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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : WB Allgemeinmedizin in der Bewerbung auf der Inneren angeben?



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zyna
16.03.2014, 12:01
Hallo,
ich möchte gerne die Weiterbildung Allgemeinmedizin machen und denke gerade über meine ersten Bewerbungen nach (mache jetzt Examen). Zu Beginn würde ich gerne in der Inneren anfangen, das ist, denke ich, eine gute Basis und man kann den stationären Anteil der Weiterbildung gleich zu Beginn abarbeiten.
Nun habe ich überlegt, ob ich das in die Bewerbung reinschreiben sollte, dass ich eigentlich Allgemeinmedizin machen will und quasi nur für einen begrenzten Zeitraum da bin. In Berlin wären insgesamt 1 Jahr Innere, davon 6 Monate mindestens stationär erforderlich.
Vorteile wären, dass das Krankenhaus die IPAM-Förderung bekommen würde und dass man z.B. gut als Schwangerschaftsvertretung geeignet wäre. Auf der anderen Seite sind manche Chefs vielleicht auch an langfristigen Mitarbeitern interessiert und investieren nicht gerne in Anfänger die eh nur 1-2 Jahre da sind.
In meinem PJ habe ich ein paar Ärzte kennengelernt, die auch Allgemeinmedizin machen wollten und es dem Chef aber nicht gesagt haben und "offiziell" in der Weiterbildung zum Internisten/ Chirurgen waren. Warum sie sich dafür entschieden haben, weiß ich leider nicht.
Wie sind denn eure Erfahrungen dazu? Lieber schon in der Bewerbung mit offenen Karten spielen oder nicht?

DrSkywalker
16.03.2014, 13:00
Hallo,
ich möchte gerne die Weiterbildung Allgemeinmedizin machen und denke gerade über meine ersten Bewerbungen nach (mache jetzt Examen). Zu Beginn würde ich gerne in der Inneren anfangen, das ist, denke ich, eine gute Basis und man kann den stationären Anteil der Weiterbildung gleich zu Beginn abarbeiten.
Nun habe ich überlegt, ob ich das in die Bewerbung reinschreiben sollte, dass ich eigentlich Allgemeinmedizin machen will und quasi nur für einen begrenzten Zeitraum da bin. In Berlin wären insgesamt 1 Jahr Innere, davon 6 Monate mindestens stationär erforderlich.
Vorteile wären, dass das Krankenhaus die IPAM-Förderung bekommen würde und dass man z.B. gut als Schwangerschaftsvertretung geeignet wäre. Auf der anderen Seite sind manche Chefs vielleicht auch an langfristigen Mitarbeitern interessiert und investieren nicht gerne in Anfänger die eh nur 1-2 Jahre da sind.
In meinem PJ habe ich ein paar Ärzte kennengelernt, die auch Allgemeinmedizin machen wollten und es dem Chef aber nicht gesagt haben und "offiziell" in der Weiterbildung zum Internisten/ Chirurgen waren. Warum sie sich dafür entschieden haben, weiß ich leider nicht.
Wie sind denn eure Erfahrungen dazu? Lieber schon in der Bewerbung mit offenen Karten spielen oder nicht?

Nichts sagen! Hat nur NAchteile. Ich habe es gemacht und an manch einer Stelle bereut. AUch wenn der Chef super nett ist, es wird immer Kollegen und v.a. Oberärzte geben, die dir das zum Nachteil auslegen werden in verschiedenen Situationen. Sag, du willst Innere machen, fertig. Eine Stelle bekommst du auch so denke ich!

Evil
16.03.2014, 13:07
Nichts sagen! Hat nur NAchteile. Ich habe es gemacht und an manch einer Stelle bereut. AUch wenn der Chef super nett ist, es wird immer Kollegen und v.a. Oberärzte geben, die dir das zum Nachteil auslegen werden in verschiedenen Situationen. Sag, du willst Innere machen, fertig. Eine Stelle bekommst du auch so denke ich!
In welchen Situationen ist das ein Nachteil, kannst Du da mal konkreter werden?

Ich habe immer angegeben, daß ich Allgemeinmedizin machen möchte, und bin damit sehr gut gefahren.

DrSkywalker
16.03.2014, 13:25
In welchen Situationen ist das ein Nachteil, kannst Du da mal konkreter werden?

Ich habe immer angegeben, daß ich Allgemeinmedizin machen möchte, und bin damit sehr gut gefahren.

