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TorVeti
05.02.2014, 18:14
Hey!

Mich würde mal interessieren wie ihr darüber denkt....
Das leidige Thema der Kastration verfolgt mich im Bekanntenkreis, an der Uni und auch in der Praxis wo ich manchmal aushelfe.

Die am häufigsten gestellten Fragen:

- Kastration, ja oder nein?
- chemische Kastration des Rüden mittels Suprelorin-chip?
oder normale Kastration?
- die Hündin lieber Abspritzen, somit den Zyklus unterbrechen mittels Delvosteron- Injektion?
oder normale Kastration
- Kastration der Hündin vor der 1. Läufigkeit, oder danach?
- Kastration des Katers bevor er anfängt zu markieren, oder danach?
- wann ist es für eine Kastration zu spät?
- Katzen oder Kater kastrieren auch wenn sie KEINE Freigänger sind?

Es wäre schön wenn wir die Fragen hier mal zusammen nach und nach erörtern bzw. besprechen können.
Die Meinungen und Erfahrungen werden, bezüglich dieses umfangreichen Themas, bestimmt auseinander gehen!
Dennoch finde ich es wichtig sich die verschiedenen Sichtweisen mal zu Gemüte zu führen :-))

Ich freue mich auf eine heiße Diskussionsrunde!

Lg

Viehdoc
05.02.2014, 19:01
Hey,

ich muss ganz ehrlich sagen: ich hab nicht so viel Ahnung von Kastrationen, was es für Methoden gibt usw. usw.
Aber ich seh das so: warum sollte man einer Katze bzw. einem Hund eine "chemische" Kastration antun, und sie oder ihn unter ständigen Hormoneinfluss stellen, wenn man das ganze mit einer einzigen kleinen OP beenden kann?
Das Risiko heutzutage, dass da ein Tier nicht wieder aufwacht, ist ja verschwindend gering. Ja, es ist Stress für das Tier und die postoperativen Schmerzen blablabla, aber genauso Stress sind eben diese Hormone. Ich mein wieviele Frauen haben Probleme mit der Pille o.ä.? Und wer sagt uns, dass die Katze oder der Hund nicht genauso leidet und wir es nur nicht merken?

Meine Katze wurde kastriert als sie ganz klein war, jetzt ist sie 6 und alles ist vergeben und vergessen, zum Tierarzt gehts nur noch zum impfen oder wenn sie tatsächlich mal krank ist. Aber nicht, um ihr irgendwelche Hormone zu verpassen.

Und ich würde auch eine Katze kastrieren, die kein Freigänger ist, allein schon, um mir und ihr/ihm den Stress zu ersparen. Ich mein, das ist das Anzeichen für Paarungsbereitschaft bei der Katze und ich kann mir schon vorstellen, dass es für das Tier stressig ist, wenn sie das nicht ausleben kann ;). Und wer hat schon gerne ein Haustier, was die ganze Wohnung markiert, was durchaus bei einigen vorkommen soll?

So, und jetzt könnt ihr mich virtuell "mit Steinen bewerfen " :P

LG

Nette
05.02.2014, 19:52
:-D also ich denke wir sind alle Froh über die unterschiedlichsten Meinungen....nur so lernt man!
Ich bewerfe dich nicht mit "virtuellen Steinen" Viehdoc ;-)

Um meine Meinungen oder Erfahrungen hier zu teilen....da könnt ich jetzt ewig schreiben.
Wo wir uns als Tiermediziner jedoch alle einig sein sollen/ müssen:
!!!! KEINE Kastration bzw generelle OP OHNE Indikation!!!!

"Indikation" ist natürlich auch ein weitläufiger Begriff...das finde ich auch.
Zuerst wäre es sinnvoll darüber nachzudenken, was wir mit einer Kastration bezwecken wollen???
- hormonellen Streß verhindern
- durch Hormone induzierte Erkrankungen vermeiden
- bei negativen Verhalten einlenken etc.

Somit wäre und sollte eine Kastration immer individuell für das Tier betrachtet werden!

