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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Entschleunigung im Stationsalltag möglich?



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Kyutrexx
16.08.2013, 19:45
Gerade WEIL sowas passieren kann, mache ich Dinge im Stationsalltag nicht ohne Rückfrage. Hektik hin oder her.
By the way...gerade wenn Hektik ist passiert sowas, weswegen ich mich nicht der Hektik anschließe, sondern weiter MEINEN Job mache.
Vernünftig.

Zumal Hektik meist nur zu Fehlern führt, die am Ende noch mehr Zeit kosten.

Mit mittlerer Geschwindigkeit gewissenhaft arbeiten ist meist mit das effektivste, statt zu versuchen alles durchzuhetzen (und dabei jede zweite Aktion nochmal korrigieren zu müssen).


Das lernt man mit der Zeit in der Klinik oder hat es schon in einem anderen Beruf verinnerlicht.


Leider ist im Studium keinerlei Zeit, Platz oder sonstwie überhaupt vorgesehen, dass man solche Dinge vermittelt bekommt.


In meiner Ausbildung hatten wir noch ein Fach das hießen "Methoden und Kommunikation". Da ging es um genau solche Dinge.
Allerdings muss man dazu sagen, dass nach einer "Reform" der Ausbildung das einige Jahre später aus dem Rahmenplan geschmissen und durch noch mehr Fachfächer ersetzt wurde.


Normalerweise kann man in den meisten anderen Berufen sagen: man lernt aus Fehlern.
Blöd nur, dass Fehler in der Medizin Leute umbringen können ...


Dem PJler alleine ist nicht die Schuld zuzuweisen.
Ihm hat womöglich bis dato (oder er hat es nicht selbst rausgefunden, das werden wir nie erfahren) niemand beigebracht, wie man ökonomische Selbstorganisation betreibt.

MissGarfield83
16.08.2013, 20:46
Vernünftig.

Zumal Hektik meist nur zu Fehlern führt, die am Ende noch mehr Zeit kosten.

Mit mittlerer Geschwindigkeit gewissenhaft arbeiten ist meist mit das effektivste, statt zu versuchen alles durchzuhetzen (und dabei jede zweite Aktion nochmal korrigieren zu müssen).


Das lernt man mit der Zeit in der Klinik oder hat es schon in einem anderen Beruf verinnerlicht.


Leider ist im Studium keinerlei Zeit, Platz oder sonstwie überhaupt vorgesehen, dass man solche Dinge vermittelt bekommt.


In meiner Ausbildung hatten wir noch ein Fach das hießen "Methoden und Kommunikation". Da ging es um genau solche Dinge.
Allerdings muss man dazu sagen, dass nach einer "Reform" der Ausbildung das einige Jahre später aus dem Rahmenplan geschmissen und durch noch mehr Fachfächer ersetzt wurde.


Normalerweise kann man in den meisten anderen Berufen sagen: man lernt aus Fehlern.
Blöd nur, dass Fehler in der Medizin Leute umbringen können ...


Dem PJler alleine ist nicht die Schuld zuzuweisen.
Ihm hat womöglich bis dato (oder er hat es nicht selbst rausgefunden, das werden wir nie erfahren) niemand beigebracht, wie man ökonomische Selbstorganisation betreibt.

Lieber Kyutrexx,

du hast noch nicht mal dein Physikum - du hast weder eine Famulatur, noch dein PJ absolviert, noch hast du das klinische Studium erlebt. Also einfach mal den Ball flachhalten ... egal wieviel Berufserfahrung du schon hast - urteile nicht über Dinge die du noch nicht erlebt hast.

Dass ich das mal sagen würde ... hätte ich auch nie gedacht, aber mit der Zeit in der Klinik wird man wohl schlauer.

