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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kompartmentsyndrom am Oberschenkel?



Kaas
29.10.2013, 18:02
Hallo,
Folgendes Szenario: junger, männlicher Patient (32) mit Zustand nach Fahrradsturz, dabei mit dem Oberschenkel auf eine Mauer geprallt. Oberschenkel einen Tag nach dem Geschehen dauerhaft leicht schmerzhaft in Ruhe und extrem (!) schmerzhaft bei Druck, bei Belastung und vor allem bei passiver Dehnung. Keine Schwellung, kein blauer Fleck sichtbar. Würdet ihr das als völlig harmlos abtun oder würdet ihr euch doch Gedanken machen im Hinblick auf ein mögliches Kompartment-Syndrom? Hatte die Diskussion mit einem Kommilitonen, der meinte ein Kompartmentsyndrom am Oberschenkel gäbe es quasi nicht. Ich habe nur gefunden, dass es zu ca. 70 Prozent am Unterschenkel auftritt, aber nichts zur Häufigkeit an anderen Lokalisationen.

dreamchaser
29.10.2013, 18:42
Natürlich gibt es ein Kompartment auch am Oberschenkel, da ist aber mehr Platz als am Unterschenkel und kann länger kompensiert werden. Theoretisch wäre ein beginnendes Kompartment möglich - wenn es zu Nervenausfällen oder Durchblutungsstörungen kommt, dann ist schleunigst Handlungsbedarf gegeben.

Feuerblick
29.10.2013, 18:55
Suchen würde ich bei der Symptomatik aber eher nach einem Hämatom... nicht jedes sieht man von außen...

FirebirdUSA
29.10.2013, 20:54
Natürlich gibt es ein Kompartment auch am Oberschenkel, da ist aber mehr Platz als am Unterschenkel und kann länger kompensiert werden. Theoretisch wäre ein beginnendes Kompartment möglich - wenn es zu Nervenausfällen oder Durchblutungsstörungen kommt, dann ist schleunigst Handlungsbedarf gegeben.

Bei dem entsprechenden Blutverlust in einen Oberschenkel müsste der Patient aber wahrscheinlich außer dem Kompartment auch andere Probleme haben, oder?

teletubs
29.10.2013, 21:54
Eine Bildgebung könnte sicherlich auch helfen. Kompartmentsyndrom habe ich auch am Oberschenkel selbst gesehen...die CK war abartig...daher Labor würde ich auch neben der klinischen Untersuchung machen!

Ansonsten sehe ich das auch wie Funkel...

//stefan
30.10.2013, 19:55
Hm... in unserem Skript steht, dass bei (Unterschenkel-)Kompartment immer Pulse zu tasten sind... kann das wer bestätigen? ;)

Miyu
30.10.2013, 20:43
Wie war das mit den Worten immer und nie in der Medizin? :D

Ich zumindest habe schon ein schweres Kompartment ohne Pulse gesehen.

Lava
30.10.2013, 21:26
Naja, dass man sich als gesunder Mensch bei einem Fahrradsturz ein Compartmentsyndrom zuzieht, halte ich auch für unwahrscheinlich. Leitsymptom sind ja unsagbar starke Schmerzen, die auch durch adäquate Schmerzmittel nicht weggehen sowie eine prall gespannte Haut. Wenns halt mal ein bisschen weh tut, wird das wohl einer eine Prellung sein, vielleicht noch ein Hämatom...

WackenDoc
31.10.2013, 21:36
Und nicht wundern, wenn nach einer Weile das Knie blau wird.
Das Hämatom folgt der Schwerkraft und plötzlich tritt es an Stellen zu Tage, die ein Stück distal der urspünglichen Verletzung liegen..
Kommt bei uns hin und wieder vor, dass sich die Patienten dann Sorgen machen.

Lava
03.11.2013, 20:11
Hihi, ja. Hat man oft bei Sprunggelenksdistorsionen, dass das erst ein paar Tage später blau wird. Aber bei Radiusfrakturen, wenn die Leute sich dann wundern, warum der Ellenbogen so blau ist. (Immerhin ein Zeichen dafür, dass jemand wirklich streng hochlagert ;-))

FirebirdUSA
05.11.2013, 07:28
Eine Bildgebung könnte sicherlich auch helfen.

Grmbl... bei der angegebenen Klinik ist ein Kompartment eigentlich ausgeschlossen, somit hat eine (CT oder MRT) Bildgebung keine Konsequenz und ist somit nicht indiziert. Allenfalls könnte man mal den Schallkopf drauf halten.

//stefan
01.12.2013, 13:42
heute auf spiegel-online: LINK (http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/raetselhafter-patient-beinschwellung-nach-fussballspiel-a-936166.html)

da kommt zwar die hämophilie dazu, aber es ist auch ersteuanlich, dass diese erst so spät ins gewicht fällt. der junge man hat sicher vorher schon bagatell-tramata erlitten. aber auch in dem alter und "blander" vorgeschichte, sollte ein komplartment immer zur DD in der traumatologie gehören...

Nurbanu
01.12.2013, 13:50
Kann mir jemand erklären, wieso eine Hauttransplantation nötig wird? Durch die Blutung/Schwellung ist die Haut doch gedehnt und müsste problemlos zusammengenäht werden können, wenn nicht gar ein Teil überschüssig wäre und weggeschnitten werden müsste.

test
01.12.2013, 14:59
Kann mir jemand erklären, wieso eine Hauttransplantation nötig wird? Durch die Blutung/Schwellung ist die Haut doch gedehnt und müsste problemlos zusammengenäht werden können, wenn nicht gar ein Teil überschüssig wäre und weggeschnitten werden müsste.

Ohne den Fall zu kennen ist es wohl nur Spekulation.
Die Eröffnung der Haut erfolgte ja zur Druckentlastung, insofern kann es auch nach Eröffnung der Haut noch zu einer Zunahme der Schwellung und des Umfangs kommen, dem die Haut nicht mehr durch Dehnung nachkommen braucht, da eröffnet. Abgesehen davon dehnt sich Haut nicht so schnell in so großem Ausmaß, sonst könnte es ja gar nicht erst zu einem KOmpartmentsyndrom kommen. Nach dem Artikel soll die Wunde 9 Tage offen gelassen worden sein. In dieser Zeit kann die umgebende Haut wieder etwas kontrahieren. Wenn die Schwellung nach den 9 Tagen nicht im selben Ausmaß abgenommen hat, kann ein direkter Verschluß aufgrund des Zuges/Drucks nicht möglich sein und ein TPL verlangen.
Ohne den Verlauf zu kenne aber alles Spekulation. Evtl. gab es auch zusätzlicche Komplikationen wie Infektion/NEkrose der Haut oder sonstiges. :-nix

Nurbanu
02.12.2013, 09:00
Auch wenn es nur Spekulationen sind: Mir haben sie geholfen! Das sind sehr viele nützliche Infos für mich. Danke :-)

Enzomasculino
12.02.2014, 11:20
"Das Risiko einer Beinvenenthrombose erhöht sich durch die Einnahme von Medikamenten gegen ungewollte Schwangerschaften im Zusammenhang mit dem Rauchen. Das Rauchen selbst sowie Übergewicht sind weitere Risikofaktoren. Zudem kann eine Beinvenenthrombose durch Flüssigkeitsmangel, das Spritzen von Drogen, Schwangerschaft, übermäßige körperliche Anstrengung, eine Krebserkrankung, frühere Thrombosen und Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden."