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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Beratung bei Off-Label-Use



Lissminder
31.01.2014, 18:04
Hallo

dies richtet sich besonders an euch fertigen Apotheker oder auch PhiP's. Ein Thema, das mich schon länger interessiert, ist der Off-Label-Gebrauch von Medikamenten. Ich denke, dass ist keine Seltenheit in der Apotheke und ich frage mich, wie oder auch ob man als ApothekerIn darauf reagiert.
Ein gängiges Beispiel, von dem ich gehört habe, ist der Gebrauch von Prostatamedikamenten zB. dem Proscar bei Haarausfall.
Der gleiche Wirkstoff befindet sich in dem gut fünfach so teuren Propecia, das hingegen für den Haarausfall zugelassen ist.
Wie ist das nun hinter dem Thresen, wenn sich der Verdacht des Off-label-Gebrauches schnürt? liegt es in der Verwantwortung des Apothekers da nach zu haken und passiert das tatsächlich in der Praxis? Irgendwo kann ich die Leute verstehen, ist nun ja einfach mal ne Kostenfrage. Auf der anderen Seite muss und sollte Medikamentenmissbrauch vorgebeugt werden.

Phosphorsalzperle
31.01.2014, 18:42
Bin zwar noch Student, aber sollte mir das später bei einem Patienten verstärkt auffallen, so würde ich ihn darauf ansprechen. Dabei ist eben kommunikatives Geschickt gefragt.
Schade, dass man rhetorisch dazu so wenig im Studium lernt.

abcd
31.01.2014, 20:54
OT: weil ich gerade schon zum 2. Mal darüber gestolpert bin: Tresen.

Coxy-Baby
31.01.2014, 21:36
Proscar ist doch mit Rezept, also muss er beim Arzt gewesen sein, also kann es dir doch Wurst sein, ob Off-Label oder nicht...

Brutus
31.01.2014, 21:48
Nicht nur Proscar. Propecia auch. Und so unterschiedlich ist der Preis laut roter Liste gar nicht. Mal abgesehen davon, dass im Proscar 5mg Finasterid ist, im Propecia nur 1mg. :-nix
Da aber beides der Rezeptpflicht unterliegt, sollte die Off-Label-Geschichte ja von einem Arzt abgesegnet sein.
Was soll die Frage also bezwecken? Willst Du jeden Off-Label-Use hinterfragen? Könnte sehr zeitaufwändig werden. Die meisten Medikamente sind schon mal nicht für Kinder zugelassen. Die Dermatologen spielen gerne mit Off-Label-Medis rum. In der Palliativ genauso.
Und alle haben eins gemeinsam: Rezeptpflicht! Insofern verstehe ich die Ausgangsfrage nicht wirklich! :-nix

EVT
01.02.2014, 16:00
naja, es gibt patienten, die immer zu verschiedenen ärzten gehen, um ihre rezepte zu besorgen, dann diese aber immer in der gleichen apotheke einlösen. :-oopss selber schon erlebt, zum glück gibts dann aufmerksame apotheker, die den arzt dann mal anrufen. besonders beliebt bei medikamentenabhängigen patienten.
man muss dem arzt auch nicht immer die wahrheit erzählen... prostataprobleme kann man sich ausdenken und wenn z.b. der hausarzt keine lust auf eine untersuchung hat oder man erzählt, dass man schon beim urologen war und nur ein folgerezept braucht etc, gibt genug möglichkeiten. außerdem hat man dann die fünffache dosis, vllt. teilen sie dann die tabletten oder so.

muss man off-label medikamente nicht immer auf einem privatrezept verschreiben? das würde dann auch schonmal auffallen bei einem gesetzlich versicherten patienten.
edit: habs nachgelesen. anscheinend nicht immer, aber meistens. die wenigsten medikamente sind durch die prüfung gegangen und dürfen auf kasse verordnet werden.

