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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium - ja, nein... ein paar Fragen



Lilaia
01.12.2013, 18:57
Hallo!

Wie so viele hier, erhoffe ich mir von euch auch einige Ratschläge und Gedanken zum Thema Medizinstudium.
Ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht mit einem Schnitt von 1,2 und zum WS angefangen, Bio und ein geisteswissenschaftliches Fach auf B.A. zu studieren, habe allerdings rasch bemerkt, dass mir die GW wirklich nicht zusagt und dass mich die Naturwissenschaften viel mehr interessieren, weil sie einfach viel mehr "Substanz" haben als z.B. die Geisteswissenschaften (rein subjektiv natürlich!). Dabei interessiert mich vor allem der Forschungsaspekt.
Ich will einfach "mehr" als Texte auseinanderzunehmen, ich will "mehr" über die Natur der Lebewesen erfahren, über chemische Prozesse und alles, was dazugehört - naja, ihr wisst schon. ;-) Deshalb überlege ich sehr konkret, zu wechseln.

Für mich ist aber klar, dass ich mit Bio oder Chemie oder sonstigen interdisziplinären naturwissenschaftlichen Studiengängen (Molekularbio und wie sie alle heißen) vermutlich auf lange Sicht nicht so gute Chancen haben werde, in die Forschung zu gehen und dass gerade Bio - da machen wir uns mal nichts vor - eines der Fächer ist, mit denen man, wenn's schlecht läuft, nach dem Master kaum eine Stelle bekommt.

Ich weiß, dass das jetzt vermutlich nach dem üblichen "mit Medizin kann man viel Geld verdienen"-Gerede klingt, aber ich muss wirklich sagen, dass Medizin mich sehr reizt und ich mir sehr gut vorstellen könnte, in dem Fach später auch zu arbeiten, wobei ich dann eher in die Richtung der Pathologie oder in Richtung Molekularbio tendieren würde.

Jetzt fühle ich mich allerdings denen unterlegen, die praktisch schon im Mutterleib davon überzeugt waren, Arzt zu werden, einen riesigen Helferdrang haben und diese Überzeugung auch so offen und greifbar leben, und denke, dass ich mit meinem eher nüchteren Forschungsgedanken doch eher sowas wie Biochemie machen "sollte" (wobei das natürlich an sich Quatsch ist, darüber entscheiden, was ich machen möchte, tue ich am Ende selbst :-) aber so ganz grundsätzlich fühle ich mich eben bei FS und Co. eher belächelt).

Mit der FS und der Studienberatung meiner Uni habe ich bereits geredet, aber ich möchte doch gerne mal von denen, die im Studium "drinstecken" und vielleicht verstehen, wie ich mich gerade fühle, ein paar Gedanken hören. :-)

Meint ihr, ich schaffe es zum nächsten WS in NRW mit meinem Schnitt angenommen zu werden? Leider kann ich aus ver. Gründen nicht zum SS14 wechseln, aber ich möchte die Zeit dann ohnehin für das Pflegepraktikum etc nutzen.
Sollte ich den TMS noch machen? Mir wurde in der Beratung gesagt, dass es bei meinem Schnitt eigentlich nicht nötig sei.

Und dann plagt mich noch die Frage nach der finanziellen "Machbarkeit" des Studiums. Wenn ich sehe, wie viele sinnvolle Bücherreihen es zum (Physikums)-Lernen gibt, frage ich mich, ob ich das überhaupt stemmen kann. Ausleihen geht ja auch, aber auf Dauer ist das ja leider ab und an problematisch.

Tut mir leid für den langen Text, ich bin im Moment so hin und hergerissen zwischen dem, was ich möchte und den Sorgen, die damit einhergehen.

Liebe Grüße und euch einen schönen 1. Advent!

Snowcake
01.12.2013, 19:20
Hallo,

ich sehe überhaupt gar kein Problem darin, ein Medizinstudium mit einer klaren, nüchternen und rationalen Einstellung zu beginnen. In der Regel gibt es gerade für diejenigen ein böses Erwachen, die mit einer "Hier bin ich und jetzt rette ich die Welt"-Einstellung (mal ganz plakativ gesagt) den Arztberuf ergreifen möchten.
Wichtig ist natürlich in gewisser Weise, dass Du neben den Naturwissenschaften schon auch Interesse an der Arbeit mit Menschen hast bzw. dies nicht komplett ablehnst. Denn auch wenn Dich Dein späterer Weg in die Bereiche Pathologie, Biochemie, Labormedizin etc. führt, wirst Du Dich im Studium, spätestens im PJ und auch in Teilen Deiner Facharztausbildung immer wieder mit Patienten und der kurativen Medizin auseinandersetzen müssen, die grundsätzliche Bereitschaft dazu sollte also vorhanden sein.
Ich bin kein Orakel, aber mit 1,2 sehe ich keine Probleme einen Studienplatz zu bekommen, wenns nicht gerade Heidelberg sein soll.

