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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reportage KT-Klinik TiHo Hannover



Shantao
29.05.2014, 11:14
Bei Spiegel TV ist in den letzten zwei Wochen jeweils ein kurzer Beitrag zur der Arbeit der Tierärzte in der Kleintierklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover erschienen. Wenn man genau hinhört, kann man einige Informationen zu der Arbeitsbelastung der Tierärzte raushören, auch wenn leider kein Wort zur Entlohnung fällt.

Teil 1 (http://www.spiegel.tv/filme/rettungsstation-fuer-hunde-und-katzen-1/)
Teil 2 (http://www.spiegel.tv/filme/rettungsstation-fuer-hunde-und-katzen-2/)

Für mich als Pferdearzt auch fachlich ganz interessant gewesen, obwohl mich die [gezeigte] Verfahrensweise bei dem Kater Teddy im zweiten Teil etwas irritiert hat. Potenzielle Studienanfänger werden vielleicht etwas desillusioniert, was die medizinische Versorgung von Tieren angeht (nein, hier wird nicht gestreichelt...) und sehen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Arbeit aus Kommunikation mit dem Besitzer besteht. Veterinärmedizin zu studieren, weil man Menschen nicht leiden kann (habe ich im Studium soo oft gehört!), ist eine schlechte Idee.

noame
30.05.2014, 06:59
Was ich im übrigen auch immer als Problem sehe, ist, das man diese Kommunikation in vielen Kliniken gar nicht erlernt, bzw. auch nur ansatzweise mitbekommt. In der Klinik, in der ich war, war es uns quasi strikt verboten, mit den Tierbesitzern zu sprechen. Wenn ich dann aber wieder mitbekomme, was einige der TÄ nach außen kommunizieren... fragt man sich, ob es nicht sinniger wäre für die Studenten, sie auch da ein WENIG mit einzubinden... damit nicht noch mehr TÄ produziert werden, die sich selber für unfehlbar halten, und das auch noch genauso kommunizieren....

Ich denke eben auch, das in der Tiermedizin die Kommunikation mit dem Besitzer essenziell ist, und keine Nebensache, mit der man sich irgendwann mal beschäftigen kann.

Shantao
30.05.2014, 09:45
Selbstverständlich mache ich keine Fehler. Wenn irgendwas schief läuft, ist das Pferd Schuld :grins:

Aus der Sicht meiner Klinik besteht das Problem, dass die meisten Pferdebesitzer es gar nicht gerne haben, wenn Studenten in die Behandlung involviert ist (selbst dann nicht, wenn es dadurch günstiger wird). Gegenüber entsprechenden Kandidaten machen die Studenten bei uns offiziell gar nichts [alleine] und meiner Erfahrung nach entsteht bei vielen Menschen der Eindruck, dass sie und ihr Pferd weniger wichtig sind, wenn 'nur' ein Student mit ihnen über Behandlung, Prognose usw. spricht. Selbst, wenn ich als TA daneben stehe :-nix
Wir sind kein Universitätsklinikum, "Sie müssen damit rechnen, dass Lehre stattfindet, wenn sie an eine Uniklinik kommen", funktioniert nicht. Es geht hier also um wirtschaftliche Interessen, weil der Ruf der Klinik beschädigt werden könnte, wenn Besitzer sich durch Gespräche mit Studenten degradiert fühlen. Abgesehen davon, dass natürlich die Möglichkeit besteht, dass Studenten Fehler machen. Und das tun sie, deswegen sind sie Studenten. Fehlinformationen, mangelndes Fingerspitzengefühl oder sie kriegen kein Wort raus, wenn sie vor dem Besitzer stehen. Natürlich können sie nichts dafür, aber in Zeiten, in denen die Leuten ihrem Ärger gerne mal über einschlägige Bewertungsportale Luft machen, muss man als wirtschaftlicher Betrieb echt vorsichtig sein, an wen man seine Studenten ran lassen kann.

Ich frage IMMER, ob der Besitzer damit einverstanden ist, mit einem Studenten zu sprechen, während ich dabei bin und ggf. korrigieren kann. Es gibt auch wirklich nette Menschen, in deren Beisein der Grünschnabel auch das Pferd in Ruhe untersuchen kann. Aber wenn der Besitzer das ablehnt, habe ich als TA einer nicht universitären Klinik keine andere Wahl, als meinen Studenten nur daneben stehen zu lassen.
Vernünftige Lehre kann für den Lehrenden sehr anstrengend sein, besonders, wenn es um Softskills geht. Ich bin auch nie darauf vorbereitet worden, anderen Menschen beizubringen, wie man [meiner Meinung nach] gut kommuniziert. Das ist eigentlich Aufgabe der Universität. Sehr bedauernswert, dass das offensichtlich immer noch nicht Teil des Lehrplans ist.

