PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chirugie - aber welcher Facharzt??



dr.acula88
04.12.2013, 20:46
Hallo!
6 Jahre Studium sind rum und noch immer bin ich planlos, welcher FA es denn nun werden soll.
Kann mich nicht unter den 8 FÄ entscheiden, wäre super, wenn jeder seine Meinung dazu abgeben könnte... Ich weiß einfach nicht, was ich wirklich machen will / soll... Finde prinzipiell alles eigentlich faszinierend... sowohl das "grobe" Arbeiten in der Unfallchirurgie / Orthopädie, als auch das feine Arbeiten, wie zb in der Gefässchirurgie faszinieren mich.

1. Unfallchirurgie / Orthopädie
- eigentlich super, aber später wirklich NUR noch Knochen? Ich weiss nicht ob ich damit leben kann....
- gute Niederlassungsmöglichkeiten
- Spezialisierung in Hand- / Fußchirurgie möglich...

2. Kinderchirurgie
- schlechte Niederlassungsmöglichkeiten
- man operiert zwar "in alle Richtungen", bekommt aber per se wenig Patienten, da andere Fachbereiche die jeweiligen Sachen auch operieren

3. Herzchirurgie
- schlechte Niederlassungsmöglichkeiten
- harter, oft frustraner und langer weg
- am ende "nur" noch Bypässe und Klappen.....

4. Gefässchirurgie
- hier weiss ich nicht, wie die Niederlassungsmöglichkeiten sind... eventuell Gemeinschaftspraxis mit Angiologie... aber was operiert man als niedergelassener? Varizen...
- sehr resistentes Patientenklientel
- hat das überhaupt noch Zukunft? Heutzutage wird ja vieles schon interventionell behandelt....

5. Plastische Chirurgie
- top Niederlassungsmöglichkeiten
- fasziniert mich leider nicht so wirklich

6. Viszeralchirurgie
- vielseitig
- aber Bauch-OPs mochte ich im PJ leider ganz und gar nicht

7. Thorax-Chirurgie
- schlechte Niederlassungsmöglichkeiten
- viel Onkologie, aber leider auch viele nicht-mehr operable Patienten...

8. Allgemeinchirurgie
- heutezutage fast nicht mehr gefragt....

Und da wären noch Urologie und Gynäkologie...

Oh man und ich weiss immer noch nicht, was ich machen soll. Wie habt ihr euch für die FA entschieden? Man könnte meinen "fang doch einfach an und mach dein Common trunk"... aber wenn ich später doch Unfallchirurg werden möchte, dann lohnt es sich ja recht wenig mein Common trunk in der Viszeralchirurgie anzufangen....
bin für jede ernst gemeint Meinung wirklich dankbar!

Sait
04.12.2013, 21:22
Was ist denn mit Neurochirurgie?

Miyu
04.12.2013, 21:25
Ich verstehe nicht, warum Ortho/Unfall immer mit dem Label "grob" gestempelt wird.

Ansonsten wuerde ich tatsaechlich sagen: such dir das aus, was dir am ehesten zusagt und fang den Common Trunk an. Wenn's nix ist, kannst du ohne großen Zeitverlust wechseln.

Miss_Verständnis
04.12.2013, 21:31
Was ist mit HNO?

anignu
04.12.2013, 21:52
Spannende Fragen :-) und interessant, dass du Neurochirurgie schonmal ausgeschlossen hast ;-)

