Gibts bei euch Sitzwachen? Wenn ja, wie ist das organisiert?

[Fr.Pelz]

Hi,
bei uns hat die Klinikleitung zuletzt ausdrücklich Verbesserungsvorschläge aus der Belegschaft verlangt, schon allein, weil man damit eine teure Beraterfirma unnötig machen will. :-))

Mein Wunsch wäre: Sitzwachen. Also Menschen, die keine spezielle Qualifikation benötigen, aber relativ flexibel einzusetzen sind bei prädeliranten und dementen Patienten z.B zur Nachtwache.

Ich finds einfach Mist, wenn sich Oma Liese die Flexüle entfernt und es dann gleich heißt "Die ist unruhig, die muss was kriegen" (oder schlimmer: fixiert werden). Dabei würde es schon helfen, wenn jemand mit ihr beruhigend spricht, wofür die Nachtschwester eben meist keine Zeit hat. Für solche Fälle gibts bei uns eine (!) Schwester pro Nacht ab 22 Uhr in Rufbereitschaft.

Ich weiß von meinem Bruder, der das als Student im Rahmen eines Mini-Jobs macht, dort gibts einen email-Verteiler, aus dem relativ kurzfristig Sitzwachen (meist Studenten) akquiriert werden.

Wie ist das bei euch? Auch organisatorisch. Läuft das über die Personalabteilung? Gibts da Zeitarbeitsfirmen?
Wer bestimmt, dass eine Sitzwache benötigt wird und wer ruft die an?
Ich würde mich über konstruktive Berichte freuen!

[Lava]

Ich hab bei uns noch nie welche gesehen.

In der Schweiz hab ich selbst mal Sitzwache gemacht im PJ, um das Gehalt aufzubessern.

[Strodti]

Ich kenne den umgekehrten Fall: Gerade WENN ein Patient fixiert ist muss da eine Sitzwache neben sitzen. Kenne das System aber auch nur aus Psychiatrien. Bin immer wieder erstaunt dass so einige chirurgische oder internistische Stationen teilfixierte Patienten im Zimmer ohne Überwachung liegen haben.

[anignu]

Gabs bei uns mal, sind aber zu teuer gewesen. Sagt die Beraterfirma. Stattdessen werden die Patienten halt fixiert. Wobei es eine Dienstanweisung gibt, dass das auf Normalstation nicht geschehen darf weil die dort nicht ausreichend überwacht sind. Kommt dann also auf die Schwester an. Wenn die grad keinen Bock hat gegen die Dienstanweisung zu verstoßen dann kommen die auf Intensiv/IMC zum Fixieren. Noch teurer? Nein, denn die Intensiv und IMC gibts ja bereits die Sitzwachen nicht.

Sorry, nicht grad konstruktiver Beitrag.

Ich kenns aber auch so, dass da ein Pool Studis da sind die bei Bedarf geholt werden können. Die Organisation muss dann schon über die Personalverwaltung oder ein Chefarztsekretariat laufen, aber die Anforderung von den Sitzwachen auch von Station aus bei Bedarf. Also wenn die Personalabteilung grad nicht Kernarbeitszeit oder andersrum grad schon Urlaub/Krankheit/Nullbock haben.

[mila07]

.. Wie wäre es mit geschulten Betreuungskräften die u.a. Demente Patienten nach Bedarf betreuen ? Wäre doch denkbar , denn Betreuungskräfte sind nicht sooo teuer oder ?

Ich würde das gut finden wenn Krankenhäuser das irgendwann mal umsetzen würden :)

[ProximaCentauri]

Bei uns gibts das (ich verdieme mir selbst etwas dazu so). Die Stationen können in einem Online-Tool Sitzwachen-Schichten aufschalten, Studenten können sich dann dafür eintragen. Die Klinik hat dafür eine Stelle eingerichtet, die für die Sitzwachenvermittlung zuständig ist. Wir werden hier auch z.B. bei suizidalen Patienten, Patienten mit Delir, o.ä. eingesetzt, es sind quasi ständig Sitzwachen im Dienst, in allen Schichten.

In einem anderen Krankenhaus, das ich gut kenne, werden die Sitzwachen via Telefonliste aufgeboten.

[andréw]

Ich kenne das primär auch nur aus der Psychiatrie. denn damit hab ich zu damaliger Zeit mehr als gutes Geld verdient. Und ob dies "billiger" ist, sei mal dahin gestellt, denn wenn man dazu ne examinierte Kraft nimmt, wie in meinem Falle, ist es alles andere als preiswert....
Bei uns gibt es dies meines Wissens nach nicht....

