Zweitstudium: schon lange hochmotiviert, aber fachfremd

[Medizinmusiker87]

Liebe Forengemeinschaft,

ich will Arzt! Seit einem Jahr, als ich in den Semesterferien ein freiwilliges Praktikum im Krankenhaus gemacht habe und merkte: DAS ist es! Allerdings habe ich schon ein Studium abgeschlossen. Ich habe einen Bachelor in gymnasialem Lehramt mit den Fächern Musik und Deutsch. Die Schulpraktika haben mir immer Spaß gemacht, ich kam auch gut mit den Schülern klar, aber ich merke einfach, dass ich für den Job Arzt mehr brenne und bereit bin, noch mehr aufzugeben. Nun wäre ich über Tipps von euch erfahreneren Leuten dankbar.

Ich habe ein Bachelorzeugnis mit der Abschlussnote 1,1. 4 Punkte habe ich also schonmal. 8 Stunden lernen am Tag sind für mich kein Thema, ich hoffe, dass das daran ersichtlich wird. Der Bachelor ist nicht berufsqualifizierend, ich bräuchte noch einen Master, um Lehrer werden zu können. Den habe ich wegen meines neuen Ziels nicht mehr angefangen. Aber wie begründe ich das ganze sinnvoll, wo doch mein Erststudium mit der Humanmedizin nun so gar nichts am Hut hat? Klar habe ich im Lehramtsstudium individual- und gruppendiagnostische Fertigkeiten entwickelt und weiß, wie man Konflikt- und Beratungsgespräche führt. Aber das werden die mir ja wohl kaum anerkennen. Ich habe schon mit der besonderen beruflichen Begründung geliebäugelt, dass ich ja studierter Schulmusiker bin und daher eigene Erfahrungen hinsichtlich musikerspezifischer pathogener Bewegungsmuster habe. Ich könnte somit (ein erfolgreiches Studium der Humanmedizin vorausgesetzt) ein sehr guter und einfühlsamer Musikerarzt und Orthopäde werden. Wird Musikern einleuchten, den Leuten bei hochschulstart aber eher weniger. Oder? Ich stecke etwas in der Zwickmühle. Landärzte werden ja auch gebraucht und da könnte ich als Orthopäde auch Menschen helfen. Aber wie verbinde ich das sinnvoll mit meinem Erststudium? Ich würde am liebsten jetzt schon loslegen, mir die ganzen Bücher fürs erste Semester zu kaufen, aber die Bewerbung will genauestens geplant sein, damit ich eines Tages als Arzt arbeiten kann. Studium ist erst der zweite Schritt.

Ich bin für alle Antworten, auch und gerade die ehrlichen und direkten, dankbar :-top
Zeigt mir, wo der Hammer hängt, ich mache das beste draus!
Freundliche Grüße, euer Medizinmusiker87

[*milkakuh*]

Ich habe mich nie ausführlich mit dem Thema der Zweitstudienbewerbung beschäftigt, weiß aber das es sehr schwierig ist. Hier im Forum gibt es auch einige Threads dazu, schau dich einfach mal um.

Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit, die ich hier kurz einwerfen möchte. Du könntest im Ausland beginnen zu studieren und Scheine sammeln und dich mit diesen ins höhere Fachsemester bewerben. Hier macht es (an den meisten Unis) keinen Unterschied, dass du Zweitstudienbewerber bist. Allerdings gibt es keine Garantie, dass der Wechsel schnell klappt. Prinzipiell solltest du also auch damit rechnen, das Studium zur Not im Ausland zu beenden. Mit einer sehr guten/guten Abiturnote hast du aber gute Chancen spätestens nach dem "Physikum" zu wechseln.

[Schubbe]

Der einzige bekannte Fall von Musik als Erststudium (wohl bemerkt als Hauptfach und nicht auf Lehramt), ist deshalb durchgegangen, weil die Anwärterin glaubhaft mehrere Jahre Arbeitslosigkeit trotz hervorragender Noten nachweisen konnte.

[EVT]

Privatunis in Deutschland waeren auch eine Moeglichkeit.
Klar, die kosten reichlich, aber es gibt Finanzierungsmodelle. Zur Not muss man eben einen Kredit aufnehmen.

