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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Homöopathie- ja oder nein?



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Viehdoc
23.04.2014, 21:21
Mit derselben Argumentation könnte ich zur Aufbesserung meines Gehaltes auch heisse Würstchen auf der Intensivstation oder Popcorn im Rettungsdienst verkaufen. Sorry, (Tier-)Mediziner sind Mediziner und sollten sich an Medizin halten. Wirtschaftliche Argumente sind zwar naheliegend, aber dennoch machen sie das ganze nicht richtiger.

ihr wollt mir jetzt ernsthaft erzählen, dass wenn ihr zwischen Überleben der Praxis und Aufgabe aufgrund eurer Prinzipien entscheiden müsstet, euch für eure Prinzipien entscheiden würdet?!?
Ihr solltet euch im Ernst mal in diese Lage reinversetzen und euch überlegen was ihr wählen würdet. Weil hinterher kann es nämlich so laufen, dass ihr als Angestellter in ner Praxis oder Klinik arbeitet, wo der Chef euch sagt: wenn der Patientenbesitzer homöopathische Mittel will, kriegt er sie. Und dann steht man wieder vor dem gleichen Mist.
Natürlich rechtfertigt es nicht, jedem gleich Homöopathie anzudrehen (das würde ich zum Beispiel auch nicht tun), trotzdem gibt es da nicht so ein schwarz und weiß wie es hier grad dargestellt wird.

Sebastian1
23.04.2014, 22:14
Naja, du willst mir ja auch ernsthaft erzählen, dass das Überleben einer beliebigen tierärztlichen Praxis vom Angebot auf Anfrage von Homöopathika abhängig ist... Und löse dich doch mal vom "was wäre, wenn ich anders kein Geld verdienen kann" - und konzentriere dich auf das, was ich tatsächlich schrieb: es wird nicht richtiger.
Es wird auch nicht richtiger in einem Abhängigkeitsverhältnis. Ich kenne durchaus Situationen, wo ich als nachgeordneter Arzt eine eigene Meinung hatte, sie aber nicht nach aussen offen repräsentieren durfte. Ja, das kann einen in Gewissenskonflikte bringen. Hierbei ging es allerdings durchgängig um Fragen, bei denen man durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann ("soll die Intensivtherapie bei x noch zielführend fortgesetzt werden?"), nicht darum, ob ich nachgewiesenermaßen unwirksame Therapien anwende.

In anderen Bereichen gab es da durchaus spektakuläre Prozesse, wie zB den Fall des chir. Chefarztes, der Zitronensaft zur Wundbehandlung einsetzte.
Im Zweifelsfall muss sich jeder von uns auch vor Gericht für seine therapeutischen Entscheidungen verantworten und ihre Statthaftigkeit belegen können.

Ich bleibe dabei: Für die Anwendung von Homöopathie durch Ärzte (egal ob Human/Tier/Zahn) oder die Abgabe durch Apotheken besteht genau Null Evidenz. Im Gegenteil, es besteht eine Evidenz der Unwirksamkeit. Jegliche Argumentation kann nur auf den eigenen monetären Nutzen zielen. Und da aufgrund der falsifizierten Idee des Grundprinzips auch keine neue Studienlage zu erwarten ist, sollte man das ganze einfach konsequent meiden.

Absolute Arrhythmie
11.06.2014, 16:21
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/homoeopathie-wieso-es-einen-placeboeffekt-bei-tieren-gibt-a-974333.html

Aktuelles Interview zum Thema Wirksamkeit von Homöopathie bei Tieren ;-)

Nette
11.06.2014, 20:33
Schöner Artikel ;-)

Also ich rede auch mit meinen Pflanzen, habe einen grünen Daumen, aber Homöopathika bekommen die bestimmt NICHT!!!! :-))

Shantao
11.06.2014, 22:45
Hm, bei mir überlebt ja nicht mal ein Kaktus, vielleicht probiere ich mal Globuli :-))


Wir verkaufen in unserer Klinik keine homöopathische Mittel, allerdings werde ich schon hin und wieder danach gefragt. Naja, und wenn die 10-Jährige mich dann bittet, ihrem Pony in der Intensivbox die von zu Hause mitgebrachten Globuli geben zu dürfen, die ihr ja auch immer so gut helfen... von mir aus. Ich kläre die Besitzer darüber auf, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit gibt, aber letztendlich können sie ihrem Pferd ja füttern was sie wollen.
Manchmal geht es auch nur darum, dass sich der Besitzer besser fühlt. Wenn er ruhiger schlafen kann, weil sein Pferd noch zusätzlich zu unserer Behandlung irgendwas Homöopathisches von ihm bekommen hat, hacke ich nicht weiter auf dem Thema rum. Dem Tier schadet es nicht und wenn ich meiner Aufklärungspflicht nachgekommen bin, muss ich es gut sein lassen.

