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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kennt ihr viele Ärzte, die einem nicht davon abraten, Medizin zu studieren?



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Lava
19.09.2013, 17:10
der Tarifvertrag der Ärzte aktuell 42h.

58 Stunden. Im SCHNITT.

Absolute Arrhythmie
19.09.2013, 17:35
58 Stunden. Im SCHNITT.

Ähm, mit einem Opt-Out-Vertrag, den du freiwillig unterschrieben hast?!

Thomas24
19.09.2013, 17:36
Bei der "Freiwilligkeit" gewisser Vereinbarungen darf man sich keinen grossen Illusionen hingeben.

Absolute Arrhythmie
19.09.2013, 17:43
Bei der "Freiwilligkeit" gewisser Vereinbarungen darf man sich keinen grossen Illusionen hingeben.

Naja, dass man einen bestimmten Job nicht bekommt, wenn man nicht bereit ist mehr zu arbeiten, ist in allen Branchen üblich. Btw kann man afaik auch einen bereits abgeschlossenen Opt-Out-Vertrag wieder kündigen. Wenn man einen unbefristeten Arbeitsvertrag hat dürfte es für den AG schwer werden, einen los zu werden (auf legalem Wege, von Mobbing mal abgesehen). Dass die Realität anders aussieht. bestreite ich ja nicht. Aber es ist und bleibt eine Freiwilligkeit 58h/Woche zu arbeiten. Niemand kann dich in D dazu zwingen, das zu tun.
Und über Dinge, die man freiwillig tut, kann man sich mMn auch nur zu einem gewissen Grade beschweren.
Klingt jetzt blöd, aber man kann durchaus die Stelle wechseln und sich ein Haus suchen, was nicht völlig bekloppte Dinge von seinen Mitarbeitern verlangt. Wenn das mehr Leute täten, dann könnten die anderen es sich aufgrund von Personalmangel nicht mehr leisten, seine Mitarbeiter über den Tisch zu ziehen.
Aber auch das ist in jeder Branche gleich. Man meckert, aber statt was zu ändern, arbeitet man wie ein Bekloppter, damit man kein "Kollegenschwein" ist und "Niemanden hängen lässt" und so weiter und so fort.

Kann ich ja alles nachvollziehen, aber würde mir ernsthaft hier jemand raten lieber Krankenschwester zu bleiben statt Medizin zu studieren, weil ich vllt mal in die Lage kommen könnte durchschnittlich 58h/Woche auf freiwilliger Basis zu arbeiten?

astrophys
19.09.2013, 17:46
58 Stunden. Im SCHNITT.

Solange die Kohle stimmt...

Thomas24
19.09.2013, 18:04
Naja, dass man einen bestimmten Job nicht bekommt, wenn man nicht bereit ist mehr zu arbeiten, ist in allen Branchen üblich. Btw kann man afaik auch einen bereits abgeschlossenen Opt-Out-Vertrag wieder kündigen. Wenn man einen unbefristeten Arbeitsvertrag hat dürfte es für den AG schwer werden, einen los zu werden (auf legalem Wege, von Mobbing mal abgesehen). Dass die Realität anders aussieht. bestreite ich ja nicht. Aber es ist und bleibt eine Freiwilligkeit 58h/Woche zu arbeiten. Niemand kann dich in D dazu zwingen, das zu tun.
Und über Dinge, die man freiwillig tut, kann man sich mMn auch nur zu einem gewissen Grade beschweren.
Klingt jetzt blöd, aber man kann durchaus die Stelle wechseln und sich ein Haus suchen, was nicht völlig bekloppte Dinge von seinen Mitarbeitern verlangt. Wenn das mehr Leute täten, dann könnten die anderen es sich aufgrund von Personalmangel nicht mehr leisten, seine Mitarbeiter über den Tisch zu ziehen.
Aber auch das ist in jeder Branche gleich. Man meckert, aber statt was zu ändern, arbeitet man wie ein Bekloppter, damit man kein "Kollegenschwein" ist und "Niemanden hängen lässt" und so weiter und so fort.

Kann ich ja alles nachvollziehen, aber würde mir ernsthaft hier jemand raten lieber Krankenschwester zu bleiben statt Medizin zu studieren, weil ich vllt mal in die Lage kommen könnte durchschnittlich 58h/Woche auf freiwilliger Basis zu arbeiten?

