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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zweitstudium mit 29 / Checkliste für die Entscheidungsfindung



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Marie2014
08.01.2014, 13:56
Hallo zusammen,

ich überlege im Zweitstudium (Erststudium BWL and erst einer Berufsakademie und dann an der London School of Economics & Cambridge, deswegen in Deutschland rechtlich Erststudium Medizin) Medizin zu studieren. Losgehen würde es erst im September 2014. Ich würde einen gut bezahlten Job in der Unternehmensberatung und die Promotionsmöglichkeit an einer sehr renommierten internationalen Uni verlassen. Deswegen würde mich interessieren: Welche Informationen / Erfahrungen / Eindrücke sollte ich sammeln um mich ganz bewusst für das Studium entscheiden zu können (Vorlesungen besuchen, Lernstoff sichten, Krankenhaus-Alltag kennen lernen?)? Welche Themen muss ich durchdenken um so ein Studium durchzuziehen, falls es mal hart wird? Wie funktioniert das als Altstudent mit der sozialen Integration / Anerkennung bei den Profs /Umgang damit eine Karriere hinter sich zu lassen? Mein Ziel wäre mir dem Studium die "Corporate Career" hinter mir zu lassen und langfristig freier, hoffentlich sinnvoller und unabhängier z.B. als Hausarzt zu arbeiten. Ich habe die nächsten Monate das Glück einen Tag die Woche frei zu haben, in dieser Zeit könnte ich Vorlesungen besuchen, Versuchen Mini-Praktika etc zu machen.... Wo sammelt man Informationen und lässt sich bei so einem Schritt beraten?

Über jeden Hinweis und Gedankenanstoß würde ich mich sehr freuen!

EVT
08.01.2014, 14:48
Vorlesungen würde ich nicht hauptsächlich besuchen, vllt. mal ein, zwei. Aber wenn du eine schlechte erwischst, bist du direkt demotiviert ;-)
Ich würde mir die Inhalte des Studiums in einer Übersicht anschauen, vllt. mal in ein paar Büchern blättern.
Den freien Tag könntest du zum Hospitieren in Praxen und Krankenhäusern nutzen, vllt. in deinem Urlaub schonmal einen Teil des Pflegepraktikums absolvieren.
Dann würde ich hier viel lesen und mit Medizinstudenten sprechen.
Mit dem Studium an sich wirst du bestimmt keine Probleme haben, deinem tollen CV nach zu urteilen.

Marie2014
08.01.2014, 15:14
Lieben Dank für die schnelle Rückmeldung. Wie sieht es aus mit Chemie / Mathe / Physik? Mein Abi liegt ja etwas zurück und in der BWL Forschung und Anwendung lernt man wie man welche Auswertungen im Statistik-Programm macht - aber wirklich Mathe / Chemie / Physik kann man nicht mehr. Auf welchem Niveau steigt man ein - und kann man was voraus lernen?

Marie2014
08.01.2014, 16:59
Bereut irgendjemand das Zweitstudium oder hat abgebrochen?

Solara
08.01.2014, 17:01
Du könntest hier die Suchfunktion nutzen und all deine Fragen damit beantworten können, sind nämlich alle schon x-mal gestellt oder beantwortet worden.

Was du tun sollst musst du selbst entscheiden - aber was treibt dich eigentlich vom jetzigen Bereich weg und der Medizin zu?
Willst du wirklich nochmal ganz unten anfangen, ohne Geld, als Student, während alle anderen Familien gründen und Häuser bauen?
Und dir dann 5 weitere Jahre Facharztweiterbildung antun, mit Nacht- und Wochenenddiensten und dementsprechender Wirkung auf dein soziales Leben?

Marie2014
08.01.2014, 17:22
....was mich treibt: die Lust am Lernen - und der Wunsch einen konkreten Beruf zu haben und nicht nur high-intellectual power point bashing. Studium / Gehalt: stört mich weniger: ich war schon oft im akademischen Sabbatical während meine Freunde alle Eigentumswhg haben wohne ich in einer WG. Aber in der Tat habe ich schon Angst verheizt zu werden und mich dann zu fragen, ob man ähnlich unfrei ist wie in der Beratung. Aber auf dem Land eine Praxis übernehmen....

Solara
08.01.2014, 17:25
Das mit der Praxis wäre in frühestens 11 Jahren.
Und in der Weiterbildung bist du unfrei. Definitiv.

Feuerblick
08.01.2014, 17:25
... frei bist du danach aber auch nicht. Die KV gängelt dich, die Patienten sprechen dich beim Einkauf auf ihren Fußpilz an...

LotF
08.01.2014, 20:14
Marie bei welcher UB bist du denn gerade?
Physik & Chemie ist auch ohne Vorkenntnisse machbar, bringt unter Umständen eben nicht wirklich Spaß, aber das ist bei Grundlagenfächern ja nunmal öfter so...

