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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Radiologe-was "mitbringen"



Rudiologe
29.10.2013, 10:09
Hallo,
Habe hier anderswo im Forum gelesen, dass man für ein komplex-visuell orientiertes Fach wie die Radiologie eine gewisse Begabung mitbringen sollte. Ich interessiere mich sehr für die Radiologie, habe aber gerade was das angeht immer wieder Zweifel. Zum einen, da mein räumliches Vorstellungsvermögen leider ziemlich schlecht ist (ich brauche zum Beispiel ewig, um mich in sonographische Bilder reinzudenken, habe da aber auch noch fast keine Erfahung)), zum anderen weil ich tatsächlich auf Röntgen- und CT-Aufnahmen immer wieder merke, dass ich weniger zu erkennen scheine als viele meiner Kommilitonen. Auf anderen Bildern erkenne ich die Pathologie teilweise nichtmal, wenn ein Pfeil draufzeigt :( . Trotzdem gefällt mir an der Radio gerade dieses visuell-orientierte Arbeiten und die Tatsache, dass man mit der Zeit immer besser wird im Erkennen von pathologischen Prozessen und deren Zusammenhängen. Was meint ihr, ist die Radiologie tatsächlich so komplex dass man dafür Talent mitbringen sollte? Oder ist das einfach nur Übungssache?

Double-Bubble
29.10.2013, 11:51
Ich finde, dass das wie mit den Histobildern im 1. Semester ist- am Anfang ist alles einfach nur schön bunt! Und wenn du dich dann damit auseinander setzt, fängst du bald an Strukturen zu erkennen.

Ein visueller Typ zu sein ist sicher von Vorteil, ansonsten ist das aber wohl eher eine Übungs- und vor allem Erfahrungssache. Die Kunst des Radiologen besteht ja weniger im Erkennen als in der Deutung. Darum auch eine 5jährige Ausbildung. Sonst könnte manch einer ja schon nach dem ersten Jahr den Facharzt machen.

Hast du dich schonmal mit einem MRT-oder CT-Atlas beschäftigt?

Rudiologe
29.10.2013, 12:24
Ja, Histo hab ich gerade desgwegen geliebt! Und die von dir erähnten Atlanten habe ich mir mal angeschaut. Aber bis jetzt eher überflogen als gelernt. Das würde natürlich helfen :). Schaue mir auch ständig irgendwelche radiologische Besprechungen auf Youtube an, da gibt's ja ne ganze Menge. Die CT und MRT-Anatomie kann man bestimmt gut lernen. Mein Problem ist eher dass ich mir Dinge nicht gut dreidimensional vorstellen kann. Das fing bei Embryologie an und endete vorläufig damit, dass ich bei der Abdomensonographie nur Bahnhof verstehe und nicht raffe wie ich den Schallkopf jetzt bewegen muss um mir bestimmte Strukturen und Ebenen abzubilden.

FirebirdUSA
29.10.2013, 12:57
Das mit der 3D Vorstellungskraft ist ja aber tatsächlich nur bein Interventionen (Angiographien, etc.) und beim Ultraschall gefragt und auch das ist eine Übungssache.

gk#3
29.10.2013, 16:37
man schaut sich definitiv rein... am Anfang tut man sich ziemlich schwer, selbst bei einem einfachen Rö-Thorax.... und irgendwann guckst du drauf und siehst direkt, was dich stört... ich würd mir da keine allzu großen Sorgen machen... ist absolut ne Erfahrungssache...

Rudiologe
02.11.2013, 12:17
Danke für die Antworten. Eine Frage hätte ich noch zum Radiologendasein :) : Bespricht man als Klinikradiologe nach bildgebenden Untersuchungen die Befunde auch mal mit den Patienten direkt? Oder machen das prinzipiell die behandelnden Zuweiser? Stelle mir das eigentich ganz schön vor wenn man den Patienten selber erklären kann was auf den Bildern zu sehen ist.

