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Locutus001
04.05.2014, 16:33
Hallo liebe Mitstreiter!

Mit so einem schnöden Post mache ich jetzt einmal mein Forumdebut hier.

Zu mir:
Ich bin jetzt kurz vor meinem 2.STEX und dem PJ (neue AO ;-)) und bin mir des FA immer noch nicht sicher.

Ich habe das Forum schon interessiert durchsurft und bin dabei auf viele interessante, abschweifende und ausuferende Posts gestoßen.

Was für ein FA es am Ende dann wird hängt sicherlich noch in den Sternen, aber da die Radiologie wegen der angeblich guten Arbeitsbedingungen und Flexibilität (Klinik/Niederlassung/Honorararzt/viele Stellen) in jedem Fall in meiner engeren Auswahl (eng heißt, dass da ca. 10 ganz verschiedene Fächer drin sind! ;-)) gelandet ist, wollte ich der Sache einmal (mit Eurer Hilfe hoffentlich!) auf den Zahn fühlen.

Warum Radiologie bei mir mit im engeren Kreis ist (sogar im engeren Kreis bei den Favoriten!):
Ich habe nichts gegen Überstunden oder Dienste, allerdings ufert das ganze in einigen Fachgebieten anscheinend wirklich aus.
Gerade mit Freizeitausgleich etc. ist das ja eine feine Sache und auch am Anfang der Ausbildung bin ich natürlich bereit auch mal länger zu arbeiten, bin ja auch noch langsamer.
Allerdings will ich nicht den Rest meines Arbeitslebens damit konfrontiert sein immer Überstunden und Nachtdienste schieben zu müssen.

Hier scheint mir die Radiologie eine gute Möglichkeit, wenn sicherlich auch mehr Dienste anfallen als bei Labormedizin/Arbeitsmedizin/u.ä.

Wie sieht es in der Realität bei Euch aus mit den Arbeitszeiten?
(So eine typische Woche?)
Plaudert doch mal ein bisschen!

Das Gehalt der meisten Ärzte richtet sich ja doch einigermaßen nach dem TV-Tarif des MB.
Während hier viele FA sicherlich durch viel Überstunden und Dienste nochmal gut 500Euro netto mehr im Monat draufpacken können, ist es bei so Fächern mit weniger Diensten und Überstunden sicherlich geldmäßig mauer oder?
Bzw. kann man freiwillig Dienste übernehmen um das ganze aufzubessern?

Sollte es bei mir später die Radiologie tatsächlich werden, dann würden mich sicherlich auch Spezialisierungen wie Kinderradiologie und Neuroradiologie interessieren.
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass ein Radiologe der nochmal spezialisiert ist genauso vergütet wird, wie ein nicht spezialisierter Radiologe.

Ganz wichtig ist mir auch das Arbeitsklima. Das liegt natürlich immer an der Station, ich weiß! Aber bei Radiologie hab ich bisher noch nie gehört: "Alle total mies hier, jeder lästert über den anderen, Machtkämpfe...".

Berichte aus dem echten Leben bitte! :-)


Dann:
Wie schaut da die Ausbildung aus? Ich meine ich weiß, dass es 1 Jahr in der Patientenversorgung gibt, INNERE oder Pädiatrie, aber liefert einem ein größeres Haus in dem man sich für Radiologie bewirbt das gleich im Paket mit?

Und in der Radiologie selbst, kann man sicherlich recht schnell selbst befunden, aber ich möchte hier einmal ganz ehrlich sein: Ich hab doch keine Ahnung! (Also ein bisschen was sehe ich bestimmt, aber alles andere als die Aussage ich habe keine Ahnung, würde ich für Blasphemie halten zum jetzigen Zeitpunkt...).


Ich muss zugeben, dass Radiologie bei mir schon länger in der Top 10 ist, allerdings war es eine ganze Zeit ziemlich weit runtergewandert.
Ich habe einfach Angst, dass es mich anödet... Im Studium habe ich es nämlich leider als ziemlich dröge empfunden (außer im Schallkurs und im FKDS-Kurs, das fand ich cool ;-) da durfte ich auch endlich mal selbst was machen und habe das erste Mal das Gefühl gehabt was zu können!)
(Zurück zu "keine Ahnung" --> wenn ich jetzt im KH plötzlich einfach so schallen soll, dann starte ich zwar jetzt nicht bei 0, aber theoretisch ja schon ein bisschen... ich hab immer das Gefühl, dass so ein Crash-Einführungskurs eigentlich garnicht so schlecht wäre, aber wie sieht es denn im echten Leben aus? Wahrscheinlich ist das mehr so der Crash-Einführungskurs-Learning-by-doing-and-asking-your-OA...)