[Medizinmusiker87]

Zunächst einmal vielen Dank für die bisherigen Antworten. Abi wäre vermutlich kein Ding, aber zählt das dann auch noch, wenn man im Ausland bereits Physikum oder eine äquivalente vorklinische Prüfung gemacht hat? Ich hoffe halt irgendwie, dass der NC in diesem WiSe wie durch ein Wunder wieder bei den durchschnittlichen 5 Punkten der Jahre bis 2012/13 liegt und ich sofort reinkomme. Da bin ich dann auch schmerzfrei, wo ich hinkomme, auch wenn ich die Curricula der neuen Modellstudiengänge sehr vielversprechend finde. Hauptsache endlich was lernen und wieder vorankommen. Hat irgendjemand von euch Zeit und Lust, sich meine (für die Sachbearbeiter schön leserfreundlich-knapp gehaltene) Begründung zu Gemüte zu führen? Vielleicht fällt ja dem/der ein oder anderen noch was auf, was mir ein paar Bonusprozentchen einbringen könnte :-lesen

Freundliche Grüße, gute Nacht und denjenigen, die noch draußen sind eine hoffentlich ruhige Schicht,
euer Medizinmusiker87

[EVT]

An manchen Unis wird noch auf die Abinote geschaut, wenn man sich fuer das 1. klinische bewirbt, z.B. Essen oder Kiel.

[Medizinmusiker87]

Das klingt ja schon mal nach nem Alternativplan. Danke, EVT!
Würde mich freuen, wenn jemand mit Erfahrung bzgl. Begründungen fürs Zweitstudium Zeit und Lust hätte, sich mal meine Begründung zu Gemüte zu führen ;-) War am Anfang noch zufrieden, aber mittlerweile kommt mir jeder Satz komisch vor. Vielleicht brauche ich da auch einfach mal ein paar Tage Abstand.

Freundliche Grüße und viel Erfolg bei allen euren Vorhaben, euer Medizinmusiker87

[hoppel228]

@ Medizinmusiker hast du dir denn mal überlegt, die Begründung von einem Anwalt prüfen zu lassen. so teuer sind die meist nicht - allerdings ist es gut möglich, dass die meisten sagen werden, dass deine Begründung keine Aussicht auf Erfolg hat. hast du denn überhaupt einen Dienst abgeleistet - soviel ich weiß hatten die Leute die vor Jahren mit 5 Punkten reingekommen sind, einen Dienst als nachrangiges Kriterien. Ich bin übrigens gescheitert an der Begründung fürs Zweitstudium und probiers jetzt zusätzlich auf anderen Wegen. Wenn du magst kannst ja PN schreiben.

[Medizinmusiker87]

@ hoppel228: Ich wurde ausgemustert und habe keinerlei Dienst abgeleistet. Harhar, damals habe ich mich natürlich gefreut, aber jetzt wünschte ich, ich hätte es getan. Oder mich gleich für Medizin beworben. Einerlei, ich würde dir gerne ne PN schicken, aber besitze leider zu wenig Medienkompetenz, um in meinem Profil den Button zum Aktivieren zu finden :-oopss Meid-Learn sagt mir, ich hätte private Nachrichten deaktiviert. Daran kann ich mich zwar nicht erinnern, scheint aber so zu sein, sonst könnte ich dir ja eine schicken... :compy:

[EVT]

Schreibt das doch öffentlich, interessiert bestimmt noch andere. Sonst müsst ihr nachher jede menge PNs beantworten ;-)

[hoppel228]

@ Medizinmusiker Ich glaube, dass du mit deiner Begründung als Musikerarzt nur dann Punkte einholen kannst, wenn du durch Belege begründest, dass es sowas auch wirklich gibt und dass es auch gebraucht wird - existiert irgendwo eine Stellenbeschreibung, Beschreibung des Berufsbilds oder gibt es andere Personen, die in diesem Bereich arbeiten. Irgendwas, wo drauf abgestellt wird, dass man nur mit der Erfahrung aus der Musikerbranche und Medizinstudium in dem best. Berufszweig arbeiten kann - also, dass man nur als Musiker wissen kann, wie Musikerverletzungen zustande kommen, um sie dann als Arzt behandeln zu können oder sowas in der Art.
Bei der letzten Begründung hatte ich mir auch was zusammengeschustert, wo ich mir dachte, dass es gut wäre, wenn man die Doppelquali hat - aber solange man keine Quellen etc. hat, wird hss solch eine Begründung wohl nicht annehmen.
Und zum Dienst gehört auch FSJ, Bundesfreiwilligendienst. aber selbst mit 5Punkten und Dienst sieht es schlecht aus. Ich hab das Gefühl, dass die Bewerberzahlen und damit die Punkte steigen und nicht runtergehen :(
Probiere es doch nächstes Jahr in Österreich: harter, aber fairer Aufnahmetest - dort werden dir keine Steine in den Weg gelegt, weil du Zweitstudienbewerber bist. Es kommt wirklich nur auf dein Können beim Test an.

[EVT]

An der Uniklinik in Bonn gibt es eine Ambulanz fuer Musiker mit Lampenfieber und in Duesseldorf eine allgemeine Musikerambulanz. Aber ich weiss nicht, ob die Aerzte dort auch alle studierte Musiker sind, vllt. nur hobbymaessig.

