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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hyperthyreose



sidonie
12.04.2014, 06:10
Blöde Frage, aber kann man bei einem Patienten mit Hyperthyreose und Thyroxintherapie einfach eine Hyperthyreosis facticia unterstellen und problemlos KM geben oder kann sich darunter eventuelle doch was anderes verbergen und amn sollte vorsichtig sein?

BetterCallSaul
12.04.2014, 09:54
Kann sich natürlich immer was anderes drunter verbergen, würde selber wohl nur TSH normwertige Patienten rein bringen. Kann ja sein dass da auch noch n autonomes Adenom hinter ist und das abgeht wie n Zäpfchen wenn du da mal Iod reinpumpst.

Wäre so mein Gedankengang. :D

Coxy-Baby
12.04.2014, 12:07
Also "Hyperthyreose" unter Thyroxinmedikation bei ........ Was? Dann kann man sich dazu Gedanken machen....

Rico
12.04.2014, 19:56
Genau, das kommt ein bisschen auf die Begleitumstände an:
Wenn der Patient nachweislich keine Schilddrüse hat (also z.B. sonographisch kein Hinweis auf vitales Rest-SD-Gewebe), dann ist die Facticia so gut wie sicher.
Wenn der Patient zwar ne Rest-SD hat, die aber eher klein und ohne Knoten ist, dann ist die Facticia ebenfalls sehr wahrscheinlich.
Sobald Knoten oder viel Schilddrüsengewebe (z.B. Rezidivstruma) da sind kann man das nicht mehr sicher trennen, sofern es nicht ganz klar eruierter ist, dass die Dosis kürzlich erhöht worden ist. Bei dringlicher Interventionsindikation würde ich blocken, das L-Thyroxin reduzieren, intervenieren und Kontrolle, ggf. Diagnostik im Intervall. Bei nicht dringlicher Indikation erstmal reduzieren und Diagnostik z.B. Szinti bei neu aufgetretenen Knoten >1cm (die geht ja auf Wochen nach Iodexposition nicht, daher lohnt es sich, das vorher zu erledigen wenn vertretbar).

Außerdem sollte man mal in den Vorbefunden schauen, dass es nicht zufällig eine sekundäre Hypothyreose bei Insuffizienz der thyreotropen Achse ist, da ist das TSH ja logischerweise immer erniedrigt und somit nicht aussagekräftig. Ist zwar selten, aber immer wieder peinlich, wenn man da mit dem Irenat kommt.

FirebirdUSA
13.04.2014, 23:31
Schau dir die peripheren Schilddrüsenhormone an: FT4 erhöht und FT3 normwertig --> Facticia, FT3 ebenfalls erhöht dann liegt das Problem wo anders.
Hmm... Rico ich glaube wir müssen dir mal alle Patienten mit erniedrigtem TSH unter L-Thyroxeinnahme rüber schicken :) Das sind relativ viele, im Prinzip hast du aber natürlich Recht.

Blocken: Ist so eine Sache, wenn einer wirklich eine manifeste Hyperthyreose hat hilft das blocken halt auch nicht.

Rico
14.04.2014, 08:44
Schau dir die peripheren Schilddrüsenhormone an: FT4 erhöht und FT3 normwertig --> Facticia, FT3 ebenfalls erhöht dann liegt das Problem wo anders.Naja, ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht.
Es kann sich ja auch um eine latente Facticia handeln, bzw. um eine Zunahme der Eigenproduktionen (z.B. zunehmendes Sd-Volumen bei Rezidivstruma), da sind die peripheren Hormone normal.
Und jede manifeste Hyperthyreose (egal ob bei endogen oder exogen) ist am "Anfang" mal an dem Punkt, an dem der Körper durch Hemmung der peripheren Konversion zuviel fT4 und noch normal viel fT3 hat, beweisend ist das also nicht.

Hmm... Rico ich glaube wir müssen dir mal alle Patienten mit erniedrigtem TSH unter L-Thyroxeinnahme rüber schicken :) Das sind relativ viele, im Prinzip hast du aber natürlich Recht.Muß ja nicht unbedingt zu uns sein, kann ja auch der Niedergelassene machen, aber nur mit Laborwerten und ohne Organstatus wird man das halt nicht definitiv klären können.

Blocken: Ist so eine Sache, wenn einer wirklich eine manifeste Hyperthyreose hat hilft das blocken halt auch nicht.Ich war jetzt nach dem Eingangspost von einer latenten Hyperthyreose ausgegangen. Bei der Schilddrüsen"blockade" ist ja auch immer Carbimazol dabei, also die (semi-)kausale Therapie. Und beim STEMI o.ä. kann man halt nicht ewig protrahieren.

sidonie
14.04.2014, 19:10
Es geht um Infektfokussuche. Ich bin noch dumme Anfängerin und habe halt das CT nicht gefahren, weil ich zwar den Verdacht auf Factitia hatte, aber dachte vielleicht kanns auch was anderes sein. Es ist halt ein Privatpatient und der Chef war sehr sauer auf mich, weils nicht gelaufen ist und hat meine Begründung nicht verstanden...
Die peripheren Hormone sind auch verändert, weiß jetzt nicht wie...

Logo
14.04.2014, 21:19
Hast du mit dem Patienten nen Behandlungsvertrag? Bist du Stellvertreter? Bist du Pool-beteiligt?

Wenn nein, soll er seine Patienten selbst behandeln.

Rico
14.04.2014, 22:13
Ui, da schwingt aber viel Chef-Frust mit, Logo. :-))

Das scheint doch insgesamt mehr in den Themenkomplex "Kommunikationsprobleme" zu gehören.
Wenn morgens besprochen ist, dass eine Untersuchung laufen soll und der Assistent sagt aufgrund neuer Aspekte die Untersuchung ab, dann müssen die Gründe dafür halt stimmen. Sonst ist Chef zurecht dysthym. Wenn man sich nicht sicher ist, dann muss man bei Chef oder OA nachfragen. Wenn keiner vorhanden oder für Auskünfte verfügbar ist, dann erst ist es ein Chef-Problem.
Andererseits muss der Chef halt auch kommunizieren, warum er jetzt dies und jenes will und wieso er das CT für unproblematisch hält, sonst läuft das nächste CT in ähnlicher Konstellation wieder nicht oder der nächste mit nem Autonomen Adenom kriegt KM hinter die Binde - sprich: Chef muss ausbilden.