Elvira93
12.06.2014, 13:04
Das finde ich eine gute Regelung. Mehr als die Besitzer aufklären kann man halt nicht. Und selbst wenns wie in dem Artikel erwähnt nur dadurch hilft, dass der Besitzer entspannter ist und das aufs Tier überträgt...

EVT
13.06.2014, 00:05
Schöner Artikel ;-)

Also ich rede auch mit meinen Pflanzen, habe einen grünen Daumen, aber Homöopathika bekommen die bestimmt NICHT!!!! :-))

Wenn dann ja auch Phytotherapie, es gilt: Similia similibus curentur. ;-)

Viehdoc
15.06.2014, 19:43
Wenn dann ja auch Phytotherapie, es gilt: Similia similibus curentur. ;-)

Jedem das Seine oder wie war das noch? ^^ Wer meint, dass seine Pflanzen das brauchen, bitteschön :-))
Mein Opa hat auch einen grünen Daumen, das ist echt unglaublich, die wachsen und gedeihen... ganz ohne Phytotherapie :P

DrJoa
16.06.2014, 15:32
meint ihr es gibt ernsthaft leute, die ihren pflanzen globulis geben?!?

Muriel
16.06.2014, 18:26
Warum sollten sie ihren Pflanzen mehr Achtung und Respekt entgegenbringen als ihren Kindern? Von daher: ja.

Nickel1992
17.06.2014, 11:45
oh man ey, das ist jawohl echt ein schlechter Scherz XD. Ob die schonmal was von Dünger gehört haben? ^^

Viehdoc
20.06.2014, 11:03
Zum Thema Homöopathie wirkt nicht:
Bei uns hat grad ein Prof von einem Fall berichtet da wurde Eigenbluttherapie mit irgendeinem Homöpathikum durchgeführt. Nach der 8. Injektion ist das Pferd nach einer Minute einfach tot umgekippt. Es stand "langsam injizieren" auf der Verpackung. Und es war nachweislich das homöopathische Mittel ;). Ziemlich krass... und das war wohl ein seeeehr teures Pferdchen...

Elvira93
24.06.2014, 16:33
Zum Thema Homöopathie wirkt nicht:
Bei uns hat grad ein Prof von einem Fall berichtet da wurde Eigenbluttherapie mit irgendeinem Homöpathikum durchgeführt. Nach der 8. Injektion ist das Pferd nach einer Minute einfach tot umgekippt. Es stand "langsam injizieren" auf der Verpackung. Und es war nachweislich das homöopathische Mittel ;). Ziemlich krass... und das war wohl ein seeeehr teures Pferdchen...

Wow, krass, ich wusste nicht, dass man jemanden bzw. ein Tier damit umbringen kann :eek:... aber das hat sich der behandelnde Tierarzt wahrscheinlich auch gedacht ...

Absolute Arrhythmie
24.06.2014, 16:37
Ja, nee, ist klar :-sleppy

EVT
24.06.2014, 17:06
Vielleicht eine Embolie?

Rico
24.06.2014, 19:50
Das Homöopathikum wird es jedenfalls nicht gewesen sein. Denn man hätte es zu langsam spritzen müssen, damit es toxisch wirkt. Wenn man das im Bolus reinjubelt, dann ist es ja in einer höheren Konzentration im Kreislauf als gewünscht, also weniger wirksam.

