Übungen an Tieren

[Lydia2013]

Hallo,

ich habe eine Frage an alle, die einen guten Überblick über die Facharztausbildung und das Medizinstudium haben.

Ich möchte nur ungern in Studium oder in der Weiterbildung zum Facharzt Übungen an Tieren oder Tierversuche machen. Informationen zu Physiologie- und Biopraktika habe ich gefunden... (Für alle, die es sonst vielleicht noch interessiert: www.satis-tierrechte.de).

Wer kann mir sagen, ob mich in Studium oder Assistenzarztzeit ansonsten noch irgendwelche Übungen an Tieren erwarten?

Ich danke schon mal allen, die mir hierzu antworten... :-) Im Internet finde ich dazu nämlich rein gar nichts.

[Thomas24]

Im Rahmen der FA Weiterbildung de facto gar nicht. Nur falls du forschen solltest ggf. im Rahmen von tierexperimentellen Studien (z.B. deiner Doktorarbeit, falls du eine machen willst/ wirst). Bei manchen Op- Kursen in einigen operativen Fächern werden auch mal tierische Gewebe verwendet (zum Beispiel Schweineaugen für Op Kurse für Augenoperationen etc.). Das ist dem Umstand geschuldet, dass nicht immer genügend Körperspender für Op Übungen vorhanden sind.
Im Studium kommt es meines Wissens fast gar nicht mehr vor.

[Erdbeermond]

Hm...also wir haben im Biopraktikum mit Drosophila gearbeitet - Köpfe abtrennen und zerstampfen...das war aber auch das einzige und die waren schon tot.

Ansonsten noch Intubation einer Schweinelunge und wir haben schweineherzen seziert.

[Moorhühnchen]

In Frankfurt gab es zu meiner Zeit einen Versuch im Physio-Praktikum mit Fröschen. Schön war's nicht, gehörte aber irgendwie dazu...

[Thomas24]

Also bei uns gab´s keine Tierversuche...aber andererseits ist Erinnerung daran schon in schwarz-weiss und ohne Ton.

[McDübel]

http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=80117&highlight=Tierversuche+Studium

[Lydia2013]

Schon so viele Antworten... danke :-)

@ Erdbeermond: Aber Ihr hattet für die Intubation kein ganzes narkotisiertes Schwein, oder? In Aachen gab es ja OP-Übungen an Schweinen (DAS habe ich immerhin online gefunden;-)), und das fand ich etwas beunruhigend. An Schlachtabfällen zu üben, finde ich dagegen nicht weiter schlimm.

@Thomas24: Also bist Du Chirurg geworden, ohne dass Du an lebenden Tieren üben musstest? Das wäre sehr schön zu hören... :-)

Gibt es eigentlich auch Wahlmöglichkeiten - also kann ich mir in der Facharztausbildung aussuchen, welche OP-Kurse ich besuchen möchte?

Insgesamt lese ich bislang aus den Antworten heraus, dass tatsächlich Bio- und Physiologiepraktikum die einzige Hürde sind (und die sind ja heute auch schon oft ohne "Tierverbrauch"...)...

[Kackbratze]

Man muss als Chirurg nicht an Tieren üben. Man übt an Menschen, das ist besser.
Man muss als Chirurg auch keine Kurse besuchen, man wird auch ohne irgendwelche Kurse Facharzt und selbstverständlich kann man sich, wenn man Geld ausgeben will, Kurse besuchen wie man lustig ist.

[Moorhühnchen]

OP-KurseDie Vorstellung finde ich irgendwie süß.... ;-)
Wie von Bratze schon beschrieben: in der FA-Ausbildung übt man nicht an Tieren, sondern an Menschen!! Deswegen hat man ja HUMANmedizin studiert. :-))
Gelegentlich soll es tatsächlich Kurse geben, die man für teuer Geld besuchen KANN, aber nicht MUSS - während meines PJ durfte ich mal an Laparoskopiekursen an lebenden (und narkotisierten) Schweinen teilnehmen. Das war aber nicht in Deutschland und man muß für sowas wirklich viiiiel Geld bezahlen!!

Wenn Du also das Studium überstanden hast und dort nicht mit Tierversuchen konfrontiert wurdest, wirst Du es in der FA-Ausbildung sicher nicht. Im Übrigen haben an besagten Physio-Praktikumstag mit den Fröschen viele ihren Fehltermin genommen. :-))

[Thomas24]

@Thomas24: Also bist Du Chirurg geworden, ohne dass Du an lebenden Tieren üben musstest? Das wäre sehr schön zu hören... :-)



Ne, nix da Chirurgie. Mach was anderes.
In den allermeisten operativen Fächern wird *am Menschen* geübt.
Nur wenn man noch zusätzlich Op Kurse etc. besucht, wird da *manchmal* tierisches Gewebe eingesetzt.
Das kann sich aber erheblich vom Befund am Menschen in Bezug auf "Tissue handling" etc. (je nach Tier) unterscheiden und hilft daher nur bedingt weiter.

Bei HNO etc. werden bei Felsenbeinpräparationskurse z.B. Körperspender eingesetzt.
In der Ophthalmologie beispielsweise übt man in den Op Kursen öfters mal an tierischem Gewebe (z.B. Cataractoperation am Schweineauge etc.).

