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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kombination von Ca-Blockern mit betablockern?



Lissminder
12.02.2014, 14:10
Hallo zusammen,

kann mir jemand bei folgender Frage weiterhelfen?

Worin besteht dir Gefahr bei gleichzeitiger Gabe von Calciumkanalblockern und beta-Blockern und unter welcher Vorraussetzung können jeweilige dennoch kombiniert werden ?

miss p
12.02.2014, 14:50
die erste gefahr, die mir spontan einfällt, ist eine hypotonie. beide reduzieren ja den blutdruck auf unterschiedlichen wegen und zeigen additive effekte.
man kombiniert diese dennoch, wenn zb der blutdruck bei hochrisikopatienten noch nicht genug gesenkt wurde.

Brutus
12.02.2014, 15:27
Ähhhm ja. Die Hypotonie kann auftreten, aber die eigentliche Gefahr bei gleichzeitiger Gabe von Betablockern und Ca-Antagonisten ist die Bradykardie bis hin zum AV-Block.
Deswegen sollte man sich sehr gut überlegen, ob man einem Patienten aufgrund einer Hypertonie gleichzeitig diese beiden Medikamentengruppen geben sollte. Da gibt es deutlich ungefährlichere Therapien, oder wie mein ITS-OA damals sagte: Ja, man kann das so machen. Aber dann sollte man Kardiologe auf dem Namensschildchen stehen haben... :-nix

miss p
12.02.2014, 15:30
aber kommt es da nicht auf die art des ca antagonisten an? dihydropyridin derivate steigern ja die herzfrequenz wärend verapamil und diltiazem die herzfrequenz senken. ich denke, es wurde eine allgemeine antwort gefordert..

Gesocks
12.02.2014, 15:54
Kommt es. Kombination von Verapamil, Diltiazem mit Betablockern ist wegen klinisch relevanten Synergismus am AVN kontraindiziert. Nifedipin kann man machen.

Brutus
12.02.2014, 15:55
Du forderst eine allgemeine Antwort und differenzierst dann die einzelnen Stoffe der Ca-Antagonisten? :-nix
Mittlerweile hast Du z.T. recht. Es gibt gewisse Kombinationen, die man durchaus gibt. Kontraindikation ist m.W.n. immer noch die vorbestehende Bradykardie. Die "Kontraindikation" kein Betablocker, wenn Ca-Antagonisten anwesend sind stammt halt noch aus der Zeit, in der Diltiazem und Verapamil die hauptsächlich verschriebenen Medikamente dieser Gruppe waren.

miss p
12.02.2014, 15:57
ich meinte als allgemeine antwort, dass man nicht pauschal sagen kann: beta blocker und ca antagonist zusammen sind ok.

EVT
12.02.2014, 15:57
es gibt da doch bestimmt leitlinien zu :-))
meistens ist man doch beim kardiologen, wenn man solche probleme hat oder nicht?

Shizr
12.02.2014, 16:05
Worin besteht dir Gefahr bei gleichzeitiger Gabe von Calciumkanalblockern und beta-Blockern und unter welcher Vorraussetzung können jeweilige dennoch kombiniert werden ?
Was Brutus geschrieben hat: Verapamil/Diltiazem plus Betablocker ergibt unter Umständen einen hochgradig bradykarden, im schlimmsten Fall auch unnötig (der Jurist würde möglicherweise "grob fahrlässig" dazu sagen) ums Leben gebrachten Patienten.
Sollte man besser bleiben lassen, kann furchtbar in die Hose gehen.


Dihydropyridine plus Betablocker kann man machen (ist aus meiner Erfahrung auch keine besonders seltene Kombi, Amlodipin+Bisoprolol ist ja echt häufig), ist halt wie viele Blutdruckmedis synergistisch und man muss ein bisschen gucken, dass der Druck nicht zu sehr abschmiert.

Brutus
12.02.2014, 16:22
es gibt da doch bestimmt leitlinien zu :-))
meistens ist man doch beim kardiologen, wenn man solche probleme hat oder nicht?
Ist bestimmt in irgendwelchen Leitlinien mit drin. :-)
Tja, das Problem ist ja, dass manchmal Patienten nachts in nicht häuslichem Umfeld einer Intensivstation von blutjungen Assistenten betreut werden. Und da kann sich dann mal zusätzlich zu der bestehenden Medikation ein Beloc mit auf dem Anordnungsbogen schleichen, weil es damals als Prophylaxe bei KHK Patienten prä/postop gerne mal angeordnet wurde...
Und dann kann es halt am nächsten Morgen zu Unstimmigkeiten mit dem zuständigen OA kommen, mit eben o.a. Spruch. :-))
Und dies war eben jene Zeit, in der Verapamil / Diltiazem quasi jeder Patient mitbrachte, der was auf sich hielt... :-))

Evil
12.02.2014, 17:05
es gibt da doch bestimmt leitlinien zu :-))
meistens ist man doch beim kardiologen, wenn man solche probleme hat oder nicht?
Nö. Medikamentöse Einstellung eines Bluthochdruckes mit First-Line-Antihypertensiva (ACE-Hemmer, ATI-Antagonisten, Diuretika, Ca-Antagonisten vom Nifedipin-Typ, Betablocker bei KHK-Patienten) bzw. deren Kombinationen sollte jeder Hausarzt beherrschen.

Die Kombination Verapamil + Betablocker gibt es in ausgesuchten Einzelfällen tatsächlich, dafür braucht man aber dann doch einiges an kardiologischer Erfahrung.

Lissminder
13.02.2014, 20:47
Danke an die vielen Antworten und die anregende Diskussion. Ich glaube so lässt es sich ganz gut abspeichern