Fakten sprechen für sich:
- Rüden kastrieren = Vermeidung zur Ausbildung eines Prostata Problems in der Zukunft
- Hündin kastrieren = Vermeidung zur Ausbildung von Mammatumoren + Vermeidung von Pyo-/ Hämometra
- Katze/ Kater kastrieren die Freigänger sind = Vermeidung von starken Revierkämpfen + keine Überpopulation von "herrenlosen Katzen"
- Kastration mittels Chip hilft NUR individuell
- Unterdrückung der Läufigkeit (z.B. mit Delvosteron) kann auch zu einer Endometritis oder Pyometra führen + Hündinnen und Kätzinnen, welche im Proöstrus behandelt wurden, können trotz abklingender Östrussymptome noch 1 Woche fertil bleiben!
- unkastrierte Kätzinnen können Dauerrolligkeiten entwickeln und neigen zu Ovarialzysten
- kastrierte Tiere müssen anders ernährt werden, da sie danach einen anderen Umsatz der Nährstoffe haben und leichter "ansetzen"
- Hündinnen vor der 1. Läufigkeit kastrieren = KEIN Zyklus, somit Minimierung der Ausbildung von Mammatumoren
- Tiere generell frühzeitig kastrieren= KEIN vollständiges Wachstum und Ausreifung der sekündären Geschlechtsmerkmalen (da die Hormone dafür wichtig sind!) + das Fell kann sich nicht richtig ausbilden + das Verhalten kann nicht auf "erwachsen"- reifen

Ihr seht, es gibt vieles auf der Pro- & CONTRA- Seite!
Meine Meinung und Erfahrung ist: mit dem Besitzer reden, über alles aufklären, das Tier kennen lernen und individuell für das Tier + Besitzer entscheiden!

Lg, Nette

Viehdoc
05.02.2014, 20:19
Hehe, danke für die ausbleibende Steinigung ;)

Ich denke einfach: eine Indikation lässt sich bei der Kastration von Katzen und Hunden immer finden und wenn es nur die ganzen Tumorrisiken sind.

Das mit der Ernährung von kastrierten Katzen kann ich übrigens voll und ganz unterschreiben... Meine Katze lebt zu Haus bei meinem Dad und meiner Oma: "Ach du arme kleine Mietzekatze, willst du noch ein Leckerli? Na kooomm, eins geb ich dir noch."
Das ist manchmal echt zum Mäuse melken, das sag ich euch. Wenn ich dann zu Haus bin, gehts wieder auf Diät :D
Ihr Überbleibsel von der OP ist ein Hautlappen unterm Bauch, den sie nun mit sich rumträgt, wie ein kleines Hängebauch-Schwein. Obwohl sie insgesamt eigentlich wirklich nicht fett ist, auch wenn sie zeitweise mal ein bisschen zu viel zugesteckt kriegt ;).
Haben das viele Katzen nach der Kastration? Woher kommt sowas?

Nette
05.02.2014, 20:49
Der "Hängebauch" ist tatsächlich NICHT die Folge einer Kastration, sondern die Folge von falscher Fütterung von kastrierten Tieren ;-)
Operierte Tiere produzieren keine Hormone mehr, somit stellt sich der Stoffwechsel um und sie verbrauchen vom angebotenen Futter viel weniger Kalorien als vorher.
Am kritischsten sind die ersten zwei Monate nach der Kastration. Der Energiebedarf ist dann im Vergleich zur Zeit vor der Operation reduziert, der Appetit bleibt allerdings der Gleiche.
Eine ausgeglichene Zusammensetzung bieten kalorienreduzierte Alleinfutter. Sie machen satt, weil sie mehr Rohfaser (Rfa) enthalten.

Und was ich noch zum Markierverhalten der Kater sagen wollte:
-> sobald ein Kater in seiner normalen Entwicklung gelernt hat zu markieren und dies über mehrere Tage ausgelebt hat, ist es nicht mehr zu garantieren, dass er dies Verhalten nach der Kastration einstellt!

Viehdoc
05.02.2014, 20:58
Ernsthaft?? Kriegt man den mit ner Diät wieder weg?

Bisher wurde mir beim Tierarzt immer gesagt, dass sie ein super Gewicht für eine Europäisch Kurzhaar hat und sie sieht auch insgesamt nicht dick aus. Das einzige ist halt wirklich dieser Lappen unterm Bauch ^^.

