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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medikamente in welche Infusion zugeben



genau-der-da
10.04.2014, 22:05
Beispiel: Patient hat eine Gastroenteritis mit Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Man möchte ihm i.v. MCP, Buscopan und Metamizol geben.

Woher weiß man welches Medikament man zu welcher Infusion zugeben kann bzw. ob mehrere Medikamente unproblematisch in einer Infusionslösung vermischt werden können. Man kann ja im Alltag nicht jeden Beipackzettel studieren. Gibt es Faustregeln oder Internetseiten wo man (Un)kompatibilitäten herausfindet?

Wie habt ihr das am Anfang eurer Assizeit gemacht? Alle Beipackzettel durchstöbert? Oder Kollegen/Pflegekräfte gefragt welche Ampullen man in welche Infusionslösung bei gegebenen Krankheitsbilder am besten verabreicht? Im Arzneimittelpocket hab ich dazu nichts gefunden.

Bin für jede Rückmeldung und Weitergabe von Erfahrungen dankbar!

Mondschein
10.04.2014, 23:16
Hallo, grundsätzlich wissen das die Pfleger und Schwestern meist sehr viel besser (es gibt auch manchmal hausinterne Listen der Klinikapotheke zur Applikation, manchmal ganz nützlich, auch für so Fragen, was man gemörsert in die PEG geben kann und so). Direkt mischen solltest du grundsätzlich erst mal nichts (es gibt Sachen, die traditionell zusammengemischt werden, aber eigentlich sind die Medikamente zur einzelnen Gabe zugelassen und nicht für "Mischspritzen", wenn man sich nicht genau auskennt, kann da immer mal was ausfallen). Die empfohlenen Trägerlösungen (NaCl, Glucose oder Aqua) stehen meist schon in der Packungsbeilage.
In deinem Fall würde ich jeweils eine Kurzinfusion (z.B. 50 oder 100 ml NaCl) mit den genannten Medikamenten anhängen - oder ggf. einzeln iv. spritzen (in diesem speiellen Falle - weil die Medis auf den Blutdruck gehen, aber lieber nicht als Bolus, sondern ganz langsam, ich persönlich würde es somit lieber als KI geben) .

Wichtiger wird deine Frage z.B. bei ZVK - Schenkelproblemen. Auch da weiß die Pflege meist am Besten bescheid. Ein paar Klassiker gibts aber. Blutkonserven sollen nicht mit hyper- oder stark hypoosmolaren Lösungen laufen.Amiodaron ist in G5% besser als in Nacl (kann flocken). Thiopental pappt und flockt und ist mit nahezu nichts am gleichen Schenkel kombinierbar. Solche Dinge meintest du, oder?

Das kriegt man als Arzt ehrlich gesagt erst sehr, sehr zögerlich mit. Ich weiß da auch nicht viel drüber und frag dann im Zweifel gerne mal bei der Pflege nach.

WackenDoc
11.04.2014, 05:00
Die häufigen hat man relativ schnell drin- bzw die, bei denen man Besonderheiten beachten muss.
Alles was über die normale Routine hinaus geht, würde ich nachlesen.

Viele gängige Medikamente kann man in NaCl tun. ein paar von den anderen, die öfter mal gebraucht werden, wurden ja schon genannt.

Und Vorsicht was die Pflege angeht- die wissen zwar die üblichen, die ausflocken und man sollte drauf hören, wenn die wissen, dass was nicht zusammen passt (z.B. von Fortbildungen), aber die wissen nicht unbedingt, was Probleme macht, die man nicht sehen kann oder die relativ selten auftreten.

Bei exotischeren Medikamenten immer nachlesen. Wenn was passiert ist man als Arzt in der Bütt und nicht die Pflege.

Rico
11.04.2014, 07:30
Ich finde Pharmatrix.de ganz klasse.
Das haben die Tübinger Pharmakologen mal zum hausinternen Gebrauch gebastelt, mittlerweile gibt es das aber auch frei verfügbar (mit DocCheck Passwort halt).
Neben der unbezahlbaren Peroralia-Datenbank, in der man Antworten auf die elenden Fragen nach Teilbarkeit, Zermörserbarkeit, Suspendierbarkeit und Sondierbarkeit von allen möglichen Tabletten findet :-top gibt es auch ein Verzeichnis aller bei uns im Haus gebräuchlichen Perfusoren mit Rezept zum anrühren und eben auch mit den Inkompatibilitäten. Auch wenn man woanders die Perfusoren anders beschickt, die Inkompatibilitäten gelten ja überall.

PrinzessinAmygdala
11.04.2014, 18:49
Vorsicht auch immer bei Calzium. Das flockt auch gerne. Bei uns auf Intensiv wurde mir ständig eingebläut, dass Calzium, Lasix und Fette nie zusammen laufen dürfen.
Ich finde die Beipackzettel manchmal wenig hilfreich. Da muss man zum Teil ganz schön suchen bis man überhaupt seine gewünschte Information hat- beispielsweise die Laufgeschwindigkeit.