MissG

Kackbratze
16.08.2013, 20:59
....und um das Altassistentenbashing zu beenden:
Seit meiner ersten Famulatur habe ich das so gehandhabt, da mir PJler und Assistenzärzte mir das beigebracht haben.
Manchmal muss man auf seine Ausbilder hören und lernen und sich nicht der allwissenden Akademikerarroganz hingeben.

Kyutrexx
16.08.2013, 20:59
@MissGarfield:
Ähm ... ja.
Als ob die Medizin die einzeige berufliche Richtung ist, in der solche Fehler passieren.
Hier haben sie nur harte Auswirkuneg auf das Individuum.


Derartige Diskussionen über Fehler, Fehlererkennung und Fehlerprävention laufen auch in vielen anderen Berufen ab.


In vielen Berufen bekommt man für die Problematik ein deutliches Gefühl, man braucht es also nicht erst in der Klinik erlebt zu haben, um sich in die Gedankenwelt solcher Hektiksituationen reinzudenken.

Jedenfalls nicht, wenn man ein Grundmaß an situationeller Empathie besitzt.


Manchmal muss man auf seine Ausbilder hören und lernen und sich nicht der allwissenden Akademikerarroganz hingeben.
Richtig.

Auch wenn man schon Jahre im Beruf steht (egal in welchem) kann man immer noch was lernen und sollte nie aufhören, sich mit seiner Umgebung zu befassen.

Selbstüberschätzung ist der Todfeind eines jeden Unternehmens / Klinik / whatever.

MissGarfield83
16.08.2013, 21:15
@kyutrexx : Du behauptest es sei im Studium kein Platz für die Lehre von Fehlerprävention ? Bei uns in Frankfurt wurde es mehrfach, sowohl theoretisch als auch praktisch gelehrt, dass man die 5 Rs beachtet. Wenn man das im OSCE missachtet kann das ein Durchgefallen für die entsprechende Station bedeuten und ohne diese Prüfung gilt das entsprechende Blockpraktikum nicht als absolviert. Soviel zu deinen großen Tönen.

Lieber Kyutrexx es ist durchaus so dass andere Berufe auf Fehlerprävention achten - aber egal wieviel "situative Empathie" du besitzt - du warst bisher nicht in der Situation eines Studenten in den klinischen Semestern. Du warst nie Famulant oder PJ. Es ist immer etwas anderes in der Haut desjenigen zu stecken oder von aussen einfach situativ empathisch große Töne zu spucken. Ich hoffe du kommst einfach mal in die Situation - ich glaube dann verstehst du mich einfach besser. Es passieren tagtäglich Fehler, als Student wird er dir irgendwann auch begegnen. Egal wie konzentriert du warst - irgendwann wird deine Konzentration nachlassen, ein dummer Zufall geschehen oder du einfach gestresst sein - und ich hoffe dass dabei niemand zu schaden kam. Aber er wird dir zeigen, dass es immer passieren kann ... und du wirst ihn wenn du nicht dumm bist, in Zukunft vermeiden.

Mir z.b. ist es einmal passiert, dass ich dem falschen Patienten Blut abgenommen habe und deswegen ein Herzinfarkt im Raum stand, was ich zum Glück rekonstruieren konnte und dem Patienten daraus weder Schaden, noch Nachteil entstanden ist. Alles nur weil ich nicht nach Name und Geburtsdatum gefragt hatte - sondern nur nach dem Namen und der Patient den Eindruck erweckte der zu sein dem ich Blut abnehmen sollte. Passiert mir nie wieder.

Wie Kackbratze schon sagte wenn man sich unsicher ist, schadet es nicht auch das 5te Mal nachzufragen um sicher zu gehen.

Kyutrexx
16.08.2013, 21:28
Ich glaube hier liegt ein Lost in Translation vor ;) ...


Ich hoffe du kommst einfach mal in die Situation - ich glaube dann verstehst du mich einfach besser. Es passieren tagtäglich Fehler, als Student wird er dir irgendwann auch begegnen. Egal wie konzentriert du warst - irgendwann wird deine Konzentration nachlassen, ein dummer Zufall geschehen oder du einfach gestresst sein - und ich hoffe dass dabei niemand zu schaden kam.
GANZ GENAU!

