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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Freie Gebiete zur Praxisniederlassung?



tensun
12.12.2013, 08:48
Hallo,

ich überlege gerade ob ich mich als Allgemeinarzt niederlassen oder doch lieber als Psychiater in einer Klinik angestellt bleiben sollte.
Dabei bräuchte ich Hilfe bei folgenden Fragen:

Wenn ich mich als Hausarzt niederlassen will, muss ich dann immer die Zulassung/Praxis eines älteren Kollegen übernehmen? Oder gibt es freie Plätze?
Kann man irgendwo einsehen wo zur Zeit z.B. freie Plätze wären?
Wie ist es wenn man sich als Privatarzt niederlässt? Kann man das überall und einfachso, oder ist man da auch Begrenzt?

Kann man in Teilzeit angestellt bei einer Klinik sein und zusätzlich mit eigener psychiatrischer Praxis selbstständig arbeiten? oder ist das steuerlich nicht machbar?

wäre für jede Antwort dankbar :-)

Brutus
12.12.2013, 10:03
Bist Du denn überhaupt Allgemeinmediziner? Also FA für Allgemeinmedizin? Oder bist Du FA für Psychiatrie? Für die Niederlassung brauchst Du erstmal eine Gebietsbezeichnung (FA). Dann musst Du gucken, ob die Gegend, in der Du Dich niederlassen willst, gesperrt ist. Das kannst Du auf den Internetseiten der ÄK nachschlagen.
Teilzeit in Klinik, und nebenbei selbstständig arbeiten? Klar geht das. Allerdings ist da nicht die Steuer das Problem, sondern eher der ggf. eintretende Interessenkonflikt. Zwar darf der AG (Klinik) Dir die Nebentätigkeit nicht einfach so verbieten. Wenn Du allerdings in Konkurrenz zu ihm tritts, kann er Dir schon die Nebentätigkeit verweigern.
Steuer ist ja erstmal so: Du bekommst das Gehalt vom KH, wo die Lohnsteuer und die anderen Abgaben direkt abgeführt werden. Für die Selbstständigkeit musst Du selbst die Steuern abführen. I.d.R wird das vom Finanzamt als Vorauszahlungsbescheid erhoben. Dann musst Du (oder Dein Steuerberater) eben eine Steuererklärung machen, in der sowohl die Angestelltentätigkeit als auch die Selbstständigkeit angegeben wird...

test
12.12.2013, 10:05
Bei den von dir genannten Alternativen muß man davon ausgehen, dass du sowohl den Facharzt Psychiatrie als auch Allgemeinmedizin hast, ansonsten stehen dir die genannten Optionen nicht offen. ;-)

Als Hausarzt mit Zulassung benötigst du einen Kassensitz einer KV (kassenärztliche Vereinigung). Über freie Kassensitze geben die kassenärztlichen Vereinigungen meist auf ihrer Homepage Auskunft. Also kannst du mal bei der KV in deiner Region auf der Webseite nachsehen oder anrufen. Ich habe für Allgemeinmedizin ab und zu gesehen, dass auch in ansonsten beliebten Bundesländern in abgelegeneren Regionen Kassensitze frei stehen. In Städten dürfte dies eher seltener der Fall sein. In solchen Fällen müßte man dann einen Sitz übernehmen/kaufen.

Eine Privatpraxis kann jeder an jedem Ort mit einer Approbation aufmachen. Für haftungsrechtliche und versicherungsrechtliche Aspekte ist sicher eine entsprechende Facharztbezeichnung sinnvoll.

Man kann Teilzeit in einer Klinik arbeiten und gleichzeitig in einer Praxis tätig sein oder selber eine PRaxis führen. Das ist in sehr vielen verschiedenen Varianten und KOnstrukten möglich, die man sich am besten im Einzelfall mit einem Steuerberater überlegt.

tensun
12.12.2013, 10:53
1000 Dank für die schnellen und hilfreichen Antworten. Das hilft mir sehr weiter.
Um kurz eine Ungenauigkeit meinerseits nachzubesser, ich bin im Entscheidungsprozeß welchen
der beiden Fachärzte ich machen sollte.
Dabei haben mir eure Antworten sehr geholfen.

:-top

herrdoktor0815
12.12.2013, 14:09
Ein Ratschlag ! Schaue dir die Bedingungen in den verschiedenen Bundesländer an. Der Verdienst schwankt z.T. erheblich. Psychiater verdienen meist am schlechtesten !

Peter_1
14.12.2013, 10:24
Hallo Herr Doktor,

wie immer nicht den Fehler machen und nur auf die Umsatzzahlen schauen. Der Umsatz einer psychiatrischen Praxis ist in der Tat deutlich niedriger wie zB der einer chirurgischen Praxis, allerdings sind die Betriebs und Personalkosten auch deutlich niedriger. Wenn man da einen Vergleich anstrebt, dann kann man das nicht gut über den Umsatz machen, sondern eigentlich nur näherungsweise über den Reinertrag. Zahlen dazu leifert das stat. Bundesamt, da sind zwar Neurologen und Psychiater zusammengefasst, aber selbst wenn man annimmt, dass rein psychiatrische Praxen den Gesamtschnitt vielleicht etwa um 10% drücken würden, so sind die Reinertragszahlen nicht schlechter als die eines durchschnittlichen Allgemeinmediziners.
Nachzulesen: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/DienstleistungenFinanzdienstleistungen/KostenStruktur/KostenstrukturAerzte2020161119004.pdf?__blob=publi cationFile

athena
15.12.2013, 17:56
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/DienstleistungenFinanzdienstleistungen/KostenStruktur/KostenstrukturAerzte2020161119004.pdf?__blob=publi cationFile

also wenn man sich die übersicht mal betrachtet, dann verdienen die radiologen und nuklearmediziner ja wirklich eine ganze menge mehr geld als die anderen fachrichtungen. Ist das tatsächlich so, oder liegen die am ende etwa gleich auf mit den anderen fachrichtungen, durch höhere kredite die bedient werden müssen? Das investitionsvolumen stelle ich mir im bereich radio höher vor als bei den anderen fachrichtungen...:-nix Kann mich da jemand aufklären :-)


Sonst werd ich vielleicht doch lieber radiologe ;-):-wow

Peter_1
16.12.2013, 07:47
Hallo Athena,

der Reinertrag ist definiert als Summe der Einnahmen minus Summe der Aufwendungen, was zu Aufwendungen gehört kannst Du lang und deutlich im Erläuterungsteil nachlesen. Nicht enthalten unter Aufwendungen sind: Aufwendungen für Altersvorsorge und Krankenversicherung und Aufwendungen für die Praxisübernahme, Investitionen für Geräte und Zinsen für Kredite hingegen sind enthalten. Weiterhin weise ich darauf hin, dass man auf die Zahlen pro Praxisinhaber schauen sollte, da man sonst die ganzen Gemeinschaftspraxen mit drin hat und fälschlicherweise von zu hohen Werten ausgeht.