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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schnitzer im Lebenslauf



seppokanne
22.11.2013, 11:01
Hallo zusammen!

Ich habe ein kleines Problem mit meinem Lebenslauf. Ich habe im Dezember 2012 Examen gemacht.
Im April 2013 habe ich dann an einer Uniklinik (Baden-Württemberg) mit Chirurgie angefangen. Das ist mir dann insbesondere aufgrund von katastrophalem Arbeitsklima und nicht vorhandener Einarbeitung schnell zu blöd geworden und ich habe schon nach 6 Wochen gekündigt - was retrospektiv nicht ganz so klug war, das ist mir heute klar.

Im Juli 2013 habe ich dann mit Urologie an einem kommunalen Maximalversorger angefangen. Urologie war auch im PJ mein Wahlfach und ich dachte das könnte mir auch taugen, da ich von Anfang an zwischen beiden Fächern geschwankt habe. Mit der Klinik habe ich damals auch das Bundesland gewechselt (Rheinland-Pfalz). Meine Einzahlungen in die Versorgungskasse wurden also entsprechend von Baden-Württemberg nach Rheinland-Pfalz transferiert.

Nach einem halben Jahr Urologie ist mir jetzt aber klar, dass ich mit Urologie wohl nicht dauerhaft glücklich werde und ich doch zurück in die Chirurgie und v.a. an die Universität möchte. Saublöd, ich weiß.
Die Arbeitsbelastung scheue ich dabei nicht, ein Engagement in Forschung und Lehre würde ich mir sogar wünschen.

Meine Frage ist nun, ob ich im Lebenslauf diese 6 Wochen Chirurgie angeben müsste, wenn ich mich wieder woanders bewerbe (dass ich es prinzipiell MÜSSTE ist mir schon klar). Vor allem, weil ich mich ja wieder für Chirurgie an einer Uniklinik bewerben würde, würde dies wohl in Anbetracht des raschen Stellen- und Fachwechsels recht unangenehme Fragen aufwerfen, die sich insbesondere im Rahmen einer schriftlichen Bewerbung kaum stilsicher erklären lässen.

Kann ein Chef/eine Personalabteilung denn einsehen, dass ich die Versorgungskasse (ich wüsste sonst nicht wie das anders rauskommen sollte)von BaWü nach Rheinland-Pfalz gewechselt habe und daraus eben erkennen, dass ich zuvor schon einmal an der erwähnten chirurgischen Uniklinik beschäftigt war? Andernfalls würde ich nämlich erwägen diese 6 Wochen eher unerwähnt zu lassen. Das ist sicherlich eine recht spezielle Frage, aber vielleicht kennt sich ja doch jemand ein wenig aus.

Abgesehen von diesem "Schnitzer" sieht mein Lebenslauf denke ich bzgl. Noten und abgeschlossener experimenteller Doktorarbeit ganz passabel aus.

Bin für hilfreiche Antworten SEHR dankbar... Viele Grüße!

Chaoskätzchen
22.11.2013, 11:08
Hallo,

ich würde die Zeit angeben und proaktiv (z.B. durch einen Nebensatz im Anschreiben selbst) oder auf Nachfrage ehrlich erklären. Sie einfach unter den Tisch fallen lassen würde ich nicht.

Nurbanu
22.11.2013, 11:36
Du darfst nichts schreiben, was nicht stimmt. Aber alles schreiben, was stimmt, das muss man nicht ;-)

ehemaliger User_11062015
22.11.2013, 16:11
mh kann man das nicht sogar zu deinem Vorteil hindrehen? Indem dus erwähnst und falls du angesprochen wirst, eben erzählst, dass dich die Faszination an dem Fach nie wirklich losgelassen hat du aber aus persönlichen Gründen zu einem vorüber gehenden Wechsel des Fachgebiets gezwungen warst? über die schlechten Arbeitsbedingungen im ersten haus würde ich mich nicht auslassen.. kommt evtl ein bisschen so nach dem Motto 'Prinz/essin auf der Erbse'.

pieks
22.11.2013, 16:23
Sehe ich ähnlich wie Nurbanu....
Ich glaube nicht, dass der Chef vor dem Vorstellungsgespräch Deine VA-Vita durchsieht ....
die Krankenhausverwaltung vielleicht vor Einstellung schon ....

Nurbanu
22.11.2013, 16:44
mh kann man das nicht sogar zu deinem Vorteil hindrehen? Indem dus erwähnst und falls du angesprochen wirst, eben erzählst, dass dich die Faszination an dem Fach nie wirklich losgelassen hat du aber aus persönlichen Gründen zu einem vorüber gehenden Wechsel des Fachgebiets gezwungen warst? über die schlechten Arbeitsbedingungen im ersten haus würde ich mich nicht auslassen.. kommt evtl ein bisschen so nach dem Motto 'Prinz/essin auf der Erbse'.

