Frustrane Jobsuche

[humunculus]

Nachdem ich seit meiner Hammerexamenslernphase stets stiller Mitleser war, hab ich mich nun wegen zunehmender Frustration und Ratlosigkeit im Forum angemeldet, denn: Ich finde keinen Job als Berufsanfänger.

Hab mich seit September breitgefächert an 15 (!) Häusern für Innere oder Neuro (größtenteils initiativ, weil nichts ausgeschireben) beworben und leider durchgehend nur Absagen erhalten, nach dem Motto "aktuell keine Vakanzen".

Ich suche zwar in einer Großstadt (muss da auch zwecks privater Verpflichung bleiben), habe aber auch kleinere Häuser in der Peripherie mit eingeschlossen.

Bin seit Frühjahr approbiert. Habe ein 2er Examen, ein nettes PJ-Zeugnis, eine abgeschlossene Diss, keine offensichtlichen Lücken oder Co. im Lebenslauf und ein normales Profil, wie man es halt als frisch Approbierter hat.

Bin echt gerade ziemlich verzweifelt. Ist die Stellensitutation in den Fächern (Innere & Neuro) in Großstädten wirklich so frustran?
Wie würdet ihr weiter vorgehen?
Würde es echt schon ganz schön krass finden, wenn ich mich im Dezember arbeitlos melden muss...:-blush

[Lava]

Ging mir ähnlich nach dem Examen. Auf all meine unitiativbewerbugen kamen zwar durchaus einige Vorstellungsgespräche, aber imme rhieß es "derzeit keine freie Stelle". Letztendlich habe ich mich dann auch mal auf eine Anzeige im Ärzteblatt beworben und das hat geklappt. Einafach durchhalten und weiter bewerben!

[humunculus]

Danke Lava.

Es halt echt schon ziemlich krass und ich hätte damit nie gerechnet. Klar es ist Großstadt aber Innere (samt Geri) und Neuro sind ja keine extremen Exoten Fächer und ich habe mich wirklich breitgefächert an insgesamt 17 (eben nachgezählt) Häusern beworben.

Suche jetzt seit zwei Monaten und es hat sich absolut gar nichts ergeben. So langsam wird’s finanziell auch schwierig… und ich frage mich echt wie ich jetzt am besten Vorgehe. Arbeitslos melden oder wieder Kellnern?

[Kackbratze]

Für Neuro braucht man ja auch Psychiatrie-Anteil, oder? (ich bin was den Teil der WBO anbetrifft nicht der beste Ansprechpartner)

Wenn ja, dann erweitere dein Bewerbungsspektrum noch zusätzlich auf Fachbereiche, die Du anrechnen kannst oder die Du auch mit abdecken musst.
Natürlich mit der Intention, nach der erforderlichen Zeit wieder zu gehen, aber sag das nicht beim Bewerbungsgespräch...

[anignu]

ach mei... ich glaub ich hab für die erste Stelle um die 40 Bewerbungen geschrieben. Einfach die Liste der Weiterbildungsbefugten genommen und quasi alle angeschrieben...

Hatte dann zwei Vorstellungsgespräche wo der eine sehr an mir interessiert war (weil ich ein paar Dinge einfach in den Lebenslauf reingeschrieben hab die ich gemacht hatte, mit viel Arbeit verbunden, die aber nichts, rein gar nichts mit Medizin zu tun hatten) aber leider keine Stelle hatte und der andere hat mich dann genommen. Fertig.

Inzwischen hab ich ein paar Jahre, will grad wieder Stelle wechseln und hab zwar noch keine Bewerbung losgeschickt aber dafür schon mündlich zwei Zusagen von Chefs die man halt mal so kennenlernt im Laufe der Zeit.

Die erste Stelle ist die Härteprüfung. Die braucht man und dann geht alles viel viel unkomplizierter. Einfach durchhalten. Ach ja, und ich hab keine Dissertation und hatte nie ein PJ-Zeugnis (letzteres find ich lächerlich).

[Lisa111]

Kann dich auch gut verstehen, gerade weil einem zu Uni Zeiten ja eh immer im Angesicht des vermeidlichen Ärztemangels suggeriert wird, dass die Jobs von den Bäumen fallen.