Was ich mit meinen Posts versuchte zu sagen war, dass Fehler so gut wie unvermeidlich sind und dass man sich genau das eben KLARMACHEN MUSS!

Eine ganze Menge Leute die frisch im Beruf stehen sind der Überzeugung, man könne Fehler vermeiden und wenn man nur hart genug daran arbeite, passiere eben nichts.

Genau das ist eben der Trugschluss.


Nur sehr wenige Menschen können Erfahrung aufbauen, ohne Fehler zu machen. Es gibt solche Leute, aber die sind in der Minderheit.
Der Großteil lernt aus Fehlern.


Allerdings kann man sich nicht alle Fehler erlauben.

Im Falle des Studenten hat er entweder die 5 Rs nicht gekannt oder er war mit der Situation überfordert.
Die Hektik solcher Momente kriegt man nur durch Entschleunigung hin.

Das Erlernen situativer persönlicher Entschleunigung ist m.E. eine der schwierigsten Dinge überhaupt im Berufsleben.


Allerdings lernt mancher das sein ganzes Berufsleben über nicht und geht dann mit 60 völlig ausgebrannt in den Vorruhestand.


Und selbst wenn man es über viele Jahre erlent hat, heißt das noch längst nicht, dass man damit in JEDER Situation zurechtkommt.
Man kommt aber sicher deutlich häufiger deutlich besser zurecht als derjenige, der es nie gelernt hat (oder noch ganz frisch dabei ist).

SteveMcQueen
16.08.2013, 21:34
Im Falle des Studenten hat er entweder die 5 Rs nicht gekannt oder er war mit der Situation überfordert.
Die Hektik solcher Momente kriegt man nur durch Entschleunigung hin.



Die 5R´s hast du hier zum ersten mal gelesen und im Pflegepraktikum hast du mal einen kühlen Kopf behalten, als es einmal hektisch wurde. Das qualifiziert dich, hier über Fehlermanagement zu referieren?

MissGarfield83
16.08.2013, 21:35
Lieber Kyutrexx,

dann versuch mal in deiner ersten Famulatur zu entschleunigen. Ich bin gespannt wie deine Ausbilder, deine Mitstudenten oder pflegerischen Kollegen darauf reagieren. Kommentare wie "dem kann man im Laufen die Schuhe besohlen" werden dabei wohl die harmlosesten Komplimente sein.

SteveMcQueen
16.08.2013, 21:36
Lieber Kyutrexx,

dann versuch mal in deiner ersten Famulatur zu entschleunigen. Ich bin gespannt wie deine Ausbilder, deine Mitstudenten oder pflegerischen Kollegen darauf reagieren. Kommentare wie "dem kann man im Laufen die Schuhe besohlen" werden dabei wohl die harmlosesten Komplimente sein.


:-)) :-)) :-)) Super, Katze... :-)) :-)) :-))

Kyutrexx
16.08.2013, 21:37
Nein.
Aber knapp 10 Jahre Berufserfahrung mit zahlreichen äußerst stressigen Momenten, angespannten Situationen und der Notwendigkeit von Selbstorganisation und einer Menge Nachreflektion über eigene Fehler dürften mich dazu qualifizieren.


Lieber Kyutrexx,

dann versuch mal in deiner ersten Famulatur zu entschleunigen. Ich bin gespannt wie deine Ausbilder, deine Mitstudenten oder pflegerischen Kollegen darauf reagieren. Kommentare wie "dem kann man im Laufen die Schuhe besohlen" werden dabei wohl die harmlosesten Komplimente sein.
Danke, werde ich trotz allem versuchen.

Es wird nicht immer gelingen, aber ich lasse mich nicht unnötig hetzen.