Aber wenn man etwas mehr Ahnung bekommt und selbst verantwortlich ist, ist es sicherlich nicht mehr dröge den ganzen Tag vorm PC zu sitzen und Bilder zu schauen oder?
(Ich muss zugeben ich hätte auch etwas Sorge wichtige Diagnosen zu übersehen (so ganz allein gelassen ohne wen der mal drüberschaut ganz am Anfang) ;-) Ich hoffe mal ich bin nicht der einzige dem es so geht haha :-) ).

Last but not least:
Stellensituation soll ja ganz gut sein im Moment, stimmt das? ;-)
(War es für Euch leicht an eine Stelle zu kommen? Hat Euer Einstiegsgehalt und die Arbeitszeiten so dem entsprochen, was ihr erwartet habt?)

Laufbahn: Oberarztstellen in greifbarer Nähe mit FA (auch in der Nähe von größeren Städten) oder ist das ein stark umkämpftes Feld, wie in den chirurgischen Fächern?

Viele Grüße und Danke schonmal für Antworten!
:-kaffee

flopipop
04.05.2014, 17:50
du schreibst viel von arbeitsbedingungen, aber so gut wie nichts über das interesse am fach. wenn du ein fach nur wegen den vermeintlich besseren arbeitszeiten und weniger aus dem interesse am fach wählst, birgt das gefahr, dass du später unglücklich wirst. gerade als anfänger hat man überall stress, auch in der radiologie. ich würde mir an deiner stelle zuerst das fach anschauen, z.b. durch pj tertial oder hospitation und dann erst vor - und nachteile abwägen.

Locutus001
04.05.2014, 18:28
Hallo flopipop, danke schonmal für deine "Anteilnahme".

Ich schreibe schon ein bisschen was zu diesem Thema und insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Radiologie ein Fach ist, das man erst auf den "zweiten Blick" und zwar, wenn man es praktiziert und etwas mehr Ahnung davon gewinnt, an Reiz gewinnt.

Bei mir ist es leider so, dass ich nicht zum Kreise der Auserwählten gehöre, die ihre ultimative Passion in einer Fachrichtung der Medizin entdeckt haben und bereit sind das als ihre Lebensaufgabe anzusehen, koste es was es wolle. Mir gefallen Aspekte einiger Disziplinen, ebenso sehe ich auch deren Nachteile und es gibt sicherlich keine Eierlegende-Wollmilch-Sau.
Wir können gerne meine Gedanken dazu via PM austauschen, aber es ist doch etwas Off-Topic hier, da ich eher daran interessiert bin hier einmal aus "erster Hand" zu erfahren, wie die Realität in der Radiologie ausschaut.
Die Entscheidung was es dann am Ende wird, die muss ich dann ja doch irgendwann treffen.
(Und es schadet sicherlich nichts Informationen über die Fächer die in der persönlichen engeren Auswahl stehen einzuholen, um den "Findungsprozess" zu unterstützen, was meinst du?)
Ein wichtiges Interesse von mir ist, dass meine Arbeit nicht mein Leben auffrisst, sondern sich harmonisch als einer von vielen Teilen in mein Leben einfügen lässt. (Ich hoffe es gibt Mediziner die das zumindest verstehen können ;-))

