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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Welche Arbeits-Bedingungen waren bisher für Dich unverzichtbar bei der Stellenwahl?



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Anne1970
27.10.2013, 15:16
Hab am Wochenende eine Doktorantin aus Witten kennengelernt die über die Frage der Arbeits- und Lebenszufriedenheit promoviert und dazu u.a. bei unserem MB-Kongress ihre Fragebögen (zu Arbeitszufriedenheit,Lebenszufriedenheit, Klarkommen mit Schwierigkeiten etc. ...) verteilt hat. Bei erster Durchsicht war sie darüber erstaunt, dass aus diesem Kollektiv (berufspolitisch Aktive) die Leute mit ihren Arbeitsbedingungen und ihrem Leben eher zufrieden sind.
Meine These dazu ist, dass die Strategie, genauso viel Wert auf die Arbeitsbedingungen wie auf das Fachlich-Inhaltliche zu legen mit hoher Wahrscheinlichkeit Arbeits- und Lebenszufriedenheit nach sich zieht.:-lesen

Daraus ist die Idee für diesen Thread (für alle Phasen des ärztlichen Daseins gedacht) entstanden:
Welche "Rahmen"-Bedingungen sind für dich unverzichtbar bei der Stellenwahl? Was würde dich veranlassen, die Stelle zu wechseln? Wo ist deine "Schmerzgrenze"? Welche (bessere) Arbeitsbedingung(en) würde(n) dich von Deiner bisherigen Stelle weglocken?
(Hab neulich z.B. eine ganz nette, liebenswerte Kollegin in einem großartigen Fach kennengelernt, die sich aus der Patientenversorgung weglocken ließ :-)), für sowas gibts ja Gründe ....)
Wenn du gerade deine erste Stelle suchst oder antrittst, auf welchem Rahmenbedingungen hast du geachtet?

Kackbratze
27.10.2013, 15:22
Bei meiner ersten Stelle ging es nur darum, endlich arbeiten zu können und einen Job zu haben.
Die Arbeitsbedingungen waren sekundär, aber so gut, dass ich da lange und gerne gearbeitet habe.

Feuerblick
27.10.2013, 15:33
Ganz ehrlich: Bei meiner ersten Stelle in meinem Wunschfach waren mir die fachlichen Rahmenbedingungen (unter anderem eine große kinderophthalmologisch-strabologische Abteilung) wichtiger als alles andere. Bei der zweiten Stelle habe ich mir dann auch genau angeschaut, wie Assistenten und Oberärzte miteinander umgehen und wie der Chef so drauf ist. Was das Miteinander anging hatte ich in beiden Abteilungen Glück, bei den Chefs wars eher durchwachsen. Der erste hatte gerade erst die Position angetreten, der zweite stand kurz vor Emeritierung und sein Nachfolger war noch nicht gefunden.
Heute würde ich insgesamt mehr darauf achten, ob man den Assistenten/Fachärzten ein Gefühl der Wertschätzung entgegenbringt oder ob sie eher als Arbeitsbienchen gesehen werden. Ich würde nachfragen, wie es mit der Weiterbildung läuft. Ob es ein festes Curriculum gibt, ob es Mentoren gibt etc. Und ich würde die Assistenten fragen, wie kalt das Wasser wirklich ist, in das man geworfen wird. Und (ganz wichtig!!!) wie mit krankheitsbedingten Ausfällen umgegangen wird. Klingt blöd, aber es gibt Abteilungen, in denen wird man fast gemobbt, weil einen die Grippe flachlegt!

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich trotz diverser Stellenwechsel momentan zum allerersten Mal eine Einarbeitung erlebe. Dass man nicht von mir erwartet von 0 auf 100 in drei Tagen zu gehen und dass ich immer selbst die blödesten Fragen stellen darf. Sowas hätte ich mir in der Klinik und der Praxis auch gewünscht. Auch wenn das alleine nicht der Grund war, die Kekse der dunklen Seite anzunehmen :-))