Das wird für viel Unmut sorgen, hat es bei mir auch in der Vergangenheit öfter schon, aber ich arbeite lieber gewissenhaft, als dann stressbedingte Fehler zu machen.

Das ist im Grunde auch ein persönliche Entscheidung: ist man bereit Ärger, Unmut und Unzufriedenheit seitens seiner Umwelt hinzunehmen und dafür seinen eigenen Rhytmus zu finden?

Oder lässt man sich voll auf den Rhytmus der Umwelt ein?

Oder sucht man sich eine neue Stelle, wenn Punkt a) nicht funktioniert?

Das muss jeder für sich selbst rausfinden.


Ich bevorzuge den eigenen Rhytmus, auch wenn es viel Ärger bedeutet - inklusive des nötigen Konfrontationskurses, der sich daraus ergibt.

Brutus
16.08.2013, 22:45
Nein.
Aber knapp 10 Jahre Berufserfahrung mit zahlreichen äußerst stressigen Momenten, angespannten Situationen und der Notwendigkeit von Selbstorganisation und einer Menge Nachreflektion über eigene Fehler dürften mich dazu qualifizieren.
Nein, tun sie nicht! :-nix


Danke, werde ich trotz allem versuchen.
Es wird nicht immer gelingen, aber ich lasse mich nicht unnötig hetzen.
Das wird für viel Unmut sorgen, hat es bei mir auch in der Vergangenheit öfter schon, aber ich arbeite lieber gewissenhaft, als dann stressbedingte Fehler zu machen.
Ähhm ja! Darf ich bei Deiner ersten REA oder krassem Notfall Mäuschen spielen?
Wenn Du da anfängst, laaaaaaangsaaaaaaaam und gewissenhaft die streßbedingten Fehler zu vermeiden, übernehmen andere Leute Deine Aufgaben. Im Zweifelsfall die Pflegenden oder Rettungsdienstler!

Das funktioniert so nicht! Natürlich liegt in diesem Fall die Lage etwas anders... Aber da werden wir evtl. in dem JETZT noch anhängigen Verfahren gegen die Klinik noch mehr erfahren...


Das ist im Grunde auch ein persönliche Entscheidung: ist man bereit Ärger, Unmut und Unzufriedenheit seitens seiner Umwelt hinzunehmen und dafür seinen eigenen Rhytmus zu finden?
Du kannst natürlich versuchen, Deinen Rhythmus durchzusetzen, aber wie oben schon geschrieben. In diesem Job kann es Dir halt schnell passieren, dass die Laaaaaaaangsaaaaaaamheit als Unsicherheit ausgelegt wird (im günstigsten Fall)...
Und dann übernehmen andere Deine Entscheidungen...

Kyutrexx
16.08.2013, 22:51
Nein, tun sie nicht! :-nix
Aha.

Na das darfst du gerne mal erläutern.


Das heißt also, wenn man den Gedanken gleich mal weiterführt, dass jemand mit so langer Berufserfahrung also genauso unbedarft ins Berufsleben startet.
Das wäre die Folge deiner Aussage.


Ähhm ja! Darf ich bei Deiner ersten REA oder krassem Notfall Mäuschen spielen?
Wenn Du da anfängst, laaaaaaangsaaaaaaaam und gewissenhaft die streßbedingten Fehler zu vermeiden, übernehmen andere Leute Deine Aufgaben. Im Zweifelsfall die Pflegenden oder Rettungsdienstler!
Dir ist schon klar, dass Hektiklosigkeit nicht gleichbedeutend mit langsamem Arbeiten ist?

MissGarfield83
16.08.2013, 22:59
@kyutrexx : Und dir ist sicher klar, dass sicheres,besonnenes Handeln in Krisensituationen durchaus eine Frage des Trainings ist? Üben, üben und nochmals üben bis du die Algorythmen im Schlaf herunterbeten und mit verbundenen Augen vorturnen kannst. Je mehr man Handlungsabläufe übt, desto mehr verinnerlichtm an sie und macht wenn sie richtig gelernt und geübt wurden immer weniger Fehler.