CaliforniaKicky
05.05.2014, 08:36
Also wie es mit der Bewerbersituation aussieht kann ich dir aus erster Hand erzählen, dass es NICHT einfach ist. Vielleicht bin ich zu wählerisch und habe mich jetzt auch nicht in den "Pampa"-Krankenhäusern beworben, aber ich bin seit 4 Monaten auf der Suche, 6 Bewerbungsgesrpräche, nicht UNI, davon hätte ich 1 Stelle bekommen welche die Personalabteilung dann letztendlich nicht freigegeben hat und eine im absolut schlimmster Abteilung wohl in Deutschland vor der ich dich jetzt schon warne, und zwar im städtischen Klinikum Karlsruhe. Kannst die Bewertungen bei Kununu nachlesen, und der "Dark Lord" sucht immer noch nach einem Assistenzarzt weil alle abhauen oder erst gar nicht anfangen.Also hätte ich es vorher gewusst wie es dort ist, hätte ich mir die lange Fahrt auch gespart. :-) Die Radiologen mit denen ich bei den Bewerbungsgesrpächen gesprochen habe haben mir praktisch alle gesagt wie sie das Arbeiten in der Radio mögen, und dass es viel humaner ist als in anderen Fachbereichen, viele wechseln am Ende auch in die Radio weil sie es in anderen Fachgebieten nicht aushalten.Also ich finde es durchaus legitim unter Beachtung der work-life-Balance die Fachrichtung auszusuchen. Mach ich mitunter auch, allerdings habe ich auch in der Radio famuliert und mein PJ-Wahltertial absolviert und es gefällt mir. Der Mensch ist nicht nur zum Arbeiten da und mit Verlaub, wer erzählt man wäre schlechter Arzt weil man nicht 25h /Tag arbeitet oder wer sagt, dass man in der Medizin immer so viel arbeiten muss ist nicht ganz dicht. Deinen Gedankendank kann ich somit sehr gut nachvollziehen. :-meinung

Locutus001
05.05.2014, 10:00
Ja cool, danke schonmal für diesen Einblick! Das stimmt ja nicht so super zuversichtlich.
Aber ich hab auch gelesen, dass die meisten wohl Bewerber suchen, die schon 1-2 Jahre Erfahrung haben, nach Möglichkeit mit abgeschlossenem Inneren Jahr.

(Ist natürlich cool, wenn das alle sagen hrhr... aber das kennt man ja bei anderen Berufen auch "leider bringen Sie nicht genügend Erfahrung mit" "aber es stellt mich niemand ein um Erfahrung zu bekommen, weil ich nicht genügend Erfahrung mitbringe...").

Was genau ist denn das Schlimme dort in diesem KH? (Wenn ich mal so banal fragen darf).

Bei mir sind im Moment in meiner Top 10 ganz oben mit Labormedizin und Radiologie, v.a. auch weil man insgesamt doch sehr interdisziplinär bleibt und von allem ein bisschen was mitbekommt.
Aber ich habe auch das Gefühl, dass ich den Patientenkontakt nicht so ganz aufgeben möchte, weshalb mitunter die Radiologie für mich etwas besser abschneidet in meinem persönlichen Bauchgefühl.

Uniklinik kommt für dich nicht in Frage?

PrinzessinAmygdala
05.05.2014, 12:15
(Ich muss zugeben ich hätte auch etwas Sorge wichtige Diagnosen zu übersehen (so ganz allein gelassen ohne wen der mal drüberschaut ganz am Anfang) ;-) Ich hoffe mal ich bin nicht der einzige dem es so geht haha :-) ).



Da guckt doch anfänglich immer noch einer mitdrüber oder es gibt die Röntgenbesprechungen, nicht?

flavour
05.05.2014, 21:48
Die Arbeitsbedingungen in der Radio haben schon ihre Vorteile. Vor allem fällt viel Patienten- und vor allem Angehörigenkontakt weg (muss man mögen, mir gefällt es). Trotzdem hätte ich das Fach nie nur wegen den Arbeitsbedingungen gewählt. Du sitzt da genauso deine Stunden ab und je nachdem wo du bist ist es auch teilweise recht stressig öfters. In der Praxis ist die effektive Zeitnutzung noch viel wichtiger, also eher auch nicht pure Entspannung.
Ich kann mir auch rückblickend kaum ein anderes Fach vorstellen, du solltest aber definitiv kein Problem damit haben, den Großteil deines Lebens vor dem PC zu verbringen und immer ähnliche Befunde reinzudiktieren. Mir macht die Monotonie nichts, ich hole mir die Abwechslung durch die Forschung rein. Aber ist sicher nicht für jeden was.
Ich glaube aber, dass man als Facharzt fast jedes Fach für sich ganz angenehm gestalten kann was die Lebensbedingungen angeht. Insofern ist erst einmal wichtig, dass dir das Fach selber Spaß macht.