Gerne:

Es kann zu Benachteiligungen kommen bei Themen wie: Intensivrotation, Ausbildung in der Funktion, generellem Ansehen ("der ist eh bald wieder weg" oder auch "der wird eh Hausarzt"). Es fehlt manch einem Oberarzt (Typsache, sicherlich, aber oft gesehen) der "Stallgeruch", der ang. Hausarzt wird weniger gefördert etc. Muss nicht sein, kommt aber oft vor.

Pflaume
16.03.2014, 13:29
Als Hauptvorteile würde ich ansehen:
- wegen der Förderung kann man unter Umständen ein übertarifliches Grundgehalt rausschlagen (habe ich schon von Leuten gehört, die das geschafft haben)
- man kann die ganze Zeit offen damit umgehen und auch aus der Klinik heraus z.B. gegenüber Hausärzten, mit denen man zu tun hat, offen damit hausieren gehen, daß man die Weiterbildung Allgemeinmedizin anstrebt. Daraus können sich Chancen ergeben.

Mögliche Nachteile:
- wie du schon sagst, man wird gar nicht richtig ins Team integriert, weil man eh bald wieder weg ist. Evtl. Nachteile bezüglich des Lernfortschritts. Kann sein, daß das passiert, muß aber nicht.
- vielleicht ändert sich deine Meinung und du möchtest a) länger bleiben oder b) nicht mehr den FA für Allgemeinmedizin machen, sondern einen anderen. Für die Förderung Allgemeinmedizin mußt du aber einen Vertrag mit der KV unterschreiben.

Da man in der Inneren im allgemeinen auch als Anfänger ohne Probleme eine Stelle bekommt, würde ich ganz grundsätzlich dazu raten, einen Weiterbildungsvertrag zum Internisten abzuschließen, einfach weil man sich selbst damit alle Möglichkeiten offen hält. Eine Selbst-Beschneidung auf eine befristete Stelle für die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner in einer internistischen Abteilung halte ich für unnötig und auch für nicht angebracht, da ich schon so viele Leute erlebt habe, die sich während ihrer ersten Anstellung für einen anderen Fachbereich entschieden haben als sie zuerst angestrebt haben. Ein Freund von mir hat in der Unfallchirurgie von Anfang an gesagt, daß er die Stelle nur zum Übergang haben will, bis er in die Neurochirurgie wechseln kann - und ist dann jedoch begeistert in der Unfallchirurgie hängen geblieben. So etwas ist blöd, wenn man sich deshalb mit der KV rumschlagen muß, weil man seine Meinung geändert hat.

Dennoch kann man bei der Anstellung in der Inneren ansprechen, daß man sich auch den Facharzt für Allgemeinmedizin vorstellen kann. Das habe ich in allen Vorstellungsgesprächen gesagt und bin damit gut gefahren. Hänge allerdings im 4. WBJ immer noch in der Inneren (weil ich nach wie vor lieber den Internisten will als den Allgemeinmediziner). Allerdings habe ich durchaus schon Oberärzte erlebt, die Allgemeinmediziner (seien es nun Niedergelassene, Weiterbildungsassistenten oder Fachärzte für Allgemeinmedizin in klinischer Anstellung) grundsätzlich nicht ernst nehmen.

Evil
16.03.2014, 14:54
Das "Nicht ernstgenommen werden" ist mir hauptsächlich in der chirurgischen Zeit vorgekommen durch deren Oberärzte, aber da ich keinerlei OP-Katalog zu füllen hatte, ging mir das ziemlich am Allerwertesten vorbei. Naja, Chirurgen halt ;-)
Weder in der Anästhesie noch in der Inneren hatte ich damit Probleme, auch nicht in Funktionsbereiche zu kommen. Wobei letztere für einen Allgemeinmediziner ja eher ein Sahnehäubchen sind, wenn es z.B. um Intensivrotationen geht.
Was dagegen ein Muss ist, ist die Sonographie!

WackenDoc
16.03.2014, 15:14
Was man z.B. ganz gut organisieren kann ist, dass man die Untersuchungen, die man selber nicht braucht (Colo, Gastro, Herzkatheter) den Kollegen überlassen und dafür fleissig für den eigenen Katalog sammeln kann (Sono, Ergos, Lz-EKGs).

herrdoktor0815
16.03.2014, 15:44
Die Entscheidung für den Facharztarzt für Innere Medizin ist klüger. Die Basisausbildung für den Facharzt für Innere ist umfangreicher. Dadurch kann man die Entscheidung für Fachrichtung ( Innere, Innere-Subspezialität oder Hausarzt ) für viele Jahre offenhalten. Da man den Gesundheitsmarkt für den Rest seines Berufslebens nicht vorhersehen kann, rate ich sowieso dazu sowohl einen Facharzt z. B. Kardiologen usw. und den Allgemeinarzt zu machen.

