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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neuorientierung /Verzeiflung------- /(Knebel ?)verträge Allgemeinmedizin



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katodoc
20.04.2014, 18:08
Hallo zusammen,
nach 3,5 Jahren Innerer Medizin/Kardiologie, fünf Jahren Anästhesie und mittlerweile FÄ für Anästhesie mit Zusatzbezeichnung Notfallmedizin fühle ich mich vom Klinikleben und all den Diensten total ausgebrannt und mir macht mein Job-im speziellen die Anästhesie- keinen Spass mehr, abgesehen davon habe ich das Gefühl diese 24 Stunden Dienste einfach körperlich nicht mehr zu packen ( und ich bin erst 35 J).
Irgendwie bin ich an einen Punkt angelangt,dass ich nicht mehr weiss was mir überhaupt Spass macht, was ich machen will und wo ich mich in zehn,fünfzehn Jahren sehe.Für mich ist es die totale Verzweiflung weil ich total das Interesse an meinem Fach verloren habe. Ich langweile mich total im normalen Tagesgeschäft, schlafe schon mal vor Langeweile ein,und habe das Gefühl geistig zu verarmen. Auch die Tatsache dass man als Anästhesist lediglich Dienstleister ist, gefällt mir gar nicht mehr. Klar,ich wusste es vorher,eine gewisse Zeit hat es mich auch nicht gestört,aber mehr und mehr wird es für mich zum grossen Problem.
Meine Überlegungen gingen in die Richtung, Kardiologie zu Ende zu führen -es fehlen lediglich 2,5 Jahre- ,oder aber den FA Allgemeinmedizin zu machen,hier fehlen ebenfalls 2 Jahre. Aber auch von diesen Optionen bin ich nicht zu 100% überzeugt. Leider fehlt mir die totale Begeisterung für ein spezielles Fach.
Da ja der FA Allgemeinmedizin von der KV mit 3500 Euro monatlich gefördert wird,gibt es natürlich einen speziellen Vertrag mit der KV den man unterschreiben muss. Es ist relativ schwammig formuliert....man erklärt seine Absicht Hausarzt zu werden....sonst muss man alles zurückzahlen, was ja schon eine mittlere Katastrophe wäre.
Hat jemand von Euch damit Erfahrung? In welchem Fall müsste man zurückzahlen? Was ist wenn man danach noch Arbeitsmedizin macht,ins Ausland geht, doch wieder in der Anästhesie arbeitet oder wie auch immer?
Vielen Dank schon mal !
LG Katodoc

Präpmaus
21.04.2014, 16:51
Hallo,
sind die Mittel für den FA Allgemeinmedizin bei Deiner KV noch tatsächlich vorhanden? Bei manchen KVs sind die schon aufgebraucht, dann wäre die Frage obsolet.
Willst Du wirklich Allgemeinmedizin machen, meist ist das ja Drehtürmedizin im 15 Minuten Takt. Zumindest bei Kassenpatienten.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß bei Dir ein Burn-out im Anmarsch ist.... Was Du letztenendes willst musst Du selber entscheiden.... Aber wäre es nicht eine gute Idee erst mal Urlaub zu machen und die Akkus aufzuladen. So einmal quer durch Australien, oder von Alaska bis Kalifornien. Wenn es nicht exotisch sein soll tut´s wohl auch Fuerteventura oder Norwegen. Je nach Geldbeutel.
Freundliche Grüße

Evil
21.04.2014, 17:13
Meines Wissens geht man mit Annahme der KV-Förderung lediglich die Verpflichtung ein, die Facharztprüfung für Allgemeinmedizin abzulegen. Tut man dies nicht, muß man tatsächlich die Fördergelder zurückzahlen.
Diesbezüglich solltest Du Dir aber schriftlich Auskunft bei Deiner KV einholen.


sind die Mittel für den FA Allgemeinmedizin bei Deiner KV noch tatsächlich vorhanden? Bei manchen KVs sind die schon aufgebraucht, dann wäre die Frage obsolet.
Dies trifft nur für die KV Nordrhein zu, 1 von 17 KVen in D.


Willst Du wirklich Allgemeinmedizin machen, meist ist das ja Drehtürmedizin im 15 Minuten Takt. Zumindest bei Kassenpatienten.Faszinierende Theorie, die jedoch in meiner Praxis falsch ist. Hast Du so etwas wie Belege dafür?