Da gibt es bloß einen Haken: Wenn er das in die Bewerbung reinnimmt (Lebenslauf), kommt er gar nicht in den Genuss des Vorstellungsgespräches, in dem er es erläutern kann.
In das Anschreiben gehören negative Dinge gar nicht rein, auch keine Erklärung. Mit dem Anschreiben verkaufst du dich erstmal so gut wie möglich, bringst deine Motivation rüber, erläuterst, warum du Interesse an der Stelle/dem AG hast, und warum du der richtige Bewerber für die Stelle bist.



@ pieks

Was meinst du mit VA-Vita?

Feuerblick
22.11.2013, 16:51
Ich würde die sechs Wochen durchaus erwähnen - im Lebenslauf, wo sie hingehören. Spätestens für den Personalbogen und fürs Logbuch musst du sie sowieso angeben.... Es wird ganz sicher nicht der Grund sein, wenn er nicht zum Gespräch geladen wird.... In meiner letzten Bewerbung waren sogar ZWEI sehr kurzfristige "Engagements" verzeichnet. Hat beim ersten Mal schon niemanden gestört und störte auch beim zweiten Mal Jahre später keinen. Solange man im Gespräch einigermaßen erklären kann, warum man nach so kurzer Zeit das Handtuch geworfen hat (siehe Rhachis), ist alles gut. :-nix

Nurbanu
22.11.2013, 17:01
In der freien Wirtschaft sind solche Job-Hopper unbeliebt und werden gleich aussortiert.

Wird in dem Logbuch nicht aufgezeichnet, was man für die WB relevantes getan hat?
Unter 6 Monaten wird meines Wissens nach doch eh nichts angerechnet und wenn man einige Eingriffe unter den Tisch fallen lässt und mehr als gefordert macht, also die Zählung einfach später beginnt, geht die Welt doch nicht unter.

Chaoskätzchen
22.11.2013, 17:01
Also ich finde diese "Verheimlichungstaktik" ziemlich bescheiden. Erst recht, wenn man später mal in nem Nebensatz erzählt, was man so alles zwischen Studium und der aktuellen Stelle gemacht hat.. oder man flunkert halt die komplette Zeit vor sich langhin, auch im Team in dem man vielleicht auch mal intensivere Kontakte hegt. Warum soll einem denn nicht wichtig sein, dass man gut eingeführt wird und die Stimmung im Team passt? Das hat nichts mit negatives für sich, wenn man schafft es neutral und sachlich darzustellen ohne lästernd oder hochnäsig zu wirken. Ich bin in einem Bewerbungsgespräch mal gefragt worden, ob ich mich auf die andere Neurologiestelle einer grösseren Uniklinikg beworben habe, die zeitgleich ausgeschrieben war. Ich habe ehrlich geantwortet: ich habe mich dort beworben und auch das Vorstellungsgespräch wahrgenommen, kannte aber auch die Informationen, die Neurologie-Assistenten in Deutschland teilen und habe von den Sachen berichtet, die mir wichtig sind / waren und die ich dort nicht efüllt gesehen habe. Man will ja trotzdem gut eingeführt werden und Teil eines tollen Teams werden und erwartet das von der neuen Stelle, genauso wie der Chef einen engagierten Mitarbeiter erwartet. Es ist und bleibt ein Geben und Nehmen. Ehrlich währt am längsten.

Coxy-Baby
22.11.2013, 17:26
Zumal wenn man wieder ins alte Fach zurück will.Die ganzen Konyphären an den Unis kennen sich ja und das könnte dann schon doof werden, wenn man das unter den Tisch fallen lässt und beim nächsten Kongress läuft man dem alten Arbeitgeber in die Arme..

Lizard
22.11.2013, 18:58
Ich würds in den Lebenslauf aufnehmen und fertig. Wenn man dich danach fragt, einfach ehrlich sein.
Mein Lebenslauf ist (gelinde gesagt) sehr uneben:-)) Und das hat niemanden interessiert bei der Bewerbung.

Relaxometrie
22.11.2013, 19:23
Ich würde den ersten Ausflug in die Chirurgie auch erwähnen. Und zwar nur aus dem Grund, daß Du bei der neuen Stelle authentisch sein kannst, und nicht ständig ein Geheimnis mit Dir herumträgst. Irgendwann plapperst Du es nämlich aus Versehen aus, und dann haste den Salat :-D

Feuerblick
22.11.2013, 22:42
In der freien Wirtschaft sind solche Job-Hopper unbeliebt und werden gleich aussortiert.

