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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zweitstudium Humanmedizin: Wissenschaftliche Begründung (IDEENSAMMLUNG)



Wolfuego
23.09.2013, 19:03
Liebes Medi-Learn-Forum,

als ich vor etwa 1,5 Jahren angefangen habe, mir nun dann auch konkrete Gedanken zu machen, wie ich es umsetzen kann, einen Studienplatz im Fach Humanmedizin als Zweitstudent zu erhalten, habe ich, wie so viele vor mir, das Internet nach guten Tipps und ähnlichem durchkämmt.
Ich war auf der Suche nach der einen Lösung einen Zweitstudienplatz zu erhalten und ich musste schnell realisieren, dass das alles nicht einfach wird und die Konkurrenz (denn leider ist das genau so!) sehr sehr groß ist. Was mich jedoch immer sehr gefreut hat, war die Tatsache, dass diejenigen, die sich online über die Zugangswege und die Begründungsschreiben ausgetauscht haben, sich nie offenkundig als Konkurrenz gesehen haben! Dafür erst mal Daumen hoch!

Also, ich habe gesucht und nur hier und da mal etwas Konkretes gefunden. Insbesondere schien der Weg über eine wissenschaftliche Begründung sehr schleierhaft. Also habe ich gesammelt und möchte euch hiermit eine kleine Ideensammlung für eine wissenschaftliche Begründung für das Fach Humanmedizin an die Hand geben. Diese Sammlung hat weder den Anspruch auf Vollständigkeit, noch ist dies eine 100% zuverlässige Anleitung für das Begründungsschreiben. Jeder, der den Weg wählt, sich für einen zweiten Studiengang einzuschreiben, hat oft sehr individuelle Gründe, die nur auf diese Person zutreffen und die untenstehende Ideensammlung soll nur ergänzend zu den bisherigen Überlegungen dienen.

Mir hat diese Sammlung, die teils (wie oben erwähnt) auf Hinweisen aus dem Internet sowie auf den Erfahrungen meiner (erfolgreichen) Zweitstudienbewerbung beruhen, sehr geholfen und möchte diese gerne mit euch teilen. Wer noch wichtige Ergänzungen machen kann, ist gerne eingeladen, diese hier einfach zu posten. Ich werde mal gucken, wie lange ich es durchhalte, die Liste dann zu aktualisieren.

Euch allen viel Glück mit der Bewerbung und viele Grüße,

Micha


1) Bisherige wissenschaftliche Vorerfahrungen und Qualifikation (inkl. Erststudium)

Mögliche Inhalte:

Arbeit im Institut o.ä. an deiner bisherigen Hochschule falls fachverwandt mit Medizin
Module/Fächer des Erststudiums, die eindeutig Schnittstellen/-mengen zu Humanmedizin haben
Studienprojekte o.ä.
Thema der Abschlussarbeit (nur in Zusammenhang mit dem Bereich der Medizin)
Publikationen, Erstautorenschaften o.ä.
Promotion(-vorhaben)



2) Bisherige praktische Tätigkeit im medizinischen Bereich

Mögliche Inhalte:

Pflegepraktikum schon absolviert?
Berufsausbildung?
Forschungs- und/oder Studienprojekte im direkten Patientenkontakt?



3) Beschreibung des wissenschaftlichen Vorhabens (ergo die Kombination beider Fachrichtungen)

Mögliche Inhalte:

Notwendigkeit des Vorhabens (Warum ist das so wichtig? – Am besten an Fakten wie neueren Statistiken etc. festmachen - Nützlich kann hier beispielsweise die Gesundheitsberichtserstattung des Bundes [RKI] sein)
Gibt es relevante FACH-Literatur?
Forschungsgesellschaften, bzw. Forschungsgruppen (Kombination) oder Professoren o.ä. die Forschungsgelder für genau diesen Bereich zugesprochen bekommen haben (eventuell könnte hier auch die Förderlinie interessant und relevant sein)
Gibt es Kongresse oder einschlägige Fachtagungen, deren Fachpublikum aus Vertretern beider Professionen bestehen?  Aufzählen! (aber nicht den 30 Leute Arbeitskreis aus Hintertupfingen!!!)
Gibt es äquivalent dazu Fachvorträge auf großen Kongressen, die eine Kombination beider Professionen zum Thema gemacht haben? Eventuell hier die Programmhefte der führenden Kongresse der letzten Jahre durchstöbern! Nützliche können auch Stellungnahmen der Vorsitzenden von Fachgesellschaften sein!)
Gibt es Professoren mit Doppelstudium, die führend in diesem Gebiet sind? (überschneidet sich mit b.)


