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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Antibiotikum wortlos übern Tresen geschoben



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SkYSkYSkY
29.01.2014, 00:34
der apotheker ist für die beratung zuständig. da gibt es nichts zu diskutieren.
der arzt schreibt doch meistens eh immer das gleiche antibiotikum auf, als ob sich einer gedanken über den erreger machen würde..da wird höchstens noch überlegt, was besser ins budget passt...

Bei solchen Beiträgen biegen sich bei mir ganz automatisch die Zehnägel nach oben. Es ist nämlich exakt diese herablassende Arroganz, welche die Fronten zwischen den Berufsgruppen im Gesundheitswesen verhärtet.

Der Arzt ist der Profi, wenn es um die Diagnose und dazu passende Auswahl der Medikamente geht, auch wenn dir das nicht passt. Er hat nämlich in seinem Studium auch etwas gelernt, nämlich wie man aus der gesamten Information, die man vom Patienten erhält incl. körperl. Untersuchung, Labor evtl. apparativen Unteruchungen, Vorerkrankungen, Differentialdiagnosen, Erregerspektrum, lokale Resistenzlage und so vieles mehr am Ende das passende (in diesem Falle) Antibiotikum findet und rezeptiert. Diese Informationen hast du gar nicht und wenn, musst du auch erstmal gelernt haben sie zu interpretieren. Dazu gehört nämlich auch ein bisschen mehr als das theoretische Wissen, welche Diagnose man nach Schema F mit welcher Pille behandelt.

Ich im Gegenzug würde es mir nicht anmaßen, über die Herstellung, Kontrolle, Analytik und was weiß ich mit einem Apotheker zu diskutieren. Dafür ist er der Profi. Jeder sollte bei dem bleiben, was er kann.



ich meine, wer lernt in seinem studium etwas über beratung? und auch in hohem maße über pharmakologie? wer kann interaktionen oder wechselwirkungen besser beurteilen?

Ich habe jetzt keine Lust, die Approbationsordnung oder meine Studienordnung zu zitieren. Aber meine Ausbildung enthielt etliche Vorlesungen, Seminare, Rollenspiele über Beratung und Gesprächsführung. Allgemeine Pharmakologie und Toxikolgie, klinische Pharmakologie etc. wurde vom ersten klinischen Semester bis ins 8. mit etlichen Vorlesungen, Seminaren, Fallbesprechungen, auch am Patientenbett, unterrichtet.
Interaktionen und WW müssen in erster Linie vom Arzt bei der Verordnung beachtet werden, insofern spielen sie eine ebenso große Rolle in unserer Ausbildung. Ich will damit nur sagen, dass dieses "Apotheker sind die besseren Ärzte" Gelaber blödsinnig und kontraproduktiv ist. Jeder hat seinen Arbeitsbereich und seine Expertise. Man sollte dem Anderen zugestehen, dass er einfach einen völlig anderen Job mit anderen Aufgaben hat und in seinem Gebiet der Profi ist. Der Arzt stellt die Diagnose und wählt das Medikament mit der passenden Dosierung aus. Das ist sein Job, da ist er der Profi.




und jetzt mal nebenbei: der apotheker ist kein schubladenzieher, der die befehle des arztes ausführt.

Würd ich auch niemals behaupten. Aber da du es unprovoziert in den Raum geworfen hast, ist es wohl ein wunder Punkt bei dir.

Nurbanu
29.01.2014, 08:14
Sind denn überhaupt alle Angestellten der Apotheke Pharmazeuten? In einer mir bekannten Apotheke steht unter dem Namen nämlich teilweise PTA!

Minoo
29.01.2014, 12:40
Sind denn überhaupt alle Angestellten der Apotheke Pharmazeuten? In einer mir bekannten Apotheke steht unter dem Namen nämlich teilweise PTA!

nein natürlich nicht. Es muss mindestens immer ein ApothekerIn in der Apotheke sein, aber darüberhinaus arbeiten dort auch immer PTA's, sowie PKA's . Letztere dürfen jedoch keine Medikamente abgeben.
Eine PTA hat zwar nicht das vollständige Wissen wir ein PharmazeutIN, aber viele von denen haben richtig viel Ahnung und geben eine qualifizierte Beratung. Zumindest sind das meine Erfahrungen. Ich wollte dies nicht missen.

EVT
29.01.2014, 13:23
also, der patient, der auf dem weg von der Arztpraxis zur Apotheke sich nicht merken kann, wie viele Pillen er am Tag schlucken soll, soll seine Laborparameter auswendig wissen? :-D

das war ein scherz ;-)

ich zähle mich zwar auch zu den medizinern, aber manche hier bringen eine gewisse arroganz den apothekern gegenüber. das fängt schon damit an, dass man nicht gut informiert ist über das studium oder den beruf, aber trotzdem sachen wie den beratungsraum anzweifelt. nur weil man ihn selber noch nicht genutzt hat, heißt das ja nicht, dass es ihn nicht gibt.

also ist es gut, dass es dieses neue unterforum hier gibt. man könnte die neuen aber auch etwas netter begrüßen ;-)

Lissminder
29.01.2014, 14:10
" manche hier bringen eine gewisse arroganz den apothekern gegenüber."

wie wahr. :-Meinung. Dein Beitrag gefällt mir. Damit sollte man dieses Thema vielleicht stehen lassen.
Ich wollte mit diesem Thema bei Weitem keinen Hahnenkampf zwischen Medizinern und Pharmazeuten hervorrufen. Wie es scheint ist dieses Thema aber doch präsenter als ich dachte, wird aber noch im Stillen ausgetragen.
Umso mehr freue ich mich ebenfalls über die Eröffnung der Pharmazieforen. Vielleicht wärmen sich damit auch die etwas vereisten Fronton zwischen Medizinern und Pharmazeuten an. Ich bin pro interdisziplinären Austausch. Ein Fettes PLUS daher nochmal an Medi-learn für diese Möglichkeit.