noame
30.05.2014, 15:55
Wir sind kein Universitätsklinikum, "Sie müssen damit rechnen, dass Lehre stattfindet, wenn sie an eine Uniklinik kommen", funktioniert nicht. Es geht hier also um wirtschaftliche Interessen, weil der Ruf der Klinik beschädigt werden könnte, wenn Besitzer sich durch Gespräche mit Studenten degradiert fühlen. Abgesehen davon, dass natürlich die Möglichkeit besteht, dass Studenten Fehler machen. Und das tun sie, deswegen sind sie Studenten. Fehlinformationen, mangelndes Fingerspitzengefühl oder sie kriegen kein Wort raus, wenn sie vor dem Besitzer stehen. Natürlich können sie nichts dafür, aber in Zeiten, in denen die Leuten ihrem Ärger gerne mal über einschlägige Bewertungsportale Luft machen, muss man als wirtschaftlicher Betrieb echt vorsichtig sein, an wen man seine Studenten ran lassen kann.

Ich frage IMMER, ob der Besitzer damit einverstanden ist, mit einem Studenten zu sprechen, während ich dabei bin und ggf. korrigieren kann. Es gibt auch wirklich nette Menschen, in deren Beisein der Grünschnabel auch das Pferd in Ruhe untersuchen kann. Aber wenn der Besitzer das ablehnt, habe ich als TA einer nicht universitären Klinik keine andere Wahl, als meinen Studenten nur daneben stehen zu lassen.
Vernünftige Lehre kann für den Lehrenden sehr anstrengend sein, besonders, wenn es um Softskills geht. Ich bin auch nie darauf vorbereitet worden, anderen Menschen beizubringen, wie man [meiner Meinung nach] gut kommuniziert. Das ist eigentlich Aufgabe der Universität. Sehr bedauernswert, dass das offensichtlich immer noch nicht Teil des Lehrplans ist.

Ich finde auch nicht, das ein Student alles beantworten können muß. Ihn aber aus dem Bereich komplett rauszuhalten, halte ich für ebenso falsch. Es gibt Patienten, die dann halt in der Karte stehen haben, das die Kommunikation ausschließlich über TA XY läuft (vorzugsweise Klinikchef), was ich, gerade wenn schon einiges schiefgelaufen ist, oder auch nur vom Besitzer falsch verstanden wurde, total verständlich finde. Wenn allerdings ein Besitzer zu mir kommt, und ich darf ihm keinerlei Fragen beantworten, auch die nicht, die ich durchaus beantworten könnte - finde ich das zu weit gegriffen. Ebenso finde ich, das man solche Kurse, wie sie teilweise extra angeboten werden, eben eigentlich verpflichtend ins praktische Jahr eingebunden werden sollte.

Ich habe das Glück, das ich mit einer TÄ rumfahre, die selber jahrelang unterrichtet hat, und die mich auch hier und da einen Teil des Kundengespräches führen läßt. Dinge, bei denen ich unsicher bin, würde ich dann eh wieder an meine TÄ zurückreichen. Nur das übt doch am Ende, mal einem Besitzer etwas zu erklären, auch mal selber zu merken, WO in der Kommunikation die Probleme liegen würden....

maxz
31.05.2014, 15:17
Bin kein Tiermediziner und fand den Einblick echt interessant. Und auch diese ständige Frage, ob die Behandlung wegen der Kosten durchgeführt werden kann oder nicht und das das so direkt kommuniziert werden muss, auch mit sofortiger Abrechnung etc.
Wie sieht das denn jetzt bei der Notfallintubation aus bei diesem Kater, der anschließend verstorben ist? Muss das die Familie jetzt zahlen? Die haben sich ja gegen eine weitere Therapie ausgesprochen. Und war der Ablauf da normal? Also jetzt mal mit humanmedizinischem Ansatz hätte doch eine sofortige Intubation nachdem klar war, dass sich der Zustand weiter verschlechtert (erst recht bei der Röntgenprozedur) und Narkose mit anschließendem "entspannteren" Röntgen und Drainage legen (hab nichtmehr ganz genau in Erinnerung, wo die FLüssigkeit war) wahrscheinlich die Überlebenschancen erhöht oder nicht? Bin nicht vom Fach, also keine Ahnung, ob das jetzt völliger Mist ist, den ich von mir gebe :D.

Und reanimiert ihr eigentlich? War ja jetzt bei dem Kater nicht der Fall.