01
Bin erstaunt, dass noch niemand hier das wichstigste erwähnt hat.

Im FA für die Allgemeinmedizin sind mindestens 6 Monate Chirurgie ohnehin Pflicht.
Außerdem stehen weitere 6 Monate Klinikzeit in einer beliebigen Fachrichtung zur Verfügung.

@Threadersteller:
Hab nochmal grob einige Weiterbildungsordnungen überflogen, ist in denen die ich gesehen habe überall der Fall.

Wundert mich, dass dein Vater dich darauf nicht hingewiesen hat.

Kann es sein, dass er Praktischer Arzt war und dann seine Anerkennung als FA f. Allgemeinmedizin beantragt hat? (ging ne zeitlang)
Sonst hätte er dir das sicherlich gesagt.


Du kannst also erstmal ohne schlechtes Gewissen auf jeden Fall 6 Monate Chirurgie machen und die weiteren restlichen 6 Monate dranhängen (beliebiges Fach, d.h. kannst auch gleich einen 12 Monats-Vertrag abschließen).

Nach einem Jahr wirst du eh merken, ob das Gebiet dein Fall ist oder nicht.


Übrigens muss dein Vater dann ohnehin nochmal ein Weilchen warten.
Du musst schließlich auch noch die Basisweiterildung Innere absolvieren.


So oder so sind das also noch ein paar Jahre die ins Land gehen, bevor du dann als Assistenzarzt bei ihm überhaupt anfangen könntest.


Wundert mich, dass das alles so nicht zur Sprache kam (jedenfalls nach deinen Ausführungen kann ich das nicht erkennen).

Relaxometrie
30.07.2013, 14:10
Im FA für die Allgemeinmedizin sind mindestens 6 Monate Chirurgie ohnehin Pflicht.
Für mindestens drei Ärztekammerbezirke (die, bei denen ich jetzt mal nachgesehen habe) ist diese Aussage falsch. Ein Chirurgie-Abschnitt kann dort auf die Weiterbildungszeit zum FA für Allgemeinmedizin angerechnet weden, ist aber nicht Pflicht.

Feuerblick
30.07.2013, 14:11
Dann hast du aber irgendwie falsch gelesen, Kyutrexx. Ich zitiere mal die

Weiterbildungsordnung Hessen 2005:
Weiterbildungszeit: 60 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer
Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1, davon
-> 36 Monate in der stationären internistischen Patientenversorgung (Basisweiterbildung) im Gebiet Innere Medizin, davon können bis zu
– 18 Monate in den Gebieten der unmittelbaren
Patientenversorgung (auch 3 MonatsAbschnitte) angerechnet werden, die auch im
ambulanten Bereich ableistbar sind
(Abweichend davon können im Rahmen des Quereinstiegs in die Allgemeinmedizin bis zu 36 Monate in
Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung angerechnet werden, wenn bereits eine Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung erworben wurde.)
und
-> 24 Monate Weiterbildung in der ambulanten hausärztlichen Versorgung, davon können außer im Rahmen
des Quereinstiegs in die Allgemeinmedizin bis zu
– 6 Monate in Chirurgie oder in Kinder- und Jugendmedizin (auch 3 Monats-Abschnitte) angerechnet werden
und
-> 80 Stunden Kurs-Weiterbildung gemäß § 4 Abs. 8 in
Psychosomatische Grundversorgung Da steht nicht mehr, dass 6 Monate Chirurgie PFLICHT sind. Das war meines Wissens früher so, ist aber seit 2005 spätestens Geschichte.

...uups, Relaxo war schneller. ;-)

Relaxometrie
30.07.2013, 14:14
Bin erstaunt, dass noch niemand hier das wichstigste erwähnt hat.

Wundert mich, dass dein Vater dich darauf nicht hingewiesen hat.

Wundert mich, dass das alles so nicht zur Sprache kam (jedenfalls nach deinen Ausführungen kann ich das nicht erkennen).

Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchem Selbstbewusstsein mancheiner Falschaussagen in die Welt posaunt :-nix

Feuerblick
30.07.2013, 14:17
Ergänzend kann ich noch hinzufügen, dass die Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer im Wortlaut der von mir oben zitierten WBO gleicht. Auch hier: Chirurgie KANN, ist aber keine Pflicht.

@Relaxo: Vor allem als jemand, der noch nicht mal annähernd im Bereich der Weiterbildung ist. :-nix

Kyutrexx
30.07.2013, 14:27
Ergänzend kann ich noch hinzufügen, dass die Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer im Wortlaut der von mir oben zitierten WBO gleicht. Auch hier: Chirurgie KANN, ist aber keine Pflicht.

@Relaxo: Vor allem als jemand, der noch nicht mal annähernd im Bereich der Weiterbildung ist. :-nix
Ist auch n WAHNSINNIG DRAMATISCHER Akt, sich in Gesetze einzulesen.
Buhu.

Ich hab mein ganzes Berufsleben schon mit Gesetzen gearbeitet.
Also mal ganz ruhig in den Fingern.


Außerdem: ich sag ja, ich hab nicht alle ÄK durchgesehen.
In Sachen-Anhalt und Berlin ist es (immernoch) Pflicht - und bei den beiden hab ich nachgesehen.
Also erzähl mir nix von wegen, das gibt es nicht oder das sei Geschichte.

Die Musterweiterbildungsordnung entfaltet keine Gesetzeskraft, daher hab ich die ausgelassen.


Es gibt Bundesländer wo es Pflicht ist und andere, wo das nicht der Fall ist.

In JEDEM FALLE kann der Threadersteller 6 Monate Chirurgie ableisten und liegt damit im Rahmen der Erfüllung seiner Weiterbildungsanforderungen.

Coxy-Baby
30.07.2013, 14:32
Naja wenn man Plastiker werden will ist ein Jahr als Berufsanfänger in der Chirurgie auch etwas wenig um ins Fach zu schnuppern und sich eine Meinung zu bilden oder?

Lava
30.07.2013, 14:36
Naja wenn man Plastiker werden will ist ein Jahr als Berufsanfänger in der Chirurgie auch etwas wenig um ins Fach zu schnuppern und sich eine Meinung zu bilden oder?

Falls man überhaupt sofort eine Stelle in der plastischen Chirurgie findet.

Kyutrexx
30.07.2013, 14:40
Hier wird der Knackpunkt, eine passende Stelle zu finden.

Hab grad u.a. auf der Seite der Dt. Gesellschaft für plast. Chirurgie und n paar anderen Stellenbörsen geschaut.
Die meisten Ass.-Stellen in der Plastischen setzen die chirurgische Basisweiterbildung voraus.

Einige bieten jedoch ganz explizit die Möglichkeit, bereits während der Basis-Weiterbildung in die Abläufe der plast. Chirurgie aktiv einbezogen zu werden, von Beginn an.


Selbst wenn der Threadersteller nicht selbsttätig plastisch arbeitet, wird er definitiv in so einem Jahr genügend sehen, um zu entscheiden, ob das überhaupt sein Ding ist.

Coxy-Baby
30.07.2013, 14:40
Soll das etwa heissen man halt als Berufsanfänger in der PWH keine freie Stellenauswahl? Lava ich bin schockiert......