[Fr.Pelz]

Danke für eure Antworten.
Examinierte Kräfte für demente Patienten abzustellen wäre vermutlich das teure Ideal, was sich nie einer leisten wird können, bei dem Mangel an Pflegekräften. Aber Studenten finde ich nicht schlecht, weil sie meist flexibel sind und auch blickig genug zu sehen, wenn der Patient was Unpassendes macht.

Anignu- so wie bei dir läuft es bei uns auch größtenteils. Das ist aber schade und ist nicht nur schlecht für die Patienten (Verlegung auf IMC, wo es viel weniger Ruhe gibt, sondern nur Sedierung ist schlecht für die Patienten. Und schlecht für die Außenwirkung, die Angehörigen sind ja jedesmal erschrocken, wenn sie ihren Opa auf einmal in 5-Punkt-Fixierung finden).

Wir hatten vor Monaten mal den extrem ungünstigen Fall, dass ein älterer Herr mit Demenz eine kleinere OP brauchte, anschließend in der ersten postop. Nacht auf Normalstation "nicht führbar" war und auf IMC kam. Dort wurde er dann fixiert, sediert und lag da 2 Nächte bis der nächste Versuch unternommen wurde, ihn auf die Peripherie zu legen. Der schlug wieder fehl. Der Vorschlag, ihn von der IMC in seine Pflegeeinrichtung zu verlegen, wurde abgelehnt, da dann die OP nicht abgerechnet werden würde. Also lag er insgesamt eine Woche (!) auf der IMC, bis er es dann eine Nacht auf der Peripherie aushielt und endlich entlassen werden konnte. Völliger Irrsinn!

Ich werd am Montag mal meinen Chef drauf ansprechen, mal sehen, was der vorschlägt - an wen man das mit den Sitzwachen am Besten heranträgt.

[Lava]

Unsere IMC nimmt inzwischen gar keine durchgängigen Patienten mehr. Die seien ja nicht intensivpflichtig, die seien nur aufwändig zu betreuen. Deswegen liegen die dann schreiend, brüllend und um sich tretend auf der Normalstation rum, wo sie auch manchmal das halbe Krankenhaus wach halten :-?

[CD95]

Unsere IMC nimmt inzwischen gar keine durchgängigen Patienten mehr. Die seien ja nicht intensivpflichtig, die seien nur aufwändig zu betreuen. Deswegen liegen die dann schreiend, brüllend und um sich tretend auf der Normalstation rum, wo sie auch manchmal das halbe Krankenhaus wach halten :-?

Leider traurig, aber wahr.

Wer kennt nicht das Rufen der deliranten/dementen Omis/ Opis nach "Hilfe!", das man in den Krankenhausgängen vernehmen kann..

[Fr.Pelz]

Das ist aber auch sche...e. Schließlich hat ein Delir eine Letalität von 15% und gehört ordentlich behandelt! Und dazu gehört laut Leitlinie nach einer Diagnostik, Ursachensuche- und ausschaltung auch eine Sedierung. Bei so richtig um sich tretenden Patienten hilft ja auch eine Sitzwache wenig. Und für die Schwestern und Mitpatienten ist es auch eine riesige Belastung. Also da würd ich an eurer Stelle auch mal fragen, ob man da nicht die Zuständigkeiten ändern sollte.

Sitzwachen sind von großem Nutzen für demente, Prädelirante und Psychisch erregte/suizidale Patienten, denk ich.

[anignu]

Es geht nicht um Delir

Es geht uns um völlige Verwirrtheit bei bekanntermaßen dementen Patienten bei denen man Dinge macht mit denen die nicht umgehen können in einer völlig fremden Umgebung.

Kein Delir.

"Normale Reaktion" vorausgesetzt man hat keine Ahnung wo man ist und was grad um einen passiert.

[FUMANCHU]

Delir bei Demenz eben ( F05.1)....
Oft reicht ja schon ein Ortswechsel aus, oder Schmerzen oder eine andere Kleinigkeit.

[anignu]

ok, dann eben Delir bei Demenz.

Ich mein halt völlige Verwirrtheit bei Patienten die wiederum völlig entspannt werden, wenn man ihnen einfach nur die Hand gibt damit sie merken es ist jemand da und und wenn man ruhig mit ihnen spricht. Menschlich benehmen halt. Was man gut machen kann wenn man nur einen Patienten hat, aber was unmöglich ist wenn eine Schwester in der Nacht 30 Patienten versorgen soll...