PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Niederlassung Rheumatologie



hebdo
29.07.2013, 22:20
Ich habe ein paar Fragen zur Niederlassung als Rheumatologe:

Mein OA meinte, dass man als niedergelassener Rheumatologe so gut wie nichts abrechnen kann. Laut KBV-Honorarbericht liegt aber der Rheumatologe beim durchschnittl Überschuss im oberen Drittel. Wie seht ihr den Vergleich? Kommt mir etwas komisch vor, da auch Radiologen und Orthopäden ein gutes Stück dahinter liegen.

Ich kenne ein Beispiel aus der Hämostaseologie, dass die Ärzte ihre eigenen Labore haben um genug abrechnen zu können. Kann man das als Rheumatologe auch machen? Muss man einen eigenen Laborarzt dafür einstellen oder reichen die Geräte? Mit einem zusätzlichen Röntgen und Sono könnte man fast die komplette Diagnostik selbst machen, oder?

Vom Gefühl schätze ich die Niederlassungsmöglichkeiten als sehr gut ein. Auch in Großstädten. Täusche ich mich?

Ex-PJ
30.07.2013, 19:14
Also
1) Es gibt die Zusatzbezeichnung Rheumatologie sowohl für Internisten als auch für Orthopäden. Über welche Fachrichtung redest Du denn hier?
2) Labor ist kniffelig: Antikörperbestimmung ist schwierig und Reagenzien dafür recht teuer, so dass meist Anschluß an ein Krankenhauslabor oder ein Laborgemeinschaft gesucht wird.
3) Neue Röntgenanlagen werden zumindest für internistische Praxen fast nicht mehr zugelassen

LasseReinböng
30.07.2013, 20:04
Also
1) Es gibt die Zusatzbezeichnung Rheumatologie sowohl für Internisten als auch für Orthopäden. Über welche Fachrichtung redest Du denn hier?
2) Labor ist kniffelig: Antikörperbestimmung ist schwierig und Reagenzien dafür recht teuer, so dass meist Anschluß an ein Krankenhauslabor oder ein Laborgemeinschaft gesucht wird.
3) Neue Röntgenanlagen werden zumindest für internistische Praxen fast nicht mehr zugelassen


Rheumatologie ist eine internistische Subspezialität,die Zusatzbezeichnung für Orthopäden ist was völlig anderes. Rheumatologen sind Internisten und nicht Orthopäden, bzw. nach der neuen WBO zum FA für Rheumatologie haben sie eine Basisausbildung in der Inneren Medizin durchlaufen und nicht Orthopädie.


Daß Rheumatologen ihr eigenes Labor haben habe ich noch nie gehört, wäre ja wohl auch extremst unrentabel.

hebdo
31.07.2013, 20:21
Ich meine natürlich den Internisten.

Aber für Hämostaseologen scheint ein eigenes Labor zu lohnen - zumindest habe ich von einem gehört, der es so macht. Bei denen besteht die gesamte Diagnostik aus Labor.

Meine Frage scheint wohl zu speziell zu sein. Ich reduziere mal:

Mein OA meinte als niedergelassener Rheumatologe kann man nichts abrechnen und verdient quasi nichts. Im Honorarbericht liegen Rheumatologen aber im oberen Drittel.