Auch ich hab ziemlich lange gebraucht was in der Inneren zu finden. Ich finde nicht, dass es danach unkomplizierter wird.
--> Suche nämlich selber wieder und zwar eine "gute" Stelle (Weiterbildung, flache Hierarchien, Wertschätzung etc.)

[SusiSorgenlos]

In der Großstadt scheint es wirklich schwieriger zu sein....ich hatte Glück....habe mich aber vor allem auf ausgeschriebene Stellen beworben.....und nicht in Großstädten. Ich finde die Idee, sich in anderen Fachbereichen umzusehen nicht schlecht. Auf die Innere wird einem leider nichts angerechnet, aber Erfahrung bringt es einem allemal. Schau einfach mal, was in der Umgebung so ausgeschrieben ist. Und in der Psychatrie sollte sich doch kauf jeden Fall was finden....:) naja....und wirklich gute Stellen zu finden, wird wohl immer schwierig sein.

[John Silver]

Das liegt sicher an der Großstadt. Die Großstädte sind noch der letzte Garant für Chefs, genügend Bewerber auf freie Stellen zu finden. Stellen hängen in der Inneren sehr wohl an den Bäumen, nur eben nicht in München, Hamburg, Berlin oder Frankfurt.

[Christoph_A]

Gilt aber auch nur für Anfänger. Mit abgeschlossener Intensivzeit kriegste auch in den "hot spots" locker was, wenn Du Dir etwas Vorluafzeit gibst.

[John Silver]

Das ist sicher auch nicht falsch. Andererseits kenne ich einige Chefs, meinen eingeschlossen, die Fortgeschrittene gerne nehmen, wenn diese etwa die Hälfte der Weiterbildung hinter sich haben; fast fertige oder schon fertige Fachärzte werden aber gerne verschmäht, zumindest bei einer Assistentenstelle. Da werden Anfänger vorgezogen.

[grüner Igel]

suche auch schon seit Mai was in ner Großstadt in einem kleinen operativen Fach etwas. Habe exzellente Qualifikationen aus dem Studium, finde aber trotz intensiver Initativbewerbung keine Stelle. Gab hier gerade mal 4 Stellen seit Mai und die sind immer an bereits erfahrene Assis gegangen. In so einen blutigen Anfänger will wohl keiner investieren.

Schade, dass ich hier in der Großstadt aus privaten Gründen bleiben muss, sonst hätte ich diesen Chefärzten schon lang den Stinkefinger gezeigt und wär irgendwo aufs Land.

[humunculus]

Danke für Eure Antworten und Tips!
Schön zuhören, dass es anderen Berufsanfängern auch ähnlich ging und geht.

Ich hab die vergangene Woche weiter fleißig Absagen eingesammelt :-nix.

Ich würde sofort raus aus der Großstadt, aber wir haben halt ein kleines Kind, meine Liebste ihren Halbtagstraumjob und beide Großeltern um die Ecke...Pendeln wird wohl der Kompromiss werden müssen. Hab jetzt mal den Radius vergrößert und einen Anfahrtweg von > 60 min per Bus und Bahn mit eingeschlossen.

Ich stehe jetzt erst mal wieder auf der Gehaltsliste meiner Eltern...

[grüner Igel]

Danke für Eure Antworten und Tips!
Schön zuhören, dass es anderen Berufsanfängern auch ähnlich ging und geht.

Ich hab die vergangene Woche weiter fleißig Absagen eingesammelt :-nix.

Ich würde sofort raus aus der Großstadt, aber wir haben halt ein kleines Kind, meine Liebste ihren Halbtagstraumjob und beide Großeltern um die Ecke...Pendeln wird wohl der Kompromiss werden müssen. Hab jetzt mal den Radius vergrößert und einen Anfahrtweg von > 60 min per Bus und Bahn mit eingeschlossen.

Ich stehe jetzt erst mal wieder auf der Gehaltsliste meiner Eltern...

Ich kann dir sehr gut nachfühlen. Ich denke ein großer Teil meiner Enttäuschung liegt am falschen Bild welches einem die Uni/andere Ärzte/die Medien generieren. Wenn wir in einer Ärzteschwemme "groß geworden" wären, in der es von Anfang an hieß: ihr findet eh nichts und wenn, dann müsst ihr euch ausbeuten lassen, würde man auch nicht so frustriert sein davon.

