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erdbeersoda
06.01.2014, 11:15
Hey,
ich wollte euch mal fragen, wie ihr mit der arbeitsbelastung, den ganzen diensten und den damit einhergehenden fehlenden freien wochenenden klar kommt. Bei mir ist es so, dass ich momentan eigentlich fast immer pünktlich rauskomme und nur wenig dienste machen muss. Trotzdem hab ich das Gefühl, einfach viel zu wenig Freizeit zu haben. Kennt ihr das Gefühl? im ersten jahr, in dem ich gearbeitet habe, hab ich viele dienste gemacht und hatte fast keinen urlaub und hab es aber trotzdem ganz gut hingekriegt. Jetzt nach ein paar jahren arbeit kommen mir 6 wochen urlaub viiieeel zu wenig vor. ich hab einfach das Gefühl, jeder freie tag ist total kostbar. Und wenn ich dann kollegen mit kindern beobachte gewinne ich den eindruck, dass die kaum zeit für sich haben und frage mich wie die das machen? und ich schiele neidisch auf leute wie zb. eine freundin, die als hauptschullehrerin bei vollem deputat ca. 30h die woche arbeitet( eigene aussage) und im sommer 6 wochen nach thailand fährt. Was ist eure strategie, dass euch das viele arbeiten nichts ausmacht? Bzw.habt ihr nicht auch oft das Gefühl, euer leben zieht an euch vorbei?
lg eerdbeersoda

Lava
06.01.2014, 11:43
Seit der Umstellung unseres Dienstmodells zurück auf 18 bzw. 24h Dienste bin ich viel zufriedener mit meinem Leben. Schon allein deshalb, weil ich viel öfter ausschlafen kann! Früher konnte man das nur am Wochenende und zu Beginn eines Nachtdienstblocks. Jetzt kann ich jedesmal, wenn ich Dienst habe, ausschlafen. Sogar am Wochenende ist es halbwegs erträglich, weil wir da erst um 9 Uhr bzw. 8.30 Uhr anfangen. Das macht für mich schon viel aus, denn so kann ich auch mal abends ins Kino gehen oder was mit Freunden unternehmen und muss nicht immer auf die Uhr schielen und mich um 22Uhr verabschieden, weil ich am nächsten Tag um 6 raus muss.
6 Wochen Urlaub kommen mir auch nicht sehr viel vor. Bisher habe ich den allerdings immer sehr zerstückelt, also maximal 2 Wochen am Stück. Langsam glaube ich, es ist sinnvoller, mal 3 oder 4 Wochen Urlaub am Stück zu machen. Da kann man wenigstens richtig was erleben.
Aber auch ein verlängertes Wochenende kann mal schön sein. Im November waren wir für 3 Tage in Dublin, das war herrlich!

Alles in allem bin ich derzeit recht zufrieden. Trotz Opt-out fühle ich mich ganz wohl und das hauptsächlich wegen der Umstellung des Dienstmodells.

Feuerblick
06.01.2014, 17:23
Ich fand diesen Artikel (http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gastkolumnen/betz/das-leben-findet-waehrend-der-arbeitszeit-statt-der-unsinn-von-der-work-life-balance_id_3488609.html) hier ganz interessant.
Und mal ehrlich: Jeder Mensch in einem Vollzeitjob hat an Arbeitstagen wenig von seiner Freizeit. Ja, Menschen mit Bürojobs haben keine Dienste und dafür auch noch ein normales Wochenende. Aber sie haben nicht unter der Woche dienstfrei und müssen ihre Arzttermine und Co auch irgendwie in die Freizeit verlegen. Insofern... :-nix

SusiSorgenlos
06.01.2014, 21:35
Ja, das stimmt zwar, dass jeder Mensch mit Vollzeitjob viel arbeitet, aber trotzdem empfinde Ichbewusstsein schon als extrem, vor allem durch die Dienste. Man wird durch viele Dienste schon sehr aus dem Sozial- und Familienleben rausgerissen... Ständig hat an keine Zeit, wenn die anderen sich treffen, oder kann nicht so lange, weil man wieder früh raus muss. Wie man da richtig die Balance hält, ist schwierig und ich habe für mich noch keinen idealen Weg gefunden...

DrSkywalker
06.01.2014, 21:47
Ja, das stimmt zwar, dass jeder Mensch mit Vollzeitjob viel arbeitet, aber trotzdem empfinde Ichbewusstsein schon als extrem, vor allem durch die Dienste. Man wird durch viele Dienste schon sehr aus dem Sozial- und Familienleben rausgerissen... Ständig hat an keine Zeit, wenn die anderen sich treffen, oder kann nicht so lange, weil man wieder früh raus muss. Wie man da richtig die Balance hält, ist schwierig und ich habe für mich noch keinen idealen Weg gefunden...