Die Medizin ist relativ wenig mit anderen Berufsfeldern vergleichbar - selbst der viel angewandte Vergleich mit den Piloten eines Flugzeuges ist das Vergleichen von Äpfeln mit Birnen. Von daher wie schon gesagt, komm erstmal in die Situation und lerne. Am Ende des Studiums wirst du vieles anders sehen als heute ... ich habe es nicht glauben wollen, aber es ist wirklich so.

Kyutrexx
16.08.2013, 23:10
Und dir ist sicher klar, dass sicheres,besonnenes Handeln in Krisensituationen durchaus eine Frage des Trainings ist? Üben, üben und nochmals üben bis du die Algorythmen im Schlaf herunterbeten und mit verbundenen Augen vorturnen kannst
Das ist klar.

Von derartigen Notfallsituationen spreche ich aber überhaupt nicht.
Dass das mit anderen Berufsfeldern eher schwer zu vergleichen ist, ist logisch.

Wobei es auch da Bereiche gibt, in denen strukturell ähnliche Methodologien zu finden sind (z.B. bei den Streitkräften).



Ich spreche von der typischen Situation im "normalen" Alltag, in der man augenscheinlich zehn Dinge auf einmal erledigen muss, dann noch drei Leute dazukommen und was von einem wollen und DANN eben solche Fehler wie dem PJler passieren.

Davon spreche ich die ganze Zeit - und nicht von Notfallsituationen.

Brutus
16.08.2013, 23:46
Wobei es auch da Bereiche gibt, in denen strukturell ähnliche Methodologien zu finden sind (z.B. bei den Streitkräften).
Oh, warst Du bei denen auch? Die UOffz hatten sicher jede Menge Verständnis für "Hektik rausnehmen", oder? :-))


Ich spreche von der typischen Situation im "normalen" Alltag, in der man augenscheinlich zehn Dinge auf einmal erledigen muss, dann noch drei Leute dazukommen und was von einem wollen und DANN eben solche Fehler wie dem PJler passieren.
Davon spreche ich die ganze Zeit - und nicht von Notfallsituationen.
Oh herzlich Willkommen in der Medizin. Notfallsituationen meiste nicht? OK!
Du sitzt im Arztzimmer und schreibst an einem Arztbrief. Dann kommen quasi gleichzeitig der Anruf, dass es Patient XY schlecht geht, XX braucht JETZT eine neue Viggo, die Angehörigen von YX wollen JETZT mit einem Arzt reden, auf dem Weg nach XY kannst Du bitte noch dem XA das Medikament spritzen, und AA bitte noch Blut abnehmen. Ach ja, macht nix, wenn es schnell geht, das Labor macht in 10 Minuten zu. :-nix

cookie!
17.08.2013, 08:01
Es wird nicht immer gelingen, aber ich lasse mich nicht unnötig hetzen.

Das wird für viel Unmut sorgen, hat es bei mir auch in der Vergangenheit öfter schon, aber ich arbeite lieber gewissenhaft, als dann stressbedingte Fehler zu machen.

Das ist im Grunde auch ein persönliche Entscheidung: ist man bereit Ärger, Unmut und Unzufriedenheit seitens seiner Umwelt hinzunehmen und dafür seinen eigenen Rhytmus zu finden?

[...]

Ich bevorzuge den eigenen Rhytmus, auch wenn es viel Ärger bedeutet - inklusive des nötigen Konfrontationskurses, der sich daraus ergibt.
In meinem Fall hat ein ähnliches Vorgehen, gepaart mit zu vielen Rückfragen, dazu geführt, dass ich mich als PJlern maximal unbeliebt gemacht habe (= Mobbing durch Stationsärzte, andere PJler und Pflege) und mir jede Menge Steine in den Weg gelegt wurden, bis hin dazu, dass meine vorübergehende Suspendierung provoziert wurde. Das Dekanat stand nicht auf meiner Seite. Die meinten, mir sagen zu müssen, es sei besser, wenn jemand wie ich, der nur den Betrieb aufhält und sich so unkollegial verhält wie ich (Stichwort "Whisleblowing"), am besten das letzte Examen nicht schaffen sollte.