Alles richtig, nur ein paar Anmerkungen:
Erstens das "Opt Out" kann gekündigt werden, die Kündigungsfrist dauert aber (zumindest bei uns) 6 Monate.

Zweitens: Bei Assistenzärzten wäre mir das absolut neu, dass unbefristete Verträge abgeschlossen werden.
Üblich sind "Befristung für die Dauer des Erwerbs der Facharztbezeichnung xyz" (städt. Haus), "Befristung auf 1-2 Jahre" und dann ggf. Verlängerung für die Restdauer bis zum FA (Uni, oder Maximalversorger). Aber unbefristete Verträge?? Wäre mir neu.

Drittens: niemand kann dich zu irgendwas gegen deinen Willen zwingen. Aber man kann dich mehr oder weniger auf bei den Op Plangestaltungen berücksichtigen, deine Funktionsrotationen zeitnah oder eher nicht zeitnah realisieren, mehr oder weniger intensiv weiterbilden etc.

Lava
19.09.2013, 18:12
Was würde denn die Kündigung von Opt out bei uns bedeuten? Es müssten noch mehr Leute eingestellt werden, damit sich dann noch mehr Leute um die wenigen OPs streiten, die es für Assistenten gibt. Auch nicht akzeptabel.

PumpkinSouup
19.09.2013, 18:28
Ihr könnt es einem schon fast verderben, sich aufs Studium zu freuen. :D

Doofe Realität! Ich freu mich jetzt trotzdem erst mal auf die kommenden 6 Jahre Studium.

Absolute Arrhythmie
19.09.2013, 21:08
Was würde denn die Kündigung von Opt out bei uns bedeuten? Es müssten noch mehr Leute eingestellt werden, damit sich dann noch mehr Leute um die wenigen OPs streiten, die es für Assistenten gibt. Auch nicht akzeptabel.

Ja klar, das hört sich Sinnhaft an. Ich will auch echt nicht sagen dass alles rosa rot und plüschig ist. Im Gegenteil., War mir wichtig ist zu sagen ist, dass andere Jobs auch scheiße sind und man sich was aussuchen sollte, was Spaß macht. Und deshalb werde ich trotzdem Medizin studieren, denn in der Pflege ist auch nicht unbedingt alles toll...

mabbels
19.09.2013, 21:56
Ehrlich gesagt finde ich die Vergleiche teilweise etwas hinkend (nichts für Ungut, wir sind ja hier um zu diskuieren ;) :knuddel:). Oft fällt die Aussage, dass andere Jobs ebenso ihre Macken haben, was natürlich korrekt ist. Aber ich kenne NICHT EINEN, bei dem all diese Punkte (!) zutreffen:

- Ellenlanges Studium (+weitere lange Ausbildung)
- Harte Hierarchie & Hackordnung ("kämpf dich nach oben")
- 24 h Schichten
- 50-90 h Wochen (und ja, ich habe Leute im Bekanntenkreis, die bis auf 3 Tage den ganzen August durchgeackert haben^^)
- manchmal auch "eklige" Jobs
- Wochenendtätigkeit
- Harte Verantwortung
- manchmal auch einfach persönlich belastende Fälle
- viel Bürokratie
- verhältnismäßig WENIG Gehalt

Dazu kommt heutzutage:
- meckernde patienten ;)
- herrschsüchtige Chefärzte
- Selbstständigkeit wird erschwert (die Zeit wo ein Arzt mir nichts Dir nichts Kredite bekommt sind vorbei)
- Ansehen in der Gesellschaft sinkt

Mit was vergleicht Ihr denn? Unternehmensberater? Auf die treffen vielleicht 3 der o.g. Punkte zu - dafür gibt es viele Vorteile. Ich weiß nicht recht, ob hier immernoch eine gehörige Portion Idealismus mitspielen muss, damit jemand sagt, es sei "einfach nur ein Job wie jeder Andere". Wenn man sich die obige Liste anschaut, dann wirken die meisten Jobs (zB Staplerfahrer im Nachtdienst in einer Firma - das Gehalt könnte ähnlich ausfallen :D) attraktiver ;)

not-flawless
19.09.2013, 22:05
@mabbels: Darf ich fragen was du studierst? Mit deinen K.O Kriterien kann es ja unmöglich Medizin sein!

mabbels
19.09.2013, 22:19
@mabbels: Darf ich fragen was du studierst? Mit deinen K.O Kriterien kann es ja unmöglich Medizin sein!