Außer natürlich, es wäre durch das rasche Anfluten zu einer foudroyanten Erstverschlechterung gekommen, die in diesem Fall dann auch gleich die Letztverschlechterung war... Ich hab's ja neulich schonmal beim Pseudokrupp geschrieben: So hochriskante Therapien darf man echt nur in der Intensivbox machen! :-dafür

DrJoa
15.10.2014, 16:07
hab heute wieder was ganz lustiges zum thema gelesen: da wollte ein doch tatsächlich ihrem fohlen zum erleichtern des absetzens bachblüten geben. hat aber vorher mutter und fohlen noch nie getrennt.. ist ja "unmenschlich" :-peng

Nickel1992
16.10.2014, 18:21
hab heute wieder was ganz lustiges zum thema gelesen: da wollte ein doch tatsächlich ihrem fohlen zum erleichtern des absetzens bachblüten geben. hat aber vorher mutter und fohlen noch nie getrennt.. ist ja "unmenschlich" :-peng

ich versteh einfach nicht, warum Leute sich nicht mal vernünftig mit sowas beschäftigen... normalerweise braucht man für sowas keine Bachblüten, sondern einfach mal ein bisschen Gewöhnung daran, getrennt zu sein. Und bei verpassen der Gelegenheit sollen die Bachblüten die Geschichte retten, ist klar -.-

Shizr
16.10.2014, 20:20
ich versteh einfach nicht, warum Leute sich nicht mal vernünftig mit sowas beschäftigen...
Weil sie ne einfache Erklärung und ne einfache Lösung wollen, wo sie sich mit nichts beschäftigen müssen und ihr Hirn brav im Standby lassen können.

Homöopathie ist halt ein quasireligiöses Konstrukt, das vom Selberdenken komplett freistellt. Hahnemann ist Gott und das Organon sein Prophet und alles, was er sagt, ist ohnehin per definitionem richtig, sonst würde er es ja nicht sagen, weil alles, was er sagt, richtig ist und er nur Dinge sagt, die richtig sind (ja, der Zirkelschluss ist Absicht, genau so denken Homöopathisten).

Das ist verdammt bequem.
(Auf der anderen Seite bemühen Homöopathisten und sonstige Unfuggläubige - auch Verschwörungstheoretiker - gerne mal das Argument, dass SIE ja die Wahrheit sehen würden und die anderen nur blind sind, wenn man mal rational darüber nachdenken würde, käme man ja wohl auch auf den Trichter, dass Homöopathie total toll ist / Bach-Blüten super helfen / 9/11 eine false-flag-Operation der USA waren / Chemtrails eine reale Gefahr sind... die Liste geht endlos weiter. Und diese denkgehinderten Volldeppen realisieren gar nicht, dass SIE diejenigen sind, die geist- und hirnlos jemand anderem seinen Unfug nachplappern und das auch ganz schnell merken würden, wenn sie das täten, was sie von anderen verlangen... nämlich einfach mal ihr verdammtes Hirn zu benutzen. Das ist nicht bloß da, damit der Kopf nicht so hohl klingt, wenn man ihn sich anstößt.)



Und - das darf man einfach nicht vergessen - prima vista erscheint das Homöpathie-Denkmodell nicht ganz so abwegig. Weil - wer heilt, hat recht. Muss also zwangsläufig doch was dran sein, ist halt nur die blöde Schulmedizin, die mal wieder ne Außenseitermeinung nicht anerkennen möchte. Man muss sich relativ weitgehend mit der Homöopathie beschäftigen, um festzustellen, dass eines eindeutig ist:
Homöopathie heilt nicht. (Außer die Brieftasche des Homöopathisten, möglicherweise...)

Da das dahinter stehende Denkmodell einerseits in sich selbst widersprüchlich ist (wie kommts, dass nur die "gute" Substanz potenziert wird und nicht die "Verunreinigungen"?), andererseits aber für den schlüssigen Beweis diverse Physiknobelpreise fällig würden, weil die Homöopathie mit den heute bekannten Naturgesetzen absolut inkompatibel ist (letztere aber - anders als die Homöopathie - experimentell hervorragend abgesichert sind), ist folgerichtig klar, dass Homöopathie ein grandioser Schwindel ist.

Einer, mit dem man - bei minimalem Aufwand (dank Binnenanerkennung etc., für die Arzneien entstehen keine relevanten Kosten, "Roh-Globuli" sind halt lächerlich billig und die Gewinnspanne entsprechend lächerlich hoch) - enorm viel Kohle einsacken kann.

Viehdoc
18.10.2014, 08:11
Weil sie ne einfache Erklärung und ne einfache Lösung wollen, wo sie sich mit nichts beschäftigen müssen und ihr Hirn brav im Standby lassen können.


das ist ja leider zu oft der Grund für solche Entscheidungen. Und du hast Recht, es ist einfach verdammt bequem. Oh und wehe du sagst dann was dagegen, weil du es halt besser weißt, gerade bei Pferdeleuten. Da kanns mal so richtig abgehen -.- Dann biste wieder der Klugscheißer.