Ich habe daraus gelernt, dass eine Tätigkeit außerhalb der Patientenversorgung für mich das Beste ist, zumindest, solange das kranke System sich nicht grundlegend geändert hat und sich eine Fehlerkultur etabliert hat, die nicht durch Totschweigen (im wahrsten Sinne des Wortes) und Vertuschung geprägt ist.

Und ich wünsche Dir viel Spaß auf Deinem geplanten Weg - wir sprechen und dann in 10 Jahren wieder...

Kyutrexx
17.08.2013, 08:57
@cookie:
Deswegen mache ich dann weder Famulatur, noch PJ an meiner Uni.
Auch Pflegepraktikum hab ich nich an meiner Uniklinik gemacht (aus dem gleichen Grund).

Falls alle Stricke reißen, geh ich dann einfach woanders hin.

Je weiter weg von der eigenen Uni man das macht, desto besser.

Übrigens will ich in die eigene Niederlassung.
Daher ist die Zeit in der Klinik in jedem Falle endlich.


Du sitzt im Arztzimmer und schreibst an einem Arztbrief. Dann kommen quasi gleichzeitig der Anruf, dass es Patient XY schlecht geht, XX braucht JETZT eine neue Viggo, die Angehörigen von YX wollen JETZT mit einem Arzt reden, auf dem Weg nach XY kannst Du bitte noch dem XA das Medikament spritzen, und AA bitte noch Blut abnehmen. Ach ja, macht nix, wenn es schnell geht, das Labor macht in 10 Minuten zu.
Ja, genau sowas meine ich.

Das dürfte in der Klinik so ungefähr jeden Tag passieren und man kann sich davon entweder runterreißen lassen oder einen Weg finden sich zu organisieren.


Der Stress den man sich selbst macht findet fast überwiegend im Kopf statt.

Wenn man es richtig gut hinbekommt, bezieht man seine Umwelt in seinen eigenen Rhytmus mit ein und zwar Stück um Stück.

Im Pflegepraktikum hab ich weitgehend selbstständig gearbeitet. Ich wusste was zu machen ist, aber niemand hat mir gesagt, wann es zu machen war.
Zwischendurch bin ich dann zwischen Station und Funktionsabteilung hin und her gerannt und immer kam noch irgendwas dazu, was JETZT noch dringend gemacht werden musste.

Der Untersucher hat natürlich nicht auf mich gewartet.

Wohl aber kann man vieles niederprioritäres sinnvoll umschichten.

Nicht alles was zu tun ist, ist gleich wichtig.

Menschen in der eigenen Umgebung wollen einem natürlich einreden, dass deren Anliegen das wichtigste ist.
Fingerspitzengefühl und Diplomatie bringen einen da aber durchaus schon weiter.


Aber ich weiß ... wenn man solche Dinge jahrelang in einem anderen Beruf gelernt hat und ein Gefühl dafür bekommen hat, ist das natürlich in der Medizin nichts wert, weil da ja ALLES anders läuft.
Natürlich arbeiten in der Medizin ja keine Menschen, wie in anderen Berufen.
Auch hat in einer Klinik nicht jeder seine eigene Agenda, die das eigene Handeln bestimmt.

Nein nein, das ist in einer Klinik alles ganz anders, weil die Menschen dort anders sind.


Nur für den Fall ... das nennt man Sarkasmus.

MissGarfield83
17.08.2013, 09:08
`@kyutrexx : Komm erstmal in die Klinik. Da wirst du lernen, dass du erstmal den Kollegen etwas entlasten musst, bevor er vielleicht Zeit hat dir noch etwas beizubringen. Das ist in jedem Haus so - peripher wie an einer Uniklinik. Und der Tag des Studenten hat halt nur 8h - wenn du die mit Entschleunigen verbaselst, dann wirst du nicht vorwärts kommen. Gute Organisation ist sicher ein Anfang - aber die richtige Priorisierung von Dingen lernst du erst mit der Erfahrung. Leider ist das Krankenhaus durchaus ein komplexes Ökosystem in dem viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen aufeinanderprallen - die Kunst ist halt die Arbeit zu machen und dabei alle Gruppen im Gleichgewicht zu halten, dabei immer höflich zu bleiben, sei es zu Kollegen oder Patienten, und nie die eigene Ausbildung aus den Augen zu verlieren. Das kann ganz schön schlauchen. Ich bin gespannt wie du dich in ein paar Jahren äußerst - denn es wird doch immer anders sein als du es dir jetzt vorstellst oder wie es im Pflegepraktikum war. Besteh dein Physikum und dir steht diese Welt offen. Sei nicht überheblich, sondern neugierig, wissbegierig und lernfähig - dann wird das schon.

Kyutrexx
17.08.2013, 09:14
Leider ist das Krankenhaus durchaus ein komplexes Ökosystem in dem viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen aufeinanderprallen - die Kunst ist halt die Arbeit zu machen und dabei alle Gruppen im Gleichgewicht zu halten, dabei immer höflich zu bleiben, sei es zu Kollegen oder Patienten, und nie die eigene Ausbildung aus den Augen zu verlieren.
GANZ GENAU.
Das meine ich ja ;).

Natürlich muss man in der Medizin erstmal die Erfahrung sammeln und es ist ja dann eine SPEZIFISCHE Erfahrung.

Aber es macht eben doch einen erheblichen Unterschied, ob man als Frischling in eine Klinik kommt oder schon Erfahrung mit dem ... naja ... Erfahrungen machen gemacht hat ;) und ein Gefühl dafür hat, welche Probleme auf einen zukommen.

Wer dann behauptet, diese Erfahrung aus anderen Berufen wäre nutzlos, DER ist überheblich.
(hast du nicht gemacht, A.d.R.)


Immerhin ist es nicht weit hergeholt zu sagen, dass der absolut überwiegende Teil aller Probleme in den dienstleistenden Berufen nicht fachlich-sachlicher Art ist, sondern den Umgang mit Kollegen / Kunden / Mandanten / whatever betrifft ... insbesondere dem, wie du es so trefflich sagst, "Gleichgewicht halten".

flopipop
17.08.2013, 09:55
In meinem Fall hat ein ähnliches Vorgehen, gepaart mit zu vielen Rückfragen, dazu geführt, dass ich mich als PJlern maximal unbeliebt gemacht habe (= Mobbing durch Stationsärzte, andere PJler und Pflege) und mir jede Menge Steine in den Weg gelegt wurden, bis hin dazu, dass meine vorübergehende Suspendierung provoziert wurde. Das Dekanat stand nicht auf meiner Seite. Die meinten, mir sagen zu müssen, es sei besser, wenn jemand wie ich, der nur den Betrieb aufhält und sich so unkollegial verhält wie ich (Stichwort "Whisleblowing"), am besten das letzte Examen nicht schaffen sollte.

Ich habe daraus gelernt, dass eine Tätigkeit außerhalb der Patientenversorgung für mich das Beste ist, zumindest, solange das kranke System sich nicht grundlegend geändert hat und sich eine Fehlerkultur etabliert hat, die nicht durch Totschweigen (im wahrsten Sinne des Wortes) und Vertuschung geprägt ist.

Und ich wünsche Dir viel Spaß auf Deinem geplanten Weg - wir sprechen und dann in 10 Jahren wieder...

was hast du denn gemacht? hast du alle mißstände der station aufgedeckt?