Wenn Du Dir Medizin vorstellen kannst, denke ich, ist das gerade in Bezug auf spätere Berufs- und Einkommensaussichten eine sehr gute Alternative zu einem rein naturwissenschaftlichen Studium, das, wie Du schon schreibst, momentan eher maue Perspektiven erwarten lässt...und wenn man noch dazu beste Chancen auf einen Platz hat, würde ich nicht zögern.

Noch kurz eine Anmerkung zu den Büchern:
Das ist erschwinglich. Wenn Du nicht darauf bestehst zu jedem Fach vier verschiedene (was ohnehin unsinnig ist) und druckfrische, originalverpackte Bücher zu besitzen, wird das nicht das große Problem sein.
Es gibt an den meisten Unis Bücherflohmärkte für die Mediziner, wo höhere Semester ihre Medibibeln für günstige Preise verkaufen und auch im Internet gibt es solche Portale, FB-Gruppen etc., wo Du die Bücher aus zweiter Hand erstehen kannst, oftmals auch die aktuellen oder eben letzte Auflagen - damit lernt es sich i. d. Regel nicht schlechter.
Also das bitte nicht in die Argumentation miteinbeziehen ;-)

davo
02.12.2013, 16:47
Also hier in Gießen gibt es definitiv mehr naturwissenschaftlich interessierte Medizinstudenten als Medizinstudenten mit Helfersyndrom ;-) Gerade in der Vorklinik hat man ja fast ausschließlich naturwissenschaftliche Fächer.

Und auch das mit den Büchern ist so eine Sache - es gibt etliche Leute die bis zum Physikum nur einen Anatomie-Atlas und ein, zwei Bücher kaufen. Natürlich ist es bequem viele Bücher zu haben - ich habe selbst viele - aber notwendig fürs Studium ist es nicht wirklich.

(Bis jetzt habe ich z.B. nur die Biologie-, Histologie- und Anatomie-Bücher wirklich oft verwendet - in den anderen Fächern, inkl. Chemie und Physik, war es bisher kaum notwendig zusätzlich zu den Vorlesungsfolien ein Lehrbuch zu verwenden.)

Insofern seh ich da definitiv keinen Grund es nicht zu machen.

Nachtrag: in Bochum und Düsseldorf solltest du mit 1,2 gute Chancen auf einen Platz haben, in Aachen und Bonn wirds knapp (aber du hast noch reale Chancen), in Essen gibts Auswahlgespräche, in Münster einen eigenen Test, und in Köln wirds vermutlich nichts. Der TMS wird derzeit nur in Bochum in Erwägung gezogen weshalb es vermutlich sinnlos ist ihn zu machen wenn du in NRW bleiben willst.

Coxy-Baby
02.12.2013, 16:50
Man kommt durch das Studium ohne sich Bücher zu kaufen, nur das glaubt man vorher und selbst mittendrin nicht so richtig, habe mir für den klinischen Abschnitt vielleicht 4 Bücher gekauft, den Rest kann man leihen.....

EVT
02.12.2013, 20:09
gerade in heidelberg hat man mit einem guten tms u einem schlechteren abi noch gute chancen, snowcake ;-)
ich würde den tms zur sicherheit für bochum schon machen. wer weiß, vllt. führen andere unis in nrw ihn auch ein.
aber auch so hast du mit 1.2 gute chancen.
man kommt auch ohne büche kaufen durchs studium. man muss auch nicht jede vorlesung ausdrucken, ich hab noch nie eine ausgedruckt^^

epeline
02.12.2013, 20:13
Das wichtigste Utensil fürs Studium ist meiner Meinung nach ja (natürlich neben dem eigenen Hirn) der Internetanschluss ;-)

Lilaia
04.12.2013, 18:04
Hallo!

