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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Orthomol/Schüßler-Salze und Co.



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Minoo
30.10.2015, 16:07
Moinsen,

ich habe mal eine ganz andere Frage. Wir hatten heute einen Flüchtling in der Apotheke, der sichtlich über Schmerzen klagte und unbedingt ein Medikament haben wollte. Weil er nur gebrochen deutsch sprach konnten wir aber nicht wirklich herausfinden, um was für Schmerzen es sich dabei handelte. Wir versuchten ihm klar zu machen, dass er einen Arzt aufsuchen wollte. Das lehnte er vehement ab, indem er immer wieder sagte no money, no money...er meinte damit wohl keine versicherung.
wir haben ihm dann ein Schmerzmittel abgegeben, aber mit sehr ungutem Gefühl. Ich habe mich in der Situation einfach überfordert gefühlt und hätte irgendwie gerne besser reagiert. Die sprachliche Barriere ist da wirklich ein Problem. Was würdet ihr in so einem Fall tun?

Brutus
30.10.2015, 17:38
Naja, ich würde das gleiche tun, wie mit dem nicht ganz so geistig fitten Deutschen.
Mit Ibuprofen machst Du ja erstmal nicht viel falsch. PCM würde ich nicht abgeben, da ist mir die versehentliche Überdosierung einfach zu gefährlich. Und mit Ibu ist man da ja eher auf der sicheren Seite. :-nix

WackenDoc
31.10.2015, 08:10
Versuchen aufzuklären, dass man in Deutschland kein Geld für normale Arztbesuche braucht.Viele Flüchtlingsunterkünfte haben auch eine SanStation für die Basisversorgung.

Was man auch versuchen kann das Wort für Übersetzer in der Landessprache zu googeln.

Tritt das Problem öfter auf- mit der örtlichen FLüchtlingshilfe Verbindung aufnehmen, ob die ein Merkblatt in den häufigsten Sprachen erstellen können wie das in Deutshcland mit der medizinischen Versorgung von FLüchtlingen funktioniert.

Minoo
04.11.2015, 18:03
Ok, gut zu hören, dass ihr ähnlich gehandelt hättet.
PCM gebe ich außer bei Kindern nie so gerne ab, da mir die entzündungshemmende Komponente oft fehlt.
Was die sprachlichen Barrieren betrifft, so sind wir gerade dabei einige englische Infoflyer zu bestellen:
Wo gehts zum Arzt, was muss man mit einem Rezept machen etc.
Meine Apotheke ist nun auch nicht übermäßig betroffen.Aber Kollegen, die in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften arbeiten, müssen sich deutlich öfter dieser Situation stellen.

Lissminder
06.11.2015, 12:49
Bei den NSAID kläre ich auch zuerst, ob eine entzündungshemmende Wirkung angebracht erscheint oder nicht. Zweitens erkundige ich mich welche Schmerzmittel der Kunde kennt oder schon eingenommen hat mit welchem Erfolg.
Bei einigen Kunden hilft PCM viel besser bei Kopfschmerzen als Ibu. Da geibt es nicht richtig oder falsch.
Für Kinder ist es Mittel 1. Wahl, aber bei älteren Patienten muss man immer an die Leber denken.
Außerdem sollte man PCM nie bei eine Kater-Kopfschmerz abgeben. Da ist die Leber auch schon gut bedient mit dem Alkohol abbau. Hier würde ich immer zu ASS oder Ibu greifen.

Minoo
07.11.2015, 13:39
Bei nem Kater verkaufe ich " der Katerkiller" hihi...
leider wurde der gerade wegen unerlaubter Health-claim vom Markt genommen. der Hersteller äußert sich natürlich nicht dazu. Nun weiß´keiner, was mit der Ware passieren soll und ob es Erstattung/ eine Gutschrift gibt.
Wir armen Kollegen fühlen uns schon genötigt wochenends einen Kater zu provozieren, damit das Zeugs wenigstens am Montag einen Abnehmer findet:-))

Brutus
13.11.2015, 20:22
Warum sind die Inselaffen uns mal wieder einen Schritt voraus? :D ;-)
==> http://www.iflscience.com/health-and-medicine/england-wales-could-blacklist-homeopathy
DAS wäre mal ein Schritt in die richtige Richtung. :D

Brutus
21.11.2015, 23:35
Mir hat diese Woche ernsthaft die Schwester eines Palliativpatienten erklärt, dass mit ihrer Fußreflexzonenmassage und Schüsslersalzen das Bronchialkarzinom ihres Bruders geheilt werden kann...
:-wand

Phosphorsalzperle
24.11.2015, 13:24
The money spent on these disproven remedies can be far better spent on treatments that offer real benefits to patients:-meinung

England ist uns in so einigem voraus. Auch was die Vergütung von Medikationsmanagmeint und Arzneimitteltherapie angeht.
Ich hoffe sehr, dass sich Deutschland das zum Vorbild nimmt. Man könnte eine Apotheke damit um soviel schlanker und effektiver machen, wenn man mal den ganzen unsinnigen Quatsch wie Homöopathie raus wirft.