Ulle
08.01.2014, 21:20
Gefühlt denke ich, dass die Abbrecher-Quote bei Zweitstudenten recht hoch ist - wenn das Medizinstudium gerade nervt oder man erste Einblicke in die Abgründe ärztlichen Daseins erfährt, sieht das alte Leben vielleicht doch wieder recht rosig aus.

Ich habe es aber zumindest nicht bereut, momentan habe ich mir eine ganz gute Nische gesucht, wie ich finde... - habe aber auch den Eindruck, dass es um viele Zweitstudenten hier relativ schnell sehr ruhig wurde, vielleicht weil sie das Studium wieder abgebrochen haben. Naja, leider alles ohne Garantie, habe bisher noch von keiner Statistik über Zweitstudenten erfahren.

LotF
08.01.2014, 22:05
ich denke eher, dass das Forum akut für Hilfe um die Bewerbung oder auch einfach zur Entscheidungsfindung kontaktiert wurde und es danach einfach nicht mehr so wichtig ist. Vergleichbar mit den ganzen "reicht man Abi" Threads. Was ist denn da für ne Quote von Leuten, die nur desswegen hier waren und wärend des Studiums dann kaum noch hier reingucken? Also bei uns im Semester hat von den Zweitstudenten oder "Erststudenten mit Studienabschluss" einer das Handtuch geworfen, soweit mir bekannt.

tortet
08.01.2014, 22:31
Wir sind alle noch dabei... (ein Biologe, 2 Chemiker).

mpi
08.01.2014, 22:49
Also ich habe es bisher nicht bereut, aber ich bin auch erst im dritten Semester und habe noch nicht nach dem Erststudium gearbeitet. Das einzige worüber ich mich ärgere ist, dass ich nicht früher umgestiegen bin, aber das kann man ja im Nachhinein auch nicht mehr ändern.

Unter den Studierenden ist es auch kein Problem, da wird man auch gut integriert, sofern man sich Mühe gibt. Ich war zwar erst 23 als ich mit Medizin begonen habe, und ich hatte den Vorteil dass es hier in Lübeck viele gibt, die in meinem Alter sind. Über das AdH kommen hier viele rein, die bei einem halbwegs guten Abi dann eine Ausbildung gemacht haben. Dann gibt es natürlich noch die Leute mit Wartezeit. Da gibt es welche die nur mit den anderen Wartezeitlern rumhängen, aber auch andere die in die Gruppen mit den ganz jungen und etwas älteren integriert sind.

Was ich etwas schwierig finde ist der Umgang mit Freunden aus der Schulzeit oder aus dem alten Studium. Die fangen jetzt gerade an zu arbeiten. Es ist dann schon etwas komisch zu sagen, dass man gerade im 3. Semester ist während die anderen über ihre frischen Jobs reden. Und die haben halt auch dann gerade sehr viel mehr Geld zur Verfügung, als man selber als Student.

Aber alles in allem denke ich, dass es eine gute Entscheidung war und hoffe, dass ich sie niemals bereuen werde. Ich für meinen Teil bin froh es probiert zu haben, weil ich für mich selber glaube, dass ich es irgendwann bereut hätte, wenn ich es nicht probiert hätte. Abgebrochen hat von den Zweitstudenten noch keiner und wir waren sehr viele.

mezzo
09.01.2014, 07:43
Marie, gut deinen Beitrag zu lesen. Ich bin im Moment in ähnlicher Situation. Habe auch BWL studiert, habe einen sicheren Job, verdiene mehr als viele Fachärzte. Dennoch werde ich das aufgeben - ich will endlich etwas "handfestes" und nicht mehr dieses wie du schreibst "high-intellectual power point bashing". Ich bin bereit für die nächsten 6 Jahre auf mein Einkommen zu verzichten. Rücklagen habe ich. Wenn ich mir vorstelle noch 40 Jahre im BWL Umfeld zu arbeiten wird mir schlecht.

Wenn Du möchtest können wir uns dazu auch gerne mal separat unterhalten - ich bin für jeden Erfahrungsaustausch dankbar.

Liebe Grüße

mezzo

Marie2014
09.01.2014, 08:16
Guten Morgen,

genau dieses Abbrechen bereitet mir Sorgen. Denn was macht man als BWLer mit zwei Jahren Medizinstudium? In der Liga in der ich gerade unterwegs bin, wäre es dann sehr schwer und irgendwo in der Administration oder Industrie wäre ein Abstieg.. Deswegen ist es mir wichtig mich die nächsten Monate ganz genau damit auseinander zu setzen - vor allen Dingen weil ich ohne Not oder Druck meinen Job verlasse.