Der durchschnittliche Job als Assistenzarzt in einer Klinik in den "großen" Fächern ist hartes Brot, Sozialleben und Hobbies werden definitiv in Mitleidenschaft gezogen. Ich kenne einige wenige, denen macht es nichts aus, aber auch die müssen zurückstecken. Manche machen das als Facharzt mit Vordergrunddiensten sogar bis mitte/ende 50... Wahnsinn. Gut, dass es spätestens als Facharzt gute Alternativen gibt!

Jan B.
07.01.2014, 18:10
Hallo Erdbeersoda,

ich empfinde das genauso wie du. Ich mache auch wenig Überstunden und relativ wenige Dienste und trotzdem habe ich viel zu wenig Zeit für Freunde, Sport, usw. Alle meine Nichtmedizinerfreunde arbeiten weniger, einige sogar erheblich weniger und verdienen meistens mindestens ähnlich viel oder mehr. Da fragt man sich schon, für wie dumm man sich eigentlich verkaufen lässt.

Die Dienste am Wochenende sind ein großer Einschnitt ins Privatleben und ich finde es ein Unding, dass es dafür bislang an den wenigsten Kliniken einen Freizeitausgleich gibt. Leider sind die meisten Ärzte eher angepasste Typen, die nicht gerne rebellieren, so dass sich wenn überhaupt nur langsam etwas ändert. Viele Kollegen sind nicht wirklich zufrieden und denken trotzdem nicht darüber nach, dass es vielleicht auch anders ginge. Die meisten tun so, als stünde es in der Bibel, dass ein Arzt mindestens 60 h in der Woche arbeiten muss.

Auch wenn man es irgendwie überlebt, das Leben zieht doch an einem vorbei und ich habe für mich beschlossen, dass es so nicht weitergeht. Ich überlege eine Teilzeitstelle zu suchen. Mit 75-80% kommt man vielleicht auf die Arbeitszeit, die bei anderen Arbeitnehmern 100 % entspräche. Das wäre im Vergleich ja schon wie Urlaub.
Alternativ bleibt die Abwanderung in ein Nischenfach ohne Dienste und mit hoffentlich weniger selbstverliebten Kollegen und Vorgesetzten.

Fr.Pelz
07.01.2014, 19:56
Ich fand diesen Artikel (http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gastkolumnen/betz/das-leben-findet-waehrend-der-arbeitszeit-statt-der-unsinn-von-der-work-life-balance_id_3488609.html) hier ganz interessant.
Und mal ehrlich: Jeder Mensch in einem Vollzeitjob hat an Arbeitstagen wenig von seiner Freizeit. Ja, Menschen mit Bürojobs haben keine Dienste und dafür auch noch ein normales Wochenende. Aber sie haben nicht unter der Woche dienstfrei und müssen ihre Arzttermine und Co auch irgendwie in die Freizeit verlegen. Insofern... :-nix

Der Artikel ist interessant (schade nur, dass der Autor SEHR streitbar erscheint, wenn man ihn mal googelt). Den Grundgedanken finde ich aber richtig und wichtig.
Wir haben uns den Job ausgesucht. Und wenn man ehrlich ist, hat man meist auch (zumindest ab einem gewissen Ausbildungsstatus) die Möglichkeit, sich so einzurichten, dass es geht.
Mir hilft es extrem, dass mein Freund das nicht weiter schlimm findet, wenn ich lange weg bin. Ich darf dann nur nicht meckern, DASS ich lange weg war. Klar, das Glück hat nicht jeder. Aber wenn man zumindest einigermaßen mit positiven Gedanken zur Arbeit geht und wiederkommt, hat man schon viel gewonnen.

Colourful
07.01.2014, 20:08
Ich fand diesen Artikel (http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gastkolumnen/betz/das-leben-findet-waehrend-der-arbeitszeit-statt-der-unsinn-von-der-work-life-balance_id_3488609.html) hier ganz interessant.
Und mal ehrlich: Jeder Mensch in einem Vollzeitjob hat an Arbeitstagen wenig von seiner Freizeit. Ja, Menschen mit Bürojobs haben keine Dienste und dafür auch noch ein normales Wochenende. Aber sie haben nicht unter der Woche dienstfrei und müssen ihre Arzttermine und Co auch irgendwie in die Freizeit verlegen. Insofern... :-nix

Ich finde den Artikel auch gut. Natürlich kann man Robert Betz sehr kontrovers diskutieren, aber vielleicht kann man das dann auch einfach mal getrennt voneinander betrachten und feststellen, dass er hier eine sehr wichtige Sache anspricht; wir leben während der Arbeitszeit, machen dort Erfahrungen, entwickeln uns weiter und (er) schaffen auch etwas. Oftmals hört sich das in vielen Argumentationen nämlich so an, als wäre die Arbeitszeit tot, als würde dort nichts passieren, als würden wir dann nicht leben.
Das halte ich für falsch, ich finde Arbeit darf, muss und sollte auch Spaß machen und ich denke, dass man auch an seiner Einstellung zur Arbeit arbeiten kann.

