PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin Studium bei der Bundeswehr



Seiten : [1] 2 3

Xy
03.06.2014, 12:42
Hallo, gibt es hier den ein oder anderen der sich für ein Studium bei der Bundeswehr entschieden hat und mir darüber berichten könnte?

Basti1989
03.06.2014, 14:05
Bei mir läuft gerade noch die Bewerbung an der Führungsakademie;) Was willst du denn wissen?

Xy
05.06.2014, 11:06
oje ich habe ganz viele fragen:-)
wie die voraussetzungen sind und wie das mit dem Ausland ausschaut wenn man kinder hat..außerdem wie weit muss man von seiner Stadt weg ziehen und ab wann weiß man das..
ich weiß während den ferien im studium muss man seine grüne ausbildung machen..wie lang dauert das?

Rico
05.06.2014, 11:31
Was sagt denn die Suchfunktion zu dem Themen? Hatten wir ja schon ein- oder zweimal...

Basti1989
05.06.2014, 11:50
Voraussetzung ist natürlich das Abitur. Jeder Landkreis in Deutschland besitzt ein Kreiswehrersatzamt und darüber läuft dann die Bewerbung über deinen Einstellungsberater. Welches Amt das ist, kannst du auf der Internetseite der Bundeswehr erfragen, die haben auch eine kostenlose Telefonnummer;) Wenn dein Einstellungsberater der Meinung ist, dass eine Bewerbung sinnvoll ist, schickt er deine Unterlagen an das Assessment-Center nach Köln. Die laden dich dann ein und dort machst du dann einen dreitägigen Test (Sporttest, Intelligenztest, Gruppengespräch, Mathe und Deutsch). Wenn die dich dann studieren lassen, machst du erst eine dreimonatige Grundausbildung an der Waffe und gehst dann ins Studium. Mit Ausnahme von Heidelberg, darfst du bundesweit studieren und bekommst ein Gehalt von ca. 1100€. Du musst als Arzt und Soldat der Bundeswehr natürlich auch ins Ausland gehen, egal ob du Kinder hast oder nicht. Wenn dir dort was passiert, ist deine Familie aber abgesichert, sodass man sich da keine Sorgen machen muss. Wie weit man als Arzt dann insgesamt von seinem Heimatort wegziehen muss, lässt sich vorher nicht abschätzen. Da du aber Familie hast, versuchen die das schon human zu gestalten. Während den Semesterferien musst du nicht an die Waffe. Du konzentrierst dich voll und ganz auf dein Studium und darfst höchstens zwei Semester überziehen. Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen;)

Heerestorte
05.06.2014, 12:28
Da stimmen einige Sachen nicht:

Erstens heißen die Dinger nicht mehr Kreiswehrersatzamt, sondern Karrierecenter.
Zweitens heißen die Personen nicht mehr Einstellungsberater, sondern Karriereberater.
Drittens macht man am Assessmentcenter für Führungskräfter der Bundeswehr (ehemals OPZ genannt),
wenn man sich nur für Medizin bewirbt, keinen Mathetest, sondern nur den SanTest.

Und auch das mit Heidelberg stimmt nicht.
Letztes Jahr gab es in Heidelberg, Tübingen, Freiburg, Mannheim und evtl. noch anderen Unis keine Studienplätze für Sanitätsoffizieranwärter.

Das mit dem Gehalt stimmt auch nicht. Die Dienstbezüge richten sich nach dem Dienstgrad.
Dieser ist, zu Beginn des Studiums, Gefreiter. Also Besoldungsstufe A3Z.
Wie viel das ist, kann man mit der Hilfe eines Besoldungsrechners nachschauen.

Und human gestalten wird schwer.
Wenn man an seiner Wunschuni keinen Platz bekommt, dann hat man Pech gehabt und muss evtl. auch quer durch Deutschland ziehen.

Nach dem Studium das Gleiche:
Es gibt nur 5 BWKs und wenn keins in der Nähe der Heimat liegt, dann ist es mit der Nähe zur Familie eher schwer.
In der Truppenarztzeit ist das schon etwas flexibler.
Liegt aber einfach daran, dass es mehr Kasernen und Sanitätszentren gibt und diese somit besser verteilt sind in Deutschland.

Und man muss sehr wohl in den Semesterferien "an die Waffe", zumindest einmal im Jahr.
Da man ja Soldat ist, muss man einmal jährlich Schieß- und Sportleistungen erbringen.