@Lotf: Ich bin in einer der großen internationalen UB - im Bereich Strategie (lieber ohne Name hier -ich will nicht gekündigt werden, bevor ich mir selbst ganz sicher bin.) Das Problem mit der Strategie ist eben, dass man entweder total abgehoben unterwegs ist und da tatsächlich einen spannenden Berufsalltag hat - aber wenn man zu früh aussteigt irgendwo auch als Personalsachbearbeiter mit 35k landen kann - eben weil man keine greifbare, konkrete Qualifikation hat, die außerhalb der Beratung wirklich nutzt. Ich hätte gerne ein Studium / eine Qualifikation die tatsächlich mir etwas bringt und auf der ich langfristig etwas für mich aufbauen und entwickeln kann. Einige von euch scheinen die Assistenzarztphase als Routine / Hamsterrad wahrzunehmen.... Gibts da Unterschiede zwischen den verschiedenen Fachrichtungen?
Eine Problem könnte sein, dass ich nicht extrem handwerklich begabt bin, wie z.B. ein Freund von mir der HNO wurde - sondern ein sehr analytischer Mensch bin, der sehr viel Freude an der Forschung hat. Gibt es da Fachrichtungen die ihr eher empfehlen würdet um da in den nächsten Monaten mal reinzuschnuppern?

Lieben Dank vorweg!

LotF
09.01.2014, 08:21
du darfst mir auch eine PN schreiben ;)

Colourful
09.01.2014, 08:37
Einige von euch scheinen die Assistenzarztphase als Routine / Hamsterrad wahrzunehmen.... Gibts da Unterschiede zwischen den verschiedenen Fachrichtungen?
Eine Problem könnte sein, dass ich nicht extrem handwerklich begabt bin, wie z.B. ein Freund von mir der HNO wurde - sondern ein sehr analytischer Mensch bin, der sehr viel Freude an der Forschung hat. Gibt es da Fachrichtungen die ihr eher empfehlen würdet um da in den nächsten Monaten mal reinzuschnuppern?


Es ist nicht schlimm, wenn du nicht extrem handwerklich begabt bist, denn in den meisten Fachrichtungen ist das eher nebensächlich. Und wenn man dann doch einen operativen Facharzt anstrebt, dann kann man die handwerklichen Fähigkeiten auch gut erlernen und üben. Natürlich sind da manche Leute geschickter als andere, aber das ist nicht so ausschlaggebend.

Prinzipiell macht jede Fachrichtung interessante Forschung auf ihrem Gebiet, da kommt es dann tatsächlich darauf an, wofür du dich speziell interessierst. Und als analytischer Mensch bist du auch in vielen Fachrichtungen gut aufgehoben, selbst die chirurgischen Fächer sind meiner Meinung nach analytischer als man denkt, wobei mir da als erstes Neurologie und auch Kardiologie/Innere Medizin einfallen würde - trotzdem auch ein guter Hausarzt muss gut analytisch denken können.

Was ich noch überlegen würde -kannst du eventuell mit deiner jetzigen Qualifikation dir auch einen Job suchen, der dir mehr Spaß macht und mehr liegt? Wo du das Gefühl hast etwas sinnvolleres zu tun?
Ich denke, das wäre auch eine Alternative. Ist aber nur meine Meinung.

Liebe Grüße!

Marie2014
09.01.2014, 09:48
Was ich noch überlegen würde -kannst du eventuell mit deiner jetzigen Qualifikation dir auch einen Job suchen, der dir mehr Spaß macht und mehr liegt? Wo du das Gefühl hast etwas sinnvolleres zu tun?
Ich denke, das wäre auch eine Alternative. Ist aber nur meine Meinung.

!

Guten Morgen, genau da schaue ich mich auch um. Industrie-Karriere kommt eigentlich nicht in Frage, weil es ähnlich wie in der Beratung immer ein schwammiges Durchmogeln ist. Ich hätte schon gerne was eigenes und eine konkrete Qualifikation und Perspektive. Aber ja, das ist ein sehr guter Punkt und ich schaue mich da auch sehr genau um - um eben genau abwägen zu können, was ich aufgebe, denn die Tür in die BWL wird nach 6 Jahren Medizin verschlossen sein.

LotF
09.01.2014, 10:27
Ach iwo, warum solltest du nach Medizin nichts mehr in der Wirtschaft machen / werden können?! Ich denke da unterschätzt du den Mehrwert des medizinstudiums.

bremer
09.01.2014, 14:30
Kann gut sein, dass du die Entscheidung bereuen willst, da der Beruf des Arztes dann doch häufig etwas anders eingeschätzt wird als er dann wirklich ist, deswegen helfen bei deiner Entscheidung besonders Krankenhauserfahrungen ... bei aller positiver und motivierender Stimmung, die hier im Forum den potentiellen Zweistudenten entgegen kommt, man sollte auch bedenken, dass Erfahrung nunmal das A und O im Arztberuf ist und die wird naturgemäß bei einem Berufsstart mit 35 weniger vorhanden sein als bei 35jährigen Ärzten, die direkt nach dem Abi Medizin studiert haben.