FranzS
10.05.2014, 09:14
Wie schon geschrieben wurde, habe auch ich Radiologie nicht als Fach erlebt in dem eine ruhige Kugel geschoben wird. Meiner Erfahrung nach, hatten die Radiologen immer alle Hände voll zu tun und haben gut und gerne mal über das nächste angemeldete CT und die damit verbundene Arbeit geschimpft. Wer nur einen chilligen Job möchte, ist vermutlich in der Radiologie nicht am richten Ort. Dann vielleicht eher Betriebsmedizin, MDK oder so etwas in der Art.
Ein Aspekt der hier noch nicht genannt wurde, der so manchen Radiologen aber beunruhigt, sind die Zukunftsperspektiven. Im Zuge der computergestützten Bilderkennung und zunehmender Teleradiologie bleibt die Frage offen, wie die diagnostische Radiologie in zehn Jahren aussehen wird - werden Radiologen in der heutigen Anzahl noch benötigt? Oder verschiebt sich die Tätigkeit noch mehr in Richtung der interventioneller Eingriffe, die aufgrund der Strahlenbelastung auch für das Personal nicht 100% unbedenklich sind.

CaliforniaKicky
11.05.2014, 15:02
@FranzS: Das gleiche kannst du für andere Medizinbereiche auch sagen, in der Inneren werden Medis nach Blutausstrich automatisch verschrieben, Maschinen werden den Patienten durchchecken und Chirurgie Roboter übernehmen OPs.
Dafür ist der Mensch einfach zu individuell um ihn wirklich per Algorithmus heilen oder diagnostizieren zu können.

Aber interventionelle Radio finde ich aufgrund der Strahlenbelastung auch für bedenklich. Lieber würde ich Erdbeeren anbauen .:-notify

cyberius
11.05.2014, 16:34
.....

FranzS
11.05.2014, 17:43
Erstmal bin ich der Meinung, dass Radiologie als sehr technisches Fach doch mehr der Gefahr der computerassistierten Befundung und damit der Arbeitsreduzierung für echte Menschen "ausgesetzt" ist, als es für Innere/Chirurgie der Fall ist. In den letzteren Fächern steht schließlich der behandelden Arzt im Vordergrund. Der Radiologe steht ja für den Patienten - bis auf Interventionen - sowieso im Hintergrund. Ob der Mensch wirklich zu individuell für automatisierte Befundung ist weiß ich nicht - Gesichtererkennung geht ja auch!
Ob jetzt in 10 Jahre alle Befunde im günstigeren Ausland erstellt werden, kann ich auch nicht recht beurteilen. Was mich jedoch zweifeln lässt, ist die Tatsache, dass Strahlenschutz und rechtfertigende Indikationen in D ziemlich ernst genommen werden. Außerdem will der Internist/Chirurg bei Fragen zu einem komplizierten Befund unmittelbar einen Ansprechpartner haben und nicht erst in Übersee anrufen - oder?

Rico
11.05.2014, 17:52
Außerdem müsste ja irgendwer die Anforderung und den Befund übersetzen, bzw. der indische Radiologe müsste Deutsch auf Äquivalenzniveau zu den hier für ausländische Ärzte verpflichtenden Sprachtests sprechen. Und Ärzte, die fließend Deutsch sprechen sind sicher auch in Indien keine Geringverdiener. Und wenn doch, dann sollten sie sich fragen, ob sie nicht lieber gleich nach Deutschland kommen wollen.
Und es bliebe die Frage wer für einen fehlerhaften Befund haftet - nach dem Recht von welchem Land? Also da sehe ich noch viel Wasser den Ganges runterfließen, bevor es so weit kommt...

Locutus001
11.05.2014, 18:13
Also tut mir leid, ich glaube hier wird etwas viel Quatsch spekuliert.

Klar können günstigere Arbeitskräfte aus dem Ausland für weniger Geld arbeiten, das bedroht aber alle Mediziner in besser verdienenden Ländern.

