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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nischen - wie den Zuständen in den Kliniken entgehen?



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pieks
25.11.2013, 13:24
Ich habe eine ernst gemeinte Frage:

Welche Möglichkeiten gibt es dem zunehmenden "Irrsinn", der in den meisten Kliniken herrscht, zu entgehen un weiterhin kurativ ärztlich oder pflegerisch tätig zu sein?

Hat jemand eine Idee?

Gruß pieks

Evil
25.11.2013, 17:18
Sich in einem MVZ oder einer Praxis anstellen oder selbstständig niederlassen. Ist das nicht naheliegend?

hiddl
25.11.2013, 19:58
Sich in einem MVZ oder einer Praxis anstellen oder selbstständig niederlassen. Ist das nicht naheliegend?
Genau. Wobei der Irrsinnn dann wahrscheinlich nur anders, nicht weniger ist ;-).
An meiner Klinik gibt es außerdem inzwischen eine "Facharztebene" zwischen Assistenten (= Stations- und Notaufnahmedeppen) und Oberärzten (= viel Arbeit für nicht adäquat mehr Geld), die haben in meinen Augen alle mehr oder weniger gute Jobs.

Feuerblick
25.11.2013, 20:09
Naja, wenn man kurativ tätig sein möchte, wird man sich auf den Irrsinn in der einen oder anderen Form einlassen müssen :-nix

DrSkywalker
25.11.2013, 20:12
Es herrscht tatsächlich oft Irrsinn. In verschiedenen Bereichen.

Arbeitsbedingungen/Gehalt: Ich mit einer vollen Stelle arbeit 60 Stunden pro Woche und verdiene dafür netto nicht viel mehr als ein Gymnasiallehrer. Sehr bitter. Den effektiven Stundenlohn möchte ich gar nicht ausrechnen. Privatleben bleibt wie Hobbies etc. auf der Strecke. Das sonst vielen stimmt in meiner Klinik hat mich bisher davon abgehalten, zu flüchten (wohin in der Weiterbildung!?)
Zustände in den Kliniken: Überlastete Pflege, schlimme Zustände, keine adäquate Versorgung der PAtienten.

Ich habe eine Praxis in Aussicht, von der ich weiß, dass ma mit einem geregelten Alltag und max. 40 h / Woche gut auskommt. Den Facharzt muss man zu einem großen Teil in den kranken Häusern machen, ich denke mittlerweile nur noch: Augen zu und durch!

pieks
26.11.2013, 18:55
Danke für Eure Rückmeldungen ...

Niederlassung kommt für mich nicht in Frage .. und dass der Irrsinn unausweichlich ist, habe ich befürchtet ....

Was mich am meisten bedrückt, ist - neben dem was Sky aufgeführt hat - die z.T. katastrophale Patientenversorgung zwischen gestresstem Pflegepersonal und z.T. profilneurotischen Vorgesetzten ...

Ich denke die meisten Ass. und FÄ wissen, was in den Klinken abgeht .. aber ich wollte nicht jammern, sondern etwas ändern ...

Was ich - wie schon geschrieben - nicht verstehe: warum gehen nicht alle (Ärzte, Pflegekräfte und Patienten) auf die Barrikaden?

Evil
26.11.2013, 19:22
Also, ich weiß ja jetzt nicht, wo Du arbeitest, aber in meiner mehrjährigen Klinikerfahrung und auch nach dem, was ich aktuell als Einweiser mitbekomme, ist zwar einiges verbesserungsbedürftig, von katastrophal kann jedoch nicht die Rede sein.

Feuerblick
26.11.2013, 19:56
Als katastrophal habe ich die Zustände zumindest in meinem Fach auch nicht empfunden. Sicher, es gäbe einiges zu verbessern, aber den wirklichen Irrsinn habe ich entweder nicht erlebt oder verpasse ihn gerade, weil ich nicht mehr kurativ tätig bin. :-nix
Übrigens: Nenn mir einen einzigen Beruf, in dem du nicht gestresste Menschen, Überlastung und profilneurotische Vorgesetzte findest. Die Arbeitswelt ist heute nicht mehr so wie zur Zeit unserer Eltern. Ändern wirst du das nicht. Nirgendwo...