Ich sehe es schon, wie es langsam an mein Ego geht, Top Noten, Top Nebentätigkeit, gut Sozialisiert, aber trotzdem will hier keiner einem eine Chance geben. Nicht einmal im Rahmen eines Vorstellungsgespräches. Ich hab mittlerweile schon ein bisschen Schiss und mich groß initiativ auf meine "Plan B/Ausweichfächer" Chirurgie + Innere zu bewerben, aus Angst auch da nicht genommen zu werden und in der Hoffnung, dass doch mal ein Chef in meinem Wunschfach zur Vernunft kommt.

Aber dieser Thread hilft mir sehr, zu sehen, dass nicht nur ich das Problem bin, sondern auch viele andere, gut ausgebildete junge Ärzte darunter leiden.

[Coxy-Baby]

Naja etwas Realismus bei der ganzen Sache darf man aber auch nicht vergessen.... Natürlich gibt es Ärztemangel nur ist der natürlich in den beliebten Städten München,Berlin,Hamburg,Köln etc eher nicht vorhanden, aber das ist ja auch wenig überraschend und wenn man jetzt unbedingt in München bleiben "muss" dann kann sich die Jobsuche halt etwas hinziehen....

PS: Was kann man sich unter "gut sozialisiert" vorstellen?

[med_in_1]

Ich lese schon eine zeitlang den Thread mit und finde es ganz erstaunlich. Ich bin mittlererweile fast im 3. WB-Jahr Innere Medizin. Ich habe mich seinerzeit auch in einer Großstadt beworben, hatte bei 4 Bewerbungen 3 Vorstellungsgespräche und dann auch 2 Verträge angeboten bekommen (wohlgemerkt: Diss. noch nicht fertig seinerzeit, Berufsanfänger).
Ich höre auch immerwieder, dass es in Großstädten (München, Berlin, Hamburg...) sehr schwer ist als Anfänger etwas zu bekommen (wenn nicht unmöglich) - ich will mit meinem Beitrag aber deutlich machen, dass das mit Nichten für ganz Deutschland gilt. Nachwievor finden sich ja seitenweise Stellenanzeigen im Ärzteblatt und geradeauch peripher sucht man doch Personal... Da kann eine kleinere Klinik mit besseren Arbeitszeiten aber etwas Pendelweg vielfach besser sein, als die Klinik um die Ecke mit 14h täglich...
Auch bei uns sind seit nunmehr fast 4 Monaten 2 WB-Stellen unbesetz(bar).

[Colourful]

Ich lese schon eine zeitlang den Thread mit und finde es ganz erstaunlich. Ich bin mittlererweile fast im 3. WB-Jahr Innere Medizin. Ich habe mich seinerzeit auch in einer Großstadt beworben, hatte bei 4 Bewerbungen 3 Vorstellungsgespräche und dann auch 2 Verträge angeboten bekommen (wohlgemerkt: Diss. noch nicht fertig seinerzeit, Berufsanfänger).
Ich höre auch immerwieder, dass es in Großstädten (München, Berlin, Hamburg...) sehr schwer ist als Anfänger etwas zu bekommen (wenn nicht unmöglich) - ich will mit meinem Beitrag aber deutlich machen, dass das mit Nichten für ganz Deutschland gilt. Nachwievor finden sich ja seitenweise Stellenanzeigen im Ärzteblatt und geradeauch peripher sucht man doch Personal... Da kann eine kleinere Klinik mit besseren Arbeitszeiten aber etwas Pendelweg vielfach besser sein, als die Klinik um die Ecke mit 14h täglich...
Auch bei uns sind seit nunmehr fast 4 Monaten 2 WB-Stellen unbesetz(bar).

Dabei ist Leipzig so toll. :-)

Ich habe auch eine Bewerbung geschrieben, ein Vorstellungsgespräch, einen Job bekommen und das auch im Großraum einer beliebten Großstadt. Zwar nicht Gyn, Päd oder HNO, aber trotzdem lief das echt gut. Und ich bin jetzt niemand, der da mit besonders guten Referenzen aufwarten kann, es sei denn man zählt Science-Slams, vordere Platzierungen bei Volksläufen und eine ungewöhnliche Dissertation mit.
Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass es keinem Arzt schadet, wenn er erstmal ein Jahr Innere/Chirurgie oder auch Psychiatrie macht, da macht man doch eher wertvolle Erfahrungen, die einem später weiterhelfen. Und sei es nur die Stressresistenz oder der Umgang mit schwierigen Patienten.

