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_Anosmia_
22.09.2013, 09:53
Hallo,

ich habe eine Frage und hoffe, dass Ihr mir weiterhelfen könnt.

Wie der Titel schon sagt: Kann man Arzt werden, auch wenn man nichts riechen kann? Also wirklich überhaupt nichts, und das von Geburt an?

Fallen dadurch eventuell bestimmte Fachrichtungen komplett weg?

Bin gespannt, was Ihr dazu sagt...

Danke und liebe Grüße
_Anosmia_

milz
22.09.2013, 09:59
Darf ich fragen was die Ursache deiner Anosmie ist und wie man damit so lebt? Erlebst du Essen als genussvoll?

Arzt werden sollte gehen. Fehlender Geruchssinn könnte sogar von Vorteil sind in bestimmten Situationen/Fachrichtungen...

_Anosmia_
22.09.2013, 10:18
Es war nie anders... wie gesagt, von Geburt an. Weil es so "normal" war (ich weiß, das klingt für alle Riechenden schräg) und in meiner Familie auch nicht unbekannt ist, habe ich das nie abklären lassen. Es lebt sich ganz gut, allerdings muss man immer extrem gut aufpassen, dass das Essen nicht anbrennt usw.

Ob ich das Essen "normal" wahrnehme, habe ich mich auch schon gefragt. Ich denke aber schon.

Ich habe mal gelesen, dass man als Nicht-Riechender zum Beispiel nicht den typischen Duft eines schwer diabetischen Menschen wahrnehmen kann (was bei der Diagnose schlecht sein kann) und dass Gerichtsmediziner sich auch auf Gerüche berufen...
Und ich habe mir überlegt, dass ich zum Beispiel in der Notaufnahme nicht die typische Alkoholfahne riechen kann.
Inwiefern sind das praxisrelevante Probleme?

Relaxometrie
22.09.2013, 10:22
Vorteile gibt es im Krankenhaus durchaus, wenn man nichts riechen kann :-))
Allerdings würde ich behaupten, daß die Nachteile sowohl im medizin-fernen Leben, als auch in der Medizin, diese Vorteile überwiegen. Der Geruchssinn als Gefahrenmelder (Rauch, Gas) fällt flach, und im medizinischen Bereich kommt noch die fehlende Möglichkeit der "Geruchsdiagnose" von Infektionen hinzu. Im OP fehlt einem die Möglichkeit, den übertriebenen Einsatz des Elektrokauters zu riechen, und die Geruchs-Diagnose am offenen Bauch bei diversen viszeralchirurgischen Notfällen ist auch nicht gegeben. Was sagen die hier anwesenden Viszeralchirurgen zu dem Thema?
Insgesamt behaupte ich jedoch, daß man auch ohne Geruchssinn Arzt werden kann.

Nachtrag: Das stimmt, die fehlende Möglichkeit, eine Ketoazidose und eine Alkoholfahne zu riechen, ist durchaus nachteilig. Aber letztlich ist man selten alleine an einem Patienten tätig. Wenn die ärztlichen Kollegen und das Pflegepersonal wissen, daß Du nichts riechst, können die Dich ja auf die Geruchsdiagnose hinweisen.

Leelaacoo
22.09.2013, 10:33
Also, ich hoffe sehr, dass man heutzutage die Ketoazidose erkennt, bis jemand "stinkt"...wir haben viele auf der ITS gehabt (Diabetologie-Schwerpunkt), könnte von mir nicht behaupten, das je diagnostisch relevant gerochen zu haben (und auch von Kollegen kam nie eine Meldung dahingehend...das merkt man - hoffentlich- schneller und anhand der eindrucksvollen Klinik mit Tachypnoe/ Vigilanzminderung etc.). Dafür wäre ein fehelnder Geruchssinn auf der Fuß-Station sicher oft von Vorteil gewesen ;-) Und klar, ich kann manchmal Pseudomonaden riechen (haben so nen speziellen Geruch in chronischen Wunden)....aber da man eh abstreicht und auch die Antibiose nicht auf geruchstechnischen Daten basiert ist das nicht wahnsinnig relevant. Bei der Alkoholfahne...glaub mir, wenn jemand besoffen ist, dann wäre man oft froh, nicht angehaucht zu werden...und es sind ja mehrere Menschen in nem KH...zur Not fragt man die Schwester/ den pfleger oder Kollegen. Und: ich hatte auch schon die 4,5 g/l-Alkoholisierten, bei denen ich wirklich NICHTS gerochen habe (meist Wodka, riecht wirklich kaum): die hab ich, weil ich ja Alkohol für nicht wahrscheinlich hielt (weil ich ja nichts roch..haha) durch die halbe Diagnsotikmühle samt CT und LP geschleift, bis der Alkoholspiegel im Labor da war...tja, so kanns auch gehen ;-) OA war entsprechend erfreut :-oopss

Also, sofern man nicht im 19ten Jahrhundert praktizieren muss, ist eine Anosmie für einen Arzt kein Problem.

LG Lee

THawk
22.09.2013, 10:46
Längst nicht alle Menschen können Keton überhaupt riechen (unsere Diabetologin z.B. nicht). Ansonsten kann ich mich Lee nur anschließen. An manchen Stellen ist es sicher von Vorteil nichts riechen zu können, an den anderen schadet es heutzutage nicht wenn man es nicht riecht.

epeline
22.09.2013, 11:05
darf ich neugierig fragen, wie du das ganze denn diagnostiziert bekommmen hast?