Präpmaus
21.04.2014, 18:15
Meines Wissens geht man mit Annahme der KV-Förderung lediglich die Verpflichtung ein, die Facharztprüfung für Allgemeinmedizin abzulegen. Tut man dies nicht, muß man tatsächlich die Fördergelder zurückzahlen.
Diesbezüglich solltest Du Dir aber schriftlich Auskunft bei Deiner KV einholen.


Dies trifft nur für die KV Nordrhein zu, 1 von 17 KVen in D.

Faszinierende Theorie, die jedoch in meiner Praxis falsch ist. Hast Du so etwas wie Belege dafür?

Ja und ich kenne genügend Kollegen wo es in der Allgemeinmedizinpraxis finanziell nicht läuft. Wie auch? ...bei 36,50 Euro pro Quartel.
Wenn Du allerdings eine Praxis in einem Nobelviertel hast mit dem Zusatz "nur Privat", dann sieht es ganz Anders aus.

herrdoktor0815
21.04.2014, 19:41
Auskunft bei der KV einholen und die richtige Praxis und KV aussuchen. KV Bayern zahlt fast 70,- Euro. Die Hausarztverträge in BW bringen im Schnitt deutlich über 70 Euro bis 80 Euro. Allgemeinmedizin hat auch Zukunft. Wenn du unsicher bist, mach beides.

umr
21.04.2014, 19:47
Hallo katadoc,

Ich kann das sehr gut nachvollziehen, befinde mich ebenfalls gerade in der Phase der (Neu)orientierung. Ich habe 12 Monate Chirurgie und 24 Monate Anästhesie absolviert. In beiden Fächern bin ich nicht ganz glücklich, die Dienste und die hohe Arbeitsbelastung (kombiniert mit fehlender Ausbildung) vergellen mir die Freude am Job und ich informiere mich auch gerade über den Facharzt Allgemeinmedizin.

Sehr viel konstruktives kann ich nicht beitragen-jedenfalls noch nicht. Vielleicht können ja ein paar "alte Hasen" mal plaudern, wie die Realität in der Praxis aussieht - Ausbildung, Unterstützung beim Einstieg in die Praxis, finanzielle Situation usw. Ich habe nämlich etwas Angst, vom Regen in die Traufe zu kommen...

katodoc
21.04.2014, 20:07
Hallo zusammen,
vielen lieben Dank schon einmal für Eure Antworten. Ja...vielleicht habe ich so etwas im Anmarsch wie ein "Burn Out",wobei ich finde das dieser Begriff insgesamt zu inflationär gebraucht wird. In erster Linie langweilt mich mein Job total im Tagesgeschäft und die Dienste finde ich einfach knochenhart und hab keinerlei Ahnung wie man das bis 67 Jahre durchhalten soll.
Was die Fördergelder der KV betrifft,hat die KV Nordrhein noch etliche WB Stellen genehmigt und somit auch die Fördergelder von 3500 Euro monatlich. Ich hätte auch eine Praxis gefunden die sogar 1000 Euro drauflegt ,so dass man immerhin auf ein Gehalt von 4500 Euro kommt. Als Facharzt im ersten Jahr ,also Ä2 Stufe 1 ist das dennoch ein deutlicher finanzieller Rückschritt für mich...was aber ok wäre,man könnte sich noch ein bisl Geld mit NEF fahren verdienen. Was mich eher abschreckt ist dieser Vertrag den man mit der KV abschliesst. Sowohl der Weiterbilder als auch der Assistent müssen den Passus unterschreiben das man ggf die Fördergelder zurückzahlt falls man den Vetragsbedingungen nicht entspricht. Und diese Vertragsbedingungen sind sehr schwammig formuliert. Man muss unterzeichnen dass man bei Vertragsabschluss die Intentention hat später als HA tätig zu sein. Aber was ist halt wenn es nicht dazu kommt? Wie gesagt die Gründe sind ja so vielfältig. Habe bereits mit der KV telefoniert um nähere Auskünfte zu erhalten. Es ist natürlich so ,dass wenn man nicht die FA Prüfung macht und nach einem Jahr abbricht weil man keine Lust mehr hat oder so , dann muss man das Geld zurückzahlen. Aber alle anderen Optionen wie zb. Mutterschaft, Wegzug aus NRW,weiterer Facharzt...etc ...da konnte(oder wollte? ) man mir keine Auskunft geben. Da hiess es ,es wäre eine Einzelfallentscheidung die dann geprüft werden würde.
Naja und davor hätte ich halt echt Angst, denn wenn man lediglich 4500 Euro brutto verdient und dann die monatlichen 3500 Euro zurückzahlen muss,das ist echt happig.