Peter_1
16.03.2014, 15:53
Ich selber bin auch besser damit gefahren zu sagen ich werde Internist. War aber auch eine andere Zeit und die erste Stelle war in der Inneren in einem Haus der Maximalversorgung (mit entsprechend wichtigen Chefs), es gab noch keine Förderung für den stat. Teil usw..Viele Häuser werben heute um Allgemeinmediziner, bzw. nehmen an einem Weiterbildungsverbund teil, da würde ich es unbedingt auch sagen (bzw. mich bevorzugt dort bewerben), zumal man eben wie Wacken ja schon sagte den internistischen Kollegen dann bestimmte Funktionen überlassen kann, während man selber sich auf die allgemeinmed. rel. Funktionen konzentrieren kann. Man merkt ja auch in so einem Vorstellungsgespräch wie hoch die Chefs die Nase tragen. Bei denen die Fachautisten sind und entsprechend aufgeblasen, wäre ich auch heute noch zurückhaltend mit der Info. Später als schon berufserfahrenenr Allgemeinmediziner ist man jedoch meist gut respektiert und auch gerne genommen, da kann man mit offenen Karten spielen.

Fr.Pelz
16.03.2014, 16:05
Bei uns in der Chirurgie ist es so, dass die Allgemeinmedizinrotanden je nach Möglichkeit dort eingeteilt werden, wo es ihnen am ehesten etwas bringt, z.B septische Chirurgie zur Wundversorgung. Einer hat sich auserbeten im Schnelldurchlauf für ihn interessante Stationen zu besetzen und durfte das auch. Hätte er gesagt, er will Chirurg werden, wäre er definitiv in den 6 Monaten auf einer Station geblieben.
Klar, wenn jetzt einer sagen würde, er will hauptsächlich in seiner Zeit Whipple- und Ösophagus-OPs assistieren, würde er vermutlich auch nicht ernst genommen werden, aber meist werden die zukünftigen Zuweiser gut behandelt.
(nur als weiteres Argument am Rande)

WackenDoc
16.03.2014, 16:08
@Fr. Pelz: So ist es mir in der Chirurgie auch gegangen. Die großen OPs haben mich eh nicht interessiert also war ich froh, dass ich da nicht jeden Tag hin musste.
Letztendlich eine Win-Win-Situation: Ich war in der allgemeinchirurgischen Ambulanz und hab da gemacht, was ich als Allgemeinmediziner brauche und die Abteilung hatte die Ambulanz besetzt.

Peter_1
16.03.2014, 16:13
@HerrDoktor:

Das mag für diejenigen stimmen, die länger als 3 Jahre unentschieden sind ob sie spezialisierte Internisten werden wollen, oder Allgemeinmediziner, aber sonst wäre es Unsinn. 5 Jahre Innere bereiten einen nicht gut genug auf den Job eines Allgemeinmediziners vor. Geht zwar zur Not, keine Frage, merkt man dann aber häufig auch, zumindest in den ersten Jahren.
Wie gesagt wenn man lange sehr unentschieden ist, dann ist der Internist zu überlegen,sonst aber eher Unsinn.

P.S.: Thema Gesundheitsmarkt usw.: wenn Du Allgemeinmediziner und Kardiologe werden willst, dann sind das unten weg 8 Jahre Weiterbildung, ziemlicher Unsinn, wenn man es nur wegen der vermeintlichen Absicherung täte. Einfach das machen was einem liegt und Spass macht (manchmal ändert sich das ja sowieso nochmal),mehrere FÄ zu machen nur weil man "auf den Markt der Zukunft" vorbereitet sein will finde ich übertrieben (aber wer Spass als Assi hat, nur zu :)). Der "Markt" dürfte für die nächsten 30-40 Jahre zumindest für die Allgemeinmedizin (aber auch für viele andere Fächer) sehr günstig aussehen (sinkende Zahlen seit Jahren, zu erwartende große Lücke).

herrdoktor0815
16.03.2014, 17:35
Zu wenig Hausärzte bedeutet nicht, dass man ausreichend verdient. Man kann auch viel arbeiten und wenig verdienen. Hier in BW und nicht nur in BW verdienen die Hausärzte über die KV unterdessen so schlecht, dass sich die Praxis kaum noch rentiert. Nur die Teilnahme an der hausarztzentrierten Versorgung erlaubt einen ausreichende Bezahlung, also wenigstens Honorar in Höhe von einem Assistenzarzt an der Klinik. Das System befindet sich weiterhin in einer schweren Krise. Man muss von seiner Arbeit auch leben können.