Anne1970
27.10.2013, 15:36
Fange mal an besser: reihe mich mal ein ((Huch, hab so schnell gar nicht mit posts gerechnet :-) Danke!)) (habe kein Anspruch auf Vollständgkeit):
Muss zugeben, das ich schon ganz schön strategisch vorgegangen bin:
hab mich schon ein Jahr vorm PJ über die Lehr-KKH unserer Uni informiert und zwar unter der Prämisse, ob sie für mich als Arbeitgeber in Frage kämen. (Klar hab ich mich durchs berufspolitische Netzwerk beraten lassen :grins: , aus jedem der Häuser hatte ich Infos von Leuten, die da arbeiten...)
1. Für mich war klar, dass ich unbedingt einen Träger wollte, der einen MB-Tarifvertrag bietet (nicht nur "entsprechend" oder "angelehnt")
2. elektronische Zeiterfassung fand ich ganz wichtig, nachdem ich etliche Leute in WB kennengelernt habe, die sich über unzählige nicht anerkannte und damit auch nicht bezahlte Überstunden beklagt haben... das solla noch weit verbreitet sein..
3. für mich sollte es ein großes Haus sein, am liebsten Maximalversorger (damals dacht ich noch daran, Anästhesie zu machen)
4. hab versucht, über den Ruf des Weiterbilders Infos zu bekommen (ok, das ist jetzt eher inhaltlich-fachlich), über die Stimmung in der Abteilung und über Anzahl und Verteilung der OA / Ä in WB
5. wollte Abstand zu daheim (die Arbeit sollte nah genug aber auch weit genug von zu Hause entfernt sein ;-) )

Anne1970
27.10.2013, 15:41
Bei meiner ersten Stelle ging es nur darum, endlich arbeiten zu können und einen Job zu haben.
Die Arbeitsbedingungen waren sekundär, aber so gut, dass ich da lange und gerne gearbeitet habe.

und welche Arbeitbedigungen waren es, dich dich dort gern bleiben ließen :-) ?

Kackbratze
27.10.2013, 16:00
Das steht doch im anderen Thread ;-)
Rasche und gezielte Weiterbildung, gute Organisation, nettes Team.

Muriel
27.10.2013, 19:31
Bei meiner ersten Stelle war ich einfach nur sauglücklich, diese bekommen zu haben. Denn damals war es noch sauschwer eine Stelle in der Augenheilkunde zu bekommen, so dass ich über die Möglichkeit, in meinem PJ-Haus beim Dr-Vater anfangen zu können, mehr als glücklich war. Die Kollegen waren super, die kannte ich ja schon aus dem PJ, über mehr hatte ich mir nicht wirklich Gedanken gemacht. Mit der Zeit stellten sich so einige Organisationsmängel heraus, die das Arbeiten extrem erschweren und verleiden und zudem Massen an extern zu verantwortenden Überstunden generieren können. In der damaligen Situation kein Kündigungsgrund, da ich fachlich gut voran kam und das wirklich perfekte Team eine Menge wett machte. Das geht aber nur so weit, wie man abends in eine leere Wohnung kommt oder eben zumindest keine Kinder hat. Daher würde ich jetzt so etwas, was mit Ansage Überstunden produziert, nicht mehr machen.
Zweite Stelle: Aus drei Gründen so gewählt:
1. Flucht aus der Dienstbelastung in eine geregelte Halbtags-Montag-Freitag-Woche (damals mit einjährigem Kind. Wenn beide Partner Dienste unter der Woche und an Wochenenden schieben müssen, ist nicht mal mehr ein annähernd normales einigermaßen zufriedenstellendes Famlilienleben möglich, und ohne Oma vor Ort ist es schlicht unmöglich zeitweise zu handeln.)
2. Die Kollegen. Der eine mein absolut bester Kollege seit PJ-Zeiten, mit dem ich sehr gut befreundet bin, die anderen beiden schätze ich genauso fachlich wie menschlich sehr. Gegenseitige Wertschätzung, was in der Klinik häufig unter den Tisch fällt (Negatives wird gerne ausgebreitet, Lob, wenn etwas gut läuft, kommt eher selten vor)
3. Langfristiges Ziel Praxis stand schon fest und es ergab sich dann DIE Möglichkeit.

Healix
28.10.2013, 19:47
30 Tage Urlaub, 10 Fortbildungstage, bezahlte Fortbildungen, keine Nachtdienste, Freizeitausgleich für Wochenenddienste, mehr Fach- als Assistenzärzte im Stellenschlüssel, elektronische Zeiterfassung. Hat mich überzeugt.

tortet
28.10.2013, 20:01
darf man fragen, in welchem Fach Du arbeitest, Healix? Klingt zu schön um wahr zu sein.

