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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Totenschein ausfüllen, Todesursache, Tod nichtnatürlich, nicht aufgeklärt



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Boergemaus
26.03.2014, 22:33
Danke für eure vielen hilfreichen und teilweise sehr lustigen Kommentare bis jetzt.
Ja, die Info im Ärzteblatt/DIMDI ist nett, aber letztlich meist nicht hilfreich für das aktuelle Problem.
Die Idee mit EOL finde ich eigentlich am besten und zumindest in der Inneren oft am ehrlichsten :-)
Das geschilderte Vorgehen mit Hauptdiagnose "Herzversagen" habe ich mich noch nicht getraut, würde
es aber gern einmal probieren und sehen, was passiert. Das ist meines Erachtens, wie bereits beschrieben,
die wahrscheinlichste und am ehesten zum Tode führende "Krankheit". Würde es nicht ausreichen, zwischen
natürlich und nichtnatürlich zu unterscheiden und alle bekannten Diagnosen anzugeben?
Alles andere fälscht doch nur die Statistik und sollte vielleicht bei Bedarf dem Pathologen überlassen werden?

gnuff
26.03.2014, 22:43
Einfachste Lösung, nicht machen :-top ich weiss, den Luxus hat nicht jeder, aber ich konnte mir das jetzt nicht wirklich verkneifen... :-P

Relaxometrie
27.03.2014, 05:31
@gnuff:
Wie ist das in Schweden geregelt, wenn ein Patient stirbt? Ähnlich einfach, wie das von Eilika beschriebene Prozedere in der Schweiz?

gnuff
27.03.2014, 07:50
Das ist genauso nervtötend wie in Deutschland. Allerdings haben wir auf dem Hubschrauber eine Abmachung mit allen Allgemeinmedizinern in den Vårdcentral (MVGs) in unserer Region, dass wir das nicht zu machen brauchen, weil wir den bürokratischen Akt im Prinzip nicht leisten können... somit bleibt mir der Blödsinn erspart :-top

Rico
27.03.2014, 11:41
@gnuff:
Wie ist das in Schweden geregelt, wenn ein Patient stirbt?Ich hätte jetzt geraten, dass es in Schweden einen eigens geschaffenen Berufsstand des " Tødfeststålla" gibt um Ärzte von nicht kurativen Aufgaben zu entlasten. :-D


Aber mal Spaß beiseite: Soooooo kompliziert ist das ja auch nicht.
Wenn ich nun wirklich gar keine Ahnung habe woran der Patient verstorben sein könnte, dann lasse ich das Feld eben frei und mache das Kreuzerl bei "unklar" (wahrheitsgemäß).
Dass man da nicht "Herzzstillstand" oder "Kreislaufversagen" schreiben soll ist ja auch kein Wunder - das ist schließlich Bestandteil jedes Todes und liefert keinen Informationsgewinn.
Ich hab immer das Gefühl, man macht es sich da umständlicher als es ist. Es kommt ja auch bei der Todesursache weniger darauf an, zu beschreiben, was im Moment des Todes jetzt tatsächlich passiert ist ("progredientes Versagen der biventrikulären Pumpfunktion bei ubiquitärer Akinesie":-))), sondern die Ursache zu benennen, also z.B. Herzinfarkt. Man kann auch Herzinsuffizienz NYHA soundso reinschreiben, ist doch auch ne prima Todesursache ohne dass man sich da in philosophische Diskussionen verstrickt, ob das jetzt rhythmogen, ischämisch, rechts- oder linksversagen, etc. war.