Evil
16.03.2014, 17:55
Ist das so, herrdoktor?

Wenn ich die aktuellen Zahlen der KBV richtig im Kopf habe, liegt Westfalen-Lippe im Einkommens-Durchschnitt deutlich hinter BW, aber ich kann mich über den Umsatz meiner Praxis eigentlich nicht beklagen, und so schlecht geht es den Kollegen in der Umgebung auch nicht.
Gut, die Auswirkungen des neuen EBM sind noch nicht klar, aber ansonsten verdiene ich deutlich mehr als ein Assi in der Klinik.

Und was Deine Empfehlung zum Internisten angeht: Du kannst Dich keineswegs in allen Bundesländern mit dem Allgemeininternisten auf einen allgemeinmedizinischen Kassensitz bewerben, wenn jemand also ernsthaft plant, Hausarzt zu werden und sich niederzulassen, sollte er es lieber nicht so machen, wie Du es empfiehlst.

Mich würden sowieso mal Deine Qualifikationen interessieren, das ist ja nicht der erste zweifelhafte Ratschlag von Dir in diesem Forum. Möchtest Du uns mal was über Dich erzählen?

DrSkywalker
16.03.2014, 19:17
Zu wenig Hausärzte bedeutet nicht, dass man ausreichend verdient. Man kann auch viel arbeiten und wenig verdienen. Hier in BW und nicht nur in BW verdienen die Hausärzte über die KV unterdessen so schlecht, dass sich die Praxis kaum noch rentiert. Nur die Teilnahme an der hausarztzentrierten Versorgung erlaubt einen ausreichende Bezahlung, also wenigstens Honorar in Höhe von einem Assistenzarzt an der Klinik. Das System befindet sich weiterhin in einer schweren Krise. Man muss von seiner Arbeit auch leben können.

Seltsam, ich kenne > 10 HAusärzte persönlich und keiner ist unzufrieden mit seinem Einkommen. Vielleicht mit den 62 Formularen, den nervenden Patienten, den Krankenkassen etc, aber nicht mit seinem Einkommen...

denkstdu
17.03.2014, 13:24
Ich habs angegeben. Hatte keinerlei Nachteile. Und habe bei der Verwaltung auch jede Fortbildung bezahlt bekommen, die ich wollte. Bekommen ja schließlich auch was für mich.

Peter_1
18.03.2014, 07:43
@Herrdoktor,
Deine Posts zeugen vor allem davon, dass Du keine Ahnung hast, entschuldige wenn ich das so krass sage. Irgendwie hört sich das an wie einmal Ärztebild quer gelesen, nur die Polemik verstanden und dann auf Wiedergabe gedrückt. Ich mache zum gefühlt hunderttausendstem Male darauf aufmerksam, dass die Einkommen der niedergelassenen Ärzte auf der KBV Seite nach Fachgruppen getrennt einsehbar sind, damit sollte auch für Dich klar sein, dass der durchschnittliche Allgemeinmediziner keinesfalls ein "Assigehalt und drunter" verdient. Die Mühe Dir das mal anzusehen und den intellektuellen Schritt von den Umsatzzahlen zu einem vergleichbaren "Nettoeinkommen", das wird dann hoffentlich gehen (falls nicht, die Zahlen vom "Umsatz zum Nettoeinkommen" werden auch da auf der KV Seite schön erklärt).
Auf den Unterschied GKV (KBV Zahlen) und PKV einkommen mache ich auch nochmal aufmerksam.
Wie das ganze mit der aktuellen Verschlimmbesserung des EBM ausgeht kann in der Tat nur geschätzt werden.

@denkstdu: das ist die richtige Einstellung!

herrdoktor0815
18.03.2014, 10:43
Ich wünsche dir,dass du hast Ahnung hast. Ich würde mal jemanden fragen, der an der Front steht und dies schon länger. Der Wunsch sollte mit der Realität übereinstimmen. Frage dich doch einmal, warum so viele Kollegen ins Ausland abwandern. In meinem Umfeld in BW haben gerade 3 Hausärzte aufgegeben.

Evil
18.03.2014, 14:44
Ach herrdoktor, Peter_1 und ich stehen schon seit einigen Jährchen an der Front und sind mittlerweile Praxisinhaber.
Soviel zu Deiner Ahnung :-D

Peter_1
18.03.2014, 20:05
Ich sach nur klassisches Eigentor!