Und nicht vergessen:
Du wirst nicht bei der Bundeswehr Medizin studieren, sondern du wirst zum Sanitätsoffizier ausgebildet.
Dieser ist nunmal Soldat und Arzt, aber denk nicht, dass du nur den ganzen Tag Patienten behandeln wirst.
Als Offizier und somit auch Vorgesetzter hast du auch, je nach Dienstposten, organisatorische Aufgaben zu erfüllen.

Basti1989
05.06.2014, 13:10
Zu meiner aktiven Zeit hießen die Dinger noch "Kreiswehrersatzamt", kann mich mit der ganzen Umstrukturierung nicht anfreunden, sorry. Und ob der gute Mann jetzt Einstellungsberater oder Karriereberater heißt, ist doch egal.:D
Mir ist jetzt auch nur Heidelberg eingefallen, Tübingen, Freiburg, Mannheim kann schon sein. Das mit den 1.100€ warf ich nur als ungefähre Zahl in den Raum, das müsste man dann wirklich nachschauen. Das mit dem Mathe-Test ist falsch. Du musst einen schreiben, egal für was du dich bewirbst. Wenn du dich für Med. entscheidest, fällt der Test aber nicht sonderlich ins Gewicht, da du ja kein Ingenieur werden willst. Der große Nachteil ist eben - wie mein Vorredner schon meinte -, die Verwendung an Gott weiß was für Standorten in der Provinz und natürlich auch die lange Verpflichtungszeit. Das muss man sich vorher schon genau überlegen, ob man das wirklich will oder nicht. Ich kenne auch einige die über die Bundeswehr studieren und ich kann dir sagen, dass die da ganz schön Druck machen. Man darf also nicht faul sein;) Ruf doch einfach mal dort an, die Helfen dir da gerne weiter:-top

Heerestorte
05.06.2014, 13:16
Das mit dem Mathe-Test ist falsch.

Nein, ist es nicht.
Ich war selber an der damals noch genannten OPZ und ich habe keinen Mathetest geschrieben.
Der Mathetest wird nicht geschrieben, wenn man sich ausschließlich für die SanOA-Laufbahn bewirbt.

EDIT:

Ich denke, dass die häufigsten Fragen beantwortet wurden.
Oder möchtest du noch etwas wissen xy?

Basti1989
05.06.2014, 14:29
Interessant fand ich aber jetzt die Tatsache, dass man auch während des Studiums Dienst an der Waffe leisten muss. Das wusste ich nicht, aber macht natürlich auch Sinn;)

Heerestorte
05.06.2014, 14:33
Das ist ja nicht viel.
Einmal ein paar Stunden auf die Schießbahn und das wars.
Es kam vielleicht falsch rüber. Gezwungen wird man nicht, aber es ist nur von Vorteil, wenn man das macht.

Basti1989
05.06.2014, 14:38
Also ist es keine Pflicht? Ok, dann lag ich doch nicht so falsch...;-)

Heerestorte
05.06.2014, 14:39
So gut wie Pflicht halt.
Dir sagt der Begriff IGF ja sicherlich was.

Basti1989
05.06.2014, 14:47
Die Weisung von Grundfertigkeiten, ja;) Macht Sinn.

WackenDoc
07.06.2014, 14:15
Ich weiss nicht, ob es geändert wurde, aber zu meiner Zeit waren die grünen Verpflichtungen (IGF gab´s damals noch nicht) für SanOA keine Pflicht.

Ich finde die Frage aber schon befremdlich. Wenn man SanOffz werden will, sollte man sich mit dem Soldatenberuf schon identifizieren- und dazu gehört eben auch Sport, Schießen , Marschieren etc.

Voraussetzungen: Abitur, 30. Lebensjahr bei Einstellung noch nicht vollendet, NC schwankt zwischen 1,3 und nicht vorhanden je nach Jahrgang und Bewerberzahlen. Man muss natürlich gesund sein und den Sporttest bestehen (der ist allerdings sehr einfach und spiegelt auhc nicht die Belastungen wieder, die später noch auf einen warten). Bundesweite Versetzbarkeit und Bereitschaft zu Auslandseinsätzen ist auch Pflicht. Tunlichst nicht vorbestraft-würde aber im Einzelfall geprüft werden.
Und natürlich muss man am Assesmentcenter so gut abschneiden, dass man besteht und man eine Stelle bekommt.