Danke für eure Antworten, beruhigend zu hören, dass es doch nicht so "wild" ist wie es im Moment auf mich wirkt. :)


Hallo,

ich sehe überhaupt gar kein Problem darin, ein Medizinstudium mit einer klaren, nüchternen und rationalen Einstellung zu beginnen. In der Regel gibt es gerade für diejenigen ein böses Erwachen, die mit einer "Hier bin ich und jetzt rette ich die Welt"-Einstellung (mal ganz plakativ gesagt) den Arztberuf ergreifen möchten.
Wichtig ist natürlich in gewisser Weise, dass Du neben den Naturwissenschaften schon auch Interesse an der Arbeit mit Menschen hast bzw. dies nicht komplett ablehnst. Denn auch wenn Dich Dein späterer Weg in die Bereiche Pathologie, Biochemie, Labormedizin etc. führt, wirst Du Dich im Studium, spätestens im PJ und auch in Teilen Deiner Facharztausbildung immer wieder mit Patienten und der kurativen Medizin auseinandersetzen müssen, die grundsätzliche Bereitschaft dazu sollte also vorhanden sein.
Ich bin kein Orakel, aber mit 1,2 sehe ich keine Probleme einen Studienplatz zu bekommen, wenns nicht gerade Heidelberg sein soll.

Ja, das stimmt - gerade merke ich das ja an meinem aktuellen Studium, wie die (Selbst)erwartungen meiner Kommilitonen so langsam, aber sicher sinken. ;) Da merken die Leute so langsam, dass ein Studium - egal, welches - nicht mit der Schule zu vergleichen ist und dass sie plötzlich wirklich lernen müssen und alles nicht so aufregend ist, wie sie sich das vorher vorgestellt haben. Aber ich denke, diese Deillusionierung ist auch irgendwo normal...

Den Patientenkontakt scheue ich auf keinen Fall und denke auch nicht, dass er mir später im PJ usw. besonders zu schaffen machen wird. Neben der Pathologie könnte ich mir auch noch die Neurologie als späteres Arbeitsfeld vorstellen (oder eben gleich Neuropathologie ;) ), da hat man ja i.d.R. auch Patientenkontakt.


Wenn Du Dir Medizin vorstellen kannst, denke ich, ist das gerade in Bezug auf spätere Berufs- und Einkommensaussichten eine sehr gute Alternative zu einem rein naturwissenschaftlichen Studium, das, wie Du schon schreibst, momentan eher maue Perspektiven erwarten lässt...und wenn man noch dazu beste Chancen auf einen Platz hat, würde ich nicht zögern.

Noch kurz eine Anmerkung zu den Büchern:
Das ist erschwinglich. Wenn Du nicht darauf bestehst zu jedem Fach vier verschiedene (was ohnehin unsinnig ist) und druckfrische, originalverpackte Bücher zu besitzen, wird das nicht das große Problem sein.
Es gibt an den meisten Unis Bücherflohmärkte für die Mediziner, wo höhere Semester ihre Medibibeln für günstige Preise verkaufen und auch im Internet gibt es solche Portale, FB-Gruppen etc., wo Du die Bücher aus zweiter Hand erstehen kannst, oftmals auch die aktuellen oder eben letzte Auflagen - damit lernt es sich i. d. Regel nicht schlechter.
Also das bitte nicht in die Argumentation miteinbeziehen ;-)

Genau, an sowas wie Bücherflohmärkte, eBay usw. dachte ich auch, gerade in Fächern wie Anatomie kann man doch bestimmt auch ältere Auflagen kaufen, oder? Die sind ja oftmals noch ein wenig erschwinglicher.




gerade in heidelberg hat man mit einem guten tms u einem schlechteren abi noch gute chancen, snowcake ;-)
ich würde den tms zur sicherheit für bochum schon machen. wer weiß, vllt. führen andere unis in nrw ihn auch ein.
aber auch so hast du mit 1.2 gute chancen.
man kommt auch ohne büche kaufen durchs studium. man muss auch nicht jede vorlesung ausdrucken, ich hab noch nie eine ausgedruckt^^

Aber ich müsste doch dann, soweit ich das bisher verstanden habe, beim TMS meinen Abischnitt "übertrumpfen", um etwas angerechnet zu bekommen, oder? Oder muss man einfach nur 80% im Test richtig haben und bekommt dann etwas auf den Abischnitt gutgeschrieben?

Ich muss gestehen, dass ich total gut mit den ausgedruckten Folien lernen kann. Aber es gibt ja zig verschiedene Lerntypen, ich könnte z.B. nie und nimmer die Folien am PC anschauen, da würde nichts von hängen bleiben. Notizen an die Ausdrucke machen, die Folien zusammenfassen - das hilft mir da schon eher.


Man kommt durch das Studium ohne sich Bücher zu kaufen, nur das glaubt man vorher und selbst mittendrin nicht so richtig, habe mir für den klinischen Abschnitt vielleicht 4 Bücher gekauft, den Rest kann man leihen.....

Alles klar, dann bin ich zumindest bei den Büchern schonmal ein bisschen gelassener. Das sollte ja eigentlich wirklich kein Ausschlusskriterium für ein Studium sein.