Christoph_A
27.11.2013, 10:49
Wobei die Profilneurotiker schon immer existiert haben, früher halt in der aggrocholerischen, heute eher in der subversiv mobbenden Systemvariante.

LasseReinböng
30.11.2013, 23:13
Danke für Eure Rückmeldungen ...

Niederlassung kommt für mich nicht in Frage .. und dass der Irrsinn unausweichlich ist, habe ich befürchtet ....

Was mich am meisten bedrückt, ist - neben dem was Sky aufgeführt hat - die z.T. katastrophale Patientenversorgung zwischen gestresstem Pflegepersonal und z.T. profilneurotischen Vorgesetzten ...

Ich denke die meisten Ass. und FÄ wissen, was in den Klinken abgeht .. aber ich wollte nicht jammern, sondern etwas ändern ...

Was ich - wie schon geschrieben - nicht verstehe: warum gehen nicht alle (Ärzte, Pflegekräfte und Patienten) auf die Barrikaden?

Warum schliesst du ausgerechnet die Niederlassung aus ? Sind es fachliche Gründe oder eher das finanzielle Risiko ?

In den Ballungsräumen (und an den Unikliniken sowieso) gibt es durchaus viele Häuser, an denen die Zustände im wahrsten Sinne des Wortes katastrophal sind. Da viele Ärzte aber vom Persönlichkeitsprofil her zum Flagellantentum neigen und sowieso immer die Hoffnung besteht, daß alles irgendwann nach dem xten WBJ, dem FA etc. pp. mal besser wird, sieht es nun einmal so aus, wie es aussieht.

pottmed
02.12.2013, 09:18
Ich halte die Niederlassung auch langfristig für die einzige sinnvolle Alternative. Gerade auch größere MVZs suchen doch so ziemlich alles an Fachrichtungen. Du musst in der Regel dort kein eigenes finanzielles Risiko eingehen, die Dienstbelastung ist (wenn überhaupt vorhanden) sehr viel geringer und die Zahl der im ambulanten Bereich gut zu therapierenden Erkrankungen nimmt immer mehr zu.

Also nur Mut :-)

Ladiam
12.12.2013, 14:07
Ich schaue mich auch schon seit einer Weile um. Hat jemand schonmal Erfahrung mit dem Fach Arbeitsmedizin gemacht? Lohnt es sich, vorher den Facharzt für Innere zu machen?

Jule-Aline
13.12.2013, 09:55
Du musst für die Arbeitsmedizin doch mindestens 2 Jahre in der Inneren gearbeitet haben.Frage doch bei deiner Ärztekammer nach oder schaue die WBO auf der Homepage deines Bundeslandes an.

Andi01
13.12.2013, 10:16
Mal ehrlich Leute, wenn man sich für Arbeitsmedizin interessiert, ist das ja auch völlig legitim, dieses Fach zu machen, aber objektiv aus der Sicht des Klinikers bzw. aus dessen, der gerne klinisch tätig ist, ist das doch Selbstbetrug, das Fach in Erwägung zu ziehen, um sich den oft katastrophalen Zuständen in den Kliniken zu entziehen. Unsere Betriebsärztin hat mir selbst gesagt, wie langweilig ihr Fach ist und wie wenig sie herausgefordert ist. Das wird bestimmt nicht nur ihr so gehen, aber vielleicht hat sie ja andere Gründe dafür, dass sies trotzdem tut.
Wer Medizin machen will und wer nicht gleich in die Praxis will, der muss einfach eines tun: Selektieren! Das Haus finden, was eben nicht von cholerischen oder mobbenden Chefs bevölkert ist und wo die Geschäftsführung annehmbar ist. Seid euch sicher, diese Häuser gibt es noch, auch wenn man sie natürlich suchen muss. Aber bitte bescheißt euch nicht selbst. Jedem sollte auch nach dem Physikum klar geworden sein, dass Medizin eben kein Job auf dem Passamt ist....