[ehemaliger User_25062015]

Erst heute hat eine Kommilitonin, die selber in nem Orchester Geige spielt, erzählt, dass sie vllt gerne in die Orthopädie gehen würde, speziell um Musiker"krankheiten", die durch Fehlhaltungen beim musizieren entstehen, zu behandeln.

[Schubbe]

Das wäre ein Ansatz über wissenschaftliche Gründe, aber ich zweifle, dass man daraus was berufliches bauen kann.

[Medizinmusiker87]

Huiuiui, danke für die vielen Antworten. Akzeptieren/berücksichtigen die bei HSS denn Unterlagen, die man beilegt, obwohl diese nicht explizit gefordert werden? Für Fallgruppe 3 stehen da ja nur Hochschulzeugnis und Begründungsschreiben. Wenn das so ist, könnte ich ja noch meine Bescheinigung vom Stipendium, das ich bekommen habe, sowie Nachweise darüber, dass ich AStA-Vorsitzender und somit über das normale Studium hinaus verantwortungsbewusst war, beilegen. Sind ja auch Qualis, die als Arzt nicht soo nachteilhaft sein sollten.

Der Tipp mit den Stellenausschreibungen ist aber super. Ich schaue mal, ob ich was finde. Alternativ habe ich auch schon überlegt, meine Begründung mit Musik/Musikerarzt über Bord zu werfen und stattdessen auf die im Rahmen des Lehramtsstudiums gewonnenen sozialen und kommunikativen Kompetenzen zu setzen, die ja ein konkreter Inhalt des Medizinstudiums sind. Gesprächsführung und -psychologie sind ja essentielle Bestandteile zumindest in den Modellstudiengängen Hamburg und Oldenburg (glaube, Heidelberg hatte so was auch im Curriculum, andere Unis habe ich gerade vergessen). Vielleicht sitzen die Sachbearbeiter dann da und haben inhaltliche Überschneidungen, die sie freudig ankreuzen können.

Österreich klingt aber auch gut. Falls es soweit kommt, werde ich mal meine alten LK-Unterlagen zur Vorbereitung rauskramen...

Ihr seid ein super Forum, danke für die vielen verschiedenen Sichtweisen und Hilfestellungen!
Wenn ihr irgendwelche Rückfragen habt, nur zu. Ich hoffe, ich kann euch irgendwie ebenfalls helfen!
Freundliche Grüße, euer Medizinmusiker87

[Medizinmusiker87]

@ _Sanguis_: Tjaha, das ist spannend. Gerade als Geigerin wird deine Kommilitonin sicherlich auch mal selber Probleme gehabt haben oder zumindest Pultnachbarn im Orchester kennen, die Schulter-, Nacken- oder Wirbelsäulenprobleme aufgrund der stark asymmetrischen Haltung haben. Ohne Ausgleichssport gute Nacht. Dagegen sind viele Pianistenprobleme Pipifax :-) Coole Sache, wünsch ihr mal unbekannterweise viel Erfolg von mir...

[hoppel228]

Hey Medmusiker, mit sozialen Kompetenzen würde ich nicht alleinig argumentieren - vielleicht im Nebensatz, aber darauf die Begründung aufbauen - das ist nicht wirklich stichhaltig und glaub die von hss wollen Fakten sehen. Solltest du Stellenausschreibung, Berufsbeschreibungen, Institute für Musiker etc. finden, würde ich die beilegen und darauf auch in der Begründung verweisen. Ich hatte im letzten Semester auch probiert solche Belege zu finden, für meinen Fall gabs nur leider nix :D Viel Glück (Konkurrent ;))

[hoppel228]

PS: Hab an anderer Stelle gelesen, dass Leute mit erfolgreicher Begründung auch relevante Zusatzsachen der Begründung beigelegt hatten und damit ihre Begründung untermauern konnten.

[Miss_H]

Lies dir doch bitte die anderen Threads zum Zweitstudium durch. Soziale Kompetenzen kannst du total vergessen. Da brauchst du auch keine Belege. Das bringt dir null komma null. Entweder du schaffst irgendwie eine ordentliche Begründung (mit z.B. Stellenanzeigen) oder das wird nix.

[maestrofs]

Hallo,

ich habe vor dem Medizinstudium auch Musik studiert und bin damals mit 5 Punkten plus Dienst reingekommen. Irgendwann habe ich zufällig in der ZEIT eine Stellenausschreibung für eine Professur für Musikermedizin gesehen, in der ein abgeschlossenes Musik- und Medizinstudium gefordert wurde. Diese Anzeige habe ich damals ausgeschnitten, weil ich es ziemlich abgefahren fand und dachte, vielleicht kann sie nochmal jemand für einen Antrag aus beruflichen Gründen brauchen.
ich stelle dir gerne eine Kopie der Anzeige zur Verfügung, einfach PN an mich.