PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : CUP-Syndrom - Diagnostikvorschläge?



Fr.Pelz
27.01.2014, 17:18
Hallo,
wir behandeln gerade einen jungen Mann (Mitte 30) mit ausgeuferter Peritonealkarzinose. Anamnestisch hat er seit einigen Monaten rez. ziehende Schmerzen im Oberbauch, sonst nichts. Keine Vorerkrankungen, keine Vor-OPs.
Die körperliche Untersuchung ist bis auf einen leichten Druckschmerz ubiquitär abdominal und einen Strabismus convergens unauffällig. Der Mann ist Handwerker und lebt bei seiner Mutter, gelegentlicher Alkoholkonsum, kein Nikotin.
Erfolgt sind bisher
Gastro - o.p.B
Kolo - o.p.B
CT- Abd- Peritonealkarzinoseverdächtige Veränderungen im gesamten Abdomen, va des Omentum Majus, Leber aber frei von Rundherden
Rö-Th: keine Rundherde

Diagnostische Laparoskopie: Massenhaft Aszites und ubiquitär weißlich-knotige Veränderungen, auffällig ist ein kleiner Tumor in der Appendixregion, wobei es sich hier auch bloß um eine Manifestation der PC handeln könnte. Es erfolgt die histologische Sicherung der PC- Immunhisto steht noch aus. Außerdem wirkt die Magenwand verdickt.

Ausstehend sind eine erneute Gastroskopie (die erste wurde auswärtig durchgeführt) plus evtl. eine erneute Kolo sowie ein CT-Thorax. CEA und CA 19-9 sind abgenommen, aber noch nicht fertig.

Fällt euch noch was ein, was man noch tun könnte, bis dir Immunhisto da ist?
Der Patient hat trotz ausführlicher Gespräche die Aussichtslosigkeit seiner Situation noch nicht erkannt und klammert sich daran, dass wenn der Primärtumor gefunden ist, man ja noch irgendetwas tun könnte.

Healix
27.01.2014, 17:37
PSA / Prostatasono? Einen ordentlichen Derma-Status erheben?

chil-i
27.01.2014, 17:46
Habt ihr in Richtung Malignom des lymphatischen Systems untersucht?
Dürfte bei einem Mittdreißiger zumindestens deutlich häufiger sein als Prostata-Ca (Hat das schonmal jemand in dem Alter gesehen?).

Evil
27.01.2014, 18:01
Wartet doch erstmal die Histo ab, bevor unnötige Untersuchungen durchgeführt werden. Das mit dem ergebnisorientierten Vorgehen hat sich gegen die Schrotschußdiagnostik immer noch nicht durchgesetzt.

test
27.01.2014, 19:23
Ich sehe auch keinen großen Sinn in Schnellschußrundumdiagnostik. Gründliche körperliche Untersuchung, LK Sono, Diff BB wären aus meiner Sicht noch vertretbar. Mehr würde ich erstmal nicht machen.
Ruft einfach mal beim Pathologen an und fragt nach seinem ersten Eindruck und bittet um eilige Bearbeitung. Er kann schon mal einen ersten Eindruck am HE Schnitte bekommen und sehen, ob es Karzinom oder Lymphom ist. Sollte es ein mesenchymaler Tumor oder ein Melanom könnte das auf den ersten Blick nicht so eindeutig sein und man muß auf IHC warten, aber auch das dauert meist max. 2-3 Tage. Dann würde ich weitersehen.

test
27.01.2014, 19:26
Achja, die Hoden würde ich auch mal palpieren ;-)

Relaxometrie
27.01.2014, 20:19
HNO-Konsil? Irgendwie erinnere ich mich an "CUP ---> mal die Tonsillen ansehen".

Zoidberg
27.01.2014, 20:28
Endosonographie - Pankreas Ca / Magenszirrhus?

Fr.Pelz
27.01.2014, 20:41
Das mit den Pathologen bei uns ist so eine Sache, erfahrungsgemäß dauert das mindestens 1 Woche und die lassen sich auch nicht freundlich zu größerer Eile anhalten. Ganz schlimm ist es, wenn es dann noch in eine Referenzpatho geschickt wird.

Achso ja, die Hoden hab ich in Narkose im Rahmen der diagn. Lap palpiert und bilde mir auch ein was getastet zu haben (bin jetzt aber wirklich nicht erfahren in der Untersuchung) hab aber die Urologen mal angesprochen, die meinten, dass eine peritoneale Metastasierung eines Hodentumors sehr ungewöhnlich wäre - aber wir dürfen ihn mal zum Uro-Konsil schicken.
Diff-BB ist auch n guter Vorschlag :-))

Fr.Pelz
29.01.2014, 18:41
So Auflösung. Heute kam die Immunhisto der PC - Primärtumorsitz im Pankreas. Gleichzeitig wurde aber auch die Biopsie des Magens nach erneuter Gastro ausgewertet. Magen-Ca. Magen ist wahrscheinlicher, weil es in der Gastro auch eine auffällige Verdickung der Magenwand gab (da hatte der Endoskopeur aber noch geschrieben, dass makroskopisch kein dringender Tumorverdacht besteht) und CT-morphologisch ist das Pankreas unauffällig.

FirebirdUSA
30.01.2014, 06:54
Mal zurück zu den Vorschlägen: Seit wann macht ein Lymphom oder ein HNO-Tumor eine auf den ersten Blick reine Peritonealkarzinose? Ich denke alles primär sinnvolle ist in diesem Zusammenhang ja schon gemacht worden, bei PC liegt der Focus eben meist intrabdominell und nicht wo anders.

alex1
04.02.2014, 12:04
Eigentlich ist es egal, ob man eine Woche früher oder später es weiss, wenn der Patient bereits eine nicht-kurable Metastasierung aufweist. Und das ist mit einer massiven Peritonealkarzinose definitiv so.
Einzige Möglichkeit, die in diesem Stadium noch kurabel wäre: Hodentumor.

Man kann über heroische Versuche mit HIPAC & Peritoneumausräumung sicherlich noch nachdenken, aber das sind Einzelfälle.

Mondschein
04.02.2014, 18:04
Nur interessehalber: Pankreas-/Magen-Carcinom oder eher GIST / NET oder sowas?

Fr.Pelz
04.02.2014, 18:51
Es war ein Adeno-Ca des Magens. Der Patient bekommt eine pall. Chemo.