Viel Erfolg!

pieks
13.12.2013, 15:16
Danke für Eure Antworten!

Ich habe schon immer gewußt, dass "Medizin" (d.h. Arzt sein) kein Job auf dem Passamt ist .. ..
Aber ich habe auch den Vergleich, wie die Situation in den Kliniken vor der DRG-Einführung war..... und wenn Patienten länger beatmet werden als notwendig, weil dann die höher-wertige DRG abrechenbar ist, wirds kriminell ...

Niederlassung: ich scheue v.a. das finanzielle Risiko

Dummie
13.12.2013, 15:42
Danke für Eure Antworten!

Ich habe schon immer gewußt, dass "Medizin" (d.h. Arzt sein) kein Job auf dem Passamt ist .. ..
Aber ich habe auch den Vergleich, wie die Situation in den Kliniken vor der DRG-Einführung war..... und wenn Patienten länger beatmet werden als notwendig, weil dann die höher-wertige DRG abrechenbar ist, wirds kriminell ...

Niederlassung: ich scheue v.a. das finanzielle Risiko
Aus Sicht der Patienten ist dieses Verhalten natürlich nicht hinnehmbar, aber aus Sicht der Krankenhäuser ist es die einzige Möglichkeit überhaupt zu überleben. Was wir erleben ist also ein Teufelskreis. Die Versorgung wird immer schlechter, weil das Geld nicht da ist. Wenn man sich die Statistiken der Häuser anschaut, dann sieht man, dass die Fallzahlen immer höher werden und die Liegezeiten aber immer kürzer. Der Gewinn wird dadurch aber nicht wirklich größer. Das reicht bestenfalls aus, um die höheren Kosten zu kompensieren. Für mehr Personal oder technische Neuerungen ist da kein Raum.

Zumindest in Niedersachsen läuft hierzu auch eine Kampagne: www.2drittel.de

test
13.12.2013, 15:49
Aus Sicht der Patienten ist dieses Verhalten natürlich nicht hinnehmbar, aber aus Sicht der Krankenhäuser ist es die einzige Möglichkeit überhaupt zu überleben.

Das möchten die Krankenhausverwaltungen einen gerne glauben lassen. Meiner Meinung nach ist ein o.g. Verhalten absolut inakzeptabel und sollte von den Ärzten boykottiert werden! Nur wenn Ärzte, Pflegekräfte, PAtienten geschlossen zeigen, dass es so nicht weiter geht, werden die Verbände reagieren müssen und irgendwann auch die Politik. Bisher haben kaum Krankenhäuser dicht gemacht, was ja das eigentliche Ziel der Politik war, dafür hat eine extreme Arbeitsverdichtung und "Optimierung" insbesondere auf dem RÜcken der arbeitenden Kräfte (Ärzte, Pflege) statt gefunden. Das Ende der Fahnenstange ist hierbei absolut erreicht und buckeln und weiter in die Tretmühle treten ist meiner Meinung nach die falsche Richtung. Wenn Patienten aufgrund wirtschaftlicher Zwänge leiden sollen, sollte man als behandelnde Arzt das nicht akzeptieren und mit Vorgesetzten und ggf. Verwaltung sprechen. Nur so wird sich etwas ändern können. :-meinung

Entweder muss die Politik auf andere Weise überflüssige Krankenhäuser identifizieren und dicht machen oder es muß mehr Geld ins System. Eine andere Option sehe ich nicht mehr.

pieks
13.12.2013, 16:01
..... . Meiner Meinung nach ist ein o.g. Verhalten absolut inakzeptabel und sollte von den Ärzten boykottiert werden! ..

allerdings, vor allem wenn es sich um ein Neugeborenes handelt ....



