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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : HIV positiv - AIDS?



Philosauf
02.11.2013, 22:39
Hallo

Wenn heute jemand (sagen wir mit 20) sich mit HIV infiziert und bald danach auch getestet wird, also von der Infektion weiß... und dann alle nötigen medizinischen Behandlungsweisen erhält... woran stirbt er? Soweit ich weiß, kann man mit der antiviralen Therapie die Virenlast jahrzehntelang hinauszögern, aber nach 30 oder 40 Jahren bekommt man trotzdem AIDS, oder? Sprich, Immunsystem kollabiert, Kaposi-Syndrom, Krebs, etc etc? Oder woran stirbt ein Positiver heute letztlich (wenn wir mal davon ausgehen, dass der Behandlungsstand gleich bleibt und es keine neuen "Heilmittel" gibt).

Danke für Hinweise!

Espressa
03.11.2013, 07:49
Ich würde mal behaupten, HIV-pos. kann man an allem sterben, woran alle anderen auch sterben. ?!
Oder was genau willst du uns mit der Frage sagen?

hbl58
03.11.2013, 09:24
Das Kaposi Sarkom ist relativ selten.
Bei den Aids-Patienten achtet man sehr auf Pneumocystis jirovecii Pneumonie und gibt phrophylaktisch Cotrimoxazol. Ansonsten können im Aids Stadium c fast alle Infektionen tödlich enden.

el suenio
03.11.2013, 09:39
Ja, es können allerhand opportunistischen Erkrankungen auftreten. Also solche, die einen gesunden Menschen nicht schädigen würden, aber bei der Immunsuppression eine Infektion auslösen. Da gibt es eine Vielzahl verschiedener Erreger.
Und die Folge der Immunsuppression (Infektion mit opportunistischen Erregern) führt dann zum Tod.
Edit: Neben dem oben genannten Erreger ist auch auf die Möglichkeit einer Toxoplasmose-Infektion zu achten. Dabei kann es zu multiplen Organschädigungen kommen (Myokarditis, Enzephalitis, Pneumonie).

Philosauf
04.11.2013, 13:32
Hallo

Es geht mir vor allem um die gesellschaftliche Wahrnehmung von HIV. In den 80er Jahren war es ja eher so, dass Positive wussten, dass sie todgeweiht sind und in wenigen Jahren zwangsweise an den Folgen von AIDS Sterben werden. Ist diese Wahrnehmung unter Patienten auch noch so? Oder ist es eher: "naja, ich lebe noch mindestens 30 Jahre und wenn ich Pech habe sterbe ich dann an einer Infektion, aber vielleicht sterbe ich auch erst mit 80 an einem Herzinfarkt". Wenn man eure Beiträge liest, könnte man diesen Eindruck gewinnen.

el suenio
04.11.2013, 14:22
Also ich finde nicht gerade, dass die psychische Belastung geringer ist. Auch, wenn man als HIV-Infizierter vllt. weiß (oder besser gesagt hofft), dass man noch meinetwegen 30 Jahre Lebenszeit vor sich hat und nicht zeitnah sterben wird, so ist man doch irgendwie mit der Angst belastet, dass die Erkrankung eben doch ausbrechen könnte. Wann das passiert, kann dir vorher keiner sagen und diese Ungewissheit ist meiner Meinung nach nicht zu vernachlässigen.
Der zweite Punkt ist die drohende Stigmatisierung. Es wurde in den letzten Jahren sicher schon viel Aufklärung betrieben, was die Übertragungswege von HIV angeht, aber ich bin mir sicher, dass die Allgemeinbevölkerung darüber immer noch zu wenig informiert ist. Durch das Bekanntwerden der Diagnose wird der Abstand einiger Menschen immer größer, im schlimmsten Fall ist es die eigene Familie und das ist durchaus ein ernstzunehmendes Problem.
Ich kann dir natürlich nicht sagen, wie die Wahrnehmung unter Patienten ist, denn das ist nur meine ganz persönliche Sicht der Dinge.

locumo123
05.11.2013, 22:28
Hallo!

Also auf die medizinische Sichtweise von HIV möchte ich hier jetzt nicht eingehen, was auch vom TE nicht gefragt ist. Da scheiden sich die Geister zu sehr und da könnte man doch mal hinterfragen ob........Naja egal.

Im Grunde genommen hat sich in den letzten 30 Jahren bezüglich der Reaktionen gegenüber HIV Patienten fast gar nichts getan. Es bleibt eine Krankheit der Fixer und Homosexuellen. Und am Anfang in den 80er sprach man auch über GRID und nicht über AIDS. Und als Frau wird man ja sowieso gleich als Prostituierte beschimpft, obwohl sie das nicht mal sein sollte, denn wie wir wissen kann man sich HIV auch in anderen und viel schlimmeren Situationen holen.

Für den/die Betroffene(n) ist es natürlich zuerst mal ein Schock. Obwohl das nicht als ein Patentrezept gelten sollte, so kann man dies als Test für "wer sind nun meine wahren Freunde" und "steht meine Familie zu mir"?
Sollte diese Situation eintreffen, dann sollte man den Kontakt dennoch nicht abbrechen. Wenn man mit Familienmitglieder alleine spricht, dann werden sie offen und sind nicht voreingenommen. Ja es gibt Familien, wo ein Familienmitglied die anderen einschüchtert oft unbewusst, sodass auch deren Zustimmung automatisch gefordert wird. Da könnte man ansetzen im Gespräch mit jedem Einzelnen.