[Kackbratze]

Die meisten chirurgischen Kurse sind an Körperspendern oder an tierischen Teilen. Oder an Phantomen aus Gummi.

Kurse mit lebenden Tieren gibt es, sie sind teuer, selten und wirklich nur ansatzweise auf den Menschen übertragbar, da die Anatomie schon eine andere ist.

[Lydia2013]

Die Vorstellung finde ich irgendwie süß....

Ich habe ja wirklich keine Vorstellung, wie das alles abläuft... ;-) Das wird sich ja irgendwann mal ändern, aber im Moment könnt Ihr mir eigentlich alles erzählen ;-)

@Kackbratze: Das mit der unterschiedlichen Anatomie leuchtet natürlich ein. Habe mich auch schon gefragt, was das bringen soll... Also sind die Kurse mit lebenden Tieren teuer und selten - und hoffentlich auch bei Dir nicht verpflichtend? Ich habe nämlich auch den Eindruck, dass es überall so ein bisschen anders ist...

Jedenfalls bin ich bislang ziemlich erleichtert. :-)

[Miyu]

Ich habe ja wirklich keine Vorstellung, wie das alles abläuft... ;-) Das wird sich ja irgendwann mal ändern, aber im Moment könnt Ihr mir eigentlich alles erzählen ;-)

@Kackbratze: Das mit der unterschiedlichen Anatomie leuchtet natürlich ein. Habe mich auch schon gefragt, was das bringen soll... Also sind die Kurse mit lebenden Tieren teuer und selten - und hoffentlich auch bei Dir nicht verpflichtend? Ich habe nämlich auch den Eindruck, dass es überall so ein bisschen anders ist...

Jedenfalls bin ich bislang ziemlich erleichtert. :-)

Nochmal in kurz und zum Nachsprechen: OP-Kurse sind in der Facharztweiterbildung niemals verpflichtend. Es gibt ja die Patienten zum Ueben. :D

[SteveMcQueen]

Wir mussten in der Vorklinik mal einen Wurm mit Strom quälen. War blöd, mach ich nie wieder.

[Kackbratze]

Letzter Versuch:
In der Weiterbildungsordnung, der formalen Grundlage der Facharztausbildung, sind KEINE Kurse vorgeschrieben.
Ergo, man braucht sie nicht.
Niemand schreibt die vor und deswegen muss niemand die machen.
Sowas ist komplett freiwillig und es steht jedem Einzelnen frei zu entscheiden ob und zu welchem Kurs er geht oder ob er es lässt.

[Fr.Pelz]

Wir hatten im Studium nie lebende Tiere - das wäre der Uni auch viel zu aufwändig gewesen, allein der Ethikkram, den man dafür erledigen muss und teuer sicher auch. Wir haben sehr selten Präparate gehabt, ich erinnere mich dunkel an Physiologie und Froschdärme, alles andere war im Rahmen des Präpkurses menschlich.

Und über die FA-WB haben die anderen ja schon geschrieben. Es gibt freiwillige, teure Kurse, bei denen die Plätze rar sind - ergo es wird niemand dazu gezwungen.

[antonia123]

In Frankfurt gab es zu meiner Zeit einen Versuch im Physio-Praktikum mit Fröschen. Schön war's nicht, gehörte aber irgendwie dazu...
tut mir leid wenn dich das jetzt alt macht aber das gibt es bereits seit einigen jahren nicht mehr ;-)

[Moorhühnchen]

Ich hatte es befürchtet! :-D

[Nilani]

Wir haben im Wahlfach Notfallmedizin das Legen von Thoraxdrainagen an Schweinen geübt und auch Kehlköpfe zum tracheotomieren bekommen. Die Sachen kamen allerdings aus dem Schlachthof (lt. Auskunft unserer Anästhesisten waren es sogar glückliche Bio-Schweine) und wurden vorher schon von den Radiologen für DSA-Übungen benutzt. War aber zum einen absolut freiwillig, zum 2. waren die bereits tot (und eiskalt, weil kühl gelagert). Hatte damit jedenfalls deutlich weniger Probleme als mit der sezierten Ratte in Bio und den Muskel-/Nervenversuchen mit Ratten in Physio.

[entepaula]

Hab in Homburg/Saar studiert. Mussten ein Schweineherz vom Schlachthof im Biopraktikum sezieren. Hab aber mit dem Prof gesprochen und hab dann nur zugeschaut.
Bin in einigen Monaten Neurochirurgin und für die FA Ausbildung braucht man keine Tierversuche. Es gibt aber optional Wirbelsäulen-OP-kurse an Schweinen. Die Hirn-Op-Kurse sind am Menschen. Allerdings verwendet man bei neurochirurgischen OP's teilweise tierische Produkte. Z.b. Gelatineschwämme zur Blutstillung oder Rinderpericard als Duraersatz.
Wenn du ein anderes chirurgisches Fach oder innere machst gibt es wahrscheinlich kein Problem.
Lass dich nicht abschrecken, ich denke im Studium haben die meisten Profs Verständnis wenn man mit ihnen offen spricht. Ansonsten hat man in den meisten Praktika ja auch fehltage ;-)
Viele Grüße!!!