.Nur wenn Ärzte, Pflegekräfte, PAtienten geschlossen zeigen, dass es so nicht weiter geht, werden die Verbände reagieren müssen und irgendwann auch die Politik. .

Wäre schön, glaube ich aber nicht.



Bisher haben kaum Krankenhäuser dicht gemacht, was ja das eigentliche Ziel der Politik war, dafür hat eine extreme Arbeitsverdichtung und "Optimierung" insbesondere auf dem RÜcken der arbeitenden Kräfte (Ärzte, Pflege) statt gefunden. Das Ende der Fahnenstange ist hierbei absolut erreicht und buckeln und weiter in die Tretmühle treten ist meiner Meinung nach die falsche Richtung. .


Danke, test. Der Meinung bin ich auch ... aber es bewegt sich kaum etwas ....


Wenn Patienten aufgrund wirtschaftlicher Zwänge leiden sollen, sollte man als behandelnde Arzt das nicht akzeptieren und mit Vorgesetzten und ggf. Verwaltung sprechen. Nur so wird sich etwas ändern können. :-meinung.


Kommt aber nicht sehr gut, wenn man das gegenüber Vorgesetzten äußert...




Entweder muss die Politik auf andere Weise überflüssige Krankenhäuser identifizieren und dicht machen oder es muß mehr Geld ins System. Eine andere Option sehe ich nicht mehr.
Wird nicht passieren. Die Ärzte verdienen sowieso schon so viel und jammern auf so hohem Niveau.. Früher haben die Ärzte viel mehr gearbeitet *Ironie aus*

Danke für den link... werd´ihn mir mal anschauen

Dr. Jekyll
15.12.2013, 09:49
Aus Sicht der Patienten ist dieses Verhalten natürlich nicht hinnehmbar, aber aus Sicht der Krankenhäuser ist es die einzige Möglichkeit überhaupt zu überleben. Was wir erleben ist also ein Teufelskreis. Die Versorgung wird immer schlechter, weil das Geld nicht da ist. Wenn man sich die Statistiken der Häuser anschaut, dann sieht man, dass die Fallzahlen immer höher werden und die Liegezeiten aber immer kürzer. Der Gewinn wird dadurch aber nicht wirklich größer. Das reicht bestenfalls aus, um die höheren Kosten zu kompensieren. Für mehr Personal oder technische Neuerungen ist da kein Raum.

Zumindest in Niedersachsen läuft hierzu auch eine Kampagne: www.2drittel.de

Es ist mehr als genug geld da. Pharmafirmen, private klinikbetreiber und aktionäre werden alle steinreich in unserem system. Um die, um die es wirklich geht, die bleiben unberücksichtigt. Patienten und Personal.

"kein geld da" redet man und ein, um uns in alternativlosigkeit schweigen zu lassen.

Dr. Jekyll
15.12.2013, 10:21
In den Ballungsräumen (und an den Unikliniken sowieso) gibt es durchaus viele Häuser, an denen die Zustände im wahrsten Sinne des Wortes katastrophal sind. Da viele Ärzte aber vom Persönlichkeitsprofil her zum Flagellantentum neigen und sowieso immer die Hoffnung besteht, daß alles irgendwann nach dem xten WBJ, dem FA etc. pp. mal besser wird, sieht es nun einmal so aus, wie es aussieht.

Vollkommen richtig erkannt.

Wenn du nur Jahrelang teller wäschst, wirst du irgendwann millionär. Im der realität bleiben nur 999999
Von einer millionen tellerwäscher auf der strecke.


Du musst nur die weiterbildung überstehen, dann wird alles besser. Ich kenne keinen oberarzt der nicht bis zum hals in arbeit steckt. Es ist wird nie besser. Wir leben im hier und jetzt und da soll es besser werden



geht es uns gut, geht es auch den patienten gut. So muss man das sehen.