Und unter diesem Aspekt finde ich immer noch, dass man auch noch Zeit für andere Dinge haben sollte, Familie, Freizeit, Freunde, Sport und so weiter. (Sind wir ehrlich, ich bin doch die Erste, die nach der Arbeit sofort zum Lauftraining will....)

Miss
07.01.2014, 20:51
Ich bin mit meinen Arbeitszeiten auch nicht rundum glücklich, besonders die Wochenend- und Spätdienste (wochenweise) nerven mich, ansonsten finde ich mal einen Nachtdienst (oder zwei, drei) oder mal einen Spätdienst (mit Ausschlafen) ganz nett.

Und wie schon erwähnt, Arbeitszeit ist ja keine tote Zeit, und auch andere Menschen verbringen viel Zeit bei der Arbeit bzw. haben stressige Jobs. Einige meiner Kollegen sind Freunde, viele andere zwar nur nette Menschen, mit denen ich aber auch gern mal zusammen Zeit verbringe (halt nur bei der Arbeit).
Irgendwas müßte ich ja eh machen, um mein Geld zu verdienen, da finde ich unseren Job schon ganz gut, mir macht es schon oft Spaß. Und Work-Life-Balance muß man auch aktiv betreiben, manche machen halt generell einfach sehr wenig, ob nun Sport, abendliche oder wochenendliche Aktivitäten, weil sie sich nicht aufraffen - möglich wäre es aber schon manchmal.

Und Lehrer haben schon mehr Urlaub und können den nach langjähriger Tätigkeit wahrscheinlich wirklich nur zu einem kleinen Teil zu Vorbereitung, Klausurkorrektur nutzen und den Rest genießen...aber möchtet Ihr wirklich Lehrer sein? Also ich nicht. Genauso ungern würde ich jeden Tag von 8-17 Uhr in einem Büro schaffen wollen. Und auch die Hierarchien in anderen Jobs würde mich maximal annerven, im KH bin ich oft selbst Chef, die Momente, wo ich auf jemanden hören muß, sind wirklich begrenzt. Auch so was ist mir wichtig ;-)

yoann
07.01.2014, 20:57
ich bin grad verwirrt aber ihr habt 6 wochen urlaub? woher kommen denn 6 wochen her?

Lava
07.01.2014, 21:00
30 Tage?

yoann
07.01.2014, 21:01
stimmt in der tat, 5 x 30 sind 6 Wochen:) gibts die 30 tage aber nicht erst ab Altersgrenze 30?

andréw
07.01.2014, 21:08
Richtig. Plus die Tage für geleistete Nachtstunden, etc….Somit kommt man dann auch durchaus auch mal auf 34d

Fr.Pelz
07.01.2014, 21:09
Nein, das diskriminiert jüngere Arbeitnehmer. Es sind jetzt per Gesetz 30 für jeden (Eigentlich. Mein AG z.B weigert sich und wir haben nur 29)

CD95
07.01.2014, 21:16
Wie schön, dass ich nur 28 Tage habe:-nix:-keks

Miyu
07.01.2014, 21:23
Ich biete weniger und sage: 27. :)

andréw
07.01.2014, 21:31
bei uns haben alle 30d, kommunales Haus

epeline
07.01.2014, 22:16
Hier 26 Tage + 3 FoBi Tage ^^

andréw
07.01.2014, 22:21
FB-Tage per se gibt´s bei uns nicht, sondern 250 Euro Kosten-Zuschuss

Jan B.
08.01.2014, 17:17
Hallo Miss,
ich finde du redest dir das ein bisschen schön:



Und wie schon erwähnt, Arbeitszeit ist ja keine tote Zeit.

Stimmt und man erlebt auch bei der Arbeit etwas und Arbeit kann auch Spaß machen. Das gilt aber auch für 35 oder 40 Stunden/Woche und nicht nur wenn man über 60 Std kommt.



Und Work-Life-Balance muß man auch aktiv betreiben, manche machen halt generell einfach sehr wenig, ob nun Sport, abendliche oder wochenendliche Aktivitäten, weil sie sich nicht aufraffen.

Das sind dann genau die Workaholics und Soziopathen mit denen man sich dann rumschlagen muss. Die anderen werden irgendwann auch träge, weil neben der vielen Arbeit keine Kraft mehr bleibt.



Genauso ungern würde ich jeden Tag von 8-17 Uhr in einem Büro schaffen wollen. Und auch die Hierarchien in anderen Jobs würde mich maximal annerven, im KH bin ich oft selbst Chef, die Momente, wo ich auf jemanden hören muß, sind wirklich begrenzt. Auch so was ist mir wichtig ;-)
Dass ein Krankenhaus eine Insel des selbstständigen Arbeitens ist, auf der Hirarchien ein Fremdwort sind wäre mir neu. Eigentlich ist der Arztberuf doch eher für verkrustete Hirarchien und jahrelanges, unselbstständiges Arbeiten bekannt.