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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Adrenorezeptoren - Adrenalin/Noradrenalin



maxz
14.03.2014, 20:40
Hey,
habe hier schon ähnliche Fragen gefunden und schon viel gegoogelt, aber noch nicht die genause Lösung bestätigt gefunden meiner Frage.

Aaalso.

Wir haben Adrenalin und Noradrenalin und in meinem Falle jetzt alpha 1 sowie beta 1 und 2 Rezeptoren.

Wenn ich jetzt alles richtig verstanden habe (vereinfacht dagestellt ohne alle Effekte etc.):

Aktivierung von Alpharezeptoren führt zu einer Vasokonstriktion der Gefäße (Frage 1: zentral und peripher?) sowie zu einer Herzleistungssteigerung (Inotropie, Chronotropie etc).

Beta Rezeptoren führen zu einer Vasodilation der Gefäße (Frage 2: Zentral peripher?)

Adrenalin wirkt zunächst auf Beta Rezeptoren (höhere Affinität) und mit zunehmender Dosierung auf Alpha 1. Dann hat doch eine niedrige Dosierung einen konträren Effekt zur hohen Dosierung oder? (Frage 3)

Selbiges gilt doch dann für Noradrenalin. Wirkt normal dosiert auf Alpha 1 und hoch dosiert auf beta?

Ist das sofern richtig?

Wenn wir jetzt einen Patienten haben, der nen miesen Druck hat und wir Arterenol geben (Noradrenalin, richtig?) und das zunehmend steigern müssen, dann überwiegt doch ab einem bestimmten Punkt der vasodilatorische Effekt den vasokonstriktorischen. Sprich der Druck geht runter statt hoch bei der Gabe von mehr Arterenol, oder?

Außerdem hab ich was von unterschiedlichen Rezeptordichten gelesen (finde die Stelle im Silbernagel grade nicht). In der Peripherie mehr alpha, in den zentralen mehr beta? Wie spielt das jetzt in die oben genannte Problematik mit ein?

Vielleicht kann mir einer helfen :D

blackcat86
15.03.2014, 22:36
Die Unterscheidung in Typ 1 und 2 ist sowohl für a- als auch ß-Rezeptoren wichtig.

Über a1 funktioniert die Vasokonstriktion in der Peripherie, und hier vor allem den großen Widerstandsgefäßen, welche die so genannte "Nachlast" hinter dem linken Ventrikel bestimmen, und darüber den Perfusionsdruck wichtiger Organe wie Hirn und Niere. Insbesondere die Gefäße von ersterem sind ja einer Autoregulation unterworfen, unterliegen dem autonomen Nervensystem also so gut wie nicht. Die im Splanchnikusgebiet dagegen schon; dem Verdauuungssystem wird bei Sympathusaktivierung so die Perfusion entzogen, ebenso wie den Akren, die auch mal mit sehr wenig davon auskommen können.

a2 Rezeptoren sitzen vor allem präsynaptisch und zentral, als "Feedbackinhibitoren" - sie verhindern dass zu viel Noradrenalin freigesetzt wird; je mehr im synaptischen Spalt davon ist, desto weniger soll freigesetzt werden; der Sympathikotonus wird also gesenkt. Auf die wirken allerdings weniger die Catecholamine an sich sondern was Medikamente angeht eher Clonidin oder Urapidil, welche den unschätzbaren Vorteil haben den Blutdruck zu senken ohne eine reflektorische Tachykardie mit konsekutivem erhöhten myokardialen O2 Verbrauch zu provozieren.

ß1 Rezeptoren sitzen im Herzmuskel, erhöhen Auswurfleistung, myokardiale Kontraktilität und Herzfrequenz, sind also "kardioselektiv". Zumindest nach aktuellem Kenntnisstand.

ß2 Rezeptoren sind dagegen peripher am Glattmuskel von Gefäßen von Muskulatur und Fettgewebe(also eher schlecht durchbluteten Arealen), Bronchialwänden, Uterus und so weiter. Weniger bis nicht dagegen an den Gefäßen die den peripheren Widerstand bestimmen; außerdem üben sie die metabolischen Effekte einer Sympathikusaktivierung bzw. Catecholaminfreisetzung aus. Natürlich macht es nur Sinn Glukoneogenese, Glykogenolyse und Lipolyse anzuwerfen wenn auch die Durchblutung im Fettgewebe so steigt dass die so gewonnen Energieträger ausgeschwemmt werden; auch sollte dann ebenfall genug Sauerstoff zur Verfügung stehen, sprich die Bronchialgefäße weiter werden so dass die Ventilation zunehmen kann; und die Durchblutung im Muskel zunehmen, damit der genug Sauerstoff und Energie bekommt um seine "Fluchtreaktion" auszuüben. Das ist der Sinn des ß2-Systems.

Die Widerstandsgefäße nehmen vor allem Einfluss auf den systolischen Blutdruck, also den der vom linken Ventrikel aktiv generiert wird. Der diastolische wird dagegen von mehr Faktoren, insbesondere dem Tonus im venösen System, das vorwiegend von ß2-Rezeptoren dominiert wird, beeinflusst; überwiegt in niedrigen Dosierungen bei Adrenalin die ß2-Aktivierung dann sinkt eher der diastolische Druck, falls überhaupt. Der Druck wird insofern nicht stark sinken als dass ja auch ß1- Rezeptoren stimuliert werden die die myokardiale Kontraktilität steigern. Außerdem werden Blut und Gewebe saurer; ich glaube sogar fast dass diese Tatsache im Grunde durch die ß2-vermittelte Aktivierung der NO-Produktion neutralisiert werden soll. Wie gesagt, daraus stammen die metabolischen Effekte die ja wiederum ihre ganz eigenen Einflüsse ausüben. Zusätzlich wirkt eine ß2-Stimulation ja auch hemmend auf Mastzellen, so dass weniger Histamin freigesetzt und die darüber vermittelte Vasokonstriktion, insbesondere in Stresssituationen die das Immunsystem auch aktivieren könnten, verhindert wird. Es gibt also mehrere Gründe warum die ß2-vermittelte Aktivierung der NO-Synthase vermutlich weniger der RR-Senkung denn vielmehr einer Kompensation von anderen Effekten einer fight-and-flight Reaktion dient.

Es handelt sich zwar bei allen vier Rezeptortypen um völlig unterschiedliche Systeme mit ganz unterschiedlichen Effekten, allerdings haben alle einen ähnlichen Aufbau; alle sind G-Protein-gekoppelt. Nur die Downstreameffektoren sind unterschiedlich; bei den alpha-Rezeptoren handelt es sich um Phospholipase C welche über IP3/GAG die Calciumfreisetzung steuert, bei den beta-Rezeptoren nur das cAMP System, welche unter anderem auch auf die NO-Freisetzung Einfluss nimmt (die ja nicht nur den Gefäßtonus reguliert sondern auch einige andere physiologische und vor allem auch metabolische Vorgänge). Lediglich a2 bedient sich beider Systeme.

Man muss also Biochemie und Physiologie in dem Fall wohl getrennt betrachten wenn man Missverständnisse vermeiden will.