Wird in dem Logbuch nicht aufgezeichnet, was man für die WB relevantes getan hat?
Unter 6 Monaten wird meines Wissens nach doch eh nichts angerechnet und wenn man einige Eingriffe unter den Tisch fallen lässt und mehr als gefordert macht, also die Zählung einfach später beginnt, geht die Welt doch nicht unter.
Nee, ganz am Ende musst du ALLES auflisten, was du seit der Appro getan hast und sogar alle Verträge an die Ärztekammer liefern - zumindest in Hessen.
Und in der freien Wirtschaft ist vieles anders als in der Medizin. :-)

Nurbanu
23.11.2013, 07:01
Das gilt aber nur für die WB bzw. die Zulassung zur FA-Prüfung, oder?

Müssen auch Forschungszeiten oder selbständige Tätigkeiten wie NEF fahren angegeben werden? Wäre interessant zu wissen.

(Ich kenne doch nur die Wirtschaft :-blush )

McDreamy
23.11.2013, 22:13
Maaaaan, was man sich immer für Gedanken macht über "Schnitzer"(!) im Lebenslauf... es ist doch DEIN Leben, du kannst machen was du willst, wenn du 5 Monate faul auf der Haut gelegen bist oder stattdessen ein paar Stellen ausprobiert hast... what shells??

Man muss auch als Arbeitnehmer mal selbstbewusst auftreten und seien Talente unabhängig von irgendwelchen "Lücken" im Lebenslauf verkaufen. Der Arbeitgeber erzähtlt dir ja auch nicht vom Personalverschleiß, den er so in letzter Zeit gehabt hat bzw. geniert sich wohl offenbar keine Klinik dafür, ein und dieselbe Stelle im 6-Monats-Rhythmus auszuschreiben.

Ein Job ist nur ein Job, er sollte nicht dein ganzes (vergangenes und zukünftiges) Leben durchdringen! WEnn ich mich für eine Weltreise entscheide, dann sag ich das auch so und wenn der vorherige Arbeitgeber scheixxe war, dann braucht man sich auch dafür auch nicht zu entschuldigen!

WEnn du dich beim Vorstellungsgespräch gut verkaufst, dann interessiert sich niemand für irgendwelche Lücken im Lebenslauf. Hab ich selbst fast immer(!) so erlebt. Das Anschreiben muss Pepp haben, auch ein gutes Layout und Foto schadet nicht - die Verpackung ist meist viel wichtiger! Und wenn du dann dort auftauchst lässt noch ein bisschen deine Charme raus u. dann wird das schon...

Gersig
24.11.2013, 01:43
Ich würde es immer erwähnen: Die Welt ist ein Dorf und dumme Zufälle gibt es immer (und dann stehst du da, als hättest du was zu verheimlichen). Da du das nicht hast, kannst du proaktiv mit umgehen, macht den besseren Eindruck :-meinung

pieks
24.11.2013, 22:05
......


@ pieks

Was meinst du mit VA-Vita?

wann welches VA =Versorgungsamt zuständig war

pieks
24.11.2013, 22:14
Ganz so einfach ist´s m.E. nicht.

V.a. weil seppokanne wieder in die Chirurgie und auch an eine Uniklinik möchte.

maddimadsen
18.02.2014, 17:29
Seppo, wie is es denn jetzt ausgegangen? Bin mal interessiert. Ich sitze in einer ähnlichen oder schlimmeren Situation.Habe ein kleineres Fach an der Uni 6 Monate durchgezogen gg unwohlfuhlen in der Abteilung.Vorher schon knapp 2 Jahre chirurgie. Wusste dann nicht mehr ob es das richtige ist,hab den Fachbereich verlassen und mach jetzt die notfallmed schiene, eben mein zweites wirkliches Interesse.Aber möchte liebend gern wieder zurück eben auch nach 6 Monaten. Ich mach mir auch sorgen dass es nicht einfach wird, weil zu sprunghaft, da ich wenn unbedingt notwendig auch den Ort zum 2.mal wechseln würde wenn nix geht.

flavour
18.02.2014, 21:41
Wer will schon Chirurgie machen? Deutschsprachige Ärzte für das Fach werden händeringend auch an Unikliniken gesucht.
Würde es reinnehmen, gut im Gespräch erklären können (besser als in dem Post oben... ).
Solange du da selber gegangen bist und nicht gefeuert wurdest, würde ich mir keine Sorgen machen.
Unter den Tisch kehren würde ich es nicht. Als Chirurg brauchst du ein breites Kreuz, auch bei Fehlentscheidungen im klinischen Alltag. Wenn das dann nachträglich rauskommt, kann es deinem Image in der Abteilung schaden.
Vorher nochmal ausgiebig reevaluieren warum du jetzt doch Chirurgie an einer Uni machen willst, ob sich wirklich etwas an deiner Einstellung geändert hat. Es wird nämlich überall katastrophal werden (auch im Bezug auf Klima und Einarbeitung).