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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : RTW/NEF: Bewusstlose Person



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Heerestorte
22.12.2013, 22:58
Es ist eine schöne laue Sommernacht im August, ungefähr 21 Uhr.
Wir genießen die warme Sommerluft vor der Wache und studieren die Karte des Italieners unseres Vertrauens.

Kurz nachdem ich die Pizza-Bestellung für die Truppe auf der Wache getätigt habe
(RA vom RTW, RA vom NEF und mich, RS auf RTW), gehen alle Melder synchron los.
Wir schauen alle drauf, lesen "bewusstlose Person" und erkennen die Adresse und den Namen sofort.

Der Kollege und ich steigen flugs in den RTW und fahren los. Die Anfahrt dauert keine 4 Minuten.

Das NEF braucht 2-3 Minuten länger.

Da ich weiß wo ich hin muss, schnappe ich mir Sauerstoff und EKG und laufe in den dritten Stock hoch......und Action:-))

Sebastian1
22.12.2013, 22:59
Bei der Ansage interessiert mich als erstes Mal, was ich von den vorherigen Einsätzen bereits weiss und was mir auf der Anfahrt so einfällt :-)

Heerestorte
22.12.2013, 23:04
Die vorherigen Einsätze beschränken sich darauf, dass man den Patient ab und zu mal zur Dialyse fährt und ihn danach wieder heim bringt. Dies macht man aber nur, wenn er mal einen schlechten Tag hat.
Sonst fährt der Patient nämlich mit dem Taxi zur Dialyse ;)
Deshalb schoss uns allen auch als erstes Rea durch den Kopf.

Sebastian1
22.12.2013, 23:07
Mhh, na ok, ich denk mal, du hast da noch ein paar mehr Eckdaten zu dem Patienten in petto, bevor wir eigentlich eintreffen: Alter, AZ, neben der Dialyse sonstige Probleme, Angehörige in der Wohnung, Sozialstatus.... ;-)
Aber nun gut, da wir ja offenbar eintreffen und du mit O2 und Defi durchs Treppenhaus hastest, was passiert denn an der Wohnungstür? Wer öffnet die (irgendwer muss ja alarmiert haben) und was finden wir dann in der Wohnung?

Heerestorte
22.12.2013, 23:36
Ja, die habe ich vergessen, sorry ;)
Der Patient ist um die 80 Jahre alt und lebt mit seiner Frau in einer netten kleinen Wohnung.
Wenn man ihm hilft kann er schon noch stehen und mit Krücken gehen, aber z.B. das Aufstehen und die Drehung vom Tragestuhl in den Dialysestuhl übernimmt man für ihn. Daheim hilft ihm seine Frau.
Geistig ist er noch auf der Höhe.

Er hat halt ab und zu Tage an denen er sich richtig matt fühlt und er dann sicherheitshalber mit KTW zur Dialyse transportiert wird. Kommt aber nur ab und zu vor.
Sonst sind uns keine Probleme bekannt.


Die Wohnungstür ist offen und die Frau steht aufgelöst im Eingangsbereich der Wohnung.
Sie ist erleichtert ein bekanntes Gesicht zu sehen und sagt nur "Er liegt im Bett".

Ich laufe den Flur entlang in Richtung Schlafzimmer und der Patient liegt zugedeckt in seinem Bett.
Man könnte meinen, dass er einfach nur schläft. Er atmet. Ich bin erleichtert!!!

Sebastian1
22.12.2013, 23:41
Ok, das sind ja schon mal ein paar Grunddaten, ich hatte initial irgendwie einen anderen Patienten vor Auge ;-)

Liegt und atmet ist schon mal gut, ich würde mal mit den Basics anfangen, sprich: Patienten ansprechen, anfassen, ggfs Schmerzreiz setzen und gucken was kommt, mal in Mund und Augen schauen und meinen Kollegen bedeuten, sie mögen doch schon mal das Routinemonitoring (EKG, SpO2 und RR) sowie i.v.-Zugang vorbereiten (Shuntarm?).
Fragen an die Ehefrau: Seit wann nicht erweckbar? Wann das letzte Mal im bekannten Zustand gesehen? Wann war denn die letzte Dialyse und war er auch wirklich da? Wenn nein, warum nicht? Irgendwas aufgefallen?

Heerestorte
22.12.2013, 23:58
Er ist durch ansprechen, anfassen nicht erweckbar.
Schmerzreiz hat auch keine Reaktion hervorgerufen.

Mund ist frei, Augen zeigten vermtl. eine Miosis (hat NA gemacht und ich habe es nicht mitbekommen).
Ich habe den Zugang vorbereitet und die Infusion gerichtet und RA hat EKG, RR und SpO2 angeschlossen.

NA hat I.V.-Zugang gelegt. Shuntarm wurde berücksichtigt (rechts IIRC).
RR normal, BZ auch. SpO2 so lala, deshalb Sauerstoff über Nasenbrille.
Er war leicht bradykard.