Ich beginne im Oktober mit Medizin (es sei denn, mich bombardiert jemand mit noch mehr schlechten Fakten ;) ;)). Das Informationsmartyrium hat vor etwa 8 Wochen angefangen - man muss sich nur aufmerksam durch die Foren lesen (auch Medi-Learn, aber auch Facharztforen), die Kommentare unter Zeitungsartikeln (immer wieder im Trend: Das ach so tolle Gehalt von Ärzten) durchstöbern und sich mit Ärzten unterhalten (Klinik/Land). Das gibt schon zu denken.

Ich will nicht den Teufel an die Wand malen - aber wenn es schon einen solch "offenen" Thread gibt, dann sollten da einfach auch die unangenehmen Seiten OFFEN ausgesprochen werden - und ich denke nicht, dass ich so sehr daneben liege mit der Liste ;)

not-flawless
19.09.2013, 22:23
Hast du das dann persönlich erlebt (Pflegepraktikum) oder kennst du das nur vom Hörensagen? Sorry, aber ich kann das jetzt nicht wirklich ernst nehmen ;)

davo
19.09.2013, 22:36
Wenn man sich die obige Liste anschaut, dann wirken die meisten Jobs (zB Staplerfahrer im Nachtdienst in einer Firma - das Gehalt könnte ähnlich ausfallen :D) attraktiver ;)

Probiers einfach. In einem Jahr schauen wir weiter.

mabbels
19.09.2013, 22:38
Ehrlich gesagt finde ich die Vergleiche teilweise etwas hinkend (nichts für Ungut, wir sind ja hier um zu diskuieren ;) :knuddel:). Oft fällt die Aussage, dass andere Jobs ebenso ihre Macken haben, was natürlich korrekt ist. Aber ich kenne NICHT EINEN, bei dem all diese Punkte (!) zutreffen:

- Ellenlanges Studium (+weitere lange Ausbildung)
- Harte Hierarchie & Hackordnung ("kämpf dich nach oben")
- 24 h Schichten
- 50-90 h Wochen (und ja, ich habe Leute im Bekanntenkreis, die bis auf 3 Tage den ganzen August durchgeackert haben^^)
- manchmal auch "eklige" Jobs
- Wochenendtätigkeit
- Harte Verantwortung
- manchmal auch einfach persönlich belastende Fälle
- viel Bürokratie
- verhältnismäßig WENIG Gehalt

Dazu kommt heutzutage:
- meckernde patienten ;)
- herrschsüchtige Chefärzte
- Selbstständigkeit wird erschwert (die Zeit wo ein Arzt mir nichts Dir nichts Kredite bekommt sind vorbei)
- Ansehen in der Gesellschaft sinkt

Mit was vergleicht Ihr denn? Unternehmensberater? Auf die treffen vielleicht 3 der o.g. Punkte zu - dafür gibt es viele Vorteile. Ich weiß nicht recht, ob hier immernoch eine gehörige Portion Idealismus mitspielen muss, damit jemand sagt, es sei "einfach nur ein Job wie jeder Andere". Wenn man sich die obige Liste anschaut, dann wirken die meisten Jobs (zB Staplerfahrer im Nachtdienst in einer Firma - das Gehalt könnte ähnlich ausfallen :D) attraktiver ;)

Welchen Punkt davon kannst Du genau nicht ernst nehmen? :) Ich bin Diplom Psychologe, habe einige Zeit in verschiedenen Kliniken auf verschiedensten Stationen gearbeitet, war vorher schon in einem Krankenhaus im Praktikum (FSJ) und habe ein Pflegepraktikum hinter mir. Vater Arzt, 3 Cousinen Krankenschwestern.

not-flawless
19.09.2013, 22:50
Da du oben geschrieben hattest, dass du erst mit dem Studium beginnst - bin ich automatisch davon ausgegangen, dass du bis auf das Pflegepraktikum keinerlei Erfahrung darin hast. Gut, warst du jetzt als Diplom Psychologe nur in Kliniken?