Mir sind noch ein paar Sachen eingefallen die noch nicht erwähnt wurden:
- grundsätzlich mal die Weiterbildungsmöglichkeiten. Damit meine ich: für Unfall/Ortho und Viszeralchirurgie findest du überall Stellen. Für Plastische, Thorax, Kinder und Herz sicherlich nicht. Da gibts einfach viel weniger Stellen und Ausbildungsorte.
- Spezialisierungen wie bei Unfall/Ortho kann man zwar machen, aber dafür braucht man ein Zentrum in dem so viel Zeug gemacht wird, dass es für sowas auch genug Fälle gibt oder eben ein Zentrum für Hand-/Fußsachen.
- Gefäßchirurgie: ob das noch Zukunft hat? Hallo? Viele Dinge kann man gar nicht interventionell behandeln, außerdem können die Gefäßchirurgen auch interventionell behandeln. Und wenns mal wieder Probleme postinterventionell gibt (ich sag nur Aneurysma spurium) wer versorgt das dann? Der Angiologe? Dann braucht jedes (!) zertifizierte Endoprothesenzentrum auch immer Gefäßchirurgen die verfügbar sind http://www.clarcert.com/endoprothetik_ablauf.htm Dann werden die Patienten immer älter und sammeln im Lauf der Zeit immer mehr Erkrankungen und auch Gefäßprobleme, dann werden Dialyseshunts (und deren regelmäßige Revision) von Gefäßchirurgen durchgeführt usw... was man definitiv mögen muss sind die Patienten (Langlieger, gehobeneres Alter, schwerkrank, teils dement) und deren Erkrankungen (man ist quasi der Internist unter den Chirurgen). Dafür kennt man seine Patienten und die sind meist sehr dankbar auch wenn man ihnen des Bein abschneidet und man wird quasi nie verklagt. Im Gegensatz zu den gern auch unzufriedenen Unfall/Ortho-Patienten http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Erhebung_StaeKo_mit_Zahlen_2012_komplett.pdf Die haben halt irgendwas kaputt (Rücken/Knie) und erwarten, dass danach alles top ist. Gefäßpatienten werden sowieso fast nie wieder gesund, das wissen die auch.
- Niederlassungsmöglichkeiten: gibts. Als Venenoperateur klar, ist einfach. Aber das gibts auch als Praxis die alles anbietet. Wirklich alles. Bis Aorten (EVAR oder offen), Y-Prothesen, Fem-pop-crur-ped... alles. Aber dafür muss man es erstens können, braucht zweitens eine Klinik an der man dann operieren kann usw. Ich kenn eine Praxis die ist so. Die sind aber eine Ausnahme. Ansonsten ist man als einzelner Gefäßchirurg auch in Krankenhäusern ohne Gefäßabteilung immer wieder gefragt. Weil wenn irgendwas mit Gefäßen ist dann traut sich sonst keiner ran.
- Viszeral ohne Bauch geht halt gar ned, selbst in einer Klinik die nur Strumen macht muss man als Oberarzt im Notfall akute Bäuche gut versorgen können. Und wenn man das nicht gut gelernt hat, kann mans im Notfall vergessen
- Allgemeinchirurgie wird deshalb weniger gefragt weil diese Teilung Unfall / Viszis immer stärker wird
- und noch bei den Unfallchirurgen: es soll auch Unfallchirurgen geben die sehr fein arbeiten. Sehnennähte, Nervennähte, Gefäßverletzungen, kommt ja doch alles mal vor. Oder die sich dann auf Schultern oder Ellenbeugen konzentrieren usw. Und mei, wennst es kannst dann klopfst halt mal den Gamma-Nagel in ner Viertelstunde rein und machst danach wieder die feineren Sachen die dich interessieren. Glaubst dass es in den Fachrichtungen nicht immer wieder Sachen gibt die keinen Spaß machen? Gefäßchirurgie: Amputationen, Neurochirurgie: fiese Abszesse am Rückenmark, Viszi: Stinkebäuche oder Fournier-Gangrän, Unfall: septische Schrauben- / Prothesenlockerungen usw... meinst das macht Spaß? Es gehört halt dazu. So wie man oft Blutabnehmen muss, Stationsarbeit machen usw. Haben andere auch schon gemacht. Ziel ist, dass es insgesamt Spaß macht. Dann passts.

Das mit dem Common Trunk seh ich noch anders. Es ist sowas von praktisch wenn du verschiedene chirurgische Fachrichtungen kennen lernst und zumindest beurteilen lernst. Wenn du mal plötzlich "fachübergreifenden chirurgischen Nachtdienst" machst und jemand mit Bauchschmerzen kommt, dann musst du dir den leider manchmal anschauen auch wenn du sagst: im Bauch ist kein Knochen gebrochen, das interessiert mich nicht. Oder andersrum. Mir hat der Common Trunk in einer anderen chirurgischen Fachrichtung sehr gut getan. Vor allem weil ich jetzt auch weiß was ich später sicher nicht machen will ;-)

king kola
05.12.2013, 08:46
Urologie hast du ja selbst schon genannt. Ist zwar sicherlich auch die Richtung "Bauch" (was dir ja nicht so gefällt), aber bezüglich Niederlassung auf jeden Fall auch attraktiv. Darüber hinaus wärs ne Möglichkeit, falls dir nach nem Jahr Chirurgie die Lust vergeht- verlierst keine Zeit und bist trotzdem sicher nicht dümmer geworden in Hinblick auf viele gemeinsame Basics (Stationsarbeit auf einer operativen Station, Grundlagen im OP etc.).

