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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesie mit spezieller Schmerztherapie



mockel
17.09.2013, 17:59
Hallo an alle,
ich interessiere mich sehr für die Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie und eine spätere Tätigkeit in einer Schmerzambulanz oder Ähnlichem. Dafür würde ja als primäre Fachrichtung Anästhesie wohl am meisten Sinn machen. Habe da auch gerade eine Famulatur hinter mir, die mir sehr gut gefallen hat (war da nur im OP, nicht in der Schmerzambulanz). Aber ist es überhaupt realistisch auf eine Stelle als "reiner" Schmerzmediziner zu schielen? So wie ich das mitbekommen habe, machen das die Anästhesisten eher nebenbei. Nebenbei noch Narkosen machen fänd ich im Prinzip auch noch prima, jedoch haben mich da die "hours of boredom" ein wenig abgeschreckt. Was mich gar nicht interessiert ist die Notfallmedizin (damit meine ich nicht den internen Herzalarm sondern Einsätze auf der Straße). Kann man der im Rahmen der Assistenzarztzeit aus dem Weg gehen oder muss da jeder mal ran (es scheint jedenfalls Kliniken zu geben, in denen die Notfallmedizin fest im Curriculum verankert ist)?

mainzer
18.09.2013, 14:34
meines wissen geht eine spezialisierung im rahmen der "speziellen schmerztherapie" erst als FA; in rlp kann man sich ein halbes jahr wohl zur hälfte bereits als assistent anrechnen lassen (wenn man beispielsweise fest im schmerzdienst eingeteilt ist)... schau bei deiner stellenwahl aber auch, ob dein zukünftiger chef oder einer oä eine weiterbildungsbefugnis für diesen bereich hat.

mockel
18.09.2013, 15:31
Das mit der Weiterbildungsbefugnis ist sicher ein guter Hinweis, das haben ja nicht alle! Meine Frage zielte hauptsächlich darauf ab, inwieweit es realistisch ist als Anästhesist eine "Krankenhauskarriere" hinlegen zu können nur mit den Säulen Anästhesie und spezielle Schmerztherapie, also weder mit der Weiterbildung Intensivmedizin noch mit Notfallmedizin. Habe mir zum Beispiel mal ein paar Stellenangebote angesehen, in denen Oberärzte gesucht wurden. Da wurde die Weiterbildung Notfallmedizin oft und die Weiterbildung in Intensivmedizin eigentlich immer explizit gefordert...

Healix
18.09.2013, 16:50
Generell muss einfach nur der Pool an Leuten groß genug sein, die die Sachen abdecken, die du nicht machen möchtest. Wenn es nur eine handvoll Anästhesisten gibt und sie alleine das NEF besetzen, wird man sich schlecht raushalten können. Wenn die Abteilung aber 70+ Ärzte hat und Internisten / Chirurgen mit NEF-en, sollte das kein Problem sein. Über Intensiv musst du rotieren, aber keiner wird dich zwingen die spezielle Intensivmedizin zu machen. Bestens wärs natürlich, wenn das Haus eine eigene Schmerzambulanz oder gar stationäre Betten hat...

Moorhühnchen
18.09.2013, 22:48
Also ich wüßte zumindest ein Haus, wo das relativ gut ginge. Intensivmedizin mußt Du in der Weiterbildung ja sowieso mindestens ein Jahr machen. NEF fahren hier nur die wenigsten Anästhesisten, dafür wird aber viel Schmerztherapie gemacht. Ist ein sehr spezielles Patientenklientel. Bin mir allerdings nicht sicher, ob Du wirklich nach SOWAS suchst... :-))

EVT
19.09.2013, 04:26
kannst dich ja auch niederlassen als reiner schmerzmediziner.

mockel
19.09.2013, 11:06
[QUOTE=Moorhühnchen;1663055]Ist ein sehr spezielles Patientenklientel. Bin mir allerdings nicht sicher, ob Du wirklich nach SOWAS suchst... :-))[/QUOTE

Interessant, das mit dem Klientel hatte ein Anästhesist bei meiner letzten Famulatur auch erwähnt. Laut seiner Aussage würde ihn das auch davon abhalten spezielle Schmerztherapie zu machen. Ich kann mir irgendwie gar nicht vorstellen, was daran so speziell sein soll. Dass chronischer Schmerz eine ausgeprägte psychische Komponente mit einbezieht ist mir schon klar. Empfindet ihr die Patienten als besonders anstrengend oder fordernd?

Moorhühnchen
19.09.2013, 11:16
Ich meinte jetzt mehr die Patienten in der Schmerztherapie der genannten Klinik. Die unterscheiden sich nochmal vom "gewöhnlichen" Schmerzpatienten. ;-)

Brutus
19.09.2013, 16:02
Es gibt keine "gewöhnlichen" Schmerzpatienten!

Und ja, ich empfinde Schmerzpatienten als besonders anstrengend UND fordernd. Natürlich ohne selbst etwas für den Erfolg zu investieren... :-kotz
Muss ich erwähnen, dass ich jeden einzelnen Tag auf der Schmerz gehasst habe? :-nix

Absolute Arrhythmie
19.09.2013, 16:06
Und ja, ich empfinde Schmerzpatienten als besonders anstrengend UND fordernd. Natürlich ohne selbst etwas für den Erfolg zu investieren... :-kotz


Haha, sei froh, dass du kein Psychiater geworden bist :D

EVT
19.09.2013, 16:07
vllt. sollte man besser erst psychiatrie machen u dann schmerztherapie? ;-)

Bandwurm
20.09.2013, 08:57
Ich habe zumindest relativ viel pharmakotherapeutische Schmerztherapie in der Psychiatrie und in der Neurologie gehabt. Z.B. Antidepressiva in der Schmerztherapie ist noch bei vielen gar nicht präsent und Abhängigkeit von Schmerzmitteln bei chronischen Schmerzsyndrom ist nicht so selten. Allerdings lernste da nix bzgl. Schmerzpumpen, Spritztechniken, ect. Und man muss sich halt dafür interessieren, weil es in den meisten Bereichen wie schon erwähnt eine "Nebentätigkeit" ist. Und Schmerzpatienten sind schon manchmal sehr speziell. "Herr Doktor, sie haben mich so aufgeregt, dass mir wieder alles weh tut." "Sehnse Frau X; ihre Schmerzen sind ja doch in der Schmerzstärke zu beeinflussen und wenn ich dass schaffe, können das andere bestimmt auch." " Ja aber meine chronische Borreliose hat doch nichts mit meiner Psyche zu tun, Herr Prof. XY hat schon gesagt.." u.s.w.

Brutus
20.09.2013, 09:41
Ich habe zumindest relativ viel pharmakotherapeutische Schmerztherapie in der Psychiatrie und in der Neurologie gehabt. Z.B. Antidepressiva in der Schmerztherapie ist noch bei vielen gar nicht präsent und Abhängigkeit von Schmerzmitteln bei chronischen Schmerzsyndrom ist nicht so selten.
Doxepin oder Amitritylin hatten bei uns eigentlich (fast) alle Patienten...
Und in aufsteigender Dosierung auch der Stationsarzt. Erstere zur emotionalen Distanzierung und letzterer als Antidepressivum. Leider kann man das Zeuch nicht so schnell aufsättigen oder die Dosis anpassen, wie dieses Teilgebiet es eigentlich erfordert...


Und Schmerzpatienten sind schon manchmal sehr speziell. "Herr Doktor, sie haben mich so aufgeregt, dass mir wieder alles weh tut." "Sehnse Frau X; ihre Schmerzen sind ja doch in der Schmerzstärke zu beeinflussen und wenn ich dass schaffe, können das andere bestimmt auch." " Ja aber meine chronische Borreliose hat doch nichts mit meiner Psyche zu tun, Herr Prof. XY hat schon gesagt.." u.s.w.
Liebe Frau XY, ihre Rückenschmerzen könnten davon kommen, dass Sie bei 156cm Körpergröße beachtliche 175kg auf die Waage bringen... - Ach Herr Doktor, ich esse schon fast gar nix mehr! Aber trotzdem nehme ich immer weiter zu. Ich glaube, ich habe Drüsen! (Jaja, oder schwere Knochen oder so...)

Absolute Arrhythmie
20.09.2013, 10:04
Liebe Frau XY, ihre Rückenschmerzen könnten davon kommen, dass Sie bei 156cm Körpergröße beachtliche 175kg auf die Waage bringen... - Ach Herr Doktor, ich esse schon fast gar nix mehr! Aber trotzdem nehme ich immer weiter zu. Ich glaube, ich habe Drüsen! (Jaja, oder schwere Knochen oder so...)

Muhahahahaha! das kommt mir sooo bekannt vor! Ich bin ja immer noch für den Tavor-Leckstein, den Haldol-Vernebler und die mobile Hand-EKT -.-

Bei Schmerzen wird bei uns auch viel Cymbalta gegeben, hab aber den persönlichen Eindruck, dass das weniger hilft als Doxepin oder Amitryptilin.