Ich möchte hier jetzt keine List abarbeiten und pro / contra Argumente sammeln, wenn deine Bekannten bereit sind 50-90h in der Woche zu arbeiten, dann wird Sie wohl keiner dazu zwingen? Ich sehe durchaus ein, dass mein zu Beginn der Assistenzzeit Zeit opfern muss, um Routine zu gewinnen, sich einzuarbeiten etc. Aber 90 h? Das sind doch keine normalen Bedingungen mehr - Ich habe auch ein dickes Fell, aber ausbeuten lassen möchte ich mich für keinen Beruf der Welt!

Diese harte Hierarchie, die gibt es in der Klinik durchaus - in der Gemeinschaftspraxis sehe ich keine harte Hierarchie!? Wenn du dein Leben lang in der Klinik arbeiten willst, dann musst du dich damit abfinden - wenn nicht, gibt's Alternativen.


Anstatt immer auf den Problemen rumzuhacken, sollte man auch nach Auswegen suchen! Durch gewisse Dinge muss man während seiner FA-Ausbildung, aber vieles kann man auch selbst beeinflussen.

not-flawless
19.09.2013, 23:05
Entschuldigt die Schreibfehler, es ist spät und in diesem Sinne - Gute Nacht :-))

eny
20.09.2013, 09:30
Ich denke man muss unterscheiden, zwischen temporärem Frust, den jeder Mal hat wenn er ehrlich ist und der grundlegenden Unzufriedenheit über seine Berufswahl.

Im ersten Fall machen wohl viele in der Situation irgendwelche Äusserungen hinter denen er/sie wenn sie die Lage gebessert hat nicht mehr stehen und das wird hoffentlich die Mehrheit sein.
Denn den zweiten Fall stelle ich mir dann echt unangenehm vor, wenn man zu Erkenntnis gelangen muss, auf der Grundlage von doch elementar falscher Voraussetzungen eine berufliche Entscheidung getroffen zu haben.

Generell bin ich eher vorsichtig den Leuten irgendetwas per se einfach so auszureden auch wenn ich ev selber weiss, dass es nicht einfach sein wird.
Für mich haben solche Leute immer etwas anmassendens an sich ohne dass ich jetzt jemandem zu nahe treten möchte.

Ich würd eher sagen, dass es halt nicht einfach sein wird, dass es hart werden kann und dass man ev auch an einen Punkt kommen kann, an dem man alles hinschmeissen möchte und da ist dann die Medizin sicher nicht mehr alleine.

Absolute Arrhythmie
20.09.2013, 09:59
Okay mabbels,

du bist Psychologe, da solltest du ja einige der Dinge, die du für den Arzt-Beruf als Kontras genannt hast, schon aus erfahrung am eigenen Leib kennen.


Ehrlich gesagt finde ich die Vergleiche teilweise etwas hinkend (nichts für Ungut, wir sind ja hier um zu diskuieren ;) :knuddel:). Oft fällt die Aussage, dass andere Jobs ebenso ihre Macken haben, was natürlich korrekt ist. Aber ich kenne NICHT EINEN, bei dem all diese Punkte (!) zutreffen:

Okay, ich weiß nicht, ob ich nen Job finde, der ALLE negativen Punkte genauso beinhaltet, aber es gibt viele Jobs, die ganz andere Knackpunkte haben und eben auch mies sind ;)


- Ellenlanges Studium (+weitere lange Ausbildung)

Hmm, das Studium geht 6 Jahre und 3 Monate, die meisten anderen Studiengänge dauern inkl. Bachelor und Master (und nur mit dem Bachelor kannst du häufig nicht arbeiten, bzw nicht viel Geld verdienen) fünf Jahre. Mordsmäßiger Unterschied.
Die weitere lange Ausbildung hast du auch in vielen Berufen. Ein Beispiel, dass dir sicher geläufig sein dürfte: Psychologen! Weiterbildung zum psychologischen Psychotherapeuten = mindestens drei Jahre teure Ausbildung, in der man selber seeeehr wenig Geld verdient.


- Harte Hierarchie & Hackordnung ("kämpf dich nach oben")

Ja, das ist so. Stimme ich dir uneingeschränkt zu. Wer im Krankenhaus kein dickes Fell hat, wird öfter mal weinend nach Hause gehen. Das mag auch in der Wirtschaft zum Beispiel anders sein - ich bin mir sogar sicher, dass solche Umgangsformen, wie sie im Krankenhaus üblich sind, in anderen Branchen nicht akzeptabel wären.