Man bewirbt sich über den Karriereberater im nächstgelegenen Karrierecenter. Dann bekommt man eine Direktabsage oder Einladung an´s AC. Wenn man da erfolgreich ist, bekommt man die Aufforderung zum Dienstantritt und fängt dann zum Zeitpunkt x seine Grundausbildung an.
Danach gibt es noch die Module des Offizierslehrgangs- die finden aber meines Wissens nach in den Semesterferien statt.

Zum nächsten Semester erfolgt dann die Beurlaubung zum Studium- man bekommt eine Betreuuungseinheit und studiert ganz normal an einer zivilen Uni.
Zum Ende des Studiums gibt es ein Personalgespräch- dort wird festgelegt in welcher Fachrichtung man beginnt und in welchem Bundeswehrkrankenhaus man seine erste klinische Phase macht. So weit ich weiss, wird seit neuestem versucht auch schon die weitere Verwendung danach zu planen, ich weiss aber nicht, ob das schon reibungslos klappt. Je nach Fachrichtung kann man ab da auch schon in die Auslandseinsätze.Üblicherweise macht man in dieser Phase auch seinen Notarztschein.
Danach gibt es verschiedene Wege- vom Verbleib im BWK, über die Truppenarztzeit bis zu speziellen Verwendungen wie Kompaniechef, Lehre etc.
Wie sich die Auslandseinsätze entwickeln weiss noch keiner- wir haben gerade eine Phase mit hoher Belastung hinter uns, kann sein, dass es erstmal ruhiger wird. Und auch wenn man Familie und Kinder hat, geht man in den Einsatz.

In der normalen Verpflichtungszeit sind 3 Jahre Weiterbildung im festgelegten Fachgebiet inclusive. Es gibt aber Möglichkeiten eine Facharztzusage zu bekommen.

Ich:1-Gott:0
09.06.2014, 14:06
Ich denke das meiste hast du nun gehört.
Noch was: Du kannst dich auch bewegen, genommen werden und bereits nach einem oder zwei Semestern freikaufen den Platz aber dennoch behalten. So hat es einer meiner Tauschapartner gemacht. Vorausgestzt du zahlst das verdiente Geld zurück. Er hat halt einfach alles aufespart.

WackenDoc
09.06.2014, 14:28
Nein, so einfach ist das mit dem wieder rauskommen nicht.
Es gibt Tricks, aber einfach nach 1-2 Semestern kündigen und zahlen geht nicht.

Was ich von Leuten halte, die das von vorne herein so planen, sage ich besser nicht.

ycr83
09.06.2014, 15:16
Noch eine kleine Korrektur zu den genannten Unis wie Heidelberg etc. - dort hat die Bundeswehr zwar tatsächlich kein eigenes Kontingent an Plätzen. Wenn man aber über das reguläre, zivile Auswahlverfahren einen Platz bekommt, kannst du auch als SanOA dort studieren, der BW ist das natürlich nur recht. Genau so macht es eine Freundin von mir hier in HD.

Basti1989
09.06.2014, 16:24
Hier ein kleines Video über einen Arzt in der Bundeswehr:
http://www.youtube.com/watch?v=DAwV6zQyLXA

Ich:1-Gott:0
11.06.2014, 22:53
Nein, so einfach ist das mit dem wieder rauskommen nicht.
Es gibt Tricks, aber einfach nach 1-2 Semestern kündigen und zahlen geht nicht.

Was ich von Leuten halte, die das von vorne herein so planen, sage ich besser nicht.

Du kannst ja davon halten was du willst. Wenn die Leute ihr Zeug zurückzahlen finde ich es nicht so verwerflich. Schließlich haben Sie die Prüfung wie jeder andere absolviert und anscheinend besser abschnitten. Wie auch immer.
Anscheinend geht es so leicht, weil ich 2 Leute kenne die das locker über die Bühne gebracht haben.
Die Info wollte ich dem Threadsteller nicht vorenthalten.

Heerestorte
11.06.2014, 23:03
Ja, aber dennoch nehmen sie Jemandem die Stelle als Sanitätsoffizieranwärter weg, der womöglich Spaß an dem Beruf gehabt hätte und bei der Bundeswehr geblieben wäre.
Keine Studienplatzabgreifer wie die Leute, die du kennst.
Nichts anderes beschreibst du da.