Fr.Pelz
05.12.2013, 10:06
Hi, ich finde Allgemeinchirurgie gar nicht so out-of-date. In meinem Haus machen fast alle Assis erstmal den Allgemeinchirurgen (damit bist du vielseitig in Diensten einsetzbar, kein Fachidiot und hast schon die Möglichkeit zur Niederlassung mit breitgefächertem Patientenklientel.)
Dann schiebt man die spezielle Richtung in 3 Jahren hinterher.
So werde ich es vermutlich auch machen. Zumindest habe ich erstmal mit dem Common Trunk angefangen und weiß jetzt, dass ich Viszeralchirurgie extrem spannend finde und Ortho/Unfall so gar nicht.
Das Plus daran ist auch, dass du z.B erstmal AllgCh machst, dann z.B Thoraxchirurgie, coole Sachen operierst, in der Klinik Karriere z.B. bis zum OA machst…aber wenn du dann doch irgendwann keine Lust mehr auf Dienste/Krankenhaus hast, dich immer noch eben als Allgemeinchirurg niederlassen kannst und z.B deine langjährigen thoraxchir. Patienten in der Nachsorge/Sprechstunden betreuen kannst.

Wir haben übrigens regelmäßig Kolleg(innen) bei uns in der Chirurgie, die ein halbes Jahr bei uns machen im Rahmen der Ortho/Unfall-WB. Ich weiß nicht inwiefern dass für deren WB vorgeschrieben ist oder ob nur wir da die Kooperation mit der orthopädischen Klinik so eingerichtet haben. Jedenfalls ist es sicher anrechenbar und so könntest du auch erst in einer chirurgischen Klinik anfangen und dich frühestens nach einem halben Jahr den ORtho/UnfChr hinwenden oder eben nach 2 Jahren Common Trunk dich für eine spezielle Chirurgie entscheiden.

anignu
05.12.2013, 11:19
Naja, also dass Unfallchirurgen mal ein halbes Jahr "Bauch" machen ist bei uns auch üblich. Einfach weil die als Fachärzte sonst im Schockraum bei einem Polytrauma stehen und dann schnell mal die Milz rausbauen müssen oder die Leber tamponieren ohne dass sie sonst Bauch können.
Die machen das aber nur, damit sie sich sicher fühlen für die A-Dienste. Vorkommen tut das dann doch quasi nie, aber wenn du Angst hast weil du keine Ahnung aber viel Verantwortung hast, dann macht das Arbeiten wenig Spaß.

Miyu
08.12.2013, 17:14
Wir haben übrigens regelmäßig Kolleg(innen) bei uns in der Chirurgie, die ein halbes Jahr bei uns machen im Rahmen der Ortho/Unfall-WB. Ich weiß nicht inwiefern dass für deren WB vorgeschrieben ist oder ob nur wir da die Kooperation mit der orthopädischen Klinik so eingerichtet haben. Jedenfalls ist es sicher anrechenbar und so könntest du auch erst in einer chirurgischen Klinik anfangen und dich frühestens nach einem halben Jahr den ORtho/UnfChr hinwenden oder eben nach 2 Jahren Common Trunk dich für eine spezielle Chirurgie entscheiden.

Vorgeschrieben ist's nicht in der WBO, aber anrechenbar ist es auf jeden Fall.

Kackbratze
09.12.2013, 11:36
@FrauPelz
Die spezielle Richtung schiebst Du leider nicht "mal eben" in 3 Jahren hinterher. (womit Du sowieso erstmal bei 9 Jahren Weiterbildung wärst).
Der Viszeralchirurg ist in allgemein und speziell nochmal gesplittet worden, d.h. wenn Du dich da in einem Zentrum als Operateur etablieren willst, musst Du für das Zertifikat auch erst den speziellen VCH machen.
Zur Niederlassung als Ortho/UCH-Arzt braucht man IMHO die BG-Zulassung, also nochmal 2 Jahre drauf.