Nette
05.02.2014, 21:24
OK, dann hatte ich deine Frage falsch verstanden bzw falsch beantwortet ;-)

Der "Hängelappen" ist eine Bindegewebsschwäche die die Tiere nach der Kastration entwickeln....genauer kann ich das jetzt nicht erklären, sorry! Den bekommt man natürlich nicht mit einer Diät weg.

Mit "Hängebauch", dachte ich, meintest du den dicken Speckbauch :-))
Der kommt dann halt von der falschen Fütterung.

Viehdoc
06.02.2014, 12:38
Puuuh und ich dachte schon: nu bin ich schon angehende Tierärztin und kriegs noch nichtmal selber hin meine Katze auf Idealgewicht zu halten :D
Kriegen Hündinnen sowas denn auch?

Nette
06.02.2014, 17:02
Hündinnen können andere Probleme entwickeln!

Gerade große Hündinnen können eine kastrationsbedingte Harninkontinenz ausbilden.
Man hat festgestellt, dass der Verschluss in der Harnröhre im Zusammenhang mit dem Wegfall der Eierstockshormone nachlässt. Der Geschlechtshormonmangel hat demnach einen wichtigen Einfluss auf die Entstehung der Harninkontinenz, ist aber nicht allein für diese Kastrationsfolge verantwortlich.
Allerdings werden nur diejenigen Hündinnen inkontinent, bei denen der Verschluss extrem stark nachlässt.
Das Harnträufeln tritt in vielen Fällen erst mehrere Jahre nach der Kastration in Erscheinung, sodass ein Zusammenhang nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Bei einigen Hündinnen kann die Inkontinenz sofort nach der Operation auftreten, bei anderen kann es bis zu 12 Jahre dauern bis sie zu tröpfeln beginnen. Meistens tritt die Inkontinenz innerhalb der ersten 3 Jahre nach der Kastration auf.

DrJoa
06.02.2014, 17:14
hallöchen,

interessantes thema ;).
also nach dem, was ich hier jetzt so gelesen hab wär ich mir auf jeden fall bei der hündin nicht mehr so sicher, ob ich sie kastrieren lassen würde. aber irgendwie hat man ja nur die wahl zwischen pest und cholera oder? ich mein: wenn ich sie nicht kastriere, gibt es die gefahr von mammatumoren usw., bei chemischer kastration pyometra-gefahr und wenn ich sie doch kastrieren lass, hab ich vielleicht nen "undichten" hund?? man man, so richtig die optimale lösung ist ja noch nicht dabei.

kann man denn gegen diese harninkontinenz bei der hündin irgendwas tun?

bei katzen muss ich sagen: ich finds richtig, wenn die landwirte endlich ihre ganzen katzen kastrieren und nicht mehr die kleinen in nem jutesack ertränken oder sonstwie um die ecke bringen. das ist teilweise ganz schön schlimm gewesen früher... ob ich nun eine wohnungskatze kastrieren würde, würd ich von dem jeweiligen fall abhängig machen. wie ist denn das, wenn die katze einmal rollig war und man merkt: oh oh, geht gar nicht, kann man sie dann kastrieren lassen und sie macht das nicht wieder? oder ist das sozusagen ein erlerntes verhaltensmuster und sie benimmt sich trotzdem manchmal so?

vg Jo

Blümchen96
07.02.2014, 16:16
Hallöchen!
Hmm, sind Kastrationen wirklich nötig? Das ist doch der normale hormonelle Weg der Tiere :-/ Ich fänd es schlimm wenn sich auf einmal das Wesen meines Tieres verändert, oder das Fell struppig wird, oder die Hündin gar inkontinent würde.

Feuerblick
07.02.2014, 16:38
Blümchen... du hast die Auflistungen da oben aber schon gelesen, oder? Da steht doch, warum die eben ganz oft nötig sind... Der "normale hormonelle Weg" der Tiere sieht nämlich eigentlich regelmäßige Vermehrung vor, soweit Mutter Natur das zulässt. Da aber unsere Haustiere ihre Hormone nicht mehr so ausleben können, wie das von der Natur eigentlich gedacht war, geraten sie dadurch auf mehr als eine Art und Weise in gesundheitliche Gefahren. :-nix

Blümchen96
07.02.2014, 16:51
Sie sind "eben ganz oft nötig", aber dann ja nicht immer!? Ich kenne viele die sagen "vorsorglich mach ich das mal", selbst wenn keine Probleme da sind und dann sind Tiere nicht ausgewachsen, haben Fell und Haut Probleme. Und es ist ja schon eine Operation! Ist es denn sicher gesagt, dass jede Hündin Mammatumore oder eine Pyometra entwickelt?

