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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pulsoxymetrie: Messmethode



DieUnerkannteGesetzmäßigkeit
25.04.2014, 18:52
Hallo,

wie funktioniert eigentlich die Pulsmessung bei der Pulsoxymetrie über den Fingerclip? Wird da tatsächlich auch der Puls über die schwankende Lichtabsorption gemessen? Oder ist in dem Clip noch irgendein Drucksensor oder so, der für die Pulsmessung zuständig ist?
Die angezeigte Sauerstoffsättigung als Zahl bleibt ja idR ziemlich konstant. Werden trotzdem kleinere Schwankungen registriert und in dieser Kurve aufgetragen, die man immer auf dem Anästhesiemonitor sieht? Oder ist die Zahl, die angezeigt wird einfach ein Durchschnittswert über die letzten x Sekunden und die tatsächliche Sättigung schwankt pulssynchron um einige Prozent?

Ist vielleicht eine doofe Frage, aber würde mich freuen, wenn mich da jemand etwas aufklären könnte.

Grüße
Die Gesetzmäßigkeit

Gesocks
25.04.2014, 19:11
Ich zitier' mich mal selbst:

Gemessen wird für oxyHb und desoxyHb jeweils (mindestens) eine geeignete Extinktion, die Sättigung ist eine Funktion der Ratio der beiden (Lambert-Beer). Hinzu kommen zwecks Fehlern u.U. weitere Wellenlängen. [...]

Keine Ahnung, ob's hilft, aber ich hab ziemlich lang nicht begriffen, dass die Pulsmessung ein integraler Bestandteil der Pulsoxymetrie und nicht etwa zusätzliches Feature ist:
Bei einer Einzelmessung erfasst man photometrisch natürlich außer der Extinktion des Hb des arteriellen Bluts natürlich auch die des venösen Blutes und der anderen umliegenden Gewebe. Durch pulsatile Messung (Frequenz offenbar im zweistelligen Hertz-Bereich) kann man die Extinktionen plotten und jeweils den gleichbleibenden Anteil (gemittelte Minima zwischen jeweils zwei Pulswellen) abziehen, übrig bleiben nur die alternierenden Anteile - also die Extinktionen nur des pulsierenden arteriellen Blutes. Die arterielle Sauerstoffsättigung ist dann entsprechend eine Funktion des Quotienten dieser beiden fiktiven Extinktionen.
[...]

DieUnerkannteGesetzmäßigkeit
25.04.2014, 19:27
das bedeutet also, die Pulskurve die man sieht, basiert tatsächlich auf der gemessenen Sauerstoffsättigung, allerdings wird nur der Sättigungsverlauf in den arteriellen Gefäßen dargestellt. Diese Schwankungen im arteriellen Schenkel machen aber an der gesamten gemessenen Sättigung zu wenig aus, um sich auf die angezeigte Prozentzahl auszuwirken. Richtig?

Gesocks
25.04.2014, 19:47
Ne. Du willst die arterielle Sauerstoffsättigung messen. Also misst du erstmal alles (arteriell + venös + Gewebe und sonstige Störfaktoren) im Zeitverlauf. Da nur arterielles Blut pulsiert, ziehst du den jeweils niedrigsten Messwert zwischen zwei systolischen Peaks von allen anderen Messwerten ab, übrig bleibt der arterielle Wert.

Differenzialdiagnose
26.04.2014, 08:41
Ne. Du willst die arterielle Sauerstoffsättigung messen. Also misst du erstmal alles (arteriell + venös + Gewebe und sonstige Störfaktoren) im Zeitverlauf. Da nur arterielles Blut pulsiert, ziehst du den jeweils niedrigsten Messwert zwischen zwei systolischen Peaks von allen anderen Messwerten ab, übrig bleibt der arterielle Wert.

Beeindruckend. Habe ich gar nicht gewusst.

DieUnerkannteGesetzmäßigkeit
26.04.2014, 11:29
und der wert, der mir als Zahl angezeigt wird, ist dann der Peakwert?

Gesocks
26.04.2014, 18:31
Nein, der angezeigte Wert ist die arterielle Sauerstoffsättigung in Prozent.

Nochmal von vorn: Das Gerät zeigt die arterielle Sauerstoffsättigung (Anteil oxyHb am gesamten Hb) an. Zur Bestimmung sind also die arterielle oxyHb-Konzentration und die arterielle gesamt Hb-Konzentration (die sich zusammensetzt aus oxyHb, desoxyHb, COHb und exotischeren Vertretern; MetHb usw.) nötig. Die Konzentrationen der unterschiedlich beladenen Hb bestimmt man photometrisch, bildet den Quotienten und raus kommt die Sättigung.
Kann man ein Pulsoxymeter so anlegen, dass man ausschließlich arterielles Blut durchleuchtet? Nein, kann man selbstverständlich nicht; man kann nur den gesamten Finger inkl. venösem Blut und Gewebeblut durchleuchten. Im Gegensatz zu den anderen Blutreservoirs hat das arterielle aber die Eigenschaft, zu pulsieren. Bei jedem Pulsdruckpeak sind auch die Hb-Konzentrationen jeweils am höchsten (das Verhältnis bzw. die Sättigung ändert sich aber nicht, da scheinst du ein Verständnisproblem zu haben), bei minimalem Pulsdruck am geringsten:
http://web.squ.edu.om/med-Lib/MED_CD/E_CDs/anesthesia/site/content/figures/3028F34.gif
Man misst also im Zeitverlauf alles (s. Grafik) und mit der Annahme, dass nur arterielles Blut pulsiert, zieht man die niedrigsten Messwerte von den höheren ab; und kann sich dann einigermaßen sicher sein, nur arterielles Blut zu betrachten.

Rico
26.04.2014, 20:01
und der wert, der mir als Zahl angezeigt wird, ist dann der Peakwert?:-) SCNR

Markus-HEX
28.04.2014, 09:29
Das ist auch der Grund, weshalb die pulsoxymetrie nicht bei Menschen mit laminaren Blutfluss funktioniert.

Hatten letztens einen Patienten zur Narkose, der ein LVAD hatte, die Haupt-Pumparbeit leistete die Maschine - daher nahezu laminarer Strom und keine Pulsoxymetrie (ebenso keine nicht-invasive Druckmessung und keine tastbaren Pulse).