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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Für den Facharzt nach England



Sugarplum_Fairy
16.12.2013, 17:33
Hallo!

Vielleicht kann mir hier ja jemand weiterhelfen... Ich beende im Mai 2014 hoffentlich erfolgreich mein Studium und würde gerne auf kurz oder lang für meine Facharztausbildung nach England. Da ich durch meine Doktorarbeit bereits Connections zu einer Klinik habe und somit auch eine Quelle für Empfehlungsschreiben etc. habe ich zumindest ein wenig Hoffnung, dass es mit einer Stelle klappen sollte. Ich habe außerdem ein Auslandstertial in Neuseeland absolviert, bin also dadurch mehr oder weniger mit dem englischen System (ist in Neuseeland ja fast identisch) vertraut.

Allerdings gibt es noch ein paar Unklarheiten, die beseitigt werden müssen und leider sind die Berichte die man im Internet finden kann alle ziemlich veraltet :/

Wenn ich alles richtig verstanden habe, erkennt das GMC das deutsche PJ dem FY1 als gleichwertig an, man könnte sich also theoretisch direkt aufs FY2 bewerben. Allerdings finde ich das nach der Lernphase und ohne tatsächliche klinische Praxis sehr gewagt. Meine Überlegung wäre jetzt also, mich erst für August 2015 in England zu bewerben (FY2) und vorher ein Jahr in Deutschland gearbeitet zu haben - würde hier ein "allgemeines" Fach wie Innere Sinn machen oder sollte ich mich - da ich später Pädiatrie machen will - auch hier in Deutschland auf eine Päd Stelle bewerben um später meine Chancen in England zu erhöhen?

Vielleicht gibt es hier im Forum ja jemanden, der den Schritt über den Kanal vor nicht all zu langer Zeit gemacht hat und mir hier einfach ein wenig weiter helfen könnte.

Vielen Dank

Alexa98765
03.05.2014, 13:13
Hallo,

ich spiele auch mit der Idee, nach dem Studium, wegen Familie in England und wegen der Horrorgeschichten die man so über den Alltag eines Assistenzarztes in D hört, nach England abzuwandern.
Leider finde ich im Internet nur wenig Erfahrungsberichte und Informationen und wenn doch, sind die in der Regel mehrer Jahre alt oder noch vor der Änderung des brittischen Systems.
Da du mittlerweile ja (hoffentlich :-dafür ) fertig sein musst mit dem Studium, und dich beworben hast... könntest du vielleicht erzählen wie es bei dir geklappt hat? Vielleicht ein paar Erfahrungen und Informationen teilen? Das wäre super :-top

Nurbanu
03.05.2014, 13:22
Hast du Zugriff auf die Via Medici? Da ist in der Ausgabe 1/14 ein Artikel dazu.

UK-medic
04.05.2014, 18:17
...und wegen der Horrorgeschichten die man so über den Alltag eines Assistenzarztes in D hört

Wie man auf englisch so sagt, the grass is always greener on the other side :-)
Ich habe in England studiert und dann hier F1 und F2 gemacht (und mache jetzt auch die Facharztausbildung hier). Und an Horrorgeschichten fehlt es hier nicht...! Vor allem die Verantwortung, die man als junior hat, ist stark gewoehnungsbeduerftig...der allgemeine Personalmangel und die komplette Ueberarbeitung der meisten Aerzte und Schwestern hilft dabei auch nicht. Nichtsdestotrotz, habe ich mein F1 und F2 genossen und habe sehr viel gelernt. Aber einfach war es nicht! Die meisten deutschen Aerzte, mit denen ich hier geredet habe, haben bestaetigt, dass der lifestyle fuer Aerzte in Deutschland ohne Frage besser ist. Ich konnte mir zum Beispiel nur in einer Rotation von sechs waehrend F1 und F2 meinen Urlaub waehlen - ansonsten wurden die Daten vorgeschrieben (und immer nur eine Woche am Stueck). In der Ambulanz (die meisten F2s machen 4 Monate in der Ambulanz) war der Schichtdienst auch sehr ermuedend, und oft hat man 7-9 Tage durchgearbeitet, um dann mal einen Tag frei zu haben. Das ist alles vorgeschrieben - man bekommt am Anfang jeder Rotation den "Stundenplan" fuer die naechsten vier Monate. Die akute Arbeitsbelastung empfinde ich oft als extrem (in den Zeitungen wird die Ambulanz gerne als Kriegszone beschrieben, und ich muss sagen, weit entfernt von der Wahrheit ist das nicht...). Manchmal ist die workload einfach nicht mehr managebar - aber nach einiger Zeit gewoehnt man sich daran :-)

Was ich auch noch erwaehnen sollte, ist, dass der Einstieg in das Facharzttraining hier mittlerweile sehr kompetitiv ist (wie stark, haengt natuerlich ein bisschen von der Fachrichtung ab) - aber da ja vorher bekannt ist, wie ausgewaehlt wird, und worauf es ankommt, kann man sich, denke ich, wenn man es darauf anlegt, doch relativ gut einen Platz ergattern, und die meisten meiner Freunde haben auch ihre erste Wahl bekommen. Was viele Leute abschreckt: man muss hier staendig durch verschiedene Kliniken einer Region rotieren, zum Teil ueber erhebliche Distanzen - das heisst fuer die meisten Leute im Klartext, jedes Jahr umziehen! Man bewirbt sich hier naemlich nicht an einzelnen Krankenhaeusern, sondern fuer Trainingsprogramme in verschiedenen Regionen.

Ich dachte, ich erwaehne diese Dinge nur mal, denn es haelt sich das Geruecht, hier sei alles besser fuer junge Aerzte! Also recherchiert gut, bevor ihr den Sprung macht - kann ja durchaus sein, dass es Euch hier besser gefaellt, aber so pauschal kann man bestimmt nicht sagen, dass die juniors hier gluecklicher mit den Arbeitsbedingungen sind...