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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : DD Angina Pectoris



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Kaas
12.11.2013, 22:43
Hallo,
Mich würde mal interessieren was ihr für DDs im Kopf hättet bei einem jungen Patienten (m, 29), der bei starker körperlicher Belastung starke schmerzhafte pektanginöse Beschwerden angibt, die sich bei Sistieren der Belastung innerhalb weniger Sekunden bessern. Arteriosklerotisch bedingte Koronarstenose wäre in dem Alter ja selbst bei Risikofaktoren unwahrscheinlich, oder?

Evil
13.11.2013, 10:49
Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Wenn die Beschwerden reproduzierbar sind, gehört der kardial abgeklärt mit Belastungsuntersuchungen.

harmink
13.11.2013, 21:14
Junger Patient mit Belastungs-AP: könnte eine Myokarditis/Perimyokarditis sein. Erstmal Ruhe-EKG, Labor und Echo. Belasten wenn dann definitiv erst später, und nicht zu Beginn.

Erstmal andere DDs abklären, funktionell und vertebragen stehen dabei ganz oben. Außerdem ein paar Zusatzinfos zur Anamnese. Immer typische AP oder auch atypische AP/Brustschmerz? Vorerkrankungen, Mediks/Drogen etc.

WackenDoc
14.11.2013, 07:55
Ne- umgekehrt wird ein Schuh draus:
Wenn derjenige pectanignöse Beschwerden unter Belastung hat, dann ist das kardial, bis genau das ausgeschlossen ist.
Wenn eine kardiale Ursache ausgeschlossen ist, kann man sich immernoch um die DDs kümmern.

Es sei denn, die Beschwerden, sind nicht pectanginös und eindeutig Bewegung oder Atmung zuzuordnen- aber das gibt die beschriebene Anamnese nicht her.

Kaas
14.11.2013, 09:42
Beschwerden sind reproduzierbar, immer unter starker Belastung. Ähnliche Beschwerden waren auch schon vor zwei Jahren beim Laufen aufgetreten, danach wurde das Training umgestellt (keine "Zwischensprints" beim Joggen). Seit kurzem Fitnessstudio, da hauptsächlich Fahrradergometer. Laut eigener Aussage trete die Beschwerden immer ab einer Belastung von 225-250 Watt auf. Risikofaktoren sind grenzweriger Hypertonus (24 Stunden RR bei der Hausärztin durchschnittlich 140/78 mit guter Nachtabsenkung, keine medikamentöse Einstellung) und ca. drei Pack Years. Setzt man den dann als nächstes also aufs Ergometer zum Belastungs-EKG?

WackenDoc
14.11.2013, 10:05
Und das sind eindeutig pectanginöse Beschwerden?

Ja, man würde erst ein Ruhe- und dann ein Belastungs-EKG durchführen. Ggf. Echo und Stressecho.

Die Lunge sollte man auch noch im Auge behalten.

Kaas
14.11.2013, 10:09
Symptome beschrieben als starkes Herzklopfen ("als ob es aus der Brust springen will") mit ziehenden retrosternalen Schmerzen und "nach Luft jappsen". Verschwinden der Beschwerden bei Belastungsstopp innerhalb weniger Sekunden.

WackenDoc
14.11.2013, 10:16
Ok, ist schwer zu sagen. Hat er denn auch thorakales Druckgefühl?
Wurde das denn in letzter Zeit mehr bzw. trat das bei immer geringerer Belastung auf?

Kaas
14.11.2013, 10:24
Beschwerden hätten sich durch vermehrtes Traning in letzter Zeit eher gebessert (treten erst bei höherer Belastung auf). Thorakales Druckgefühl nur bei den Anfällen.

WackenDoc
14.11.2013, 10:26
Da es reichlich Differentialdiagnosen gibt (incl. Erreichen der Belastungsgrenze), sollte die schlimmste als erstes ausgeschlossen werden:
Also EKG, Belastungs-EKG, ggf. Echo und ggf. Stressecho.
Ein Lungenfunktionstest vor und nach Belastung würde sich zur DD auch anbieten.

Kaas
14.11.2013, 10:31
Alles klar. Aber sind pektanginöse Beschwerden nicht selbst bei Erreichen der Belastungsgrenze pathologisch? Ich dachte, da sollte normalerweise eher (Muskel-)erschöpfung auftreten.

WackenDoc
14.11.2013, 10:55
Ja- deswegen sollte man das abklären.
Ist aber manchmal auch eine Frage der Wahrnehmung des Patienten und dessen Ausdrucksfähigkeit. Also wenn das wegen Erreichen der Belatungsgrenze mal was eng mit der Luft wird, kann das schon als Druckgefühl wahrgenommen werden.

Dass es unter Training besser wird und anscheinend in den letzten 2 Jahren nicht schlechter wurde, ist prinzipiell ein gutes Zeichen.
Aber abklären würde sich es, wenn sich ein Patient bei mir mit solchen Beschwerden vorstellen würde. Ergometrie ist ja einfach gemacht.

Evil
14.11.2013, 14:12
Gibt denn die Familienanamnese an kardialen Vorerkrankungen was her?

Christoph_A
14.11.2013, 15:35
Naja, könnte auch ne Muskelbrücke z.B. überm RIVA sein. Müsste man sich das EKG genau anschauen, Echo ordentlich machen und im Zweifelsfall ein Stressecho. Kathetern würd ich den Patienten jetzt nur bei ner klaren Indikation.
Probiert es doch mal prophylaktisch mit Diltiazem, wenn die Beschwerden dann besser werden riechts sehr nach Muskelbrücke.

Kaas
14.11.2013, 15:49
Muskelbrücke, daran hätte ich nicht gedacht. OK. Familienanamnese: Mutter 70, Vater 72, beide kerngesund. Großeltern sind alle vier über 85 geworden ohne kardiovaskuläre Ereignisse.

Christoph_A
14.11.2013, 15:52
Naja, für irgendwas muß der Kardiofacharzt ja auch gut sein @ Kaas. :-blush

Coxy-Baby
14.11.2013, 16:10
Ich sags ja immer wieder Kardiologie ist doch die Krone der Medizin ;-)

Christoph_A
14.11.2013, 16:23
Summt leise "weil wir so schön sind, so schlau sind, so rank und schlank gebaut......" :-))

Evil
14.11.2013, 17:15
Oder wie ein Kollege mal sagte: Kardiologen sind die Augenärzte unter den Internisten :-))

netfinder
14.11.2013, 17:23
Oder wie ein Kollege mal sagte: Kardiologen sind die Augenärzte unter den Internisten :-))

Danke, das rettet den Abend :-))