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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium vs. Berufsbild Arzt



trithobe
21.08.2003, 18:23
Hallo!

Ich würde eigentlich ganz gern Medizin studieren, weil mich die Funktionsweise des menschlichen Körpers und die (naturwissenschaftlichen) Prozesse die ihnen zugrunde Liegen brennend interessieren.
Und ich weiß auch, dass man eben dies im Studium sehr tiefgründig vermittelt bekommen.

Nur dies ist ja nicht alles. Der Arztberuf zielt doch darauf ab, kranke Menschen zu heilen. D.h., im späteren Berufsleben stehen auch mehr die Krankheiten und die Gegenmaßnahmen im Vordergrund.

Was mich jetzt irgendwie abschreckt, ist, dass das ja dann irgendwie ganz schön eintönig ist, oder? Jeden Tag das gleiche:
Patient kommt, Diagnose gestellt, Medikament / Behandlung aufgeschrieben, fertig, nächster Patient.
Das ist ja mehr wie eine "interne Datenbankabfrage im Gehirn" und scheint mir irgendwie gar nicht mehr so interessant zu sein.

Sehe ich das falsch? Was meint ihr dazu? Sollte ich trotzdem Medizin studieren, auch wenn mich die Krankheiten selbst (im Moment jedenfalls!) gar nicht interessieren?

Ich freue mich auf ein paar Antworten :-)

Jo.
21.08.2003, 18:31
Logo. Nach einem Medizinstudium stehen einem doch viele Türen offen: Forschung, Pharmaindustrie, mit kleiner Zusatzausbildung Management, oder auch einfach Fächer ohne Patientenkontakt wie Labormadizin, Mikrobio etc. etc.
Praktisch alles was das Herz begehrt, also hau rein! ;-)

DanielOliver
21.08.2003, 19:05
Da gibts doch viele andere schöne Studiengänge wie z.B molekulare Medizin oder Humanbiologie wenn man gar nicht Arzt werden möchte.

Froschkönig
21.08.2003, 19:10
Original geschrieben von trithobe
Jeden Tag das gleiche:
Patient kommt, Diagnose gestellt, Medikament / Behandlung aufgeschrieben, fertig, nächster Patient.

Hach, wenn´s denn immer so einfach und schnell ginge ;-)

Shutt
21.08.2003, 20:42
ich denke das Gegenteil ist der Fall, z.B. bei der Unfallchirurgie oder mit Abstrichen Innere sieht man relativ an jedem Tag "neue" Sachen. Ist halt abhängig vom Stoffgebiet.

condorito
22.08.2003, 13:52
Original geschrieben von Shutt
ich denke das Gegenteil ist der Fall, z.B. bei der Unfallchirurgie oder mit Abstrichen Innere sieht man relativ an jedem Tag "neue" Sachen. Ist halt abhängig vom Stoffgebiet.

Das halt ich für n Gerücht.........

Francamour
23.08.2003, 11:14
Also, dass das alles so eintönig sein soll, ist ja wohl überhaupt nicht wahr, allein schon da jeder Mensch sich vom anderen unterscheidet.
So ist die Anatomie jedes Menschen nie zu 100% gleich, was dazu führt, dass man auch in den Untersuchungen und diagnostischen Verfahren immer alle Ergebnisse einen Tick anders bewerten kann.
Zum zweiten ist jeder Mensch doch vom Charakter und seinem Wesen sowie (Bildungs-)Niveau total anders, so dass es unheimlich viel Flexibilität in diesem Job braucht, um sich auf einen Patienten mit einer jeden Tag x-mal behandelten Erkrankung neu einzustellen.
Ich kann Dir garantieren, je nachdem was Du machst, langweilig wird es eigentlich nicht, es gibt immer wieder neue Erkenntnisse bezüglich Therapie oder Diagnostik, und wenn Du in Deiner Weiterbildung mehrere Fachrichtungen machst (z. B. für Allgemeinmedizin oder Arbeitsmedizin, so wie ich) lernst Du wirklich immer etwas Neues kennen...
Der großen weiten Medizinerwelt sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt.


Salut, Francamour

trithobe
23.08.2003, 11:34
@Francamour: Danke, sowas möchte ich gerade hören. Ich würde mich gern davon überzeugen (lassen), dass es doch nicht monoton ist...,
und ich bin sogar jetzt fast soweit tatsächlich Medizin zu studieren..., man muss ja noch nicht mal Arzt werden hinterher bzw. nicht sein ganzes Leben sein.


Aber eins noch: Was haltet ihr eigentlich von unserem tollen Gesundheitssystem? Angeführt von einer ehemaligen Kinderkrankenschwester als politische Größe?!

[ich glaube, dazu sind keine weiteren Worte notwendig :-( ]

Wieso gibt es keine Ärztegewerkschaft oder sowas? Ich kenne aus meiner Familie einen Klinikarzt, der pro Woche 3 Dienste machen muss - jede Woche!! Da mag der Beruf noch so interessant sein und gut bezahlt sein...,
1. ist die Bezahlung im Vergleich zur Arbeitszeit ja ein Witz
2. was hat man von seinem Geld, wenn man keine Freizeit hat, um es zu genießen?
!!!

Was denkt ihr über solche Zustände?

Jo.
23.08.2003, 19:16
Eine richtig effektive Ärztegewerkschaft kann es naturgemäß nicht geben, man kann die Patienten ja während eines Streiks nicht über die Klinge springen lassen!
Außerdem lassen sich Ärzte auch gerne auseinanderdividieren:
Die Klinkchefs wissen natürlich ganz genau was für eine bodenlose Frechheit das AIP und die Arbeitszeiten sind, aber solange der Laden läuft lachen die sich lieber in's Fäustchen, niedergelassene Kollegen freuen sich wenn per Niederlassungssperre Konkurrenten ferngehalten werden etc.

Das einzige was den Nachwuchsmedizinern bleibt, ist mit den Füssen abzustimmen und dort hinzugehen, wo sie nicht so schamlos ausgebeutet werden: im Ausland, in der Pharmaindustrie, im Management etc., es gibt ja zahllose Möglichkeiten.

Resultat: Ärztemangel, und zwar vollkommen zu recht.
Es war ja keine "urplötzliche Erkenntnis", daß das AIP eigentlich eine bodenlose Frechheit ist, die sofort abgeschafft gehört.
Ich bin mal gespannt wie lange es noch dauern wird, bis ganz zufällig entdeckt wird, daß viele junge Ärzte unter unzumutbar hohen Arbeitsbelastungen leiden. Und wie lange es dann dauern wird diese Mißstände abzuschaffen, denn: fair geht vor! :-))