Evil
21.04.2014, 20:09
Ja und ich kenne genügend Kollegen wo es in der Allgemeinmedizinpraxis finanziell nicht läuft. Wie auch? ...bei 36,50 Euro pro Quartel.
Wenn Du allerdings eine Praxis in einem Nobelviertel hast mit dem Zusatz "nur Privat", dann sieht es ganz Anders aus.
Meine Praxis befindet sich in einem kleinen Ruhrpott-Kaff, wo der Anteil an Privat-Klientel durchschnittlich sein dürfte. Aber finanziell läuft es trotzdem ganz gut bei mir, ebenso wie bei den meisten Kollegen in der Umgebung ;-)

Entweder kennst Du eine erstaunlich hohe und nicht repräsentative Anzahl an tatsächlich schlecht verdienenden Kollegen, oder Du schreibst nur Informationen auf Stammtischniveau ohne wirkliches Hintergrundwissen. Letzteres dürfte wahrscheinlicher sein.

@katodoc: ein Wegzug in eine andere KV dürfte kein Problem darstellen, meine Klinikzeit wurde auch in Bayern gefördert, niedergelassen bin ich in NRW.
Die Niederlassung mit Kassensitz dürfte eigentlich nicht zwingend nötig sein, Du könntest Dich ja auch in einem MVZ anstellen lassen. Und wenn Du dabei nach 2 Jahren feststellst, daß Dir das auch nicht liegt, dürften die Vertragsbedingungen trotzdem erfüllt sein,

katodoc
21.04.2014, 20:11
Das kann ich sehr gut nachvollziehen,diese Angst vom Regen in die Traufe zu geraten. Und wenn man ständig wechselt,das macht sich ja leider im Lebenslauf auch nicht so gut. Wenn du eine sehr gute Weiterbildungsstelle in der Anästhesie suchst,dann kann ich Dir die Klinik empfehlen in der ich meinen FA gemacht habe. Dort hat man Anästhesie wirklich von der Picke auf gelernt. Leider hat die Klinik die FA nicht übernommen,weil schon alle FA Stellen besetzt .

WackenDoc
21.04.2014, 20:15
Wie wäre es wenn du dir ne Auszeit nimmst und erstmal nur Notarzt fährst? Oder du dir ne Allgemeinmedizinpraxis mit geringer Stundenzahl suchst, dir nur das Gehalt der Praxis zahlen lässt ohne Förderung und zusätzlich mit KV-Diensten oder NEF-Fahren ausbesserst?
Als AFA-Assi kannst du mit der Praxis verhandeln dass du z.B. nur die Sprechstundenzeiten mitmachst ohne viel von dem Drumrum (war bei mir klasse- das waren nämlich nur ca. 30 Stunden, Hausbesuche nur während der Praxiszeiten und mit dem ganzen Abrechnungskram und was die Inhaber sonst noch nebenher gemacht haben hatte ich nichts zu tun).

katodoc
21.04.2014, 20:16
Hallo Evil ,
darf ich Dich fragen wie Du zu der Allgemeinmedizin gekommen bist? Ich finde es ein tolles und sehr wichtiges Fach,habe allerdings ein wenig Sorge dass es mich langweilen könnte. Wie ist es denn mit der Arbeitsbelastung? Hat man sehr viel Papierkram zu erledigen?

katodoc
21.04.2014, 20:21
http://www.kvno.de/downloads/niederlassung/weiterallg_erklaerung_aiw.pdf
Dies ist der Link zu der Erklärung der KV die man unterzeichnen muss

katodoc
21.04.2014, 20:25
Eine weitere Option die mir vorschwebt wäre allerdings den FA für Kardiologie zu beenden. Als ich es nach 3,5 Jahren aufgegeben hatte,steckte ich in einer sehr schwierigen Phase (meine Mutter war gerade verstorben) und ich wollte auf einmal alles in meinem Leben ändern. Nach RS mit der Ärztekammer Nordrhein würden mir für den Kardiologen lediglich 2,5 Jahre fehlen. Das würde natürlich bedeuten nochmal 2,5 jahre Dienste kloppen und Stationsarbeit.....:-D

Evil
21.04.2014, 20:28
Ich hatte zu Beginn des Studiums relativ nebulöse Vorstellungen, "mal später als Hausarzt zu arbeiten" ;-)
Hat sich während des Studiums dann gewandelt, hab im PJ als Wahlfach Anästhesie gemacht, wo ich dann erstmal anderthalb Jahre geblieben bin. Lag mir dann aber auch nicht so richtig, deswegen entschied ich mich dann wieder für die Allgemeinmedizin.
Dazu hab ich dann 1 Jahr Chirurgie dazwischengeschoben (harte Zeit!), 3 Jahre Innere in der Klinik und abschließend die anderthalb Jahre Praxis, wobei ich selbige Praxis durch einen glücklichen Zufall dann sogar übernehmen konnte.