Aber Deutschland punktet durch Qualität.
Um etwas befunden zu können, sollte man dafür auch die entsprechende Ausbildung und Geräte haben, da werden sicherlich keine Afrikaner einfach plötzlich allen Radiologen die Arbeit wegnehmen.

Die rechtliche Handhabung ist auch viel zu umständlich dafür. Erklärt mal bitte jemandem, dass die Befundung leider falsch war, weil man aus Kostengründen die Daten nach Afrika zum auswerten geschickt hat und sich dann darauf verlassen hat.

Da wird immer noch ein deutscher Arzt drübergucken.

Sonst könnt ihr mit diesen Kostenargumenten ja gleich die gesamte deutsche Ärzteschafft durch Ostländer-Ärzte ersetzen.
Chirurgen braucht man zwar, aber doch keine Deutschen.

Hier einmal ein Artikel der Deutschen Röntgen Gesellschaft zu dem Thema:

http://www.drg.de/de-DE/960/zukunft-radiologie-thesen-forsting

dgdna
11.05.2014, 18:26
Ein Aspekt der hier noch nicht genannt wurde, der so manchen Radiologen aber beunruhigt, sind die Zukunftsperspektiven. Im Zuge der computergestützten Bilderkennung und zunehmender Teleradiologie bleibt die Frage offen, wie die diagnostische Radiologie in zehn Jahren aussehen wird - werden Radiologen in der heutigen Anzahl noch benötigt?

Die Frage habe ich mir auch schon öfters gestellt. Klingt im Moment vielleicht noch etwas abwegig, aber warum sollte es nicht bald Bilderkennungssoftware geben, die mit Hilfe künstlicher neuronaler Netzwerke zehntausende vordiagnostizierte Fällen zu einer Pathologie eingespeist bekommt und lernt immer mehr relevante Muster zu erkennen. Zumindest erste Ansätze in diese Richtung scheint es schon zur geben, wenn auch noch nicht mit Radiologiebezug. http://www.theverge.com/2012/6/26/3117956/google-x-object-recognition-research-youtube

Wobei ich nicht denke, dass so etwas schlagartig alle Radiologen in die Arbeitslosigkeit schicken würde, sonder eher dass zuerst Assistenzsysteme erscheinen, die erst helfen die Sensitivität steigern und erst später in begrenztem Umfang einen gewissen Teil der Radiologen überflüssig machen.


I predict future radiologists will have a level of clinical decision support that will significantly reduce diagnostic errors when they read films. For example, when reviewing a CT scan of the abdomen, the computer will identify patterns of suspected abnormality and alert the reviewer that there is a 95% probability of a ruptured appendix (based on specified findings), a 75% probability of an abscess (based on specified findings) and a 99% probability of diverticular disease (based on specified findings).

The radiologist might be so focused on the appendix that he misses the fact that the CT scan also detected a suspicious lesion on the right adrenal gland, so the computer could alert the radiologist to this finding. The computer may also alert the radiologist to degenerative bone changes on the spine. These latter findings are some common examples of diagnostic errors and misses that occur in medicine because people tend to be laser-focused on the acute problem -- the appendix -- and may miss other findings that are less obvious.

http://searchhealthit.techtarget.com/feature/Automated-diagnostics-How-supercomputers-fit-in-radiologys-future


Aber für mich kommt derzeit eigentlich auch nichts anderes in Frage, deshalb werde will ich mich von soetwas nicht abschrecken lassen.






@FranzS: Das gleiche kannst du für andere Medizinbereiche auch sagen, in der Inneren werden Medis nach Blutausstrich automatisch verschrieben, Maschinen werden den Patienten durchchecken und Chirurgie Roboter übernehmen OPs.


Für diese Fächer ist der direkte Kontakt mit den Patienten unumgänglich. Anamnese, Untersuchung und vor allem die korrekte Einordnung und Abschätzung aller Faktoren kann man kaum automatisieren.

Und bevor künstliche Intelligenz alleinständig invasive Eingriffe durchführt oder ein Roboter-Skalpell schwingen darf, wurden schon 99% aller anderen Berufsgruppen überflüssig gemacht. Solche Szenarien halte ich noch für sehr weit entfernt.




Auch ich möchte eigentlich nach dem STEX im Herbst in der Radiologie anfangen.