Um welche Fächer handelt es sich denn?

LG!

[Feuerblick]

Wer nicht mal zum Gespräch geladen wird, was selbst bei Initiativbewerbungen recht üblich ist, der sollte dringend seine Bewerbungsunterlagen nochmal kritisch durchschauen.... ich hab zwar auch eine fachfremde Ehrenrunde mangels freier Stellen gedreht, aber ich wurde trotz eher mäßiger Noten und fehlender Diss immer zu Gesprächen geladen und habe durchaus von diesen Kliniken irgendwann eine freigewordene Stelle angeboten bekommen :-nix

[humunculus]

Die Resonanz zum Thema freut mich!

Trotz des Post-Examens-Enthusiasmuses, war ich nicht naiv und hatte mich klar darauf eingestelt in einer Großstadt (plus Randgebiete) suchen zu müssen, naiv war ich da definitiv nicht.

Auch ist mir bewusst, dass ich in vielen anderen Städten absolut kein Problem hätte und wahrscheinlich zwischen Stellen aussuchen könnte. Aber mit einer frisch gegründeten Jungfamilie brauche ich das backup der Familie in der Nähe und den Glücksgriff-Job meiner Liebsten als Journalistin.

Die Stellenanzeigen im ÄB lese ich natürlich. Neben doch deutlich vielen OA & FA-Stellen sind dort tatsächlich einige potenzille Anfängerstellen (in der Inneren und Neuro) ausgeschrieben.

Ich bin bereit zu pendeln und mich ersteinmal auf Zwischenlösungen (Psychiatrie, Geri etc.) zu fokussieren.

Sicherlich wird es sich irgendwann, irgendetwas ergeben.

ABER die mittlerweile 28 frustranen Bewerbungen (in drei Fächern: Neuro, Innere und auch Psych) haben mich bei allem Realismus doch echt erstaunt.

[humunculus]

Wer nicht mal zum Gespräch geladen wird, was selbst bei Initiativbewerbungen recht üblich ist, der sollte dringend seine Bewerbungsunterlagen nochmal kritisch durchschauen.... ich hab zwar auch eine fachfremde Ehrenrunde mangels freier Stellen gedreht, aber ich wurde trotz eher mäßiger Noten und fehlender Diss immer zu Gesprächen geladen und habe durchaus von diesen Kliniken irgendwann eine freigewordene Stelle angeboten bekommen :-nix



Ich hatte in der Tat Vorstellungsgespräche (5 Stück), die waren alle total nett und positiv. Immer wurde ich auf eventuell neue Stellen im Frühjahr 2014 vertröstet, da zur Zeit alles voll ist.
Die Resonanz auf die Bewerbungen war stets positiv und ich habe schnelle Antwort bekommen und die Unterlagen wurden fast überall einbehalten, falls etwas in Sicht ist.

[pieks]

Ich hatte in der Tat Vorstellungsgespräche (5 Stück), die waren alle total nett und positiv. Immer wurde ich auf eventuell neue Stellen im Frühjahr 2014 vertröstet, da zur Zeit alles voll ist.
Die Resonanz auf die Bewerbungen war stets positiv und ich habe schnelle Antwort bekommen und die Unterlagen wurden fast überall einbehalten, falls etwas in Sicht ist.

Hi humunculus,

klingt wirklich frustiert und frustierend.

Ich habe auch noch nicht verstanden - bis auf die genannten Gründe wie Klinik in Großstadt bzw. Fachgebiet -
warum beim angeblichen Ärztemangel sowohl Anfänger als auch FÄ zum Teil Mühe haben eine Stelle zu finden
und anderen Kollegen die Stellen scheinbar "hinterher geworfen werden" (und das wohl unabhängig z.B von Noten).

Verstehe Dich sehr gut.... aber manchmal ists so: je mehr man rödelt, umso weniger "klappts" und irgendwann ist man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ....
Vielleicht bist Du zu ehrlich?

Hast Du schon andere Jobbörsen durchforstet?
Oder z.B direkt auf den homepages der Kliniken geschaut?

Gruß pieks