Klar, die "Erfahrung" hilft einem weiter, aber man bleibt die gesamte Zeit über Weiterbildungsassistent und hat IMHO die ersten 4 Jahre für einen allgemeinen Chirurgen "verschenkt".


Das Plus daran ist auch, dass du z.B erstmal AllgCh machst, dann z.B Thoraxchirurgie, coole Sachen operierst, in der Klinik Karriere z.B. bis zum OA machst…aber wenn du dann doch irgendwann keine Lust mehr auf Dienste/Krankenhaus hast, dich immer noch eben als Allgemeinchirurg niederlassen kannst und z.B deine langjährigen thoraxchir. Patienten in der Nachsorge/Sprechstunden betreuen kannst.

Aha. Das klingt zu schön um wahr zu sein. Niederlassung ist immernoch Zulassungsgebunden, d.h. wenn kein Kassensitz frei wird, kannst Du nicht "deine" Patienten weiter versorgen, sondern machst deine Praxis in einem anderen Bundesland auf. "Karriere" als Weiterbildungsassistent und gleichzeitig OA ist auch nicht sehr häufig, oder wird das bei euch so praktiziert?

Und die thoraxchirurgische Nachsorge übernehmen gerne niedergelassene Pulmonologen, die haben auch meist den Patienten eingewiesen und geben den nicht wieder her. :-meinung

Fr.Pelz
09.12.2013, 16:52
@FrauPelz
Die spezielle Richtung schiebst Du leider nicht "mal eben" in 3 Jahren hinterher. (womit Du sowieso erstmal bei 9 Jahren Weiterbildung wäret). (…) Klar, die "Erfahrung" hilft einem weiter, aber man bleibt die gesamte Zeit über Weiterbildungsassistent und hat IMHO die ersten 4 Jahre für einen allgemeinen Chirurgen "verschenkt".

Bei uns wird das tatsächlich so gehandhabt, das wird vermutlich länderspezifisch unterschiedlich geregelt sein. Der fertige Allgemeinchirurg bezieht natürlich das FA-Gehalt, und macht allgch. OPs selbstständig, weswegen ich das jetzt nicht als "9 Jahre WB" bezeichnen würde. Der arbeitet ganz normal als Stationsarzt und wird (wünschenswerterweise) vom fertigen Viszeralchirurgen in die Visz.Chir OPs eingeteilt.



Der Viszeralchirurg ist in allgemein und speziell nochmal gesplittet worden, d.h. wenn Du dich da in einem Zentrum als Operateur etablieren willst, musst Du für das Zertifikat auch erst den speziellen VCH machen.
Zur Niederlassung als Ortho/UCH-Arzt braucht man IMHO die BG-Zulassung, also nochmal 2 Jahre drauf.

Wie gesagt, wie es bei Urtho/Uch-aussieht, weiß ich nicht so genau.



Aha. Das klingt zu schön um wahr zu sein. Niederlassung ist immernoch Zulassungsgebunden, d.h. wenn kein Kassensitz frei wird, kannst Du nicht "deine" Patienten weiter versorgen, sondern machst deine Praxis in einem anderen Bundesland auf. "Karriere" als Weiterbildungsassistent und gleichzeitig OA ist auch nicht sehr häufig, oder wird das bei euch so praktiziert?

Und die thoraxchirurgische Nachsorge übernehmen gerne niedergelassene Pulmonologen, die haben auch meist den Patienten eingewiesen und geben den nicht wieder her. :-meinung
Wir haben einen (zugegeben sehr charismatischen) Thoraxchchirurgen in "die Niederlassung verloren" und der zieht die Patienten jetzt in seine Sprechstunde.

Kackbratze
09.12.2013, 18:00
Vom Gehalt her bist Du Facharzt, das steht nicht zur Debatte, es geht nur darum, dass man durch den allg. Chirurgen meiner Meinung nach Weiterbildungszeit verschenkt, wenn man weiss, dass man eher die VCH-TCH-Combo will.