Brutus
29.01.2014, 16:27
" manche hier bringen eine gewisse arroganz den apothekern gegenüber."


der apotheker ist für die beratung zuständig. da gibt es nichts zu diskutieren.
der arzt schreibt doch meistens eh immer das gleiche antibiotikum auf, als ob sich einer gedanken über den erreger machen würde..da wird höchstens noch überlegt, was besser ins budget passt...
auch rein rechtlich muss der apotheker den patienten aufklären, da dieser dafür verantwortlich ist.
ich meine, wer lernt in seinem studium etwas über beratung? und auch in hohem maße über pharmakologie? wer kann interaktionen oder wechselwirkungen besser beurteilen?
als ob der arzt jeder patientin, der er ein antibiotikum verschreibt, sagen würde: achtung ihre pille wirkt nicht, wenn sie dieses antibiotikum einnehmen :D:D also ich habe das noch NIE erlebt.
und jetzt mal nebenbei: der apotheker ist kein schubladenzieher, der die befehle des arztes ausführt.

wenn der apotheker der meinung ist, dass es das falsche antibiotikum ist, wird er den arzt anrufen und ihm nahelegen, evtl über die verschreibung nachzudenken.
das ist im übrigen nicht selten und wird von den meisten ärzten gerne entgegengenommen.

aber das ist dann doch die beraterische aufgabe des arztes, die ihr alle immer hervorhebt, dass er, wenn er viagra verschreibt, nach einer nitrateinnahme fragt?
der apotheker ist ja nicht dazu da, um die fehler des arztes auszubügeln..

natürlich. es geht darum, dass der arzt mist gebaut hat und es eigentlich nicht aufgabe eines apothekers ist, diese auszubügeln. ein guter arzt sollte seine patienten selber aufklären.
aber wenn es zu zwischenfällen kommt, ist der apotheker dran und nicht der arzt.

ps: und rein rechtlich ist es genauso, wie ich es dargestellt habe.

Ich habe da mal ein bißchen was zum Thema Arroganz zusammeneditiert... :-nix
Und das in Verbindung mit definitiv falschen / nicht vollständigen Aussagen finde ich jetzt nicht gerade die passende Art und Weise!
:-meinung


Ich wollte mit diesem Thema bei Weitem keinen Hahnenkampf zwischen Medizinern und Pharmazeuten hervorrufen. Wie es scheint ist dieses Thema aber doch präsenter als ich dachte, wird aber noch im Stillen ausgetragen.
Ich sehe da keinen Kampf. Mir kräuseln sich nur auch die Fußnägelchen hoch, wenn ich o.g. Aussagen lese! Ich sehe das so: wenn ich einem Patienten ein Medikament verschreibe (tue ich selten, kommt aber vor), dann mache ich mir darüber Gedanken (WW, UAW, etc.). Wenn ich jetzt irgendwas falsch mache und der Apotheker ruft mich deshalb an, ist das doch völlig in Ordnung. Wenn ich aber ein Antibiotikum für eine bestimmte Erkrankung verschreibe, dann habe ich mir das überlegt. Und dann finde ich o.g. Aussage schon sehr grenzwertig. Wie ich in einem früheren Post schon geschrieben habe: wenn es um die Selbstmedikation geht, soll und muss der Apotheker seiner Beratertätigkeit gerecht werden. Bei offensichtlichen Fehlern sehe ich das auch ein. Aber wenn wir jetzt dahinkommen, dass grundsätzlich meine Therapieentscheidungen infrage gestellt werden, dann werde ich unleidlich. Oder kennt der Apotheker mittlerweile die momentane Resistenzlage seiner Pappenheimer?


Umso mehr freue ich mich ebenfalls über die Eröffnung der Pharmazieforen. Vielleicht wärmen sich damit auch die etwas vereisten Fronton zwischen Medizinern und Pharmazeuten an. Ich bin pro interdisziplinären Austausch. Ein Fettes PLUS daher nochmal an Medi-learn für diese Möglichkeit.
Hier schließe ich mich voll und ganz an! Die Pharmazeuten fehlten hier bislang wirklich. Aber die vereisten Fronten sehe ich nicht wirklich. Und die Meinung von Einzelnen muss ja nicht die der Anderen sein! ;-)

Von daher: Herzlich Willkommen und viel Spaß hier. :-)

Phosphorsalzperle
31.01.2014, 17:30
Jo Hallo! ...zumindest ist das hier eine belebte Diskussion :)