- 24 h Schichten

Die gibts sicher noch in anderen Jobs... Rettungsdienst zB. Ich persönlich finde es aber auch einen Unterschied, ob man 24h am Stück arbeitet, oder Bereitschaftsdienst hat. Man kann sich auch nen Fachbereich aussuchen in dem man Nachts meistens pennen kann.


- 50-90 h Wochen (und ja, ich habe Leute im Bekanntenkreis, die bis auf 3 Tage den ganzen August durchgeackert haben^^)

Hier wollen wir doch bitte mal zur Realität zurückkehren. Die aktuelle maximale durchschnittliche Arbeitszeit laut Tarifvertrag der Ärzte ist, wie lava ja schon freundlicherweise geschrieben hatte, 58h/woche. Nicht 90. AUf 90 Stunden mag man kommen, wenn man vier 24Stunden-Dienste in einer Woche schiebt. Viel Spaß dabei.


- manchmal auch "eklige" Jobs

Sorry, da kann ich nur Lachen. es gibt deutlich ekligere Sachen im Krankenhaus, die Ärzte eben NICHT machen. Der Patient hat Durchfall und ist voll bis unter die Achsel? Da rufen wir doch mal die Schwester. Der Patient hat das Klo bis auf einen Meter an der Wand vollgekotzt? Da rufen wir doch mal die Schwester und sagen auch gleich der Putzfrau Bescheid. Klar, Eiter im OP ist auch nicht lecker, sicher. Aber DAS gehört nunmal alles zum Job, darüber sollte man sich wirklich im Klaren sein.
Und ich persönlich fand bisher nichts (außer das vollgekotzte Klo, an das ich noch sehr lebhafte erinnerungen habe) so schlimm wie Toiletten putzen im Nachtdienst bei McDonalds.


- Wochenendtätigkeit
Hmm, lass mich mal nachdenken, am Wochenende arbeiten ziemlich viele Leute: Ja, auch Ärzte, aber auch: Krankenschwestern, Bäcker, Taxifahrer, Polizisten, Rettungsdienstler, Journalisten, Briefträger, Verkäufer, Tankstellenwarte, etc, etc.


- Harte Verantwortung

Jo, ganz sicher.
Aber auch andere Berufe haben verantwortungsvolle Positionen. Nur mal als Beispiel: Psychotherapeuten.Aber auch ein Manager, der über hunderte von Millionen Euro und zigtausend Arbeitsplätze entscheidet, trägt ne Verantwortung.


- manchmal auch einfach persönlich belastende Fälle

Nimms mir nicht übel, aber das klingt irgendwie niedlich. Klar sind viele Sachen belastend. Deshalb ist es auch wichtig, dass man lernt sich abzugrenzen. Aber meinst du - um wieder auf dein Erststudium zurück zu kommen - als Psychotherapeut wär alles heititeiti?


- viel Bürokratie
Ähm ja. das stimmt wohl auch. In anderen Berufen schmeißt aber hinterher die Papiere einfach aus dem Fenster.


- verhältnismäßig WENIG Gehalt
Da bin ich aber auch wieder anderer Meinung. Ich sehe ein, dass die Frage ab wann man ein Gehalt als "hoch" oder wenigstens "gut" ansieht, erheblich vom eigenen Standpunkt abhängt.
Aber von meiner Warte aus betrachtet sind rund 4000€ brutto als Anfänger deutlich mehr als rund 2600€ brutto als berufserfahrene Krankenschwester. Nur mal so als reales Beispiel.
Man wird vllt nicht reich als Arzt, aber man gehört ganz sicher zum wohlhabenden Mittelstand. Kannst ja mal hier im Forum fragen, wieviele Fachärzte hier ein eigenes Haus haben, wieviele einen Porsche fahren und wieviele öfter als einmal im Jahr in Urlaub fahren.
Komisch, als Krankenschwester kann ich mir nix davon leisten.