Jedoch sehe ich sehr skeptisch in die Zukunft. Was spricht dagegen, dass in 10 Jahren alle Bilder zwar lokal von MTAs gemacht werden an Krankenhäusern, die Bilder aber in Indien/Afrika befundet werden wo die Lebensunterhaltungkosten und somit auch die Lohnkosten extrem niedriger sind? Die Radiologen dort werden ja nicht schlechter sein als wir hier, ein weiterer Vorteil ist die Befundung "rund um die Uhr" (es gibt immer auf der Welt einen Ort, wo gerade Mittag ist.)

Klar, Datenschutzbedenken usw... Aber wenn erst mal ein Haus anfängt, dann gehen alle aus Kostengründen mit.

Was meint ihr dazu? Geht doch eh alles Richtung Kosten sparen... Technisch wäre das ja mittlerweile absolut kein Problem (Internet schnell genug, Verschlüsslung mit GPG/AES was auch immer sehr sicher)


Zumindest Deutschland wird in dieser Hinsicht wohl durch die sprachliche Barriere geschützt sein. Auch wenn viele Ärzte mit Englisch kein Poblem haben, werden die meisten Ärzte und Patienten wohl doch lieber deutschsprachige Befunde erhalten wollen.

Soweit ich weiß müssen die Befunde indischer Teleradiologen in den USA nochmals von einem US-Arzt abgesegnet werden. Also die Krankenhäuser sparen in erster Linie nur Kosten für Nachtdienste. Zudem müssen die ausländischen Radiologen eine Zulassung für das jeweilige Land vorweisen können.

Chris.
12.05.2014, 11:36
Wie andere schon geschrieben haben, wäre es m. E. im Alltag nicht allzu praktikabel- aus kulturellen, sprachlichen und rechtlichen Gründen. Als Ergänzung sicherlich. Als einziges Instrument wohl kaum.


Es gibt gute Gründe dafür, dass ein Radiologe in D ein Facharzt mit einer mind. fünfjährigen Ausbildung ist.
Ein guter Pulmologe braucht für die Befundung eines Röntgen Thorax einen Radiologen so wenig wie ein Orthopäde/ Unfallchirurg einen für das Erkennen einer Fraktur.

Die "Kunst" der Radiologen zeigt sich in der Interpretation. Dafür ist es wichtig die Indikation richtig stellen zu können und vor allem viel Erfahrung zu haben. Ein guter Radiologe zeichnet sich dadurch aus, dass er das erkennt, was nicht direkt ins Auge springt, was weniger alltäglich ist, und dass er das dann auch richtig deuten kann.

Da es viele diagnostische Verfahren noch nicht so lange gibt und nicht jeder Befund alltäglich ist, fehlt vielen diese Erfahrung bei der Interpretation. Auch in Indien. Es sei denn, sie sind im Ausland ausgebildet worden. Und dann sieht es mit dem Kostenfaktor doch wieder anders aus.
Außerdem entwickelt sich so ein System schnell zur "Bezahlung nach Anzahl der Befunde"-Fließbandarbeit. Wer wünscht sich das?

Und dann ist da noch die Sache mit dem BMW ;-). Zig Gründe, warum es kein BMW sein muss, aber trotzdem werden BMWs immer noch gefahren. Welches Haus würde sich damit zufrieden geben wollen, keine eigenen Radiologen mehr zu beschäftigen und sich auf Arbeiten im Ausland verlassen zu müssen?

Oder wieviele Schüler erhalten ihren Nachhilfeunterricht per Skype aus Indien oder China? Ist einfach eine Frage der Kultur und speziell für D natürlich auch der Sprache.
Ebooks z. B. werden in D auch nie vollständig das analoge Lesen ersetzen. Es geht ja beim Lesen nicht immer nur um die reine Information aus irgendeiner Quelle. Das Drumherum macht's :-)

Wer weiß, wie die Radiologische Diagnostik in 50 Jahren aussieht? Was ist dann Klinischer Alltag, was heute noch exotisch oder experimentell ist?