Lissminder
24.11.2015, 13:36
Ich halte das für zu radikal. Es kann doch nicht angehen, dass wir unseren Patienten nur genau eine Therapierichtung vorschlagen. Natürlich sollte das oberste Gebot, die beste Behandlung nach aktuellem Wissensstand sein.
Aber wenn nun mal jemand erfolgreiche seine kleinen Wehwehchen mit Globuli in den Griff bekommt, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Im Gegenteil. die Kehrseite wäre doch, dass dieser Patient eine andere Therapie verweigert und seine Beschwerden nicht los wird. Wenn die Placebowirkung für ihn genügt, soll er sich auch bekommen.

Lissminder
24.11.2015, 13:37
Ich halte das für zu radikal. Es kann doch nicht angehen, dass wir unseren Patienten nur genau eine Therapierichtung vorschlagen. Natürlich sollte das oberste Gebot, die beste Behandlung nach aktuellem Wissensstand sein.
Aber wenn nun mal jemand erfolgreiche seine kleinen Wehwehchen mit Globuli in den Griff bekommt, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Im Gegenteil. die Kehrseite wäre doch, dass dieser Patient eine andere Therapie verweigert und seine Beschwerden nicht los wird. Wenn die Placebowirkung für ihn genügt, soll er sie auch bekommen.

Hanno04
25.11.2015, 13:59
Ich halte das für zu radikal. Es kann doch nicht angehen, dass wir unseren Patienten nur genau eine Therapierichtung vorschlagen.

ne aber ich halte es für sehr richtig, dass wir patienten keinen schmarrn verkaufen, sondern arzneimittel, die wirken.
Unsere Aufgabe ist doch auch nach besten wissen und gewissen zu handeln und das entspricht nicht, wenn ich dem patienten für viel geld Globuli verkaufe, die eh nicht helfen.
wir sollten zumindest versuchen den Patient aufzuklären und zu informieren. Wenn er sich dennoch dann für die homöopathie entscheidet ist das sein gutes Recht, aber dann muss damit nicht noch seine krankenkasse belastet werden.

Minoo
27.11.2015, 11:41
Wieder mal Klassiker heute:
Fragt eine Kundin nach Arnica Globuli
Ich: Welche Potenz brauchen sie denn D6 oder C30
Kundin: Wie unterscheiden sie sich denn?
Ich: Die C30 ist eher für akute Beschwerden, danach kann man auch die D6 nehmen... ( gedacht habe ich: Beides ist Zucker mit paar Spritzern wasser drauf.
Kundin: Gut dann nehme ich die C30
Ich: Oh habe ich leider nicht da, nur die C12.
Kundin: Nein dann helfen die ja nicht. ich habe akute Beschwerden.
Ich: Was denn genau?
Kundin: Entzündung in den Knien. War auch schon beim Arzt, aber der verschreibt mir nichts:
Ich: haben sie das schon länger?
Kundin: Ja
Ich : Also doch chronisch. Die D6 wäre also nach den Vorstellungen der Homöopathie besser
Kundin: Nein, nein ich will nur das was hilft und gehe jetzt in einer andere Apotheke.

Grrrr.....da könnte ich druchdrehen. 10 Minuten ging das in etwas

Kandra
27.11.2015, 12:42
Wieso sagst du dann nicht was du denkst?

Gesocks
28.11.2015, 18:49
... selbst wenn du einfach nur resigniert hast und keinen Bock auf Diskussion - dafür hätte ich Verständnis, ist zumindest deine Gesprächsstrategie schlecht. Warum fragst du sie überhaupt nach der Potenz und gibst nicht einfach von vornherein irgendwas raus? Das schützt dann auch vor der Verunsicherung, wenn "das passende" überhaupt nicht vorrätig ist.