Coxy-Baby
01.02.2014, 17:00
Man muss das hier mal klar differenzieren, Patient jede Woche mit nem Rezept über N3 Benzos, da darf man gerne mal anrufen und nachfragen, aber jemandem der Finasterid auf dem Rezeptblock hat Nach Off-Label zu fragen ist schon grenzwertig....und zum Thema "Hausarzt und kein Bock auf Untersuchung" es gibt genügend Erkrankungen die man auch mal probatorisch (an)behandelt, jemandem mit mal Sodbrennnen kann man ja auch (erstmal) nen PPI verschreiben, da schickt man ja auch nicht jeden sofort zur ÖGD....Und zum Teilen einer Tablette auf 5 kann man ja gerne mal versuchen, dürfte interessant werden.

EVT
01.02.2014, 17:12
na auf 5 teilen geht schlecht, aber durch 2 geht eigentlich immer und viermal oft auch. das bisschen höhere dosis stört den mann dann wohl nicht, wenn er sich am off label use auch schon nicht stört. viel hilft schließlich viel ;-)
es geht bei dem verdacht auf off-label use hier wohl eher um einen patienten, der öfter kommt. denn wie soll man beim ersten mal direkt den verdacht haben?
natürlich muss man nicht bei allem sofort die komplette diagnostik machen, daher ist es ja auch einfach, an bestimmte medikamente zu kommen.

Coxy-Baby
01.02.2014, 20:22
Was hat Frequenz des Besuchs mit Off-Label Verdacht zu tun?

Lissminder
01.02.2014, 20:57
Ok klingt so als würde der Off-label-Use in der Praxis nicht häufig vorkommen, sondern alles recht safe über Rezeptpflicht abgewickelt sein.
In der Vorlesung wird so etwas nur häufig angesprochen, daher die Ausgangfrage. Dachte es wäre ein Thema, mit dem man öfter konfrontiert werden würde.

Ulle
02.02.2014, 19:24
Ich hab von dem Medikament keine Ahnung, bin weder in der Dermatologie noch in der Urologie. Und es mag ja formal offlabel-Gebrauch sein, wenn es das Proscar nicht in einer indizierten Dosis für die Alopezie gibt, aber wenn der Patient sich und ggf. der KK durchs teilen der Tablette Geld spart, nenn ich das gesunden Menschenverstand. Da spart man laut Roter Liste immerhin 75% der Kosten (Preis pro Tablette +/- identisch).

Brutus
02.02.2014, 19:49
... aber wenn der Patient sich und ggf. der KK durchs teilen der Tablette Geld spart, nenn ich das gesunden Menschenverstand. Da spart man laut Roter Liste immerhin 75% der Kosten (Preis pro Tablette +/- identisch).


98 PROPECIA-Tabletten kosten 374 DM. Damit realisiert die Firma MSD einen "Aufschlag" für das Lifestyle-Arzneimittel von über 500%: Für 1 mg Wirkstoff als PROPECIA sind 3,82 DM aufzuwenden, als PROSCAR 0,60 DM. Wer glaubt, mit einem Tablettenteiler Kosten sparen zu können, sieht sich getäuscht. MSD hat vorgesorgt und bietet PROSCAR in einer eiförmigen Tablettenform an, die ein kalkulierbares Teilen unmöglich macht.
Es gibt sicher Medikamente, bei denen ein Teilen möglich ist. Aber so würde ich die Finger davon lassen. :-nix

EVT
03.02.2014, 18:39
man muss natürlich gucken, dass man die tabletten auch teilen kann. bei diesen kapseln, wo die kleinen perlen drin sind, geht es ja auch nicht.^
aber ist msd der einzige anbieter?

miss p
03.02.2014, 21:45
da wir hier im pharmaziebereich sind: mit den kleinen perlen meinst du sicherlich pellets oder? :D

Muriel
04.02.2014, 20:45
Nee danke, wir heizen mit Erdwärme :-))

Nemesisthe2nd
09.02.2014, 14:40
off-label kommt doch dauernd vor... viel auch in der pädiatrie, auch weil für die ganz kleinen vieles einfach nicht zugelassen ist. Und die Hersteller eintsprechende Studien nicht durchführen weil es nicht rentabel ist....

oder die Frechheit mit Avastin und Lucentis passiert... scheininnovation und dann den 5-fachen Preis verlangen. Ist doch klar das da dann mit off-label versucht wird Kosten zu sparen.