Blümchen96
07.02.2014, 16:55
Ich will den Tieren ja nur keine unnötige OP zumuten :-/ Verstehe aber auch schon was "da oben" aufgelistet steht! Ich bin auch nicht generell dagegen!

Brutus
07.02.2014, 17:01
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Feuerblick
07.02.2014, 17:05
Woher hast du denn das Märchen mit dem "nicht ausgewachsen" oder gar die Fellprobleme? Ich habe selbst zwei kastrierte Vierbeiner und kenne ausschließlich kastrierte Katzen. Keine davon hat Fellprobleme, ist "fehlgewachsen" oder sonstwas. Sind alles kerngesunde Tiere, die den Stress der Rolligkeit oder der Partnersuche getrieben von Hormonen nicht mehr haben. :-nix Und der Geruch von markierendem Kater in der Wohnung ist nun auch nicht so schön... Für all das eine kleine, recht risikoarme OP und gut is.
Anders gefragt: Woher willst du denn vorher wissen, ob genau DER Hund oder DIE Katze ohne Kastration keine ernsthaften Probleme bekommt?

Nette
07.02.2014, 17:27
Hallo Blümchen.
Ich will jetzt hier auf keinen Fall auf dich losgehen, denn dies ist ja hier eine Diskusionsrunde!
Ganz ehrlich kenne ich die verschiedensten Meinungen und Ansichten bezüglich der Kastration. Und genau deshalb sollte sich jeder mehr darüber informieren.
Studien sprechen für sich und die Erfahrungen natürlich auch!
Jede Op birgt gewisse Risiken für sich. Dennoch sind Kastrationen routinemäßige Eingriffe, die
1. jeden Tag gemacht werden
2. und deshalb auch nicht lange dauern.
Vor jeder Op sichern sich die Ärzte ab, ob die Narkose von den jeweiligen Tieren auch vertragen werden kann (Herz abhören und ggf auch ein Blutbild anfertigen).
Um einer risikoreichen Op vorzubeugen, weil mein Hund/ meine Katze später ggf. eine Pyometra entwickelt, würde ich mein Tier auf jeden Fall kastrieren.
Du wirst in der Praxis schnell merken wie oft du ein unkastriertes Tier in die Praxis bekommst, welches dann einer risikoreichen Op unterzogen werden muss, weil es an einer hormonellen Geschichte erkrankt ist!
Ganz ehrlich bin ich nicht bereit mein Tier diesem auszusetzen!
Aber das muss auch jeder selbst entscheiden.

Und ja....es gibt auch negative Auffälligkeiten nach einer Kastration (s.Liste). Aber diese sind auch nur KANN-Folgen!

TorVeti
07.02.2014, 17:31
:-P oh ha! Da hab ich aber was angefangen^^
aber es sollte ja auch kräftig diskutiert werden, also weiter so!

Viehdoc
07.02.2014, 18:15
Das Problem, wenn man z.B. einen Kater erst später kastriert, ist ja, dass er gegebenenfalls weiterhin die Wohnung markiert, einfach weil er das ja immer gemacht hat.
Und wie Nette schon sagt: man kann dem Tier eventuell wirklich vieles ersparen, wenn man sich gleich für eine Kastration entscheidet.
Und was man ja auch bedenken muss: wenn man seine Hündin z.B. nicht kastrieren lässt und man passt ein einziges Mal in der Läufigkeit nicht auf, könnte man hinterher ziemlich viel Nachwuchs haben... ich mein jeder ist nur ein Mensch und es kann einfach immer passieren ;)

DrJoa
09.02.2014, 15:17
hallöchen,

ich hab mal gehört, dass es gerade bei katzen, die einmal tragend waren schwierig ist, den geeigneten zeitpunkt zu finden für eine kastration. besonders problematisch halt wenn sie freigänger sind oer gar komplett draußen leben.
was macht man da am besten? man kann sie ja schlecht kastrieren solange die jungen noch säugen, aber zu lange darf man ja sicher auch nicht warten, weil dann ist sie ja vielleicht schon wieder tragend...

vg Jo