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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie spezialisiert ist man als Arzt wirklich?



Freund der Medizin
16.04.2014, 19:16
Liebe Forengemeinde,

bekanntlich geht ohne Spezialisierung und den Erwerb eines Fachidioten-Titels gar nichts in der Medizin. Offenbar erwirbt man im Studium einen Crashkurs über alle Gebiete und bohrt sich dann immer tiefer in seine eigene Grube - alles sinnvoll und nachvollziehbar. Ich würde mich über genauere Berichte zu diesem Thema freuen.

- Reicht es, wenn ihr den Inhalt der Bücher eurer Disziplin kennt? Kann man als Orthopäde den Augenheilkunde-Kram gleich wieder löschen?
- Wird bei jeder kleinen Sache, bei der man kein Experte ist, gleich ein entsprechendes Konsil angefordert?
- Wie häufig holt ihr euch Spezialisten aus anderen Disziplinen auf die eigene Station?
- Wie sieht die Delegation an andere Spezialisten "institutionell" aus: im niedergelassenen Bereich die Überweisungen, im Krankenhausbereich Konsile und Hintergrundservice (Patho, MiBi etc) - gibts sonst noch etwas?

Bin sehr neugierig. :)

Kackbratze
16.04.2014, 19:24
Fachidioten-Titel.
Meiner Meinung nach gibt es hier nur einen Idioten.

bipolarbär
16.04.2014, 19:28
- Wie sieht die Delegation an andere Spezialisten "institutionell" aus: im niedergelassenen Bereich die Überweisungen, im Krankenhausbereich Konsile und Hintergrundservice (Patho, MiBi etc) - gibts sonst noch etwas?

Bin sehr neugierig. :)

Vergiss nicht die Kunst des turfens!

Miyu
16.04.2014, 19:33
Ich versteh die Frage nicht - habe ich ein Problem, dass eine andere Disziplin betrifft, gibt's ein Konsil (oder einen Turf :-wow). Die Augenaerzte behandeln ja auch keine Kreuzbandruptur, warum sollte ich dann meine Fachkompetenz in ihr Richtung ueberschreiten (um mal in deinem Beispiel zu bleiben)? Und ich meine jetzt wirkliche Fachfragen und nicht sowas wie ne Antibiose bei nem Standard-HWI.

flopipop
16.04.2014, 20:52
Kann man als Orthopäde den Augenheilkunde-Kram gleich wieder löschen?


ja:-top

Fr.Pelz
16.04.2014, 21:02
Ich versteh die Frage schon, es gibt da sicher einen Grenzbereich, den man mit etwas Erfahrung oder altem Uniwissen selbst abdecken kann, auch wenn er in andere Disziplinen reingeht, z. T wird das auch verlangt bzw ist eine Frage der Höflichkeit.
Die Psychiater freuen sich, wenn ich nicht ins Konsil schreibe "Patient ist komisch", sondern etwas differenzieren kann, ob er depressiv wirkt und Suizidgedanken hat, oder ob er schizophrene Symptome zeigt, das dient ja auch der Dringlichkeitseinschätzung.

Ich freu mich, wenn auf dem Konsilschein nicht nur steht "erbitte Abklärung Bauchschmerzen" sondern zumindest 2 Sätze zu Anamnese und Befund…
Aber es ist schwer, da allgemeine Empfehlungen zu geben. Als frischer Jungassi sollte man erstmal erfahrene Assis/FÄ der eigenen Klinik um Rat fragen, bevor man fremde Disziplinen ins Boot holt. Zum Teil gibt es auch hausinterne Standards. Unsere Urologen sagen z.B dass ein Harnwegsinfekt kein urologisches Problem ist und wären beleidigt, wenn man sie deswegen konsliarisch ruft.

Thomas24
16.04.2014, 21:52
Ja. Ins SAP gestellte Copy & paste Konsile, wie "erbitte höflich die fachärztliche Mitbeurteilung", kann man sich in die Haare schmieren. Es wäre nett, wenn wenigstens mal eine Frage drinstände-

Man merkt, wenn sinnlose Schrotschusskonsile wie Smarties verteilt werden, nur weil ein Jungassi (auf Weisung?) seine klinikinternen Checklisten abarbeitet- aber sich offensichtlich keine Gedanken darüber gemacht hat, ob das Konsil überhaupt sinnvoll sein könnte :-(:-dagegen

"Guten Tag, Herr xyz. Aus welcher Abteilung kommen Sie?" "Aus der soundso". "Aha. Na dann erzählen Sie mal, warum wurden Sie hierher geschickt? Was für Beschwerden haben Sie denn akut?" "Äh. Keine? Ich weiß auch nicht, warum ich hierhin geschickt wurde...":-kotz

Bandwurm
17.04.2014, 15:37
1. Erwerb eines Fachidioten-Titels
Beleidigungen solltest du die Sparen, da machst du dir echt keine Freunde mit
2.Reicht es, wenn ihr den Inhalt der Bücher eurer Disziplin kennt? Kann man als Orthopäde den Augenheilkunde-Kram gleich wieder löschen?
Nein reicht nicht, aber in den Fremddiziplinen reicht meist dein Vorwissen oder dass was man so mitbekommt.

3. Wird bei jeder kleinen Sache, bei der man kein Experte ist, gleich ein entsprechendes Konsil angefordert?
Machen die meisten neuassis für ein paar Wochen, bis sie den Gegenwind bekommen; würde jedes Krankenhaus Arbeitsunfähig und pleite machen.

4. Wie häufig holt ihr euch Spezialisten aus anderen Disziplinen auf die eigene Station?
Selten
5. Wie sieht die Delegation an andere Spezialisten "institutionell" aus: im niedergelassenen Bereich die Überweisungen, im Krankenhausbereich Konsile und Hintergrundservice (Patho, MiBi etc) - gibts sonst noch etwas?
Entlassen und dann wieder in anderen Bereich aufnehmen lassen (Herzneurose; Psychiater sagen kommen sie in die Ambulanz; 1 h später auf der Intensivstation, 2 h später wieder beim Psychiater, 2 Tage später auf der Kardio,....

Mano
17.04.2014, 18:10
Kommt sicher auch auf jeweilige Haus an - in einem kleinen Grundversorger hat man oft nur die Möglichkeit es selber zu machen. Den fachfremden Facharzt mit 40km Anfahrtsweg bestellt man sicher nicht leichtfertig ein...
Andersherum muss man an einem Maximalversorger auch vorsichtig, manch eine Abteilung reagiert verschnupft, wenn sie nicht gefragt wird - selbst wenn man das Problem möglicherweise selber lösen kann.