Letzte Dialyse war einen Tag vorher. Probleme der Frau nicht bekannt, uns auch nicht.
Sie hat ihn noch vor zwei Stunden ins Bett gebracht und dann noch fern gesehen.
Als sie dann schlafen gehen wollte, hat er auf Ansprache nicht mehr reagiert.

WackenDoc
23.12.2013, 07:59
Was nimmt er denn an Medikamenten und was nimmt die Ehefrau an Medis, die er aus Versehen eingenommen haben könnte.
Irgendwelche Auffälligkeiten im EKG- vor allem solche, die auf eine Elektrolytstörung hinweisen könnten?

Heerestorte
23.12.2013, 10:46
Die Frau nimmt zwar Medikamente, aber der Mann hat diese nicht angerührt.
Auch von seinen Tabletten hat er keine Überdosis genommen, da die von seiner Frau gerichtet werden.
EKG keine Auffälligkeiten erkennbar, heißt aber nicht, dass da keine sein könnten.
Chirurg als NA.... :-))
Was machen wir nun? Zufahren oder ihn noch weiter untersuchen/anschauen?

H&M
23.12.2013, 12:55
Mal auf Herz/Lunge horchen ? Irgendnen Sturzereignis ? Bei der GCS könnte man ja über eine Intubation nachdenken oder ?

mary-09
23.12.2013, 13:18
Seine Medikation wäre trotzdem interessant...v.a. im Sinne von weiteren Vorerkrankungen.

Heerestorte
23.12.2013, 15:47
Herz/Lunge unauffällig.
Atmung vllt. etwas flach, aber durch O2-Gabe wieder geregelt.
Intubation würde genauso lange dauern wie die Fahrt in die Klinik, also eher nicht.

Medikation: weiße kleine Tabletten, die Frau ist zu aufgelöst um uns was zu erzählen.
Und die Schachteln findet sie in lauter Panik nicht, wir auch nicht :-))
Also keine Medis und keine Vorerkrankungen bekannt.
Abgesehen davon, dass er zur Dialyse geht.

WackenDoc
23.12.2013, 15:48
Wie ist die Sättigung genau, hat sich nach Gabe von O2 was dran geändert?
Im Bodycheck Hinweise auf Verletzungen? Prellmarken etc?

Heerestorte
23.12.2013, 15:55
Sättigung war ohne O2 so an die 90 %, jetzt mit 02 bei 96-98%.
Verletzungen keine, Prellmarken auch keine.
Er lag auch schön gebettet und zugedeckt auf dem Rücken, so wie ihn seine Frau vermutlich ins Bettchen gelegt hat.
Beim Body Check fällt auf, dass ein Unterschenkel amputiert ist.
Die Prothese steht neben dem Bett. Die Narbe ist auch schon sehr alt, also ist das Bein schon länger weg.

Sebastian1
23.12.2013, 16:30
Mh, Transport liegend vorbereiten, hier vor Ort scheint nicht allzuviel zu machen zu sein. Intubation kann man im Hinterkopf haben, würde ich aber primär erstmal nicht wollen. Und dann nächstgelegene Klinik mit Neuro und CT, Voranmeldung "Vigilanzminderung unklarer Genese", load and go. Monitoring bitte dranlassen.

Heerestorte
23.12.2013, 17:02
Ok, Patient wird mit Tragetuch in den RTW verladen und wir fahren in die Klinik mit CT und Neuro.
Monitoring bleibt dran.
Während Transport keine besonderen Vorkommnisse.

wischmopp
23.12.2013, 18:00
Wissen wir mittlerweile schon seine Vorerkrankungen? Und seine Medikamente?

Wie ist sein Blutdruck? Blutzucker?

Heerestorte
23.12.2013, 18:06
Vorerkrankungen und Medis wissen wir nicht.
BZ in der Norm, Blutdruck passt auch.

wischmopp
23.12.2013, 18:20
Also zusammengefasst:

Ein 80-jähriger bewusstloser Dialysepatient mit Beinprothese ohne bekannte Vorerkrankungen mit unauffälliger körperlicher Untersuchung. Vormedikation kleine weiße Tabletten. Kein Trauma.

Elektrolyte? Nierenwerte (Krea, Harnstoff)? Transaminasen?

EKG war auch unauffällig oder?

Was habt ihr ihm denn hingehängt?

Brutus
23.12.2013, 18:28
Also zusammengefasst:
Ein 80-jähriger bewusstloser Dialysepatient mit Beinprothese ohne bekannte Vorerkrankungen mit unauffälliger körperlicher Untersuchung.
LOOOOOOOOOOL!
Finde den Fehler! :-))

Auch wenn ich nicht mitspielen darf... aber DEN musste ich Volley nehmen. :D