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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein Studium des Auswendiglernens?



andi93
16.08.2013, 22:44
Guten Abend,

ich hoffe, dass es dieses Thema nicht gibt, habe es nicht gefunden.
Also was mir immer wieder zu denken gibt, ist die Frage, ob das Studium eventuell wirklich nur aus Auswendiglernen besteht. Ich stell mir vor, dass man selbst in der Klinik nur: Ätiologie, Symptomatik, Diagnose, Behandlung schön aus dem Lehrbuch lernt und das einfach später dann immer wieder abruft. Also dass man gewisse Grundlagen in der Vorklinik stupide sich reinhämmern muss (wie Anatomie) ist mir klar, doch ich habe ein wenig Angst, dass das gesamte Studium eben so fortläuft.
In der Schule hat mir nämlich immer die Übertragung Spaß gemacht, nicht das blöde Wiedergeben. Gibt es sowas auch in der Medizin? Dass man durch gewisses Grundwissen kompliziertere Probleme löst?
Also die Frage kommt mir jetzt gerade selbst total bescheuert vor. Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Im Grunde will ich nur wissen, ob man außer Auswendiglernen auch sich mit Zusammenhängen beschäftigt (Physiologie?) und einfach selbst ein wenig denken muss? ...ich vermute es mal. Aber ok. Nun erhängt mich ;)

pesanserinus
16.08.2013, 22:58
Auf jeden Fall gibt es erstmal viele Dinge, die man sich stupide einhämmern muss, einfach um sie einmal drauf zu haben. Später dann, wenn es klinischer wird, erschließen sich dir aber gerade durch die grundlegenden Dinge, die du auswendig lernen musstest auch Zusammenhänge, z.B. warum tritt jetzt da und da dieses Symptom auf oder wo müsste der Fehler liegen bei dieser und jener Erkrankung. Zumindest geht es mir so, dass ich aus einem Sachverhalt dann einen anderen ableiten kann. Sowas machen wir z.B. in POL (problemorientiertes Lernen). Ich erinnere mich da an einen Fall, wo es um eine Anämie ging und wir anhand des Wissens, wie sich Laborwerte verhalten bei verschiedenen Formen und an welcher Stelle bei der vorliegenden Konstellation aus Laborwerten und Symptomen das Problem liegen müsste herausfinden konnten, um was es sich bei dem Patienten handelte. Es ist schon viel "herunterrattern" von Abläufen (ich denke besonders in Notfallsituationen arbeitet ma erstmal auswendig gelernte Listen ab), aber man kann auch viel Denkarbeit hineinstecken, wenn man denn möchte. ;)

andi93
16.08.2013, 22:59
Dank dir für die Antwort :) Freue mich auf mehr!

Miss_H
17.08.2013, 07:50
Gerade in der Vorklinik muss mal leider ziemlich viel auswendig lernen, aber man gewöhnt sich schnell daran. In allen Fächern hilft einem ein grundsätzliche Verständnis aber trotzdem weiter. In Physiologie und Biochemie kann man sich mit ein paar auswendig gelernten Sachen viel herleiten. Durch die MC-Fragen kann man Übertragung nur in einem sehr kleinen Rahmen testen. Zur Klinik kann ich leider nichts sagen. Aber so schlimm wie es immer dargestellt wird, ist es nicht.

Sticks
17.08.2013, 08:44
Hallo.
Es ist zwar viel zum auswendig lernen. Aber ich finde auch etwa genau soviel zum verstehen.
Gerade in Physiologie wird nicht einfach nur das Faktenwissen abgefragt, sondern die Fragen konstruieren eine Situation die man mit seinem Wissen beantworten muss.
Ich denke, wenn man Zusammenhänge erkennt und sich vieles herleiten kann hat man es auch Einfachher.

ProximaCentauri
17.08.2013, 10:52
Also ich bin a) zu faul um viel auswendig zu lernen, und b) find ich das meistens wenig sinnvoll, also beschränke ich es aufs nötigste. Anatomie geht nicht ohne, Pharmakologie ist auch ein grosser Anteil.

In Physiologie und den anderen Fächer versuche ich die Probleme immer via Verständnis und Übertragung von bekannten Prinzipien anzugehen, das klappt bei mir ziemlich gut, so dass ich bisher mit quasi minimalem Aufwand mein Studium hinter mich gebracht habe. Man wird mit sehr wenig auswendig lernen vermutlich keine absoluten Top-Noten erreichen, aber meine Lerntechnik ermöglicht mir doch, ziemlich viel Freizeit neben dem Studium zu geniessen.

Nessiemoo
21.08.2013, 20:34
Also v.a in der Vorklinik hat man schon enorm viel zum auswendiglernen, und da fehlt einem schon so bisschen dass verstehen. Ich finde es ist aber vieles auch zum Verstehen da - auch in Anatomie muss man erst die kompliziertere Verläufe nachvollziehen und visualisieren können bevor man die auswendig lernt.
In Physiologie ist eigentlich alles auf Verstehen basiert - nur wird irgendwannmal gefühlt der Intellekt und Zeit knapp, und dann kann man es auch mit auswendiglernen ersetzen.
Biochemie kann man wohl auch verstehen wenn man gute Chemie Kenntnisse hat. Das blieb mir dann erspart ^^ (Praktika, Versuche und das Rechnen kann man doch gut verstehen)

In der Klinik... ja es ist oft auch wieder viel auswendiglernen, es geht aber bei den klinischen Fächern (jetzt nicht Pharma und Mibi) sondern Chirurgie und Anästhesie (mehr hatte ich noch nicht, sorry ^^) um das Grundtechniken zu erlernen. Ich hab ein Symptom - was mache ich? Welche Untersuchungen machen jetzt sinn? Wie funktioniert die Diagnostik? Was für Diagnosen kommen in Frage? Was muss ich machen um die jeweils auszuschliessen? Was ist jetzt mehr wahrscheinlich? Was für Therapie leite ich ein - unter berücksichtigung von Alter, Vorerkrankungen...

Und so macht es richtig viel Spaß, weil es eben viel über rationales Denken doch nachvollziehbar ist. Und dann noch die Theorie mit der Praxis zu verbinden, weil es dann doch total anders aussieht ^^.