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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : BGA aus zentralvenösem Blut



Zoidberg
23.08.2003, 17:37
In Physio wurde uns immer erzählt, dass man BGAs mit Säure/Basen Haushalt nur mit arteriellem Blut macht. Nun werden im Krankenhaus BGAs mit zentralvenösem Blut gemacht und daraus auch Pufferbaseninfusionen aus dem BE errechnet und infundiert.
Wer hat nun recht?

Zoidberg
23.08.2003, 17:46
Wo wir gerade dabei sind, in einer zentralvenösen BGA war der P(CO2) bei 46 mm Hg, ich meinte, dass das der Normalwert ist, worauf ich böse angeschaut und mir gesagt wurde, dass das doch 40 mm Hg sind???

Zusätzlich zeigt der CO2-Messer im Expiratorischen Gasgemisch einen Partialdruck von 40 mm Hg an, auch das ist normal wurde mir gesagt und stimmt ungefähr mit dem alveolären Partialdruck überein, nun steht im Schmidt/Thews, dass im Expirationsgemisch nur 29 mm Hg CO2 normal sind, alveolär dagegen 40.
Sollte man den anästhesierten Patienten nun auf einen F(e)CO2 von 40 oder 29 mm Hg CO2 einstellen?

milz
23.08.2003, 21:07
Bei uns im KH wurde/wird BGA immer am Ohrläppchen oder Fingerbeere gemacht.
(Mmm, ist jetzt keine Antwort auf Deine Frage.)
Gruß

Sani
23.08.2003, 21:14
hm... da kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen...

ich kann dir nur sagen, dass da, wo ich Praktikum hatte (Kard. Intensiv und HNO/NeuroCHir/Augen-OP) das Blut für die BGA aus der "Arterie" genommen wurde...

Lisa
24.08.2003, 23:25
Das würd mich jetzt aber auch mal interessieren!

*beitragnachobenbring* :-))

Froschkönig
25.08.2003, 04:24
Natürlich kann man eine BGA auch aus Zentralvenösem Blut machen. Dann sollten meines Erachtens aber nicht gerade die Gase das sein, was ich dringend wissen muß, sondern eher E-Lyte, Hkt, HB etc....

@Zoidi : Der etCO2 am Narkoseteil ist normalerweise zwischen 30 und 35. Allerdings kann man das jetzt nicht so genau sagen, da er auch bei 39 sein kann..... oder bei 29 (Ist wie mit der Hl. Handgranate :-D). Hängt ja im Endeffekt davon ab, welches Atemvolumen und welche Frequenz man einstellt.

Zoidberg
25.08.2003, 18:18
@ Frosch: auf welche F(e) CO2 würdest du denn Frequenz, Atemzugsvolumen und die ganzen Drücke einstellen? Auf 40 oder 29 mm Hg? (Expirationsgemisch 29 mm Hg CO2 normal , alveolär 40)?

Würdest du eine Pufferbaseninfusion berechnen (0.3*BE*kg KG) aus einer venösen BGA?

Sebastian1
25.08.2003, 18:28
Ich kenne eine Einstellung der Beatmungsparameter eigentlich nur nach der arteriellen BGA, vor allem, da es einem ja nicht nur um den pCO2, sondern auch um den pO2 (und natürlich die div. anderen Werte, die die Geräte ausspucken) geht. Dabei ist ein pCO2 von 40mmHg eigentlich sehr gut, wobei man sicherlich nicht jeden unbedingt darauf zu trimmen versucht oder es überhaupt schafft (COPD-erkrankte Patienten zum Beispiel).
Die Pufferbaseninfusion bei respiratorischer Azidose kann natürlich auch nach hinten losgehen, wenn sich die Atmung verbessert: Dann hast du den Patienten in eine metabolische Alkalose geschossen mit all den Nebeneffekten, die die so mit sich bringt. Deswegen würde man bei der resp. Azidose meiner Meinung nach auch primär natürlich versuchen, die Beatmunsparameter (pInsp, fiO2, ASB, Hub- und Minutenvolumen, Atemfrequenz) zu optimieren. Wenn du natürlich einen offensichtlich miserablen BE hast und der Patient das respiratorisch nicht ausgleichen kann (z.B. bei kombiniert resp./metab. Azidose), dann kann man puffern.
Mit venösen BGAs allerdings habe ich zu wenig Erfahrung. Sicherlich ist es aber möglich, daraus BE und pH abzulesen und bei bekannter respiratorischer Situation auch da zu puffern.
Man möge mir widersprechen, wenn ich hier jetzt Fehler eingebaut habe :-)

Gruß,
Sebastian

Curryhuhn
07.09.2003, 13:22
Vielleicht kann ich ja als Nicht-Student helfen. :-)

Man unterscheidet die gemischt-venöse BGA von zentral-venösen BGA durch die Lokalisation der Blutentnahme.
Die gemischt-venöse BGA wird aus der A. pulmonalis gewonnen, da man hier alle venösen Fraktionen findet (man denke an den Sinus coronarius). Die Blutentnahme aus der A. pulmonalis ist jedoch nur über einen Pulmonalis- Katheter möglich. Da dies nicht ganz ohne Risiko ist (Herzrythmusstörungen, Gefäßruptur, Myokardperforation usw.) begnügt man sich meist mit einer zentral-venösen BGA.
Diese zentral-venöse BGA kann relativ einfach durch einen Zentral-Venösen-Katheter (kurz. ZVK) gewonnen werden, der kurz vor dem Atrium dextrum in der V. cava superior liegt.

Der Sinn einer gemischt- bzw. zentral-venösen BGA liegt in der Überwachung des Sauerstoffverbrauchs des Gewebes, der unter physiologischen Bedingungen zwischen 25-30 % liegt.
Um den Sauerstoffverbrauch des Gewebes bestimmen zu können braucht man natürlich zeitgleich eine arterielle und eine zentral-venöse BGA.
In meinem Fall hoffe ich, dass die arterielle BGA eine Sättigung von 98-99% und die zentralvenöse BGA eine Sättigung von 70-75% ergeben würde.
(also ungefähre eine pO2 von 100 mmHg arteriell und 38 mmHg zental-venös)

Zu berücksichtigen sind noch diverse Einflussfaktoren wie z.B.:
Hb- Wert
pH- Wert
Körpertemperatur
intraerythrozytäre 2,3-DPG-Gehalt
… halt alles was die Sauerstoffbindungskurve beeinflusst. Bohr- Effekt usw.

Im Normalfall entspricht der Sauerstoffverbrauch dem Sauerstoffbedarf. Steigt der Sauerstoffverbrauch, sinkt erstmal nicht die zentralvenöse Sättigung – sondern es wird zur Kompensation der Sympathikus aktiviert.
Daher kann man auch aussagen über das HZV machen.

Soweit für’s Erste. Ich hoffe, dass ich etwas helfen konnte. :-winky

Ciao, dat Curryhuhn