Ebenso ist es wichtig ist, dass man nicht in Panik verfallen sollte. Zu denken, dass ich bald sterben werde ist absoluter blödsinn. Letztlich bist du selbst für dich verantwortlich. Eine ordentliche Ganzheitstherapie sprich neutral positive Einstellung (nicht an die Krankheit selbst denkend, dass ich sie verdrängen werde) und eine körperliche Therapie mit Immunbooster, HAART, Vit. C usw. lässt sich ein laaaaanngggeess und dennoch glückliches Leben leben und das oft sogar noch länger als...(nein das werde ich hier jetzt nicht schreiben).
Denn der menschliche Körper ist vergänglich und sterben werden wir alle.
Hat man Freude im Leben, kann selbst HIV nichts ausrichten. :-meinung

FirebirdUSA
05.11.2013, 23:46
Hallo

Wenn heute jemand (sagen wir mit 20) sich mit HIV infiziert und bald danach auch getestet wird, also von der Infektion weiß... und dann alle nötigen medizinischen Behandlungsweisen erhält... woran stirbt er? Soweit ich weiß, kann man mit der antiviralen Therapie die Virenlast jahrzehntelang hinauszögern, aber nach 30 oder 40 Jahren bekommt man trotzdem AIDS, oder?

Das ist eine gute Frage die dir keiner richtig beantworten kann, HAART gibt es nämlich noch keine 30 oder 40 Jahre, insofern weiß auch keiner genau wie lange sich der Ausbruch der Krankheit hinauszögern lassen kann. Es gibt aber eben doch viele Patienten die seit Beginn der HAART Therapie (und somit ca. 20 Jahre) damit ohne AIDS und ohne meßbare Viruslast leben und man geht davon aus, dass ohne Resistenzen die Lebenserwartung nicht relevant verkürzt ist (der Mensch stirbt eben an "normalen" Erkrankungen, Unfällen, etc.). Durch Resistenzen gibt es aber eben doch Fälle die noch an AIDS erkranken und sterben und die Therapie verlangt vom Patienten eine sehr hohe Compliance, die nicht alle durchalten. Einfach so damit Leben ist also nicht...

Leelaacoo
06.11.2013, 08:18
In meiner für das Thema ja noch recht kurzen Zeit als Ärztin (also seit 7 Jahren, nimm das PJ dazu, dann sinds 8) habe ich in einer Klinik, in der ein OA HIV-Therapie als Schwerpunkt hatte fast nur AIDS/Wasting syndrome - Fälle gesehen, wo der Patient aufgrund sozialer/ psychischer Einschränkungen nicht therapiecompliant war ODER die Erkrankung erst mit Auftreten von opportunistischen Erkrankungen erkannt wurde (oft Pat. um die 50-60 Jahre, auch aus Kulturkreisen, wo man "darüber" nicht reden durfte)...diese sind leider recht rasch verstorben. Die Patienten mit guter ambulanter Anbindung und Therapieadhärenz kamen tatsächlich eher wegen anderen Erkrankungen.

LG Lee

locumo123
06.11.2013, 19:19
Hallo!

Ja den sozialen Hintergrung eines HIV Patienten darf man nicht vergessen. Jemand der Kontakte zu guten Ärzten hat, der regelmäßig Blutspenden geht und nicht auf den Kopf gefallen ist hat bessere Karten als jener der auf staatliche Hilfe angewiesen ist und sich sonst nicht um die Gesundheit kümmert. Jetzt mal solche Extrembeispiele zu nennen.
Von da her spielt der soziale Hintergrund eine Rolle und wie man mit seiner Gesundheit umgeht.

Mhm und das mit dem Durchhalten der Therapie, ja schön ist es nicht. Wäre natürlich besser negativ zu sein. Aber es gibt viele Beispiele, die es durchhalten und sollten als Vorbilder wirken. Was ist mit Diabetikern, Multiple Sklerose Patienten und und und....Klar man darf jetzt nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, aber es kommt auf das selbe hinaus oder?
Wenn ich mich recht entsinne, dann sind es nur 1-3 Tabletten am Tag, die geschluckt werden müssen, natürlich individuell verschieden.
Die Nebenwirkungen sind natürlich auch nicht außer Acht zu lassen. Aber mittlerweile wirds auch da besser.


Aber um Resistenzen zu verhindern, sollte man seine Therapie regelmäßig zu den vorgeschriebenen Zeiten einnehmen. Und ja das stimmt es erforder Disziplin. Aber wie ich schon geschrieben habe, nicht nur HAART wirkt gegen HIV. Wenn man Pech hat, dann es wirklich schlimm hergehen, aber wieviele sind das wirklich? Statistisch kann man sowieso nicht alle erfassen.
Ich denke, dass eine Resistenzentwicklung bei Viren eine kompliziertere Sache darstellt als bei Bakterien. Hinzu kommt, dass es das virale Genom in Makrophagen- und T-Zellen Genom einschleust. Ich habe mir mal sagen lassen, dass die meisten mutierten Viruspartikel sich selbst wieder zerstören, weil die Mutation Schäden auch in der Replikation selbst verursacht hat.
Resistenz ja, aber bis zu welchem Maß alleine nur vom Virus verursacht? Kann sein, dass ich mich im Kreis drehe, aber vielleicht gibt es hier richtige Experten, die mehr dazu schreiben können. Was ist mit jenen Personen, die keine Mutation im CXCR 4 Rezeptor tragen, aber trotzdem nie krank werden? (lytisch/lysogen)

Das ganze soll jetzt nicht zu einer Diskussion werden. Wollte das jetzt einfach mal im Raum stehen lassen (kursive), da dies nun in den medizinischen Bereich geht.

Und nächstes Jahr soll eine neue Generation von RT Hemmer rauskommen. Wird irreversibel blockiert und ist so klein wir ein Nanoteilchen. Wie war noch mal der Name....mal suchen soll.