Brutus
22.09.2013, 11:08
Ich denke auch, dass man nicht unbedingt was riechen muss. Allerdings sollte man halt im Hinterkopf haben, dass gewisse Dinge eben schon über den Geruch zu erkennen sind, und dass man dann eben schon im Nachteil ist.
Wenn ich so an Bittermandeln oder Knoblauch denke.... :-nix

Nessiemoo
22.09.2013, 11:28
Naja, im Pflegepraktikum hat man da deutlich einen Vorteil ^^

Leelaacoo
22.09.2013, 11:30
Ich denke auch, dass man nicht unbedingt was riechen muss. Allerdings sollte man halt im Hinterkopf haben, dass gewisse Dinge eben schon über den Geruch zu erkennen sind, und dass man dann eben schon im Nachteil ist.
Wenn ich so an Bittermandeln oder Knoblauch denke.... :-nix

Hand aufs Herz...wie oft ist dir das untergekommen, Brutus? Mir zuletzt beim IMPP...klar, wenn man als NA zum entsprechenden Einsatz gerufen wird...aber da hätte man zumidnest ja schon mal den Verdacht, oder?

LG Lee

Brutus
22.09.2013, 11:45
Selten bis gar nicht. Mir 1 mal. Suizid, der es wirklich ernst meinte. Erst E605 getrunken und dann aufgehängt. Hatte aber zumindest die Konsequenz, dass wir die Verwandte zur Beobachtung ist KH gebracht haben, und ansonsten weder der Rettungsdienst, noch die Polizei da was angefasst haben. :-nix
Aber ich bin zumindest nicht unglücklich, dass ich beide Sachen riechen kann.
Was ich schon ein paar mal hatte, war ein Geruch nach Bittermandeln, den wir zwar alle gerochen haben, allerdings später vom GW-Mess nicht nachvollziehbar war. :-nix
Die meinten, dass wohl am ehesten da jemand mit Mandelaroma gebacken hat...
Aber wie gesagt, sehr selten bis gar nicht... :-nix

_Anosmia_
22.09.2013, 23:17
darf ich neugierig fragen, wie du das ganze denn diagnostiziert bekommmen hast?

Na ja, wenn man nichts riecht, ist die Diagnose ja nicht allzu schwierig... ;)

Aber das klingt ja, als könnte man in vielen Fällen den Geruchssinn als Arzt doch gut gebrauchen...

Gibt es hier vielleicht Betroffene?

Kann es sein, dass man schlimmstenfalls keine Approbation bekommt?

Und in welchen Fachrichtungen kann man auf den Geruchssinn am ehesten verzichten?

Sticks
22.09.2013, 23:43
Radiologe ;-)
Also jetzt bewerte das mal nicht über. Das waren jetzt hier ein Paar Beispiele.
Das Studium gar nicht erst beginnen würde ich auf keinen Fall!

Brutus
23.09.2013, 00:26
Aber das klingt ja, als könnte man in vielen Fällen den Geruchssinn als Arzt doch gut gebrauchen...
Kann es sein, dass man schlimmstenfalls keine Approbation bekommt?
Und in welchen Fachrichtungen kann man auf den Geruchssinn am ehesten verzichten?
Warum solltest Du keine Approbation kriegen, nur weil Du nix riechen kannst? Nee, man kann gut ohne Geruchssinn Arzt werden.
Ganz im Gegenteil. Ohne zu riechen, kann es manchmal echt angenehmer sein. Egal in welchem Fachgebiet.
Deswegen mach Dir mal keinen Kopp. Wenn Du wirklich Arzt werden will, dann geh studieren. Die AO bekommst Du auf jeden Fall nicht wegen einer Anosmie nicht zugeteilt...

Sticks
23.09.2013, 07:54
Also ich weiß ja nicht wie es euch geht (die auch jetzt gerade das Physikum geschrieben haben), aber eine Frage habe ich im Hinterkopf:
Kannst du stechende und ätzende Sachen trotzdem riechen?

epeline
23.09.2013, 14:00
Na ja, wenn man nichts riecht, ist die Diagnose ja nicht allzu schwierig... ;)



find ich nicht.
wenn mans von geburt an hat, weiß man doch nicht,ob man nichts riecht. :-nix das kann man ja durch untersuchungen objektivieren.
ein farbenblinder weiß ja auch nicht von geburt an, dass er farbenblind ist.
woher auch?

Relaxometrie
23.09.2013, 16:44
Kannst du stechende und ätzende Sachen trotzdem riechen?
Da "stechend" und "ätzend" nicht gerochen werden, sondern einen Schmerzreiz darstellen, müsste die Threaderstellerin diese Reize wahrnehmen können.

Sticks
23.09.2013, 17:49
Da "stechend" und "ätzend" nicht gerochen werden, sondern einen Schmerzreiz darstellen, müsste die Threaderstellerin diese Reize wahrnehmen können.

Ich habe die Frage nicht aus der Luft gegriffen…

Relaxometrie
23.09.2013, 18:00
Ich habe die Frage nicht aus der Luft gegriffen…
Nö, hast Du nicht.
Spielt aber meines Wissen nur bei Rentenbegehren eine Rolle. Wenn z.B. ein Koch oder ein Polizist (Gas, Rauch) einen fehlenden Geruchssinn vortäuscht, und dann bei der Überprüfung vortäuscht, auch Ammoniak "nicht riechen zu können", ist es ein Simulant.
Keine Ahnung, ob es wirklich so einfach ist. Aber so habe ich es gelernt.

Sticks
23.09.2013, 19:34
Ach darum ging's mir jetzt gar nicht. Na egal.
Aber die Antwort fände ich trotzdem interessant.