Phosphorsalzperle
01.12.2015, 13:12
Wieso sagst du dann nicht was du denkst?

fällt das nicht unter Therapiefreiheit?
Die Situation ist meiner Meinung nach schwierig. Ich selber würde mir niemals Globuli kaufen, aber ich darf dem Kunden doch nicht einfach sagen, dass es nicht wirkt und ich nicht daran glaube.
Ich müsste ihm zumindest den Ansatz der Therapierichtung erläutern und dies ggf noch mit der Schulmedizin vergleichen.
Woran der Kunde dann aber letztendlich glauben will, ist seine Entscheidung.

Minoo
01.12.2015, 13:34
Jaaaaa, ich weiß meine Gesprächsführung war taktisch sehr unklug. Ich habe die Kundin und ihren Homöopathiewahn schlicht unterschätzt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt mit dem Wort Potenz etwas anfangen kann.
Davon hätte ich ihr mal nichts erzählt, dann wäre das alles nicht passiert.
Nun gut. sie hat mich wieder eine Sache gelehrt: Bei Homöopathie bloß nicht zu viel fragen.

WackenDoc
01.12.2015, 19:22
Warum darf man dem Kunden nicht sagen, dass es nicht wirkt? ES WIRKT NICHT!

Shizr
01.12.2015, 21:09
Erst mal:-dafür für WackenDoc.


Woran der Kunde dann aber letztendlich glauben will, ist seine Entscheidung.
Es geht nicht um "glauben".


Es geht darum, dass die Homöopathie ein krankes, irrationales Wahnsystem ist, das allen Naturgesetzen, der Alltagserfahrung und dem gesunden Menschenverstand diametral entgegengesetzt ist, das wissenschaftlich ausgesprochen gut überprüft und als Irrlehre verworfen ist. (Man vergleiche die Marburger Erklärung. Heute noch so lesenswert und aktuell wie eh und je.)

Es geht darum, dass die Homöopathie sich mit Marktmacht und Lobbyismus eine Perversion sondergleichen (namens Binnenkonsens) in die Zulassungsregeln hat malen lassen. Pfizer und Co. würden an den eigenen Eiern an ihren eigenen Prachtbauten aufgeknüpft, wenn sie sowas auch nur andeuten würden. (Nur mal zum klareren Verständnis: Binnenkonsens heißt, dass man keinerlei Wirkungsnachweis erbringen muss. Man muss sich nur darauf einigen, dass nach der eigenen Lehre das "Arzneimittel" doch zu wirken hat. What the actual f***?)

Es geht darum, dass Homöopathie nur einem nutzt. Dem Hersteller. Denn der hat keine Ausgaben. Milchzucker ist billig. Und ne Presse auch. Kann mal jemand die Gewinnspanne berechnen? (Spoiler: Sie wird höher, wesentlich höher sein als bei der ach so pöööhsen Pharmamafia. Denn die "Pharmamafia" muss einen Beweis dafür erbringen, dass ihr Medikament das tut, was sie behaupten. Und mittlerweile oft genug auch noch einen Zusatznutzen belegen.)


Homöopathie hat nicht nur evident keinen Nutzen, sondern sie richtet Schaden an.
Weil sie den "Mir geht's nicht so gut... MEDIKAMENT!"-Automatismus befördert.
Weil sie (ganz bewusst) die Grenze zwischen "Befindlichkeitsstörung" und "Krankheit" verwischen und das eine mit dem anderen gleichsetzen.

Phosphorsalzperle
02.12.2015, 14:37
[QUOTE=Shizr;1894605]Erst mal:-dafür für WackenDoc.


Es geht darum, dass die Homöopathie sich mit Marktmacht und Lobbyismus eine Perversion sondergleichen (namens Binnenkonsens) [QUOTE=Shizr;1894605]

Ok einverstanden. Der klassische Wirkungsnachweis fehlt und es ist auch ziemlich umstrittig, dass höchstens der Placeboeffekt wirkt. Aber das ist immerhin mehr als nichts und zwingt dem ganzen Berechtigung auf.

Um mal bei dieser ganzen verzwickten Lage weiterzukommen, greife ich deinen letzten Punkt bezüglich der Einordnung auf.
Es ist quatsch zu glauben, dass man sich die Homöopathie noch wegberaten könnte. Dafür besteht sie schon viel zu lange. Aber wir können für eine korrekte Einordung sorgen.
Wie z.B:, dass man Globuli ganz bewusst nur gegen eine Befindlichkeitsstörung abgibt, aber nicht zur Therapie eines klinischen Befundes. Da müssen wir ansetzen, um weiter zu kommen und nicht ständig die Diskussion weiter füttern, ob Homöopathie überhaupt existieren darf. Das tut sie nämlich schon lange. Sehr erfolgreich.Der Zug ist abgefahren.