Boergemaus
26.04.2015, 21:28
Aktueller Fall:

Alte Dame (85 J)stolpert auf dem Weg vom Einkauf in der Stadt und stürzt auf das Gesäß und die linke Körperseite. Sie kann von allein wieder aufstehen und läuft nach Hause. Dort fühlt sie sich schlecht und klagt über Schmerzen im Steißbereich, der linken Hüfte und der linken Schulter. Der Rettungsdienst wird alarmiert und bingt die Dame in die NFA zu den Unfallchirurgen. Während der Untersuchung klagt die Dame zusätzlich über Bauchschmerzen und Dyspnoe. Der Puls ist bei 110/min. und der Blutdruck nicht messbar (niedrig). Auskultatorisch geringes Giemen. Klinisch ist die Patientin sehr agitiert und zeigt eine progrediente periphere Hypoperfusion. Im EKG Linksschenkelblock (neu?). Nach sofortiger Aufnahme auf die Intensivstation bei zusätzlich desolatem Venenstatus plötzlich progrdiente Bradykardie und Hypoxie. Umgehende Reanimation mit Notfallintubation und maschineller Beatmung, ZVK-Anlage, Gabe von Adrenalin, Defibrillation bei Kammerflimmern. Letztlich Abbruch nach 30min. bei zu keinem Zeitpunkt messbarem kardialem Auswurf. Zwischendurch Auftreten einer PEA. Im Labor außer einer INR von 3,0 bei rezidivierenden Thrombosen und diskret erhöhtem hsTroponin bei höhergradiger Niereninsuffizienz keine relevanten Auffälligkeiten.
Frage: Was kreuzt ihr auf dem Totenschein an? Nichtnatürlich oder nicht aufgeklärt?
Ich habe lange überlegt und nicht aufgeklärt angekreuzt. Hättet ihr das auch so gemacht?

Sebastian1
26.04.2015, 21:56
Jop. Ich weiss ja zb gar nicht, ob der Sturz Ursache oder Symptom gewesen ist. Und letztlich auch egal, denn mit einem “ich weiss es nicht“ist eh die Polizei im Boot und muss entscheiden, ob es Anlass für weitere Ermittlungen gibt.

Organspende
29.03.2018, 16:45
Was würdet ihr bei einer Komplikation während einer OP ankreuzen?

Kardiochirurgischer Pat erleidet einen Apoplex bei einem HLM-Eingriff. (In der Folge MOV). Gemeinsamer Beschluss zur palliativen Sedierung. Pat. wird nun an respiratorischer Insuffizienz versterben. Betreuende Ärzte auf der Intensivstation sind fachfremde Kollegen, die bei dem Eingriff nicht anwesend waren, und die Tragweite imho nicht abschätzen können. Was würdet ihr als Arzt der betreuenden Station ankreuzen? Wer ist für die Ausstellung des Totenscheins zuständig? Operierendes Fach, oder betreuendes Fach?

Philip_MHH
29.03.2018, 17:01
Den Totenschein hat der auszufüllen, der auch den Tod feststellt, das ist in der Regel der betreuende Kollege und da es eine Komplikation eines Eingriffs ist ist das meines Erachtens nach ein nicht natürlicher Tod.

Fr.Pelz
29.03.2018, 18:16
Genau, Mors in tabula ist nie natürlich. Bezüglich Totenschein kann man sich ja absprechen, bei uns machen das dann auch eher die Anästhesisten, kommt aber selten vor. Es ist ja auch etwas unpraktisch, wenn die Kripo dann den OP blockiert.

WackenDoc
29.03.2018, 20:18
Zuständig ist der zum Zeitpunkt des Todes diensthabende Kollege der Intensivstation. Sinnigerweise macht er das aber zusammen mit dem operierenden Kollegen wegen der Hereitung der Todesursache.
Nicht natürlich ist das richtige Kreuz- auch das sollte man kommunizieren weil das automatisch den Besuch der Polizei zur Folge hat. Das sollten sowohl die Kollegen als auch die Angehörigen wissen.
Manchmal gibt es haftungstechnische Verwicklungen- die chirurgische Fraktion sollte frühzeitig die Klinikleitung und ggf. den Klinikanwalt involvieren.

Die Frage nach natrülich oder nicht natürlich ist nicht deckungsgleich mit der Frage nach Fremdverschulden. Das gibt manchmal Irritationen in der Kommunikation mit der Polizei.

Coxy-Baby
29.03.2018, 20:52
Es gibt dazu auch eine kleine kurze Leitlinie die man jedem nur ans Herz legen kann ;-)

Brutus
31.03.2018, 09:57
==> http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/054-002.html
Der Link dazu. ;-)