4) Möglichkeit der Forschung an der begutachtenden Universität:

Mögliche Inhalte:

Warum bewerbe ich mich gerade da? Gibt es Lehr- oder Forschungsgebiete bzw. Institute an der Hochschule, die relevant für meine Fächerkombination sind?
Wie sieht das mit der Dissemination von Forschungsergebnissen aus? (Oft gibt es Zentren für Forschungstransfer etc.! Sollte erwähnt werden, dass man in Kenntnis der vorhandenen Strukturen ist!)
Gibt es eventuell einen Forschungsverbund mit anderen Hochschulen und lassen sich hier relevante Fächerkombinationen ausmachen?



5) Weitere Informationen zu meiner Person

Mögliche Inhalte:

Mitglied in einer der oben genannten Forschungsgesellschaften, Vereinen o.ä.
Alles weitere Relevante was eure eigene Person betrifft, was euch einfällt. Jedoch hier bitte nicht eventuelle Krankengeschichten von Familienangehörigen! Dies ist eine reine fachliche Begründung (Diskussionen der Fachlichkeit sollen hiermit NICHT angeregt werden!).


6) Sonstiges

Mögliche Inhalte:

Empfehlungsschreiben von Professoren, Vorsitzenden von Fachgesellschaften (ein Anruf lohnt sich immer!), Doktoren (bitte NICHT der Hausarzt, der euch jetzt schon kennt seit dem ihr auf der Welt seid: „Der Thomas wollte immer schon Arzt werden!“) oder ähnlichen fachnahen Persönlichkeiten
Relevante und prägnante (keine 278 Seiten Skripte) Literatur oder besser noch Literaturlisten!

Herzkasperl
03.10.2013, 08:14
Grundsätzlich: Die Gutachter sind sehr unterschiedlich in ihren Kriterien und sie wechseln oft. Allerdings sind es meist Wissenschaftler und daher an wiss. Anträge oder Forschungsanträge gewöhnt. Da geht es nicht um Personen oder Motivation. Daher zur Liste oben: Viel zu umfangreich. 1) nur das, was in Bezug auf das wiss. Vorhaben relevant ist. Erfahrungsgemäß sind die Antragsteller bezüglich der "Relevanz" viel zu großzügig. 2) vollkommen überflüssig und Punkt 3 kann auch schädlich sein, es geht genau darum, zu untermauern, dass man NUR mit Patientenversuchen weiterkommt, diese aber als Nicht-Arzt nicht machen darf! 3) Das Gleiche wie unter 2) hier: Wozu gemischte Arbeitsgruppen nennen? Auch das kann schädlich sein: Wozu dann eine Approbation, wenn man auch ohne Approbation in einer solchen Forschungsgruppe arbeiten kann. Auf diese Weise fallen viele wiss. und beruflichen Begründungen. Es geht darum, dass man etwas machen möchte, was nur die Approbierten in solchen Arbeitsgruppen dürfen. Beispielhafte Doppelqualifikationen können allerdings helfen! 5) siehe 1). 6) Empfehlungsschreiben ausschließlich von Leuten, die einen "Namen" bei der DFG oder anderen Forschungsgesellschaften haben (also Profs., die erfolgreich Forschungsanträge stellen). Diese Leute sind auch extrem hilfreich, wenn es darum geht, die eigene wiss. Begründung glatt zu ziehen. Wenn man die Möglichkeit hat, dass so jemand das Korrektur liest, unbedingt nutzen.

Aus meiner Erfahrung der wichtigste Tipp: 2 Seiten inklusive Literaturliste sind das Maximum. Und so sieht dann die Begründung aus: Was wurde bisher geforscht (evidence: siehe Lit.-Liste oder Promotion), wo will man SELBER weitermachen (hier gehört evtl. die Kenntnis des zukünftigen Wunsch-Umfelds/Uni dazu) und warum geht es ohne Approbation nicht weiter (die wichtigste Frage!). Das wars. Ob man mit seiner Forschung die Welt rettet, spielt allenfalls bei der Frage nach der Anzahl der Punkte eine Rolle, nicht bei der Frage, ob man überhaupt Punkte bekommt. Im Wintersemester war das also bisher immer vollkommen egal. Und bloß keine "Ich wollte schon immer Arzt werden, ich hab schon soundsoviel KPP gemacht" oder ähnliches. Interessiert niemanden. Es geht um FORSCHUNG.