Rico
12.05.2014, 12:52
Sowas ähnliches gibt es ja heute schon bei den EKGs/Langzeit-EKGs:
Die werden primär von der Software ausgewertet, die dann alles "verdächtige" markiert und schonmal so Basics (Min/Max HF, etc) ermittelt. Aber anschauen muss es immer noch ein Arzt, weil eben vieles für die Software nicht eindeutig normal ist - und so eine popelige EKG-Kurve in drei Ableitungen ist ja ungleich einfacher zu analysieren als irgendeine Dichteminderung im CT in drei Schnittebenen zu interpretieren.
Was macht also die Software? Sie meldet jedes Artefakt als auffällig - und der Arzt muss das dann beurteilen. Im LZ-EKG mag das okay sein, da kann der erfahrene Auswerter das ja oft definitiv lösen.
jetzt stellen wir uns aber mal irgendeinen Fleck auf der Lunge oder in der Leber vor, den die Assistenzsoftware erkannt hat, der ansonsten dem Beobachter entgangen wäre - tut man sowas dann als Artefakt ab? Traut sich das einer, wenn der Hersteller damit wirbt, dass die Software für das menschliche Auge kaum oder schwer sichtbare Raumforderungen auftut? Denn wenn der Radiologe das dann als Artefakt wegklickt, dann wird das ja richtig haftungsrelevant, wenn es dann doch ein CA war und beim Prozess rauskommt, dass die Software den Fleck schon als suspekt vorgeschlagen hatte.
Also wird vermutlich das passieren, was sonst immer bei so unklaren Geschichten passiert: Ergänzende Untersuchung in anderer bildgebender Modalität, Kontrolle in 3 Monaten, weitere Abklärung, z.B. invasiv. Und das kostet Geld - wahrscheinlich mehr als man durch automatisierte Auswertungen (Sofware ist ja auch nicht gratis) spart.

Frau_Doktor
13.05.2014, 10:50
Hallo ihr lieben, ich möchte auch meinen senf dazu geben.
ich habe die erfahrung gemacht, wie es ist in einer radiologischen praxis zu arbeiten. und ich habe mich hier mit vielen fachärzten unterhalten, die schon länger dabei sind. praxis radiologie ist öde! du diktierst 90% deiner zeit. wenn dir das spaß macht, dann ist das fach das richtige für dich. aber für mich war es nichts. es gibt viele radiologen die im kh irgendwo anfangen und sich dann vorstellen eines tages in die praxis zu gehen. und die erleben leider oftmals eher die nüchterne realität. jeden tag lymphknoten messen und auf voraufnahmen irgendwelche cm ausmessen - das ist für mich keine erfüllung. es ist meine subjektive meinung. andere könnten es auch mögen. krankenhaus radiologie ist etwas völlig anderes als praxis radiologie. dennoch besteht die hauptaufgabe in einem recht monotonem diktieren.

Chris.
13.05.2014, 13:36
Wie es tatsächlich aussieht und wie man dann dazu steht, weiß man immer erst, wenn man in der Situation ist. Aber so ganz überrascht sein finde ich irgendwie komisch. Wer entscheidet sich denn für eine Richtung ohne irgendeine Erfahrung mit dem Fach gehabt zu haben? Und sei es nur Famulatur oder Hospitieren.

Und da finde ich, zeigt sich vor allem in Fächern wie Radiologie doch ganz klar, was einen erwartet. Manche, die Chirurgie machen wollen, glauben anfangs vielleicht viel im OP sein zu können- und auf einmal gibt es dann noch die Stationsroutine und das Briefe diktieren. In der Innere unterschätzt man vielleicht auch die Zeit, die für die Briefe und Angehörige drauf geht.
Aber das Radio hauptsächlich Befunden ist, sollte doch klar sein.

Wenn man in der Klinik nicht Sono macht oder im MRT/CT aufklärt, ist es meist auch nur Befunden. Nur je nach dem wo man arbeitet sind die Krankheitsbilder oft interessanter als in der Praxis.
Und im KH rotiert man. Nach meiner Erfahrung gibt es in der Praxis oft einen "Spezialisten" für irgendwas- das kann auch öde werden, jeden Tag nur das eine Thema. Stimmt also schon, Radio ist sehr vielfältig, wenn man aber immer nur in einem Bereich und dann auch nur meist mit denselben Krankheitsbildern beschäftigt ist, kann es wirklich furchtbar sein.