Ich bin mal gespannt, welche Uni mir dann nächstes WS hoffentlich eine Zulassung zuschickt, damit es endlich losgehen kann! Was empfiehlt ihr mir denn zur Überbrückung? Ich habe auf jeden Fall an das KPP gedacht (das muss ich dann ja - leider - in der Vorlesungsfreien Zeit machen, also nix mit SS überbrücken...), dann der erste Hilfe-Kurs und an Praktika. Außerdem hatte ich vor, meine Chemie-Kenntnisse ein bisschen zu vertiefen, das geht ja an der Uni ganz gut. Sonst noch was? :)

LG

davo
04.12.2013, 18:44
Was empfiehlt ihr mir denn zur Überbrückung? Ich habe auf jeden Fall an das KPP gedacht (das muss ich dann ja - leider - in der Vorlesungsfreien Zeit machen, also nix mit SS überbrücken...), dann der erste Hilfe-Kurs und an Praktika. Außerdem hatte ich vor, meine Chemie-Kenntnisse ein bisschen zu vertiefen, das geht ja an der Uni ganz gut. Sonst noch was? :)

Normalerweise würde ich sagen dass es gut wäre irgendein allgemeines medizinisches Buch für Pflegeberufe zu lesen (mein Favorit ist "Der menschliche Körper: Anatomie Physiologie Pathologie" von Kugler, aber die beliebtesten Bücher in diesem Bereich scheinen "Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion" von Faller und Schünke und "Mensch Körper Krankheit" von Huch und Jürgens zu sein). Allerdings hatte ich halt null medizinbezogene Vorbildung - bei dir ist so ein Buch vielleicht nicht so sinnvoll wenn du aus der Biologie kommst. KPP ist auf jeden Fall eine SEHR gute Idee. EHK auch, aber der dauert ohnehin nur zwei Tage. Andere Praktika würd ich jetzt nicht unbedingt machen. Sich in Chemie und/oder Physik vorzubereiten ist sicher auch kein Fehler - ich habe dafür (und für Biologie) die Duden-Schulwissen-Bücher verwendet.

Cuber
05.12.2013, 06:25
Das wichtigste Utensil fürs Studium ist meiner Meinung nach ja (natürlich neben dem eigenen Hirn) der Internetanschluss ;-)



Aber auch nur um sich die Bücher übers Web zu bestellen, oder? Oder kann man auch mithilfe von Internetseiten lernen?

Lizard
05.12.2013, 07:32
Google, Wikipedia,pubmed, Uni-internes Zeug etc. etc.

davo
05.12.2013, 08:35
Aber auch nur um sich die Bücher übers Web zu bestellen, oder? Oder kann man auch mithilfe von Internetseiten lernen?

Ich will diesen Thread nicht vom Thema wegzerren, aber dennoch eine kurze Antwort:

- In Anatomie (makroskopisch), Biologie, Chemie, Medizinischer Psychologie, Physik und Terminologie bekommen wir in diversen Uni-Systemen Folien und/oder Skripten
- In Anatomie (mikroskopisch) gibt es diverse sehr wichtige Online-Lerntools (PathXL und ein von der Fachschaft initiiertes)
- Es gibt für jedes Semester und für viele Präptische eigene Facebook-Gruppen
- Manchmal ist das DocCheck Flexikon ganz praktisch
- Manchmal sogar Wikipedia oder Google
- Man kann sich online Karteikarten erstellen und die dann mit dem Smartphone synchronisieren (oder als Backup im CSV-Format exportieren)

Aber gerade in Fächern wie Anatomie oder Biologie lernt man dann doch am leichtesten mit einem guten Lehrbuch - das trifft zumindest auf mich und die meisten meiner Kommilitonen zu.

Radischen
10.12.2013, 09:50
Mal eine Frage wieso kannst du das SS nicht mit den KPP über brücken? Du studierst doch noch nicht Medizin... und wenn du zu den Zeitpunkt nicht immatrikuliert bist kannst du auch das KPP machen. Das mit der Vorlesungsfreien Zeit betrifft doch nur die jenigen die schon Medizin studieren, sonst wärer ja jedes FSJ vor dem Studium auch un gültig. Du willst ja sowieso mit deinen Fach aufhören, wenn ich das richtig verstanden habe. Wenn du glück hast kannst du sogar ( wenn du willst) noch ein FSJ o.ä. anfangen, da arbeitet man wenigestens nicht ganz für lau ;)

Zum Thema Internet: Ich habe letzte Woche sogar die Abb. aus den Biofolien bei Wikipedia gefunden ;) Die Profs machen sich ja auch nicht unbedingt mehr arbeit als seinen muss ;) (War aber auch ne sehr gut Abb muss man dazu sagen ...)