Stephan0815
02.11.2013, 12:54
Das sollte man als Radiologe eigentlich tunlichst vermeiden. Da gehts ja auch nicht unbedingt um gute Neuigkeiten, ich versuche es mal zu verdeutlichen: "Hier ist ihr wunderschön geformtes Becken, wie sie hier sehen fahre ich gerade die kunstvoll geschwungene Crista iliaca entlang, gerade passieren wir ihr medial gelegenes Osteosarkom DD Koprostase. Entlang des Femurkopfes sehen wir lustige zystische Veränderungen DD Metastasen... usw."
Aufgrund des näheren Kontakts zum Patienten und dessen Krankheitsgeschichte, sollte die Diagnose primär der behandelnde Arzt mit dem Patienten besprechen. Leider hab ichs aber auch schon des öfteren erlebt, daß der Radiologe doch in redseliger Stimmung war, herausgekommen ist dabei meist nichts Gutes, einmal sogar eine suizidgefährdete Patientin danach.

blond
03.11.2013, 19:39
Danke für die Antworten. Eine Frage hätte ich noch zum Radiologendasein :) : Bespricht man als Klinikradiologe nach bildgebenden Untersuchungen die Befunde auch mal mit den Patienten direkt? Oder machen das prinzipiell die behandelnden Zuweiser? Stelle mir das eigentich ganz schön vor wenn man den Patienten selber erklären kann was auf den Bildern zu sehen ist.

Nein, wir machen es nicht. Wir haben zwar viele ambulante Patienten, denen wir die Hand schütteln, bevor sie nach Hause gehen, schlechte Nachrichten teilen wir aber nie mit. Wenn es was lebensgefährliches ist wie eine neue Hirnmetastase mit drohender Einklemmung, teilen wir es dem Zuweiser mit, der weitere Schritte wie stationäre Aufnahme einleitet.

Double-Bubble
03.11.2013, 20:09
Ich glaube, das wirst du später auch gar nicht wollen. Denn zum einen weißt du ja, dass da ein anfordernder Kollege ist, der darauf wartet den Befund mit seinem Patienten zu besprechen. Ihm zuvor zu kommen, kommt vielleicht nicht so gut.

Zum anderen willst du nicht einen Befund mit jemanden besprechen, den du als Arzt nicht kennst und dessen Befund du aufgrund der wenigen Infos auf dem Anforderungsschein nur zum Teil einordnen kannst.
Es würde dem Patienten nicht viel bringen, wenn du ihm zwar sagen könntest, was du gesehen hast, aber nicht welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Dazu müsstest du ja seine Akte studieren, wobei wir wieder beim behandelnden Arzt wären.

In der interventionellen Radiologie kann das natürlich anders aussehen….“kann" :-)!

Aber wenn man nicht nur vor Röntgen-Bildern sitzt, ist der Patientenkontakt in der Radiologie gar nicht so minimal. Andere Fachärzte sitzen auch nicht den ganzen Tag bei ihren Patienten :-)

anignu
03.11.2013, 23:28
Zum anderen willst du nicht einen Befund mit jemanden besprechen, den du als Arzt nicht kennst und dessen Befund du aufgrund der wenigen Infos auf dem Anforderungsschein nur zum Teil einordnen kannst.
Es würde dem Patienten nicht viel bringen, wenn du ihm zwar sagen könntest, was du gesehen hast, aber nicht welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Dazu müsstest du ja seine Akte studieren, wobei wir wieder beim behandelnden Arzt wären.
Es geht ja nicht nur drum "die Akte zu studieren" um danach entscheiden zu können was die richtige Therapie ist... man muss die richtige Therapie auch erstmal kennen, bzw. abwägen können. Ein bloßes "ich glaub das kann man operieren" macht einen Patienten nicht glücklich. Außerdem legst du dich sowas von mit dem Zuweiser/Klinikkollegen an, wenn du die Therapieentscheidung triffst, der Zuweiser/Klinikkollege aber eine andere. Und das läuft dann gelegentlich auf einen unschönen Schwanzvergleich raus, bei der ein Radiologe eher den kürzeren zieht. Er führt halt die Therapie nur selten durch und kann daher dem anderen schlecht erklären was dieser machen soll. Bring dich da lieber nicht in eine Schusslinie zwischen Patient und Chirurg/Gyn/Uro/HNO/Internist. Das bringt weder dem Patient noch dir was. Lieber spannende Befunde mit dem Kollegen besprechen.

Double-Bubble
03.11.2013, 23:47
genau so meinte ich das auch, anignu :-):

Nicht nur das es falsch wäre den anfordernden Arzt zu übergehen, sondern auch, dass man mit den wenigen Infos aus dem Anforderungsschein nicht die individuelle Situation eines Patienten einschätzen kann. Daher eben ein „Aktenstudium“ nötig wäre , also alle Infos zum Patienten zusammentragen.