Tja, Arbeitsbelastung und Papierkram... Es ist schon was anderes als in der Klinik, weil die Arbeit wesentlich stärker verdichtet ist. Aber man kann sich auch innerhalb von 10 Minuten auf einen Patienten konzentrieren und gute Medizin machen, ohne daß daraus Drehtürmedizin wird, zumindest habe ich diesen Anspruch an mich selber.
Der Knackpunkt ist eine gute Organisation der Abläufe, wodurch man einiges an Papierkram an die MFAs delegieren kann. Und genau das kann man in den Jahren der Praxisausbildung lernen :-)

WackenDoc
21.04.2014, 20:28
Musst du den komplett im Krankenhaus machen oder geht auch ambulante Weiterbildung?

umr
21.04.2014, 20:37
Wenn ich nur flexibel wäre... Ich bin es aber wegen meiner Kinder nicht, so dass mir nicht so viele Alternativen zur Wahl stehen. Zunächst hatte ich in der Anästhesie schon angefangen mit dem Ziel, diesen FA auch zu beenden. Logisch. Seit dem Wechsel der Klinik (Anfahrtsweg) bin ich aber unglücklich und denke über einen plan b nach und darüber, ob mir eine Praxis nicht besser stünde, als Klinikmoloch mit schlechter Anleitung, vielen Diensten und wenig Freizeit. Über die finanziellen Aspekte während der Ausbildung hatte ich mir bislang versäumt, Gedanken zu machen. Das ist ja aber auch ein ganz entscheidender Faktor. Vielleicht sollte ich also wenigstens die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin noch beenden.

Ich frug mich in der letzten zeit zunehmend, ob es sich lohnt, den FA fertig zu bringen, wo ich doch ahne, dass es mich nicht glücklich machen wird...

katodoc
21.04.2014, 20:53
Hallo WackenDoc,
also ich gehe mal davon aus dass ich den in der Klinik ableisten muss. So 100% sicher bin ich mir da aber nicht

katodoc
21.04.2014, 20:55
Hallo umr,
finanziell könntest Du dir sicherlich mit Notarztdiensten so einiges an finanziellen Einbussen wieder reinholen

katodoc
21.04.2014, 20:59
Hallo Evil,
klingt interessant Dein Werdegang. Ich finde es auch absolut in Ordnung mehrere Fachrichtungen ausprobiert zu haben. Ich habe manchmal den Eindruck dass man ganz schnell in die Ecke gestellt wird " die weiss nicht was sie will" ,nur weil man an vielem Interesse hat.
Also ich denke die Allgemeinmedizin wäre sicherlich eine Option für mich, oder aber die Kardiologie.
Der Weiterbilder in der Praxis wo ich anfangen könnte ist sehr nett,aber ich weiss nicht inwiefern ich dort noch lernen könnte. Habe ein wenig Sorge dass dies Endstation für mich ist. Es ist eine grosse Praxis mit drei Ärzten, und er möchte drei WB Assistenten . Da keimt bei mir ein wenig der Verdacht dass er die Assis all die Arbeit machen lässt ( nicht dass ich faul wäre) ,aber ich habe Sorge um die Qualität der Weiterbildung. Wofür braucht man drei WB Assis?

LasseReinböng
21.04.2014, 22:03
Eine weitere Option die mir vorschwebt wäre allerdings den FA für Kardiologie zu beenden. Als ich es nach 3,5 Jahren aufgegeben hatte,steckte ich in einer sehr schwierigen Phase (meine Mutter war gerade verstorben) und ich wollte auf einmal alles in meinem Leben ändern. Nach RS mit der Ärztekammer Nordrhein würden mir für den Kardiologen lediglich 2,5 Jahre fehlen. Das würde natürlich bedeuten nochmal 2,5 jahre Dienste kloppen und Stationsarbeit.....:-D


Und interventionelle Kardiologie ? Wie steht es damit ?

Ich kenne es jetzt von Kollegen eher so, daß die erst nach absolviertem FA für Innere überhaupt zum Zug kommen, was Herzkatheter und Co anbelangt.


Bzgl. Anästhesie: fast alle Fächärzte für Anästhesie haben an meinem Haus halbe bis drei/viertel- Stellen, um der Mühle zu entgehen - wäre das eine Option ?