Miyu
28.10.2013, 20:20
darf man fragen, in welchem Fach Du arbeitest, Healix? Klingt zu schön um wahr zu sein.

Facharzt fuer Ironie und Sarkasmus vielleicht.

Muriel
28.10.2013, 20:23
Bin jetzt nach Fachwechsel in die Labormedizin zunächst auf der Mikrobio-Rotation und anfangs ein wenig überwältigt
Aus dem Assithread ;-)

Healix
28.10.2013, 20:28
Argh, Spione! Unglaublich. Ich dachte, ich wäre hier anonym :D

Anne1970
29.10.2013, 04:43
Healix, was ist das für ein Träger?

Kackbratze
29.10.2013, 07:27
Agar meist.

McBeal
29.10.2013, 10:48
Ich hatte nur die Wahl zwischen einer Stelle an meinem PJ-Haus (Uni) und einer relativ kleinen Klinik mit allerdings Perinatalzentrum Level 1 und voller Weiterbildungsermächtigung. Ich habe mich für die kleine Klinik entschieden, weil ich dort einen Vertrag über die volle Weitetbildung bekam (an der Uni nur Jahresvertrag) und Hochzeit und Kinder geplant waren und ich dafür die Befrstung sehr unpraktisch fand. Weitere Argumente waren weniger Überstunden und bessere Bezahlung.

LG
Ally

Healix
29.10.2013, 18:10
Healix, was ist das für ein Träger?
Ist eine privatwirtschaftliche Institution. Tarifvertrag gibts nicht, man ist (als Arzt) außertariflich angestellt - ich vermute mal, dass hättest du als nächstes gefragt ;)
Gibt aber regelmäßig Gehaltsangleichungen an die Entwicklungen der Tarifverträge.

roxolana
31.10.2013, 22:19
Healix, wie sieht denn der Arbeitsalltag aus? Ich hab gehört, in der Mikrobiologie ist fast alles automatisiert worden. Was macht man denn dann eigentlich noch selbst?

Healix
01.11.2013, 14:36
Ich weiß jetzt nicht wie es an Unis etc. ist, aber ich glaube dass Ärzte kaum noch selbst Gramfärbungen anlegen und Platten beimpfen werden. Hier ist es aber schon sehr automatisiert, wodurch man vom Massengeschäft der Bakteriologie teilweise wenig mitbekommt. Ich mag aber das visuelle an der Mikrobio sehr, und gerade bei den Pilzen und Parasiten gibts auch immer mal seltenes, was man sich ansehen kann. Die Platten werden in der Regel von den MTAs abgelesen (in der Bakteriologie), die das sehr eigenständig machen. Als Assi wird da aber auch rangeführt. Es gibt bestimmt Arbeitgeber, bei denen man als Arzt in der Routine praktischer arbeitet, aber mir gefällts. Massenweise Oxidase-, Katalase- und Agglutinationstest am Fließband zu machen, da hat wohl auch niemand ernsthaft Lust drauf ;)

McDreamy
02.11.2013, 13:19
Absolute No-Go´s für mich:

- Schichtdienst
- Cholerische u/o unfähige Chefs/Oberärzte (sind noch immer weit verbreitet)
- Heimgehen nach 24h-Dienst nicht möglich
- regelmäßig unbezahlte Überstunden oder All-in-Vertrag
- Forschung gratis in der Freizeit betreiben

= Frustrationsgarantie!

Ach ja, und Arbeitgeber, die Teilzeitarbeit prinzipiell ablehnen oder meinen es wäre aufgrund organisatorischer Gegebenheiten nicht möglich (gibt es in Ö noch viele!), sind mir zutiefst unsympathisch, auch wenn ich selbst nicht teilzeit arbeite.

Strodti
02.11.2013, 13:22
Bin noch Student, aber in PJ und Famulaturen fand ich es immer schrecklich wenn kein Mittagessen oder sonstige echte Pausen möglich waren. Wenn es sein muss arbeite ich auch 10 Stunden am Tag, aber dann bitte mit Auszeiten und Ruhepausen.