Peter_1
03.08.2013, 11:56
Das ist meiner Ansicht nach eine Fehlinterpretation des EBM Systems, was ist denn gemeint mit "nichts abrechnen"? Meint der OA, dass es wenig Einzelleistungen sind die man abrechnen kann? Das kann ich mir gut vorstellen (im Vergleich zB zu den Gastroenterologen), aber: es gibt ja die berühmt berüchtigten Fallpauschalen über die man natürlich auch Geld verdient. Je nach Fachrichtung ist der Mix aus Fallpauschale und "abrechenbarer Einzelleistung" unterschiedlich (soll heissen manche Fachrichtungen haben höhere Fallpauschalen, in denen dann auch einiges an "Einzelleistungen" versenkt ist, bzw. die "Natur des Faches" ergibt wenig abrechenbare Einzelleistungen, manche andere haben dafür geringere Fallpauschalen, dafür aber mehr abrechenbare Einzelleistungen). Das ganze ist jedoch sowieso Augenwischerei, da sowohl die Einzelleistungen als auch die Fallpauschalen budgetiert sind. Die Illusion über möglichst viele Einzelleistungen mehr Kohle zu bekommen (das berühmte "Hamsterrad") wird regelmäßig durch eine dann irgendwann zwangsläufig niedriger ausfallende Vergütung der Einzelleistung wieder ad absurdum geführt. Trotzdem neigt der Mensch irgendwie dazu viele "budgetierte Einzelleistungen" irgendwie gefühlt attraktiver zu sehen. Weil das so ist wird alle paar Jahre der EBM umgestellt und der Mix aus Einzelvergütung und Pauschalierung wird geändert. Dein OA hat glaube ich das System nicht durchschaut, interessant für Dich ist natürlich der Gewinn, der aus einer Praxis zu erzielen ist. Ob der nun durch "viele abrechenbare Einzelleistungen" zustande gekommen ist, oder aber größtenteils durch Fallpauschalen, das ist erst mal sekundär, begrenzt ist wie gesagt beides! Du kannst also ruhig die Umsatzzahlen der KV als Anhaltspunkt nehmen (was denn sonst?). Wenn Du dann noch berücksichtigst, dass die Investitions- und laufenden Kosten einer Rheumapraxis eher deutlich niedriger liegen dürften als die einer zB gastroenterologischen Praxis, dann sieht es doch gar nicht so finster aus. Ein eigenes Labor, oder Röntgen ist eigentlich nicht notwendig und die wenigsten rheumatol. Praxen die ich kenne haben dies (wenn doch dann aber eher Rö., als Labor).

kingston
10.08.2013, 14:38
ich arbeite an einer rheumatol. Klinik und hab auch von jedem OA bisher gehört, dass von allen intern. Subspezialitäten diese am wenigsten lukrativ in der Niederlassung sein soll, weil sie nichts abrechnen können. Mit nem eigenen Rheumalabor solls so halbwegs gehn. Soll auch der Grund sein warum es so einen Mangel an niedergelassenen Rheumatologen gibt.
Da verdienen nur die Pharmafirmen.

Peter_1
13.08.2013, 14:46
@Kingston: Umsatzzahlen sind hier einzusehen: http://www.kbv.de/service/24851.html
Es stimmt also definitiv nicht was Deine OÄ sagen, es ist hinzuzuügen: dies sind Umsatzzahlen, die notwendigen Personalkosten und Investitionen in eine rheumatol. Praxis dürften niedriger ausfallen als zB bei den Gastroenterologen.
Thema Abrechnung: das Abrechnungssystem zu durchschauen fällt selbst den Menschen schwer, die damit tagtäglich arbeiten müsse, ich vermute "nichts abrechnen" bezieht sich auf weniger abrechenbare Einzelleistungen, aber da habe ich bereits versucht zu erläutern, dass dies nicht gleichbedeutend mit einem schlechten Gewinn sein muss...

Ex-PJ
13.08.2013, 18:27
zu Kingston:
Aus Tätigkeiten in rheumatologischen Abteilungen kann ich sagen, dass der OA nur eine Teilwaahrheit gesagt hat.
Problem ist auch, dass der Niedergelassene erstmal eine Quartalpauschale bekommt.
Pat. kommt 1x oder 2x im Quartal --> gut für dden Praxisinhaber = Gewinn
Pat. (z.B. ein Fibromyalgiepat. mit querultorischer Komponente) stellt 1-2 x/Woche auf der Matte und will immer neue Analgetika oder Therapie (KG, Bindegewebsmassage oder Lyphdrainage usw.) haben --> ein finanzielles Desaster und Dauerzank und Ärger mit der Pat., warum eine Therapie nicht verordnet wird. Ähnlich bei SChmerzpat.
Hierüber ist ein Teil des Problems begründet.