Dazu kommt heutzutage:
- meckernde patienten ;)
- herrschsüchtige Chefärzte
- Selbstständigkeit wird erschwert (die Zeit wo ein Arzt mir nichts Dir nichts Kredite bekommt sind vorbei)
- Ansehen in der Gesellschaft sinkt

Aha. Meckernde Patienten sind, was man selbst draus macht. Wie man in den wald hineinruft, so schallt es auch heraus. Es gibt viele Ärzte, die leider keinerlei oder nur wenig Gesprächskompetenzen haben. Bei meinen interdisziplinär angelegten Weiterbildungen zum Thema Gesprächsführung hab ich bislang keinen Arzt getroffen. Man darf als Mediziner auch nicht erwarten, dass der Patient, der heute eher Kunde ist (!) alles über sich ergehen lässt, keine Antworten und Erklärungen erwartet und am Ende der Behandlung gesund, sauber und straheld die Hände auf der Bettdecke gefaltet auf dich wartet, und sich "janz härzlisch beim Herrn Dockta und auch beim Herr Proffässa bedanken möschte!".
Was die Gesellschaft von mir denkt, ist mir herrzlich egal. Was kannst du dir von gesellschaftlicher Anerkennung kaufen?
Übrigens sagen aktuelle Umfragen zu den beliebstenten und angesehensten Berufen da immer noch was anderes. Da sind Ärzte vorne mit dabei.



Mit was vergleicht Ihr denn? Unternehmensberater? Auf die treffen vielleicht 3 der o.g. Punkte zu - dafür gibt es viele Vorteile. Ich weiß nicht recht, ob hier immernoch eine gehörige Portion Idealismus mitspielen muss, damit jemand sagt, es sei "einfach nur ein Job wie jeder Andere". Wenn man sich die obige Liste anschaut, dann wirken die meisten Jobs (zB Staplerfahrer im Nachtdienst in einer Firma - das Gehalt könnte ähnlich ausfallen :D) attraktiver ;)

Also ich kanns nur mit dem aus erster Hand vergleichen was ich kenne: meinem eigenen Beruf.

test
20.09.2013, 19:37
Nabend ;)

Also ich muss sagen, dass ich persönlich sehr wenige Ärzte kenne, die das Studium nicht empfehlen würden.
Es ist irgendwo müßig über Vor- und Nachteile ganz unterschiedlicher Berufe zu streiten. Jeder muß eine Entscheidung für sich treffen, was ihm wichtig ist. Möchte man in der Medizin arbeiten, muß man ggf. je nach Fach mehr oder weniger Einschränkungen/Nachteile in Kauf nehmen oder eben nicht. NIemand zwingt einen dazu.
Auf der anderen Seite hat man meiner Meinung nach in der Medizin den großen Vorteil, dass man sehr viele Möglichkeiten hat. Es gibt wirklich viele Fachärzte in denen man als Facharzt kaum nächtliche Dienste haben kann und dafür auch ziemlich gute Verdienstaussichten bei sehr hoher JObsicherheit (z.b. Labormedizin, Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Radiologie, Pathologie, Mikrobiologie, Augenheilkunde, Dermatologie). Daneben gibt es auch andere Optionen (z.b. MDK, Gesundheitsämter, ARbeitsmedizin) in denen man auch Arbeitszeiten wie in einem Bürojob haben kann. Auch Unternehmensberatung kann man, sofern man sehr gute Noten hat, machen, wenn man es denn will.

Wenn man hier behauptet Unternehmensberater hätten deutlich bessere Bedingungen, würde ich das doch sehr relativieren. Zunächst muß einem diese Tätigkeit natürlich liegen und dann ist es so, dass man hier ganz häufig Mo-Fr oder Mo-Sa bei Projekten fernab der Heimat in unterschiedlichen Hotels lebt und ein ARbeitszeitgesetz wird man da auch meist nur vom Hörensagen kennen. Ob das Freundschaften und Beziehungen zuträglicher ist als 3-4 Dienste im MOnat, wage ich doch zu bezweifeln. Die JObsicherheit ist langfristig auch deutlich niedriger als in der Medizin, in der man immer etwas findet auch nach Weltreise, Kinderpause oder sonstiger Auszeit ;)
Hat also alles Vor- und Nachteile. Ich denke man sollte sich daher nicht zu sehr von den Meinungen anderer beeinflussen lassen, da man ja für sein Leben selber Entscheidungen treffen muß. Etwas Jammern und Beklagen ist ja überall üblich. Ich denke aber, wenn die Zweifel und negativen Seiten des Jobs Überhand nehmen, sollte man an seiner Situation in der Medizin etwas ändern können, da es wirklich viele Optionen gibt sein Arbeitsleben hier flexibel zu gestalten. :-meinung