Ja, bei einem Fach muss auch das Drumherum stimmen- aber vor allem sollte man das Fach mögen!!!

Und bezüglich der Vergütung: Ja, Radiologen verdienen von den Niedergelassenen generell gesehen am meisten. Aber erstmal die Weiterbildungszeit schaffen- und dann bist du immer noch kein Praxisinhaber, der am Ende des Monats nach ein paar Diktaten zur Bank geht, ein paar Tausender abhebt und dann im Mercedes zum Golfclub fährt. Wenn das nur annähernd die Vorstellung ist, sollte man sich mit dem Thema nochmal genauer auseinandersetzen :-)

Locutus001
14.05.2014, 14:58
Also grundsätzlich habe ich die Frage nach "Gehalt" ja ganz wertneutral gestellt, deshalb will ich das nochmal erklären.

Im KH wird sicherlich in der Radiologie genauso TV-Ärzte gezahlt, wie bei den anderen Bereichen auch.
(Von daher eigentlich gleiches Gehalt).

Allerdings ist es ja so, dass viele Fachrichtungen durch Dienste v.a. noch was dazu verdienen, ich habe gelesen, dass das in der Radiologie erstmal dauert, bis man einen Dienst machen kann.
Weiterhin gibt es ja auch Fachrichtungen, das greift TV-Ärzte nicht: Allgemein Medizin, Arbeitsmedizin, etc.

Eigentlich war es also nur der "Vollständigkeit halber" mit aufgelistet.

Und natürlich sollte einem seine Arbeit irgendwie Spaß machen (weiß garnicht was immer alle denken...).
Aber dieser Spruch "Mach das, was dir am meisten Spaß macht", so gut der auch gemeint ist, der ist doch trotzdem an der Lebensrealität dran vorbei.
Man muss nunmal seine Brötchen verdienen, vielleicht seine Beziehung und Familie dabei nicht ganz an den Rand drängen lassen durch den Beruf UND es sollte wenn möglich Spaß machen.
Aber für mich muss ich mal ganz einfach hier folgendes loswerden:
Ich habe in meinen Famulaturen noch keine Fachrichtung gesehen, die mir so viel Spaß gemacht hat, dass es für mich mehr als eine "Arbeit" ist und ich dafür bereit wäre mein Leben komplett danach auszurichten.

Natürlich gibt es immer wieder diejenigen, die ihre Passion und Lebensaufgabe in einem Fachbereich finden (und ohne die wäre das Gesundheitssystem auch garnicht möglich...), aber auf mich trifft das (leider) (noch) nicht zu und deshalb muss ich primär wohl nach anderen Aspekten vorgehen.
--> Daher ganz neutral die Frage nach der Realität der Radiologie.
(Bzw. wie es die Optimisten ausdrücken: Mir gefallen so viele Fachrichtungen, aber DIE EINE hab ich noch nicht entdeckt).

Und eines habe ich auch schon eingesehen, Studium und Famulaturen sind eigentlich ziemlich weit weg vom tatsächlichen Arbeitsalltag eines Arztes (was ich sehr schade finde).
So richtig findet man es wohl frühestens im PJ, spätestens dann in der Facharztausbildung heraus wie es aussieht.

Nach meinem PJ in der Radiologie werde ich hoffentlich schlauer sein ;-)
Da werde ich das dann relativ sicher entscheiden können, ob es DAS ist oder dann doch eher nicht.
Und für mich ist das PJ-Fach von daher auch noch interessant, weil man Radiologie in fast jeder FA-Richtung später benötigt.

Direkt nach dem PJ werde ich dann erstmal zur Bank gehen und mir tausende Euro abheben und mit meiner Golfausrüstung im BMW gen Sonnenuntergang fahren ;-)

flopipop
14.05.2014, 15:58
praxis radiologie ist öde! du diktierst 90% deiner zeit. ...jeden tag lymphknoten messen und auf voraufnahmen irgendwelche cm ausmessen - das ist für mich keine erfüllung.... krankenhaus radiologie ist etwas völlig anderes als praxis radiologie.

was ist denn deiner meinung nach der unterschied zwischen einer praxis und krankenhaus radiologie?